Monsters [2010]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. Dezember 2010
Genre: Science FictionOriginaltitel: Monsters
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Gareth Edwards
Musik: Jon Hopkins
Darsteller: Whitney Able, Scoot McNairy
Kurzinhalt:
Vor sechs Jahren stürzte eine Raumsonde mit Proben von Lebensformen eines Mondes unseres Sonnensystems über Mexiko ab. Die Lebensformen vermehrten sich rasant, es wurde eine Infizierte Zone eingerichtet, welche einen Dutzende kilometerbreiten Streifen zwischen den USA und Mexiko ausmacht. Nach Nordamerika hin ist die Zone mit einer riesigen Mauer abgeschottet und das Militär sowohl von mexikanischer, wie auch von amerikanischer Seite ist mit Waffengewalt immer noch darum bemüht, die Außerirdischen Lebensformen in der Infizierten Zone zu halten.
Der Fotograf Andrew Kaulder (Scoot McNairy) erhält von seinem Vorgesetzten den Auftrag, Samantha Wynden (Whitney Able), die Tochter seines wohlhabenden Arbeitgebers, sicher aus Mexiko in die USA zurück zu bringen. Nachdem sie die letzte Fähre zurück verpasst haben, bleibt beiden keine andere Wahl, als eine riskante Reise durch die Infizierte Zone zu unternehmen ...
Kritik:
Die Frage, was Monsters ist, lässt sich bedeutend schwerer beantworten, wie was Monsters gern sein möchte. Für ein sehr bescheidenes Budget umgesetzt, handelt die Geschichte vom Fotografen Andrew Kaulder, der die Tochter seines Arbeitgebers aus Mexiko in die Vereinigten Staaten zurückbringen soll. Eine Rückreise gestaltet sich nicht so einfach, da zwischen den beiden Ländern die so genannte Infizierte Zone liegt, ein Gebiet, über dem vor sechs Jahren eine Raumsonde mit Proben eines anderen Himmelskörpers abgestürzt ist. Diese haben sich dort zu erstaunlichen Lebensformen entwickelt, die das Land aber für sich beanspruchen und derem Bestreben, jenseits der großen, errichteten Mauern anzusiedeln, von den USA und von Mexiko aus mit Waffengewalt Einhalt geboten wird. Andrew vergeigt die Möglichkeit, Samantha Wynden auf die komfortabelste Möglichkeit nach Hause zu bringen und so müssen sie durch die Infizierte Zone, wo sie früher oder später auch auf die seltsamen Aliens treffen, über die meist nur in wackeligen Fernsehaufnahmen berichtet wird.
Monsters stellt eine Welt nach einer Alien"invasion" vor, ohne aber die Gegebenheiten genau abzustecken. Über die eigentliche Infizierung, so scheint es, weiß nicht einmal die normale Bevölkerung Bescheid, weswegen über die Zone keine Flugzeuge fliegen dürfen (sonst wäre es ja ein Leichtes, Sam aus Mexiko zu holen) ist ebenfalls unklar, genauso wie die verschiedenen Entwicklungsstadien der Aliens, über die nur kurz gesprochen wird. Der Kriegsalltag, die Verwüstung, welche die Auseinandersetzungen mit den Wesen bei der Zivilbevölkerung hervorrufen, wird in den Mittelpunkt gerückt. Und eine Liebesgeschichte, bei der die Figuren nicht groß interessieren.
Bedenkt man, dass abgesehen von den beiden Hauptakteuren alle Beteiligten aus Laienschauspielern bestehen und es auch nur eine grobe Auslegung der Geschichte, aber keine vorgefertigten Dialoge gab, ist es durchaus bemerkenswert, was Regisseur Gareth Edwards aus seinem Low-Budget-Film gemacht hat. Gedreht wurde an Originalschauplätzen, meist ohne Genehmigung und die Szenen so eingebracht, wie es vom Drehort her günstig war. Monsters ist, wenn man so will, ein großteils improvisiertes Werk. Insofern gibt es auch am Umgang der beiden Hauptfiguren nur zu bemängeln, dass sie miteinander interagieren, als wüssten sie über die Grundsituation der Infizierten Zone nicht mehr als die Zuschauer, und als würden sie den Weg ihrer Beziehung nur gehen, weil er eben im groben Drehbuch so festgehalten ist. Natürlich erscheinen die Dialoge jedenfalls nicht. Der jeweilige Hintergrund der Figuren mit dem unehelichen Sohn bei ihm und dem Verlobten, den sie nicht heiraten will bei ihr scheint gekünstelt und das Verhalten der Personen ist nur in den wenigsten Fällen vollends nachvollziehbar. Die nicht ganz schlüssige Eröffnungssequenz findet am Ende ihren Abschluss, Zuschauer sollten also aufmerksam bleiben, was denn mit den Charakteren letztendlich geschieht.
Man bekommt auf dem atmosphärischen Road Trip durch die Infizierte Zone das Elend einer verarmten Region in einem Kriegsgebiet gezeigt. Menschen, die aus nicht genannten Gründen dort geblieben sind, statt sich in die Städte weiter südlich zurück zu ziehen. Sie scheinen sich mit der Situation arrangiert zu haben, auch wenn nicht gesagt wird wie. Und man sieht Andrews und Sams Reaktion auf die Situation jener Menschen. Nur fehlt leider im Gegensatz dazu, in welchem alltäglichen Luxus sie denn in ihrer Heimat leben. Edwards versäumt es, einen Kontrast herzustellen, um eine politische Aussage über Armut und Schutzlosigkeit, über die Zivilbevölkerung in einem Krieg zu treffen, während die Wohlhabenden in einer behüteten Umgebung leben. Auch wird nicht erwähnt, wie denn die Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit den Aliens steht.
Die Ansätze, die Monsters erkennen lässt, sind durchaus interessant, auch wenn das Design der Aliens nicht jedermanns Geschmack trifft. Dennoch ließe sich auch aus der gegebenen Situation ein spannender Invasionsfilm mit Parallelen und konstruktiver Gesellschaftskritik erarbeiten. Regisseur Gareth Edwards meinte, Bezüge zwischen dem Grenzverhalten der USA und Mexiko seien wenn überhaupt erkennbar nicht beabsichtigt gewesen. Dann bleibt jedoch die Frage, was Monsters genau aussagen will? Es lassen sich viele Ideen in den Film hineinprojizieren und auch das macht gute Science Fiction aus. Wirklich neuartig oder innovativ sind diese jedoch nicht. Mit sichtbar höherem Aufwand und einer bedeutend kompromissloseren Aussage wartete beispielsweise der ähnlich gelagerte District 9 [2009] auf. Die Macher von Monsters stellen mit ihrem Projekt mehr in den Mittelpunkt, welche Geschichte sich tatsächlich erzählen ließe, statt sie wirklich zu erzählen.
Fazit:
Regisseur Gareth Edwards und sein Team scheinen nicht nur mit dem Twist am Schluss, sondern auch mit ihrer Ausgangslage so zufrieden gewesen zu sein, dass sie vergaßen, dazwischen eine wirkliche Story zu erzählen. Die Fahrt durch die Infizierte Zone, wenn sie denn endlich beginnt, ist durchaus atmosphärisch, aber nie packend oder beängstigend. Über die Aliens erfährt man ebenso wenig wie darüber, wie die Menschen auf der ganzen Welt auf sie reagieren.
Zugegeben, für das geringe Budget und die improvisierten Szenen ist es eindrucksvoll und erstaunlich, was aus dem Projekt geworden ist. Doch dadurch beeindruckt Monsters mehr in der Durchführung, denn durch das Konzept. Nicht zuletzt die Prämisse weckt Erwartungen, die der stimmungsvolle Science Fiction-Film nicht erfüllen kann. Dass viele Interpretationen von den Machern als nicht beabsichtigt abgetan wurden, stellt zudem die wahre Absicht hinter der Geschichte in Frage.