Pacific Rim [2013]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. November 2014
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Pacific Rim
Laufzeit: 132 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Guillermo del Toro
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Diego Klattenhoff, Charlie Day, Burn Gorman, Max Martini, Robert Kazinsky, Clifton Collins Jr., Ron Perlman


Kurzinhalt:

Als Stacker Pentecost (Idris Elba) Raleigh Becket (Charlie Hunnam) beim Bau des Verteidigungswalls aufsucht, ahnt Raleigh, dass sein ehemaliger Vorgesetzter etwas Besonderes im Sinn hat. Fünf Jahre zuvor hatte sich Becket zurückgezogen. Er war einer der erfolgreichsten Piloten der haushohen Roboter, den Jaegers, mit denen die Menschen seit Jahren versuchen, sich gegen die ebenso gigantischen Außerirdischen, die Kaijus, zur Wehr zu setzen. Diese suchen in immer kürzer werdenden Abständen die Erde heim durch einen Riss am Boden des Pazifik.
Pentecost hat einen Plan erdacht, den Riss zu schließen, auch wenn die Wissenschaftler Geiszler (Charlie Day) und Gottlieb (Burn Gorman) geteilter Meinung darüber sind. Doch als Geleit für den gefährlichen Einsatz, braucht Pentecost einen Jaeger-Piloten. Da diese immer zu zweit gesteuert werden, muss sich Raleigh für einen Ko-Piloten entscheiden und auch wenn die junge Mako Mori (Rinko Kikuchi) geeignet ist, Pentecost erhebt Einspruch. Dabei müssen sie alle ihre Differenzen beilegen und zusammenarbeiten, um diesen Feind zu besiegen ...


Kritik:
Was passiert, wenn man einem Kind Dinosaurier- und Roboter-Spielzeug in die Hand drückt, wird in Pacific Rim recht schnell deutlich. Der spielende Junge ist hier Regisseur Guillermo del Toro, seine Spielzeuge sind 40 Meter hohe Roboter, genannt Jaeger, und ebenso große außerirdische Wesen, die Kaijus. Das Ergebnis ist im Großen wie im Kleinen dasselbe und dank der selbstbewussten Ironie ist die Materialschlacht für diejenigen sehenswert, die den Bezug zu dem Spielkind von einst nicht verloren haben.

Die Geschichte allein mutet dabei wie eine Mischung aus Independence Day [1996] und Godzilla in irgendeiner Ausführung an. Michael Bays Transformers [2007] hat schließlich die haushohen, alles zerstörenden Roboter salonfähig gemacht. Da die riesigen Jaeger von zwei Menschen gleichzeitig gesteuert werden, wobei sie nicht nur mit der Maschine, sondern auch miteinander verbunden sind, findet man auch noch einen Hauch Avatar - Aufbruch nach Pandora [2009] wieder.

Die Welt in Pacific Rim ist einmal mehr am Rande des Untergangs, zumindest für die derzeit dominierende Spezies auf dem Planeten. Durch einen Riss am Boden des Pazifik sind gigantische Wesen zu uns gekommen, die alles zerstörten, was in ihrer Bahn steht. Nur mit Mühe und großen Opfern gelang es, sie aufzuhalten. Das Jaeger-Programm mit den ebenso kolossalen Robotern wurde ins Leben gerufen, doch die Übergriffe durch die Kaijus nehmen zu und die Menschen kommen mit dem Bau der Jaegers nicht schnell genug hinterher. Nachdem der Jaeger-Pilot Raleigh seinen Ko-Piloten und Bruder bei einem Angriff verlor, hat er sich von den Kriegsschauplätzen zurückgezogen und baut an dem Verteidigungswall, den die Menschen an den Küsten errichten. Das Jaeger-Programm ist offiziell eingestellt worden – statt die Menschen aktiv zu schützen, geht es nur noch um eine aussichtslose Verteidigung.

Statt daraus wie in Starship Troopers [1997] eine bissige Satire um die Kriegsmaschinerie zu machen, erzählt Guillermo del Toro seine Monster-Prügelei geradeheraus, ist sich der abstrusen Ideen, der platten Figuren und der klischeehaften Dialoge aber zumindest soweit bewusst, dass sich der Film selbst nicht ernst nimmt. So absurd der Moment ist, die Einstellung des Kugelstoßpendels gehört zu den besten des ganzen Films.
Selbstverständlich muss Raleigh wieder ins Cockpit steigen und die Welt retten und natürlich hat auch Pentecost hierbei eine wichtige Rolle zu spielen. Doch statt Werbung für das Militär zu betreiben, hält sich del Toro (ein bekennender Pazifist) hier erstaunlich zurück. Er legt mehr Wert auf die Dynamik der groß angelegten Actionsequenzen, bei denen in aller Regel ganze Stadtteile dem Erdboden gleich gemacht werden.

Das ist visuell schon deshalb atemberaubend, weil es so echt aussieht, wie man sich einen Straßenkampf zwischen Giganten vorstellen kann. Dass Pacific Rim hierfür nicht einmal für einen Oscar nominiert wurde, ist unverständlich. Auch finden sich im Design viele Anleihen an berühmte andere Monster-Filme. Doch gelingt del Toro keine reine Kopie derselben, sondern in gewissen Momenten eine Hommage, die die Originale dank der hervorragenden Optik in vielen Punkten in den Schatten stellt. Auch in Bezug auf die Kämpfe mitten im Ozean bewahrt der Filmemacher den Überblick und choreografiert seine Schlachten, anstatt das Publikum mit wilden Schnitten zu überfordern. Da er auch bei der Materialschlacht nie Menschen zu Opfern werden lässt, kann man das thematisch durchaus ernste Actionspektakel genießen. Wer beim Zusehen nachdenkt wird nur den Kopf schütteln können, doch wer den Fehler nicht begeht, kommt hier auf seine Kosten.


Fazit:
Auch wenn die meisten Konfrontationen der Menschen mit den Kaijus bei Nacht stattfinden, Regisseur Guillermo del Toro kleidet seinen Monster-Film in farbenfrohe Bilder, die auch bei den Monstern selbst ein einzigartiges Design offenbaren. Dank der atemberaubenden Bilder, die einen durchgängigen Look erzeugen, und des ebenso lebendigen Sounds versetzt er die Zuschauer in seine Welt, die vollständiger erscheint als so manches Science Fiction-Epos.
Aber auch wenn Pacific Rim nie langweilig wird und bis auf einen Fehler zum Schluss zumindest in sich schlüssig ist, die Dialoge sind trotz der Botschaft, dass die Menschen unabhängig ihrer Nationalität, ihres Geschlechts oder Alters zusammenhalten müssen, um siegreich zu sein, abgedroschen, die Figuren trotz der sympathischen Darsteller außerordentlich flach und die Geschichte im Grunde so lächerlich, dass es eine gewisse Überwindung kostet, sich darauf einzulassen. Wer es tut bekommt einen tadellos gemachten, verspielt detaillierten und mit Augenzwinkern erzählten Science Fiction-Action-Kracher zu sehen, der spannender geraten ist, als man vermuten würde.