Red Planet [2000]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Oktober 2011
Genre: Science Fiction

Originaltitel: Red Planet
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA / Australien
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Antony Hoffman
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Val Kilmer, Carrie-Anne Moss, Tom Sizemore, Benjamin Bratt, Simon Baker, Terence Stamp


Kurzinhalt:
Mitte des 21. Jahrhunderts ist die Erde überbevölkert und die Ressourcen erschöpft. Die einzige Hoffnung scheint in der Besiedelung anderer Planeten zu liegen. Vor Jahren bereits wurden mit Proben zahlreiche Algenkulturen auf den Mars geschossen, um die Oberfläche zu verändern und die Luft atembarer zu machen. Nun, im Jahr 2056, soll die "Mars-1" als erstes bemanntes Raumschiff zum roten Planeten fliegen. Unter dem Kommando von Kate Bowman (Carrie-Anne Moss) obliegt es der fünfköpfigen Crew bestehend aus Gallagher (Val Kilmer), Burchenal (Tom Sizemore), Santen (Benjamin Bratt), Pettengill (Simon Baker) und Chantilas (Terence Stamp), die vorab errichteten Habitate aufzusuchen und den Grundstein für eine Kolonisierung zu legen.
Doch im Marsorbit angekommen, wird das Schiff von einer schweren Sonneneruption getroffen und die Crew fliegt mit Ausnahme von Bowman in der Landungskapsel auf die Oberfläche. Weitab vom Kurs angekommen, müssen sie zusammenhalten, um zu überleben, als sich der mitgebrachte, militärische Aufklärungsroboter AMEE gegen die Crew wendet ...


Kritik:
Red Planet ist der bislang einzige Spielfilm von Regisseur Antony Hoffman, der im gleichen Jahr erschien wie der bedeutend erfolgreichere Mission to Mars [2000]. Beiden Filmen ist gemein, dass sie von der ersten bemannten Raumfahrtmission zum Mars handeln und dass die Astronauten dort etwas vorfinden, was sie nicht erwartet haben. Während Mission to Mars hier mit einem esoterisch anmutenden Ansatz zu überzeugen versucht, richtet sich Red Planet eher an ein Publikum, das Science Fiction-Abenteuer erzählt hören möchte, wie man es aus Klassikern der 1950er Jahre kennt. Die Entdeckung ist auf eine rudimentäre Art und Weise verständlich, auch wenn nicht näher auf die Hintergründe eingegangen wird. Vor allem jedoch geht es darum, was geschieht, bis die Astronauten auf dem Mars jene Entdeckung machen – und wie sie davon kommen, um jemandem darüber berichten zu können.

Die Crew der "Mars-1", wie das Raumschiff treffend getauft wurde, besteht aus fünf Männern und einer Frau. Die Kommandantin Bowman, deren Name bereits in Anlehnung an Dave Bowman aus Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum [1968] gewählt scheint, ist dabei überaus bodenständig, der Mechaniker Gallagher ein Draufgänger. Burchenal scheint nicht glücklich, überhaupt dabei zu sein, während Pettengill ängstlich wirkt, auch wenn kein Grund besteht. Ted Santen ist am ehesten, was man den Bösen nennen kann, während Chantilas als erfahrenster und ältester Teilnehmer für die philosophischen Einsichten sorgt. Wie so oft bei Geschichten wie diesen, geschieht während des langen Flugs zum Mars nicht viel, ehe am 5. Februar 2057, als die "Mars-1" endlich ankommt, eine schwere Sonneneruption das Schiff erreicht und die meisten Systeme lahmlegt. Der Absprung im Landungsmodul muss also übereilt geschehen und während Bowman zurückbleibt, um die "Mars-1" wieder flugtüchtig zu bekommen, steht der Bodencrew eine unsanfte Landung bevor.
Um auf der Oberfläche überleben zu können, müssen sie ein zuvor auf dem Mars aufgebautes Habitat aufsuchen, doch das Shuttle ist weit vom Kurs abgekommen und als wäre all das nicht schlimm genug, hat der ebenfalls abgeworfene Militärroboter AMEE, der für Aufklärung und Erkundung mitgebracht wurde, eine Fehlfunktion und betrachtet die Crew als Feind. Was dann geschieht, sei hier nicht verraten, denn es macht den eigentlichen Spaß des Films aus. Es soll vielmehr genügen, dass die Drehbuchautoren ein paar interessante Einfälle haben einfließen lassen, was unter anderem die zuvor auf den Mars geschossenen Algenkulturen angeht, die auf mysteriöse Weise wieder verschwunden scheinen.

Red Planet gibt bei Schlüsselmomenten immer wieder kurze Erklärungen, ohne jedoch zu technisch zu werden. Gerät die Story an einen Punkt, ab dem die Figuren in einer unlösbaren Zwickmühle stecken, findet sich aus dem Nichts eine Lösung, die so fantastisch scheint, dass man schmunzeln muss, ob man will oder nicht. Hauptaugenmerk liegt darauf, wie die Figuren reagieren in einer Situation, die so unvorhersehbar und so unberechenbar ist, wie die erste bemannte Landung auf dem Mars. Dementsprechend schnell kommt es zu Spannungen und Reibereien und das Einzige, was fehlt, wäre ein Faustkampf durch die Helme der Astronauten hindurch.

Wodurch Red Planet auch heute noch beeindruckt sind Bilder vom Mars, wie man sie sich vorstellen würde, selbst wenn mit Sicherheit nicht dort gedreht wurde. Auch scheint die Technik der "Mars-1", der Raumanzüge, der Landungskapsel oder die biegsamen Displays, gar nicht unrealistisch oder unglaubwürdig. Dass manche der Spezialeffekte auch nach zehn Jahren nicht als solche zu erkennen sind, veredelt das Weltraumabenteuer zusätzlich. Manch andere sind hingegen sehr offensichtlich und sieht man zu, wie die Mannschaft der "Mars-1" funktioniert, erscheint es nicht, als ob diese Menschen in jener Konstellation je hätten ins All starten dürfen. Das Team harmoniert nicht und die Darsteller, allen voran Val Kilmer und Tom Sizemore tragen ihre Dialogzeilen vor, ohne dass man ihnen abnimmt, selbst zu glauben, was sie sagen. Einzig Carrie-Anne Moss überzeugt und das nicht zuletzt, weil sie den Großteil des Films ihre Szenen allein meistern darf, ohne durch ihre Ko-Darsteller beeinträchtigt zu werden.
Zu allem Überfluss klingt Komponist Graeme Revell, als wolle er seinen Score zu Pitch Black - Planet der Finsternis [2000] hier aufwärmen, was jedoch in den wenigsten Szenen nahtlos zu den Bildern passt. Ein kleiner Trost: so erschreckend wie der Soundtrack zu Mission to Mars klingt der zu Red Planet glücklicherweise nicht.


Fazit:
Der Monolog aus dem Off, der Red Planet einleitet, die Geschichte der verschmutzten und überbevölkerten Erde erklärt, und auch jener am Schluss erinnern frappierend an B-Filme des Science Fiction-Genres. Inhaltlich ist der Film von Regisseur Antony Hoffman nicht viel mehr und möchte auch nicht mehr sein. Schnell erzählt, mit lockeren Sprüchen auch in den unpassendsten Momenten, und einer gelegentlich einfallsreichen Story bietet er alles, was Genrefans aufmerksam halten wird.
Die Besetzung scheint unglücklich zusammengestellt, auch sind nicht alle Spezialeffekte auf demselben hohen Niveau, und wer anfängt, über die Geschichte nachzudenken, wird feststellen, dass es Vieles gibt, was ohne Erklärung bleibt. Doch letztendlich sind es die guten Ideen, die im Gedächtnis bleiben, und wenn der Abspann zu rollen beginnt, hat man ein gutes Gefühl, anstatt sich nach einer vielversprechenden Ausgangslage um eine entsprechende Umsetzung betrogen zu fühlen. Manchmal genügt es schon, wenn uns Filme das mit auf den Weg geben.