Ready Player One [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. März 2018
Genre: Science Fiction / Action / ThrillerOriginaltitel: Ready Player One
Laufzeit: 140 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Steven Spielberg
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Lena Waithe, Ben Mendelsohn, T.J. Miller, Simon Pegg, Mark Rylance, Susan Lynch, Win Morisaki, Philip Zhao, Mckenna Grace
Kurzinhalt:
Im Jahr 2045 leben und arbeiten die Menschen zum größten Teil in der OASIS, einer virtuellen Realität, erschaffen von Ogden Morrow (Simon Pegg) und James Donovan Halliday (Mark Rylance). Nach seinem Tod verkündet Halliday in einer Videonachricht, dass er irgendwo in dieser virtuellen Welt ein Easter Egg versteckt habe. Wer es zuerst findet, erbt nicht nur sein unermessliches Vermögen, sondern die Kontrolle über die OASIS. Für den Großkonzern IOI ist Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) darauf bereits seit langem aus, immerhin ist die OASIS die wichtigste und wertvollste Ressource der Welt. Doch jahrelang blieb Hallidays erstes von drei Rätseln, die den Weg zu dem Ei weisen, ungelöst – bis der junge Wade Watts (Tye Sheridan), der in der OASIS als Parzival auftritt, es schließlich knackt. Daraufhin entbrennt der Wettkampf um das Ei von Neuem, wobei Sorrento mit seiner Armee die Jagd auf Parzival und seine Freunde Aech (Lena Waithe) und Art3mis (Olivia Cooke) eröffnet. Aber nicht nur in der virtuellen Welt, sondern auch in der realen …
Kritik:
Es klingt, als könne es nicht zusammenpassen, wenn eine Texttafel zu Beginn von Steven Spielbergs Ready Player One darüber informiert, dass der Film in Columbus, Ohio im Jahr 2045 spielt, während gleichzeitig „Jump“ von Van Halen (erschienen 1984) aus den Lautsprechern ertönt. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Ernest Cline, ist die Romanadaption gleichermaßen eine liebevolle Hommage an die 1980er-Jahre und ein actiongepackter Science Fiction-Film, dessen Thema aktueller nicht sein könnte.
In dieser nicht allzu fernen Zukunft verbringt die Menschheit, die irgendwann aufgegeben hat, den Planeten retten zu wollen, sondern sich stattdessen mit dem desolaten Zustand arrangiert, die meiste wache Zeit in der OASIS, einer virtuellen Realität, in die man mittels einer speziellen Brille und haptischen Handschuhen für die Interaktion eintaucht. Dort leben die Menschen, dort arbeiten sie und verlieben sich. Als der Erfinder der OASIS, James Donovan Halliday nach seinem Tod in einer Videobotschaft verkündet, dass er ein Easter Egg irgendwo darin versteckt habe und wer immer es findet, nicht nur die Kontrolle über die OASIS, sondern auch sein gesamtes Vermögen erben werde, entbrennt ein Wettkampf, bei dem der machtbesessene Konzern IOI unter der Führung des skrupellosen Nolan Sorrento mehr Ressourcen zur Verfügung hat, als irgendjemand sonst. Erzählt wird die Geschichte aus dem Off von dem 18jährigen Wade Watts, dem es als Avatar Parzival in der OASIS gelingt, das erste Rätsel zu lösen, mit denen Halliday den Weg zum Easter Egg gespickt hat.
Bereits bei der Action-Sequenz zu Beginn von Ready Player One, beginnt sich bei Kindern der Achtzigerjahre, bei jemand, der mit eben dieser Popkultur, den Videospielen und der Musik aufgewachsen ist, unweigerlich ein Grinsen im Gesicht breitzumachen – es wird bis zum Abspann anhalten. Der adrenalingeladene Abschnitt, der ein Rennen beschreibt, ist inhaltlich chaotisch, so übertrieben und allein in der gezeigten Physik derart fernab jeglicher Realität, dass man sich vorkommt, wie in einem Videospiel. Darin eingebettet sind so viele Referenzen an Meilensteine der unterschiedlichen Popkultur-Medien, an Videospiele, TV-Serien, Filme, Bücher oder Musik, dass Fans ewig brauchen werden, jedes einzelne Bild zu analysieren, um zu versuchen sie zu entdecken. Wie es Filmemacher Spielberg gelungen ist, sich die Rechte für eine Verwendung der unterschiedlichen Figuren zahlreicher Rechteinhaber zu sichern, ist ein Rätsel. Das Aussehen von Charakteren, Raumschiffen, Autos, Zitate unterschiedlichster Quellen … Ikonen der Popgeschichte geben sich hier die Klinke in die Hand. Es ist, als würde man einen Blick in den Himmel für alle Nerds werfen.
Statt sich über die Leidenschaft oder gar Obsession von Spieler und Fans lustig zu machen, werden sie liebevoll ins Zentrum gerückt. Nachdem Wade den ersten Schritt in Richtung Hallidays Erbe getan hat, nimmt der Kampf um die OASIS Fahrt auf, wobei IOI nicht nur innerhalb der virtuellen Welt mit allen Mitteln um den Sieg ringt. Wade und seine Mitstreiter, darunter Art3mis und Aech, die alle jahrelang trainiert und sich mit Hallidays Vergangenheit beschäftigt haben, sind urplötzlich relevant und entscheiden mit allen anderen Spielern der OASIS, die im wirklichen Leben vielleicht keinen großen Fußabdruck hinterlassen, über das Schicksal beider Welten. Der realen und der virtuellen.
So wundert es nicht, dass das erste Drittel von Ready Player One hauptsächlich in der OASIS spielt, wobei sich die vielen Referenzen und Anspielungen nicht auf die OASIS beschränken. Sieht man beispielsweise Sorrentos Büro und Virtual Reality-Kapsel, dann ist es beinahe, als befände man sich in Senator Palpatines Büro in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung [1999]. Macht Sorrento Wade schließlich ein Angebot, um für IOI Hallidays Easter Egg zu finden, wirkt sich die Bedrohung aus der virtuellen Existenz in der realen merklich aus. Prallen für das Finale beide Welten aufeinander, ergibt das eine mitreißende Dynamik, bei der das Publikum nicht mehr nur passiv dabeisitzt. Das liegt auch an dem fantastischen Score von Alan Silvestri, der in den passenden Momenten sowohl seine eigenen Themen (Zurück in die Zukunft [1985]) aufgreift als auch die anderer Filme.
Das Drehbuch komprimiert die Ereignisse des Buches überaus gelungen, selbst wenn einige Abschnitte ausgelassen werden. Dafür warten die Autoren mit einigen neuen Ideen und Überraschungen auf, so dass selbst Kenner der Vorlage hier Einiges zu entdecken haben werden. Der Look von Ready Player One mag im ersten Moment eigenwillig erscheinen, da manche Effekte offensichtlich sind und die virtuellen Hauptfiguren nicht sehr „realistisch“ aussehen. Allerdings ist genau das beabsichtigt und das Design trifft den Kern des Buches hervorragend. Die Trickeffekte sind schlicht fantastisch, was nicht nur an den vielen Details deutlich wird, sondern auch daran, wie verschieden das Aussehen der unterschiedlichsten Modelle ist. Wer noch irgendwelche Zweifel hat, den wird spätestens der Abschnitt aus einem Kultklassiker von Stanley Kubrick überzeugen, der schlicht brillant umgesetzt ist. Steven Spielberg gelingt mit seinem Film über Ikonen der Unterhaltungsindustrie ein Werk, das aus dem Stegreif selbst zu einer solchen wird.
Fazit:
So subtil die Aussage von und für James Halliday – behutsam und charismatisch verschlossen toll gespielt von Mark Rylance – am Ende ist, so prominent ist diejenige von Wade, die er dem Publikum mit auf den Weg gibt. Doch das macht sie nicht weniger zutreffend. Bis es soweit ist, bietet Ready Player One alles und noch mehr, was nicht nur Fans des Buches erwarten können. Obwohl er sich trotz seiner Laufzeit nicht lang anfühlt, den Mittelteil etwas zu straffen, hätte nicht geschadet, zumal einige Abläufe schwer nachzuvollziehen sind, wenn man mit der Vorlage nicht vertraut ist. Auch erscheint der Humor mancher Nebencharaktere nicht immer ganz passend für den jeweiligen Moment. Dennoch, mit seinem besten Film dieses Jahrzehnts gelingt Regisseur Steven Spielberg eine Ode an alle „Träumer“ und ein Tribut an alle Nerds bzw. Geeks. Nicht nur die erwartet mit der actiongeladenen Achterbahnfahrt ein sehenswertes Kinoerlebnis, auch wenn es sicher hilft, wenn man ein Faible für die Achtzigerjahre, Videospiele oder jene Elemente der Popkultur im Allgemeinen hat. Ich jedenfalls hatte schon lange keinen solchen Spaß mehr im Kino. Ready Player One ist eine Wucht auf der großen Leinwand. Je größer die Leinwand, umso besser und – das sage ich nicht oft – das 3D ist ein Erlebnis. Ein moderner Klassiker!