Operation: 12 Strong [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. Januar 2019
Genre: Action / DramaOriginaltitel: 12 Strong
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Nicolai Fuglsig
Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Chris Hemsworth, Michael Shannon, Michael Peña, Navid Negahban, Trevante Rhodes, Geoff Stults, Thad Luckinbill, Austin Hébert, Austin Stowell, Ben O'Toole, Kenneth Miller, Kenny Sheard, Jack Kesy, Rob Riggle, William Fichtner
Kurzinhalt:
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wird eine Einheit der U.S. Army Special Forces nach Afghanistan entsandt, um dort gegen die für die Anschläge verantwortlichen Taliban vorzugehen. Trotz anfänglicher Bedenken entscheidet sich Colonel Mulholland (William Fichtner) für die Einheit von Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth), zu der auch Hal Spencer (Michael Shannon) und Sam Diller (Michael Peña) gehören. Sie sollen Kontakt zu dem Anführer der afghanischen Nordallianz, Abdul Rashid Dostum (Navid Negahban), herstellen. Er wird sie ins Feld führen, von wo aus Nelson und sein Team für die notwendige Luftunterstützung sorgen sollen. Aber nicht nur, dass General Dostum seinen momentanen Verbündeten nicht traut, die Zusammenarbeit ist brüchig und die militärische Führung in den USA zudem bereit, mit Dostums Gegner zusammen zu arbeiten, um die Taliban zu bekämpfen …
Kritik:
Operation: 12 Strong oder 12 Strong – Die wahre Geschichte der US-Horse Soldiers erzählt die auf Tatsachen basierende Geschichte eines Trupps der U.S. Army Special Forces, der unmittelbar nach den Anschlägen des 11. September 2001 auf geheimer Mission nach Afghanistan entsandt wird, um den ersten Gegenschlag gegen die Kämpfer der Taliban anzuführen. Dass sie sich beritten einen Weg durch unwegsames Gelände und eine zahlenmäßig weit überlegene Armee kämpfen, klingt nach dem Stoff von Heldensagen. Allerdings übersieht es Filmemacher Nicolai Fuglsig, seinen heroischen Spezialisten auch Profil zu verleihen.
Das ist bereits deshalb unverständlich, da sich das Drehbuch ohnehin nur auf drei Soldaten der Einheit konzentriert. Im Zentrum steht Captain Mitch Nelson der „Green Berets Operational Detachment Alpha (ODA) 595“. An sich sollte er eine neue Stelle hinter einem Schreibtisch antreten, als die Nachricht des Terrorangriffs auf die Türme des World Trade Centers in New York um die Welt geht. Er sorgt für die Wiedereinsetzung in seine vorige Funktion und wird zusammen mit Hal Spencer, Sam Diller und weiteren Soldaten ausgewählt, hinter den feindlichen Linien Afghanistans zusammen mit dem usbekischen Warlord General Dostum gegen die Taliban zu kämpfen. Zentrum derer Aktivitäten ist die Stadt Masar-e Scharif, doch um sie einzunehmen, muss unwegsames Terrain erobert werden, in dem ein berüchtigter Mullah der Taliban mit unbekannten Ressourcen herrscht.
Nicht zuletzt die komplexen politischen Verstrickungen vor Ort mit den zahlreichen Fraktionen, die jeweils für sich kämpfen, machen Operation: 12 Strong inhaltlich herausfordernd. Umso mehr, da Nelson mehrmals gezwungen wird, sein Team zu splitten und die Mission auf verschiedene Schauplätze aufzuteilen. Nur weiß Filmemacher Nicolai Fuglsig nicht, was er damit anfangen soll. Statt die Fortschritte der einzelnen Teams parallel vorzustellen, aufzuzeigen, wie sie zusammenarbeiten müssen, um ihr Ziel zu erreichen, verharrt die Erzählung die meiste Zeit bei Captain Nelson und wechselt allenfalls für wenig aussagekräftige Collagen die Perspektive. Das bedeutet nicht, dass der Film handwerklich nicht gut eingefangen wäre. Im Gegenteil: Kamera und Schnitt sind durchgehend gelungen und sorgen auch dafür, dass man sich auf den großen Kampfgebieten insoweit auskennt, um zu wissen, wer die „Guten“ und die „Bösen“ sind. Nur reicht das allein nicht, um die jeweiligen Gefechte auch packend zu gestalten.
So kommt es, dass man am Ende der mehr als zwei Stunden über die drei prominentesten Figuren ebenso viel – oder wenig – weiß, wie nach den ersten Minuten. Was Nelson bewog, sich überhaupt den Special Forces anzuschließen, weshalb er vor diesem Einsatz in noch keinem Gefecht gekämpft hat – es gäbe so viele Fragen, die hier jedoch weder gestellt, geschweige denn beantwortet werden. Man erfährt nicht einmal, welche speziellen Funktionen die einzelnen Mitglieder des Teams innehaben, von den Namen aller zwölf ganz zu schweigen.
Operation: 12 Strong scheint der Überzeugung, dass eine kurze Vorstellung des familiären Hintergrunds der drei am meisten im Fokus stehenden Figuren ausreicht, damit das Publikum mit ihnen auf diesem Himmelfahrtskommando mitfiebert. Es ist eine Rechnung, die auch in Bezug auf den ungewöhnlichen Verbündeten, General Dostum, nicht aufgeht. Er ist, wie die anderen Figuren ebenfalls, interessant, aber zu wenig beleuchtet, als dass sein Rachefeldzug mitreißen würde.
Es klingt beinahe wie ein absurder Vorwurf, dass Nicolai Fuglsig überdies zu wenig Pathos in das Denkmal der US-amerikanischen Kriegshelden legt. Doch genau das ist der Fall. Angefangen von Lorne Balfes zurückhaltendem, eher atmosphärischem als heroisch bombastischem Score, bis hin zur Darstellung der Soldaten selbst, wirkt Operation: 12 Strong unerwartet zurückhaltend. Das könnte funktionieren, wenn der Film stattdessen die Schrecken des Krieges oder seine grundlegende Absurdität in den Fokus rücken würde. Doch keines davon ist der Fall. Es mag im ersten Moment zwar wahnwitzig aussehen, wenn Soldaten auf Pferden gegen Panzer vorrücken, aber der Filmemacher leitet daraus keine Wertung der Kriegsführung selbst ab, die hier zu gleichen Teilen unsichtbar aus der Luft erfolgt. All dem beizuwohnen ist zwar in manchen Momenten recht spannend und kompetent gemacht, aber es lässt das Publikum stets als Beobachter außen vor, anstatt dass man mit den beinahe tollkühn in die Schlacht ziehenden Soldaten an vorderster Front stehen würde.
Fazit:
Sieht man sich Nicolai Fuglsigs Schilderung der berittenen Elitesoldaten allein aus einer technischen Perspektive an, gibt es daran nicht viel auszusetzen. Auch die schauspielerischen Leistungen, allen voran von Chris Hemsworth, Michael Shannon, Michael Peña und Navid Negahban sind tadellos, so dass man der Darstellung des nur dreiwöchigen Feldzugs eine gewisse Authentizität nicht absprechen kann. Doch spätestens, wenn zum dritten Mal ähnliche Einstellungen zu sehen sind, wie gigantische Rauchwolken nach einem Bombenabwurf aufsteigen, fragt man sich, ob das schon alles war. Weder bringt Operation: 12 Strong die Schrecken des Krieges zum Ausdruck, oder verdeutlicht, weshalb dieses Land seit unzähligen Jahrzehnten von allen möglichen Parteien umkämpft wird, noch ist die Nacherzählung ausschweifend heroisch, so dass man damit Nachwuchsrekruten gewinnen könnte. Darüber hinaus lassen die Figuren Tiefe vermissen, während die Erzählung selbst nie wirklich packt.