Point Break [2015]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Januar 2016
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Point Break
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA / Deutschland / China
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ericson Core
Musik: Junkie XL (Tom Holkenborg)
Darsteller: Édgar Ramírez, Luke Bracey, Ray Winstone, Teresa Palmer, Matias Varela, Clemens Schick, Tobias Santelmann, Max Thieriot, Delroy Lindo, Nikolai Kinski, Judah Lewis


Kurzinhalt:

Nach einem tragischen Unfall gibt der aufstrebende Extremsportler Utah (Luke Bracey) seine Karriere auf und geht zum FBI. Nachdem er dort die Ausbildung durchlaufen hat, wird er auf zwei Verbrechen aufmerksam, hinter denen er dieselbe Gruppe vermutet. Als er seinen Vorgesetzten Hall (Delroy Lindo) informiert, ist dieser skeptisch, doch Utah kann darlegen, dass die Täter Polyathleten wie er sein müssen. So macht sich Utah zusammen mit Agent Pappas (Ray Winstone) auf, die Verantwortlichen zu finden. Er stößt auf Bodhi (Édgar Ramírez), Samsara (Teresa Palmer) und ihre Gruppe. Doch je mehr Utah der Meinung ist, dass er mit seinem Verdacht richtigliegt, umso mehr verschwimmen für ihn die Grenzen, zu wem er gehört ...


Kritik:
Der beste Stunt in Point Break ist in der allerletzten Einstellung zu sehen und es ist der beste aus zwei Gründen: 1. Er sieht echt aus, was man von den allermeisten anderen leider nicht behaupten kann und 2. Es ist der einzige, den man in einer langen Einstellung genießen kann, ehe der Abspann einsetzt. Der Rest des Films erinnert an Videoclips eines großen Erfrischungsgetränkeherstellers, der gleichzeitig Extremsportereignisse sponsort und damit viel Geld verdient. Mit der Ausnahme, dass auch diese Clips wenigstens echt sind.

Bedauerlich daran ist, dass die Filmvorschau etwas Anderes vermuten lässt. Nicht nur, dass dort zwei Überfälle gezeigt werden, die überaus vielversprechend aussehen, man bekommt auch das Gefühl, dass es im Film darum gehen würde. Die Wahrheit ist, dass man vom Diamantenraub aus einem Hochhaus heraus und der Entführung und "Befreiung" eines fliegenden Geldtransporters genauso viel zu sehen bekommt, wie im Trailer. Die übrigen fast zwei Stunden füllt Drehbuchautor Kurt Wimmer, der für solche inhaltliche 'Highlights' wie Equilibrium [2002] und Ultraviolet [2006] verantwortlich war, mit pseudoesoterischem Geschwafel und einer Bromance, die so aufgesetzt ist, dass gar nicht auffällt, wie unnötig das tatsächliche Ende, das inhaltlich aus dem Film Gefährliche Brandung [1991] übernommen wurde, wirklich ist. Point Break ist dabei ein freies Remake von Gefährliche Brandung, nur ohne dessen Einfallsreichtum, Energie oder dessen charismatischer Besetzung.

Die Geschichte stellt den jungen Johnny Utah vor, der im Jahr 2008 bereits ein YouTube-Star war. Der Extremsportler verdiente Geld damit, waghalsige Clips ins Internet zu stellen, bis er nach einem Unfall diesem Leben den Rücken kehrte und zum FBI wechselte – die naheliegendste Entscheidung. Dort soll am Ende von seiner Ausbildung Agent Hall bewerten, ob Utah es ernst meint und für eine Karriere als Bundesagent geeignet ist. Zu dessen Glück verübt eine Gruppe Extremsportler die oben erwähnten Überfälle und Utah bietet sich an, herauszufinden, wer dahintersteckt.
Bei der Gruppe handelt es sich wie bei Johnny selbst nicht um einfache Sportler, sie alle sind Polyathleten, können Bergsteigen, Snowboarden, Tieftauchen ohne Sauerstoffflasche, Fallschirmspringen und was man sich nicht alles vorstellen kann. Angeführt werden sie von Bodhi, lustlos, aber im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten zumindest nicht ohne jede Ausstrahlung von Édgar Ramírez gespielt.

Aufnahmeritual scheint, wie sollte es anders sein, ein Faustkampf, bei dem die Figuren sogar wirkliche Verletzungen davontragen, auch wenn diese innerhalb der nächsten Sequenz schon zum Teil wieder heilen. Doch Bodhi und seine einsilbigen Kumpane sind nicht wirklich böse, sie haben ein Ziel: Die Ozaki 8 – Prüfungen, in denen sich die Teilnehmer den Kräften der Natur stellen, um Erleuchtung zu finden. Sie verknüpfen dies mit Überfällen, um "etwas zurückzugeben", wie sie selbst sagen. Wirkliche Öko-Terroristen sind sie jedoch auch nicht, selbst wenn das zumindest ein interessanter Ansatz gewesen wäre.

Wie absurd die Figuren in Point Break allesamt sind, wird deutlich, sobald man sich ansieht, wie sie sich verhalten. So sammeln die Naturfreunde auf dem Weg in die Alpen allen Müll ein, den sie finden, springen dann jedoch im Wingsuit vom Gipfel und lassen ihre Rucksäcke oben. Sie betonen im einen Moment, wie sehr sie mit der Natur im Einklang leben wollen, verzichten auf Mobiltelefone und kleiden sich in Naturfasern, nur um im nächsten Moment in Sportkleidung mit riesigen Herstellerlogos herumzustolzieren. Bei jeder Prüfung suchen sie die "optimale Linie" und lamentieren darüber, dass es "deine Linie, nicht meine Linie" ist, nur stellt der Film nie nachvollziehbar heraus, was denn die Kriterien sind. Bodhi verteilt beim Sprung aus dem Hochhaus Diamanten unterm Volk – und das Motorrad, mit dem er rausgesprungen ist und das 100 Stockwerke zu Boden fällt, gleich mit. Ebenso wie die großen Metallplatten, auf denen das Geld im Flugzeug transportiert wurde und die einfach im Urwald landen.

Das Schlimme daran ist, dass Point Break dem Zuschauer die Zeit lässt, über diese Dinge nachzudenken, während sich die Figuren in plumpen Dialogen durch die dröge Geschichte quälen. Das Gute bei Clips im Internet ist, dass man im Zweifel einfach weiterschalten kann, wenn einer nicht gut ist. Das sollte man hier auch.


Fazit:
Offensichtlich computergenerierte Tricks am laufenden Band machen auch die wirklich durchgeführten Stunts zunichte, wenn alle paar Momente auf eine Trickeinstellung geschnitten wird. Regisseur Ericson Core versucht, das Publikum an die Seite der Figuren zu bringen, um so den Adrenalinrausch greifbar zu machen. Dumm nur, dass die schnellen Schnittfolgen, die unübersichtlichen Actionmomente und die ständige Wackelkamera bei den Ozaki-Prüfungen genau das Gegenteil bewirken.
Point Break ist fahrig gefilmt und halb eingeschlafen gespielt. Inhaltlich ist das im besten Fall dürftig. Was in der Filmvorschau aussieht wie ein Actionfilm mit Extremsportelementen wirkt am Ende wie ein hastig zusammengeleimter Versuch, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Dabei vermitteln die Clips jener Sportler bedeutend mehr Tempo und Gefahr und der Originalfilm übertrifft diesen hier in allen Belangen.