Red Lights [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 06. April 2013
Genre: Drama / ThrillerOriginaltitel: Red Lights
Laufzeit: 113 min.
Produktionsland: Spanien / USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Rodrigo Cortés
Musik: Víctor Reyes
Darsteller: Cillian Murphy, Sigourney Weaver, Robert De Niro, Toby Jones, Joely Richardson, Elizabeth Olsen, Craig Roberts, Leonardo Sbaraglia, Adriane Lenox, Garrick Hagon, Burn Gorman, Mitchell Mullen
Kurzinhalt:
30 Jahre, nachdem sein größter Kritiker während seiner Show einen unerklärlichen Herzinfarkt erlitt, meldet sich der vermeintlich übersinnlich begabte Simon Silver (Robert De Niro) auf der Bühne zurück. Insbesondere für Wissenschaftler Tom Buckley (Cillian Murphy), der zusammen mit seiner Kollegin Margaret Matheson (Sigourney Weaver) paranormale Erscheinungen untersucht und als Betrügereien enttarnt, ist Silver interessant. Doch Margaret rät Tom davon ab, ihn unter die Lupe zu nehmen. Sie hatte sich früher einmal an seiner Enttarnung versucht und war gescheitert, auch wenn sie sich sicher ist, dass er ein Hochstapler ist wie alle anderen, die sie bislang ins Visier genommen haben.
Doch bereits bei Toms erster Untersuchung, geschehen Dinge, die er sich nicht erklären kann und je länger er forscht, umso mehr erhärtet sich der Verdacht, dass Silver so begabt ist, wie er vorgibt zu sein ...
Kritik:
Über zwei Drittel seiner Lauflänge fühlt sich Rodrigo Cortés' Red Lights an wie eine Fahrt bei einer unbekannten Geisterbahn: Obwohl man Ähnliches schon einmal mitgemacht hat und genau weiß, wann und wie die Schockmomente kommen, funktionieren manche dennoch. Selbst wenn man es eigentlich besser wissen sollte. Der letzte Akt hingegen versucht, sich eine Hintertür offen zu halten, um sich nicht auf eine eindeutige Aussage festzulegen. Ein Fernsehmoderator verrät im Film, dass über 40 % der Bevölkerung angeben, bereits übernatürliche Erfahrungen gemacht zu haben und auch wenn es keine Möglichkeit gibt, diese Zahl zu überprüfen, sei hier die Frage aufgeworfen, wem noch nie mulmig zumute war, als der Wind nachts draußen gegen die Fenster gedrückt hat und man ganz allein im Haus oder der Wohnung war? Wer hat noch nie die eigene Spiegelung im Fenster gesehen als es dunkel war und nur für den Bruchteil eines Moments geglaubt, es wäre jemand anders als man selbst? Das viel gerühmte "Paranormale", das sich mit Vernunft, Physik und Chemie nicht erklären lässt, hat eigentlich keinen Platz in unserer Welt. Warum fallen wir also auf die bekannten Tricks herein?
Letztlich führt uns Filmemacher Cortés', dem mit Buried - Lebend begraben [2010] ein erstklassiger klaustrophobischer und beklemmender Thriller gelungen ist, mit ganz bekannten Methoden vor: Abgelenkt vom Effektvollsten übersieht man das Offensichtlichste. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, nur ist es damit wie mit der Fahrt in der Geisterbahn: Am Ende fragt man sich, ob es den Eintrittspreis wirklich wert war.
Red Lights stellt dabei Margaret Matheson und Tom Buckley vor, die mit ihrer Skepsis und ihrem wissenschaftlichen Verstand vermeintlich übersinnliche Ereignisse als Scharlatanerie enttarnen. Dass es an ihrer Universität einen Lehrstuhl gibt, der sich mit der Erforschung dieser Grenzwissenschaften beschäftigt und der einen bedeutend größeres Budget zur Verfügung hat, muss ihnen wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. Und dass die Untersuchungen der beiden interessieren liegt vornehmlich daran, dass sie von Sigourney Weaver und Cillian Murphy verkörpert werden. Dabei spielt ihre Motivation in der ersten Filmhälfte eine bedeutend größere Rolle, als die seine. Ihnen gegenüber steht Simon Silver, gespielt von einem charismatischen, wenn auch nicht sehr geforderten, weil meist hinter einer Sonnenbrille versteckten Robert De Niro, der Fähigkeiten zu besitzen scheint, die sich nicht erklären lassen. Das muss Tom auch am eigenen Leib erfahren, obwohl ihn Margaret davon abhalten möchte, Silver zu untersuchen. Dass sie früher schon einmal auf Silver getroffen war, ist bei einer solchen Art Film vorgegeben, ebenso dass er der einzige ist, den sie nie des Betrugs überführen konnte.
So gibt sich die erste Filmhälfte, wie man es gewohnt ist, auch wenn Regisseur und Autor Cortés eine Atmosphäre erschafft, die nicht zuletzt dank des unterschwelligen Basses für Unbehagen sorgt. Laut eingespielte Geräusche und der entsprechende Einsatz der Musik sorgen für den ein oder anderen Erschreckmoment und auch wenn man behaupten mag, das seien billige Tricks, sie sind nichtsdestoweniger effektiv.
Doch irgendwann steht für das Skript die Entscheidung an, ob es sich nun für oder gegen die Existenz von übernatürlichen Kräften ausspricht. So sehr wir selbst sehen wollen, wie bestimmte Zauberkünste funktionieren, es genießen, wenn Tom und Margaret die Hochstapler aufdecken, so sehr wollen wir uns insgeheim doch das Staunen bewahren angesichts von Zauberern, die durch die Lüfte fliegen können. Und so kann Rodrigo Cortés eigentlich keine Entscheidung treffen, die alle im Publikum zufriedenstellt. Das Finale beginnt mit einer Prügelei, die einige Einstellungen zu weit geht, als eigentlich notwendig wäre und ähnlich verhält es sich mit der Story, die am Ende versucht einen Haken zu schlagen, der zwar gut gemeint ist, aber nicht vollends überzeugt. Vielmehr hat man das Gefühl, als hätte Red Lights all dies packender und temporeicher erzählen können. Randfiguren wie die von der talentierten Elizabeth Olsen gespielte Studentin Sally werden auf halber Strecke fallengelassen, um sie in einem geeigneten Moment wieder heranzuziehen und Joely Richardson würde man ebenfalls eine gewichtigere Rolle wünschen. Dass eine tragende Figur auf sträflich sinnlose, wenn auch überraschende Weise aus dem Film geschrieben wird, macht deutlich, dass die Vorlage nicht zu Ende gedacht erscheint.
Stattdessen konzentriert sich Red Lights auf seine drei bekannten und routinierten Hauptdarsteller, die den Film fraglos veredeln. Doch trotz der guten Optik und der gruseligen Atmosphäre macht er sich ihre Präsenz jedoch nicht zunutze, sondern lebt vielmehr davon. Rechnet man sie heraus, bleibt ein unheimlicher Mystery-Thriller, der handwerklich solide umgesetzt ist, aber keine neuen Ideen liefert.
Fazit:
Manche Anspielung oder Idee scheint sich in Rodrigo Cortés' Thriller im Sande zu verlaufen und andere Einstellungen sind schlicht zu viel, wie wenn Robert De Niro mit Sonnenbrille aus dem Flugzeug steigt, sie absetzt und sofort wieder aufsetzt, nur damit wir seine Augen zu sehen bekommen – wieso darf er die Sonnenbrille nicht erst aufsetzen, nachdem wir sie gesehen haben?
Red Lights konzentriert sich auf eine unheimliche Stimmung, die während der ersten zwei Drittel des Films besser funktioniert, als beim Finale. Dann setzt er auf lautes Getöse und versucht mit einem Kniff zu überraschen, der irgendwie nicht richtig erscheint. Von den Schockmomenten treffen bis dahin die meisten dank der guten Umsetzung und dass man interessiert bleibt liegt an den bekannten Darstellern. Aber letztendlich scheint der Film wie eine etwas zu lang geratene Erzählung einer Episode aus Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002]. Angesichts der Besetzung ist dies allerdings nicht genug.