Press Play and Love Again [2022]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. April 2022
Genre: Liebesfilm / Drama

Originaltitel: Press Play
Laufzeit: 85 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Greg Björkman
Musik: Eldad Guetta
Besetzung: Clara Rugaard, Lewis Pullman, Lyrica Okano, Danny Glover, Matt Walsh, Rachel Trautmann, Taiana Tully


Kurzinhalt:

Auch wenn Laura (Clara Rugaard) nicht auf der Suche nach einer Beziehung ist, als ihre Freundin Chloe (Lyrica Okano) sie deren Stiefbruder Harrison (Lewis Pullman) vorstellt, der im Plattenladen von Cooper (Danny Glover) arbeitet und in der Freizeit Surfen geht, funkt es zwischen ihnen. Bis ein Unfall Harrison aus dem Leben reißt. Vier Jahre später, am Tag von Chloes Hochzeit, übergibt Cooper Laura ein Mix-Tape, eine Kassette, auf der sie und Harrison Songs aufgenommen haben, die sie mit besonderen Momenten verbinden und die Laura an sich im Plattenladen abgegeben hatte. Als sich Laura mit ihrem Walkman hinsetzt und die Kassette abspielt, reist sie in die Vergangenheit in eben jenen Moment, als sie und Harrison den jeweiligen Song zum ersten mal gehört haben, und findet sich nach dem Ende eines Liedes im Hier und Jetzt wieder. Als sie erkennt, dass dies keine Halluzination ist, versucht Laura Harrison zu warnen, was geschieht. Doch sie muss erkennen, dass egal, wie sehr sie die Vergangenheit verändert, Harrisons Schicksal unausweichlich scheint und da sie die Kassette nicht zurückspulen kann, bleiben ihr nur wenige Versuche, ihre große Liebe noch zu retten …


Kritik:
Filmemacher Greg Björkman erzählt in Press Play and Love Again mit einer charmanten Besetzung und vor traumhafter Kulisse eine tragische Liebesgeschichte mit einem bezaubernden Twist, die aber nie über ihre Grundidee hinauswächst. Das Ergebnis ist voller schöner Bilder und gelungener Einfälle, die nicht das emotionale Gewicht entwickeln, das man erwarten würde, und gleichzeitig einzelne Elemente trotz der kurzen Laufzeit spürbar oft wiederholen, ohne dass dies irgendwo hinführen würde.

Im Zentrum stehen die junge Künstlerin Laura und Medizinstudent Harrison, der im Plattenladen von Cooper arbeitet und seine Zeit mit Surfen an der Küste Hawaiis verbringt. Harrison ist der Halbbruder von Lauras Freundin Chloe, die seit Langem darauf aus ist, die zwei miteinander zu verkuppeln. Endlich gelingt es ihr auch und Laura und Harrison könnten nicht glücklicher sein, bis ein Schicksalsschlag dem ein jähes Ende setzt. Vier Jahre später stellt Laura fest, dass wenn sie ein von ihr und Harrison angelegtes Mix-Tape der Songs, die sie gemeinsam gehört haben, anhört, sie für die Zeit der Songs in jenen Moment in der Vergangenheit reist, als sie das Lied zum ersten Mal hörten. Als sie merkt, dass die Vergangenheit auch beeinflussen kann, versucht sie, die Möglichkeiten des halben Dutzend Songs zu nutzen, um Harrison zu retten.

Das klingt ziemlich geradlinig und tatsächlich entwickelt sich Press Play and Love Again sehr genau so, wie man das erwarten würde. Womöglich sogar zu sehr. Denn es gelingt Laura sogar bei ihrem ersten Sprung, Harrison davon zu überzeugen, dass sie nicht verrückt ist und die Wahrheit sagt. Doch nach ihrer Rückkehr ins Hier und Jetzt, muss sie erkennen, dass sie ihn lediglich aus einem anderen Grund verloren hat und auch sonst gibt es durch ihre Einmischung ungeahnte Nebenwirkungen.
Was die Erzählung anbelangt, ergeben sich daraus gleich mehrere Schwierigkeiten. Zum einen stellt Björkman jeden einzelnen Moment zu Beginn vor, in den Laura später zurückspringt, so dass der Film durch die mehrfache Nutzung der Szenen für das Publikum schließlich noch kompakter erscheint, als er ist. Zum anderen akzeptieren die Figuren die Ausgangslage schneller, als es einem selbst möglich scheint. Mit den Auswirkungen, dem sogenannten Schmetterlingseffekt, nach dem Änderungen der Vergangenheit Auswirkungen auf die Gegenwart hätten, beschäftigt sich die Story aber nur insoweit, als es ihr genehm ist. Eine Auseinandersetzung der Figuren damit erfolgt nicht und als Laura bemerkt, dass durch ihre Veränderung der Vergangenheit mehr Menschen gestorben sind, lässt sie das erstaunlich kalt.

Womöglich liegt das aber auch schlichtweg daran, dass das Drehbuch von Press Play and Love Again zu sehr versucht, das Zeitreiseelement für sich zu nutzen und dessen Aspekte einzuarbeiten, immerhin erscheinen diese „Nebenwirkungen“ von Lauras Handeln wie ein Ballast, der die Geschichte im Grunde nur schwerer macht. Dabei gelingt es Clara Rugaard und Lewis Pullman bemerkenswert gut, eine spürbare Chemie zu entwickeln, trotz der Kürze der Zeit und der Tatsache, dass der Film vermissen lässt, wie lange sie überhaupt ein Paar sind. Hier präsentiert Greg Björkman zwar nichts, was man so oder ähnlich nicht bereits gesehen hätte, aber herzlich wirkt es in jedem Fall. Hinzu kommen Nebenfiguren wie der von Danny Glover gespielte Cooper, die aber bis auf Lauras Freundin Chloe, verkörpert durch Lyrica Okano, kaum etwas zu tun bekommen. Die tragende Person ist Laura selbst, die im Nu erkennt, dass sie durch die Zeit reist und noch beim ersten Sprung einen Plan fasst, wie sie Harrison retten kann. Das mag sich schlüssig lesen, diese Erkenntnis in wenigen Augenblicken in ihr reifen zu sehen, ist aber kaum nachvollziehbar.

Dabei bringt Press Play and Love Again viele Elemente mit, die dafür hätten sorgen können, dass das Liebesdrama ein moderner Klassiker würde, zusammen mit den Songs (deren Texte durchaus bedeutsam für den Moment sind), die hier trotz der Betonung der Bedeutung der Musik aber meist nur im Hintergrund spielen und kaum prominent in Szene gesetzt sind. Anstatt sich Menschen zu suchen, die ihr glauben, einen Plan oder eine Strategie zu entwickeln, wie sie Harrison vor seinem Schicksal bewahren könnte, wirken Lauras Versuche mehr verzweifelt und spontan – dabei hätte sie alle Zeit der Welt. Nur eben bei jedem Song nur einmal. Daraus könnte Björkman Kapital schlagen, es in die Story einbauen, beispielsweise, wenn die Songs durcheinander auf dem Band wären und sich Laura in der Chronologie der Ereignisse zurechtfinden muss. Doch stattdessen spielen sich die Szenen im Verlauf der eineinhalb Stunden exakt in der Reihenfolge ab, wie man sie zu Beginn bereits gesehen hat (mit einer Ausnahme).

All das erscheint nicht durchdacht, als wären die Verantwortlichen nicht über die erste Überlegung ihrer Ausgangslage hinausgekommen. Zusammen mit den Eindrücken der paradiesischen Strände und Wellen, wäre der Ort der Handlung prädestiniert für eine Melancholie, die Björkman gar nicht erkundet. Rätselt man zu Beginn noch, worauf dies in Anbetracht der ersten Szene des Films hinsteuern soll, ob sich das Drehbuch der Tragik oder der Liebe verschreibt, wird die Auflösung im Verlauf immer absehbarer und nimmt letztlich nicht ansatzweise in dem Maße mit, das man erwarten würde. Schade.


Fazit:
Dass Regisseur Greg Björkman, der auch am Drehbuch mitschrieb, in seinem Spielfilmregiedebüt nicht erklärt, wie Laura überhaupt durch die Zeit reisen kann, vermisst man nicht. Im Gegenteil, es scheint wie ein magisches Element dieser Liebesgeschichte. Doch so charmant die Idee und so sehr der Film bemüht ist, der Zeitreisemechanik einen eigenen Charakter zu verleihen, in der Überlegung ist das interessanter, als in der Ausführung gelungen. Würde man zusammen mit Laura diese Liebesgeschichte in Rückblicken erleben, könnte dies in Anbetracht der Tragödie einen bittersüßen Touch bekommen. Doch da man die Wegstationen bereits kennt und sie sowie Harrison jeweils in den drei Minuten nur darum bemüht sind, die nächsten Schritte zu planen, nimmt sich die Geschichte nicht die Zeit, die Bedeutung der Vergänglichkeit des Glücks überhaupt zu erörtern. Auch die erwartbare Auflösung erweckt nicht die emotionale Wirkung, die die Story zuvor verheißt. Charmant und sympathisch gespielt, weiß Press Play and Love Again sowohl aus seiner Ausgangslage, der bloßen Idee und seiner Besetzung doch zu wenig zu machen und gibt sich durch die Auswirkungen der Zeitreise gleichzeitig komplexer, als er tatsächlich ist. Es hat den Anschein, als hätten sich die Verantwortlichen hier mehr versprochen – und das Publikum ebenso.