Pets 2 [2019]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. November 2019
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: The Secret Life of Pets 2
Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: USA / Frankreich / Japan
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Chris Renaud, Jonathan del Val
Musik: Alexandre Desplat
Besetzung (Stimmen): Patton Oswalt (Jan Josef Liefers), Kevin Hart (Fahri Yardım), Harrison Ford (Wolfgang Pampel), Eric Stonestreet (Dietmar Bär), Jenny Slate (Jella Haase), Tiffany Haddish (Senna Gammour), Lake Bell (Martina Hill), Dana Carvey (Dieter Hallervorden)


Kurzinhalt:

Im Grunde hat sich Max (Patton Oswalt / Jan Josef Liefers) an das veränderte Leben mit Hund Duke (Eric Stonestreet / Dietmar Bär) in der Wohnung von Katie (Ellie Kemper / Stefanie Heinzmann) gewöhnt, als ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt wird: Mit Sohn Liam hat Max eingangs sehr zu kämpfen und die Sorgen, die er sich um Liams Sicherheit macht, lassen Max immer verzweifelter werden. Bei einem Ausflug aufs Land lernt Max den Schäferhund Rooster (Harrison Ford / Wolfgang Pampel) kennen, der ihn eine wichtige Lektion lehren könnte – wenn Max bereit ist, zuzuhören. Unterdessen wird Kaninchen Snowball (Kevin Hart / Fahri Yardım) von Daisy (Tiffany Haddish / Senna Gammour) um Hilfe gebeten, einen Tiger aus einem Zirkus zu befreien, und Gidget (Jenny Slate / Jella Haase), die auf Max’ Lieblingsspielzeug aufpassen sollte, muss dieses mit Chloes (Lake Bell / Martina Hill) Hilfe aus den Fängen gefährlicher Katzenpfoten befreien …


Kritik:
Pets 2 ist im Grunde drei Kurzfilme im Gewand eines abendfüllenden Animationsfilms. Dass dieses Gewand bunt, liebevoll detailliert und mit knuffigen Figuren verziert ist, macht es zwar einfacher, über die inhaltlich voneinander losgelösten Erzählstränge hinwegzusehen, aber es macht den Gesamteindruck am Ende nur geringfügig besser. Das sehr junge Zielpublikum wird das freilich nicht stören, auch wenn zu erwarten ist, dass diejenigen, die beim ersten Teil noch Feuer und Flamme waren, hier weniger engagiert dabei sein werden.

Auch wird ihnen kaum auffallen, wie offensichtlich sich die Regisseure Chris Renaud und Jonathan del Val (erneut) an den Toy Story-Filmen der Animationsschmiede Pixar bedienen. Stellte Pets [2016] seinerzeit dieselbe Frage wie der erste Spielfilm um die unbeaufsichtigten Spielzeuge, nur eben mit Haustieren bzw. was diese den ganzen Tag über tun, wenn niemand hinsieht, geht Pets 2 einen kleinen Schritt weiter. Hauptfigur Max, ein Jack Russell Terrier, der mit dem großen Hund Duke bei Katie lebt, tut sich generell mit Veränderungen schwer. Als sich Katie verliebt und einen Sohn bekommt, wird auch Max’ Leben auf den Kopf gestellt. Nach einer gewissen Zeit sorgt er sich derart um den kleinen Liam, dass er schon in Panik gerät, wenn die Eltern mit dem Sprössling das Haus verlassen. Das ältere Publikum soll sich also in Max insoweit wiederentdecken, als dieser lernen muss dass man die Kleinsten nicht auf Schritt und Tritt begleiten kann. Kinder beim Erwachsenwerden zu beobachten, war eine der Stärken der ersten drei Toy Story-Filme, spielt hier jedoch nur eine untergeordnete Rolle.

Zugegeben, Max, der auf Grund seiner Angst um Liam eine regelrechte Psychose entwickelt, lernt auf der Farm von dem Schäferhund Rooster eine Lektion fürs Leben, doch Pets 2 erzählt nicht nur seine Geschichte. Es gibt als weiteren Handlungsstrang ein Abenteuer um Kaninchen Snowball, das von sich selbst glaubt, es sei ein Superheld. Snowball wird von Hund Daisy zu Hilfe gerufen, einen gefangenen Tiger aus den Fängen eines bösen Zirkuskünstlers zu befreien. Und schließlich gibt es noch eine Nebenhandlung um die in Max verliebte Hündin Gidget, die auf sein Lieblingsspielzeug aufpassen soll, das jedoch in die Fänge einer Horde von Katzen gerät. Also fasst Gidget den Entschluss, sich von Chloe in der Kunst, eine Katze zu sein, ausbilden zu lassen, um das feindliche Terrain erfolgreich infiltrieren und Max’ Spielzeug retten zu können.

All das klingt inhaltlich nicht wirklich wichtig oder bedeutsam – und das ist es auch nicht. Vor allem werden diese drei Handlungen parallel voneinander erzählt und haben lange Zeit gar keine Berührungspunkte. Zwar führen die Macher die Figuren allesamt zu einem gemeinsamen „Finale“ zusammen, doch mangelt es hier an einer natürlichen Entwicklung. Es ist nicht so, dass Max auf seinem Ausflug etwas lernt, das er später braucht. Seine Geschichte ist vielmehr abgeschlossen und dann nimmt er am Showdown teil.
Das klingt negativer, als Pets 2 am Ende in Erinnerung bleibt. Genau genommen gibt es kaum einen Moment, dem das überhaupt gelingt. Es ist beinahe, als hätten die Macher stets einige interessante oder witzige Momente vor Augen gehabt und sich am Ende überlegt, wie sie all das zusammenbringen können. Wären die jeweiligen Handlungen separate Kurzfilme geworden, hätte dies aber ebenso problemlos funktioniert.

Dafür punktet Pets 2 zum einen mit einem eingängigen Soundtrack aus der Feder von Alexandre Desplat, der stellenweise an Die Unglaublichen 2 [2018] erinnert, und einer durchweg tollen Präsentation. Die knallig bunten Farben wissen ebenso zu gefallen wie die glänzenden Augen der Haustiere oder die dezent eingesetzten Unschärfen. Der Look des Films ist auch dank der Figuren stets greifbar putzig und wirkt selbst in den düsteren Momenten nie zu ernst. Es ist auch nicht, dass den Machern keine Gags gelingen würden. Ganz im Gegenteil. Nur werden die meisten bereits in der Vorschau verraten und während das junge Publikum dank der Mimik und Gestik der Figuren zum Lachen gebracht wird, halten sich die Lektionen für die Älteren in Grenzen. Aber für sie ist der Film auch nicht gedacht.


Fazit:
Würde man anfangs noch vermuten, Pets 2 würde eine animierte Variante von City Slickers - Die Großstadt-Helden [1991] werden und Max sich seiner Neurosen in der Natur unter der Aufsicht von Schäferhund Rooster stellen müssen, ist dieser Aspekt der Story schneller vorbei, als man glauben mag. Auch der zweite Handlungsstrang um die Befreiung des Tigers Hu verläuft viel zu geradlinig und anfangs schlicht zu schnell. Gidgets Abenteuer hinterlässt den Eindruck, bloßes Füllmaterial zu sein, um die Fortsetzung halbwegs auf die eineinhalb Stunden-Marke zu retten. Aber trotz der kurzen Laufzeit zieht sich das Abenteuer zumindest für das ältere Publikum merklich. Die Verhaltensweisen der tierischen Alltagsbegleiter hier auf den Punkt gebracht zu sehen, ist durchaus amüsant und dass auch im Deutschen die Synchronstimme von Harrison Ford, Wolfgang Pampel, für Rooster gewonnen werden konnte, ist ein großer Gewinn. Doch das ist wie die handwerklich tadellose und knuffige Präsentation rein kosmetischer Natur und tröstet nur bedingt darüber hinweg, dass Pets 2 inhaltlich keinen Schritt vorwärts geht, im Gegenteil. Für die ganz Kleinen mag das unterhaltsam sein, und es ist auch nicht ärgerlich. Aber es ist eine verpasste Chance und letztlich ohne eine Botschaft, die auch in Erinnerung bleibt.