Quatermain – Der Schatz der Könige [2001]
Wertung: |
Kritik von Dominik Starck |
Hinzugefügt am 06. August 2005
Genre: Unterhaltung / ActionOriginaltitel: High Adventure
Laufzeit: ca. 91 min.
Produktionsland: Großbritannien / Bulgarien / Kanada
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Mark Roper
Musik: Jerome McPeek
Darsteller: Thomas Ian Griffith, Anja Kling, Harry Peacock, Kendra Torgan, Götz Otto, Barry Flatman
Kurzinhalt:
Chris Quatermain (Thomas Ian Griffith) ist Abenteurer, Spieler und Schatzsucher. Nach dem Sieg gegen seine Rivalin Karol Lorenzo (Kendra Torgan) bei einem Pokerspiel im Orient-Express trifft er auf Hope Gruner (Anja Kling), mit der er, als er sie galant vor üblen Schlägern retten will, auch gleich aus dem Zug fliegt.
Während Chris deshalb seinen Spielgewinn zurücklassen musste, hat Hope eine Schatzkarte eingebüsst, die angeblich zum Schatz von Alexander dem Großen führen soll. Gemeinsam mit Quatermains Freund Johnny (Harry Peacock) machen sich die beiden auf, um Lorenzo die Karte – und die Spielgewinne – wieder abzujagen und hiernach des Schatzes habhaft zu werden. Der Diebstahl der Karte erweist sich als relativ leicht, doch so schnell ist Lorenzo nicht abzuschütteln ...
Kritik:
Das Jahr 2001 war für den Schauspieler Thomas Ian Griffith ein sehr geschäftiges. Zum einen wurde mit Black Point – Kalte Angst ein Film inszeniert, bei dem er neben David Caruso (der danach die Hauptrolle in CSI: Miami [seit 2002] übernahm) den Protagonisten spielte und auch am Drehbuch mitgeschrieb. Zum anderen spielte er neben diesem durchaus sehr ordentlichen Thriller auch die Hauptrolle in zwei Produktionen der Billigfilmschmiede Towers of London von Produzent Harry Alan Towers, die beide von B-Film-Regisseur Mark Roper inszeniert wurden.
Der (der Veröffentlichung nach) erste der beiden Filme war Sea Wolf – Der letzte Pirat [2001], der zwar nicht auf schmerzliche Weise schlecht war, jedoch an völliger Spannungsfreiheit und mangelndem Unterhaltungswert krankte. Trotz sympathischem Hauptdarsteller (nämlich Griffith) war der Film, der seine Deutschlandpremiere im Frühsommer 2005 im TV feierte, eine fast völlige Zeitverschwendung, was sowohl auf das schwache Skript, als auch eine eben solche Inszenierung zurückzuführen ist. Auch das minimale Budget hat ihm mit Sicherheit nicht gut getan.
Ein großes Budget stand auch High Adventure, wie dieser Quatermain-Film im Original betitelt wurde, nicht zur Verfügung (man spricht von grob geschätzten 4,8 Millionen kanadischen Dollars). Dennoch ist zumindest der Actiongehalt in dieser kanadisch-britisch-bulgarischen Co-Produktion der Firmen Towers of London, GFT Entertainment, Italien International Film und Boyana Film Company ein wenig höher, wenngleich Roper nahezu jegliches Gespür für die Inszenierung derselben zu fehlen scheint. Da reiht sich bei den wenigen und kurzen Schlägereien ein unspektakulärer Stunt an den anderen und Roper kommt aus unerfindlichen Gründen auf die Idee, diese in extremer Zeitlupe zu zeigen, was schlichtweg albern wirkt. Außerdem werden diese künstlerischen Fehlgriffe zudem noch in eine unterdurchschnittliche Inszenierung eingebettet, die im Grunde nur noch von den stellenweise hochgradig albernen Dialogen übertroffen wird.
Die Grundidee war dabei vielleicht nicht einmal die schlechteste und auch mit kleinem Geld kann man schließlich einen zwar nicht großartigen aber doch unterhaltsamen Abenteuerfilm inszenieren, der, wie hier, von einer Schatzsuche und allerhand schrägen Figuren handelt. Letzten Endes ist auch das heute überlebensgroße Vorbild jedes Abenteurer-Filmes, Indiana Jones, nur eine mit weit größerem Budget ausgestattete Variante alter, kostengünstig abgedrehter Serials, die sich mit Pappfelsen und recycelten Kostümen durchschlugen.
Aus diesem Grund macht es auch keinen Sinn, diesen (oder jeden anderen) Schatzsucher-Film ständig mit jenem von Harrison Ford verkörperten Vorbild zu vergleichen, was heutzutage leider fast zwangsläufig jeder macht, sobald die Worte "Archäologe", "Relikte" oder "Schatz" fallen. Dadurch, dass man den Namen Quatermain ins Spiel brachte, muss man sich jedoch dem Vergleich zu den anderen bis dato erschienenen Quatermain-Verfilmungen stellen, auch wenn es sich in diesem Fall nicht um den "originalen" Quatermain Allan, sondern dessen Enkel Chris handelt.
Bei dem Vergleich mit den Vorgängern scheitert der Film dann aber bereits, denn selbst die zwei nicht überragenden Verfilmungen (Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige [1985], Quatermain II – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt [1987]) mit 'Dornenvogel' Richard Chamberlain (Shogun [1980]) in der Titelrolle sind dem Towers of London-Vehikel in Sachen Inszenierung, Ausstattung und Story einen ganzen Kontinent voraus. Ganz zu schweigen von der noch früheren, bis heute unerreichten Verkörperung Quatermains durch Stewart Granger in König Salomons Diamanten [1950].
Traurigerweise muss man aber nicht einmal diese früheren Inkarnationen aus der Quatermain-Familie kennen um festzustellen, dass High Adventure ein ziemlicher Schuss in die Schatzkiste ist, denn eigentlich stimmt hier fast gar nichts. Roper inszeniert unter dem Niveau mancher Debütanten, das Buch von Peter Jobin und Peter Welbeck (das Autoren-Alias von Produzent Towers, der auch das schwache Sea Wolf-Skript verschuldete) mischt zwar etliche nette Einzelszenen und skurrile Figuren zusammen, erreicht aber kein gutes Ganzes, zumal die Dialoge einfach zu oft zum Heulen schlecht sind. Auch die zu lösenden Rätsel und zu überlebenden Fallen für die Schatzsucher sind allesamt schlicht langweilig. Die Musik von Jerome McPeek ist zudem in weiten Teilen des Films einfach nervtötend, was nicht einmal auf die thematische Vielfalt sondern vielmehr auf den extrem synthetischen und schrillen Sound zurückzuführen ist.
Auch bei den Darstellern lässt sich leider kein großes Highlight herausstellen. Der im Kampfsport bewanderte Thomas Ian Griffith, der einst mit einer ausgelassenen Schurkendarstellung im Kino debütierte (Karate Kid III - Die letzte Entscheidung [1989]) und in den 1990ern in einigen besseren B-Actionfilmen zu sehen war, ist an das miese Skript einfach verschenkt und auch weit von seinen Bestleistungen (zum Beispiel in Lethal Point – Zwei gandenlose Profis [1996]) entfernt. Einziger Trost für seine Fans dürfte sein, dass er im Gegensatz zu Sea Wolf hier wenigstens ein paar kurze Keilereien hat und auch seinen bereits zum Markenzeichen gewordenen "Whou!"-Ausruf von sich geben darf, der bereits in Karate Kid III etabliert wurde. Nach seinem wohl bekanntesten Auftritt als Vampirfürst Valek in John Carpenter's Vampire [1998] ging es im neuen Jahrtausend leider erst einmal steil bergab. Mit Warhammer – Der finale Krieg [2000], Sea Wolf und High Adventure folgten gleich drei schlechte Filme aufeinander, was seine Karriere schwer traf. Black Point ist zwar durchaus gelungen, jedoch wenig bekannt, was folgte war eine Nebenrolle im Action-Kinohit xXx – Triple X [2002] sowie der Schurkenpart im Direct-to-DVD-Sequel Timecop 2 - Entscheidung in Berlin [2003]. Seitdem ist es leider recht still um den sympathischen B-Mimen geworden. Seine bis dato letzten Auftritte als fünfmaliger Gastdarsteller in der Serie One Tree Hill [seit 2003] liegen bereits über ein Jahr zurück. Neue Projekte sind derzeit nicht angekündigt.
Neben Griffith ist die unauffällig spielende Deutsche Anja Kling zu sehen, deren Schwester Gerit kurz zuvor Griffiths Love Interest in Sea Wolf mimte. Sie ist jedoch nicht die einzige beteiligte Deutsche denn auch der Deutschland-Export Götz Otto (James Bond 007 - Der MORGEN stirbt nie [1997]) huscht hier – grausam fehlbesetzt – als geheimnisvoller Sarkhan durchs Gebirge.
Große Performances sucht man denn auch unter dem weiteren Cast (wie Harry Peacock als Quatermains Sidekick) vergebens, was man aber nicht einmal ausschließlich den Darstellern anlasten möchte, denn die wären auf weniger dümmliche Texte angewiesen gewesen um über den Status von Abziehbildern hinaus zu kommen. Schade, denn aus Figuren wie dem messerwerfenden Ali (Misho Elenov) oder auch Quatermains Nemesis Lorenzo (Kendra Torgan) hätte man sicher mehr machen können. So sind aber selbst deren filmische Abgänge so unspektakulär wie nur möglich.
Neben Griffith einzig in Erinnerung bleibend ist wohl der recht kleine Part des vielbeschäftigten Nebendarstellers Barry Flatman (der ebenfalls schon in Sea Wolf zu sehen war) als Lorenzos Sicherheitschef Jack Gates, der dermaßen überzogen geraten ist, dass man wenigstens etwas zu Lachen hat. Die wenigen netten One-Liner und Gags, die der Film sparsam einstreut, sind denn auch das Einzige, was einen halbwegs bei Laune hält.
Mit den eher katastrophalen Produktionswerten des 2000 bei Sofia, Bulgarien gedrehten C-Streifens im Hinterkopf fällt es schwer, abschließend noch lobende Worte zu finden. In jedem Fall bleibt festzuhalten, dass die große Zeit von Towers of London nicht umsonst seit knapp 30 Jahren vorbei ist und es niemanden wundern sollte, wenn man von Regisseur Mark Roper nichts weiter erwähnenswertes mehr zu sehen bekommt. Schade ist es um die vertane Gelegenheit, einen zwar niedrig budgetierten aber wenigstens gut unterhaltenden Abenteuerfilm mit einem modernisierten Quatermain abzuliefern. Herausgekommen ist bei diesem Vorhaben ein Film, den man sich an einem verregneten Nachmittag zwar mal ansehen kann, danach aber schnell wieder vergisst – wenn man sich denn über manche Unzulänglichkeiten nicht noch eine Weile ärgert.
Schon 2001 brachte das deutsche Label E-M-S den Film in einer hinsichtlich seines Produktionsstandarts sehr guten DVD auf den Markt: neben den bewegten Menüs auch mit einer Promtview ausgestattet, präsentiert sich der Film in Vollbild und deutschem wie englischem Dolby Digital 2.0 und 5.1. Wie so oft empfiehlt sich die englische Tonspur, da die deutsche Synchronisation einmal mehr nicht sonderlich gut geraten ist. Darüber hinaus sind der deutsche Trailer (mit dem alternativen Filmtitel Quatermain – Der Schatz von Alexander dem Großen), eine Slideshow, Bio- und Filmografien von Griffith und Otto, vier weitere E-M-S-DVD-Trailer, sowie ein über fünfzigminütiges Spezial zu Alexander dem Großen (Englisch mit deutschen Untertiteln) enthalten. Sogar eine Untertitelung für Hörgeschädigte ist aufgespielt worden. Sehr vorbildlich!
Fazit:
Quatermain – Der Schatz der Könige ist ein nicht nur kostengünstiger sondern schlicht billiger Mix aus Abenteuer, Action und einer Prise (oft auch unfreiwilligem) Humor, die nur leidlich unterhaltsam, manchmal aber schon nervtötend dilettantisch in Szene gesetzt ist.
Das Abenteuer um Allan Quatermains Filmenkel Chris ist wirklich nur für hartgesottene B- oder eher schon C-Movie-Fans, Quatermain- und/oder Thomas Ian Griffith-Komplettisten geeignet, und das dürfte ohnehin eine eher kleine Zielgruppe sein.