Mickey Blue Eyes [1999]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. Juli 2002
Genre: Krimi / KomödieOriginaltitel: Mickey Blue Eyes
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: GB / USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 6
Regie: Kelly Makin
Musik: Basil Poledouris
Darsteller: Hugh Grant, James Caan, Jeanne Tripplehorn, Burt Young
Kurzinhalt:
An sich könnte Michael Felgate (Hugh Grant) gar nicht glücklicher sein, er steht kurz davor, einen großen Vertrag für das Auktionshaus, das er leitet, an Land zu ziehen und in Gina Vitale (Jeanne Tripplehorn) scheint er die Liebe seines Lebens zu gefunden zu haben. Doch als er sie fragt, ob sie seine Frau werden möchte, läuft sie weinend aus dem Zimmer. Auch als Michael Ginas Vater, Frank (James Caan), kennenlernt, scheint er nicht zu begreifen: Ginas Vater gehört zu einer größeren Mafiafamilie in New York und Gina möchte nicht, dass Michael in ihre Geschäft verwickelt wird. Nach anfänglichen Zweifeln geben die beiden ihre Verlobung bekannt und abgesehen von kleinen Geldwäschereien durch das Auktionshaus (von denen Gina nach Möglichkeit nichts mitbekommen soll und die Michael gezwungenermaßen durchführt), scheint alles gut zu laufen. - Bis Johnny Graziosi, der Sohn des Mafiaoberhauptes, durch einen Querschläger tödlich getroffen in Michaels Wohung liegt.
Kritik:
Ansich liest sich die Inhaltsbeschreibung wie die Zusammenfassung einer wirklich witzigen, wenn auch nicht wirklich neuen Komödie – bis auf den letzten Satz. Und mir erging es beim Ansehen des Films nicht anders. Als die erste Leiche buchstäblich am Boden liegt, schlägt der Film immer mehr zu einer schwarzen Krimikomödie um; zwar gibt es später und auch zum Ende hin immer wieder witzige Szenen, den naiv-unschuldigen Charakter des Anfangs hat der Film jedoch leider verloren.
Allgemein schien es, als wäre der Film aus zwei Drehbüchern zusammengeflickt worden. Die Grundidee mit dem Auktionär, der sich ohne es zu wissen in eine Mafiatochter verliebt hat und sich fortan mit den "Gesetzen" der "Familie" anfreunden muss, trägt leider nur für die ersten 40 Minuten. Hier sind viele tolle Situationen eingestreut, in denen Hugh Grant mit der für ihn bekannten britischen Lebenseinstellung tolle Witze reißen kann. Der zweite Teil des Films bindet die Mafiatochter Gina immer weniger ein, lässt dafür James Caan mehr zum Zuge kommen. Das verstärkt den Eindruck, als hätte es zwei Drehbücher gegeben, noch mehr, zumal die Story von dem Auktionshaus und Michaels Umfeld immer mehr zur Mafiafamilie driftet. Abgesehen davon hat das Verstecken und Verscharren einer Leiche für mich nichts einer familiengerechten Komödie zu tun, auch wenn sie im Mafiamilieu spielt.
Hätten die Autoren den Esprit und die Leichtigkeit der ersten 40 Minuten bis zum Schluss durchhalten können, wäre mit Sicherheit ein besserer Film dabei herausgekommen. Mickey Blue Eyes ist wirklich nicht schlecht, er bietet gute Unterhaltung auf einem für Kinder zwar nicht immer geeigneten Niveau, aber Jugendliche und Erwachsene können sich dabei durchaus amüsieren.
Allerdings verliert der Film den Schwung in der zweiten Hälfte und das Ende ist auf den ersten Blick zwar mehr oder weniger überraschend, aber dennoch absehbar.
Bis auf einige kleine Sprünge wird die Story auch konsequent durchgezogen, doch abgesehen von Hugh Grant bleiben die Charaktere der anderen Figuren weitgehend schwach. Sicher, die Darsteller gleichen das durch ihr Können wieder aus, und sie alle spielen wirklich toll, aber es kam mir dennoch so vor, als wüsste ich über Gina, Frank und Michael am Ende des Films genau so viel wie am Anfang. Ihre Hintergründe, ihre Kindheit, ihr Umfeld, all das bleibt außen vor – dabei hätte es dem Film sicherlich gut getan und er wäre wohl an den Kinokassen nicht so weit hinter den Erwartungen zurück geblieben.
Hugh Grant, Jeanne Tripplehorn und auch James Caan sind in dem Film wirklich sympathisch, aber mit etwas mehr Tiefe bei ihren Charakteren wären sie wahrscheinlich zu deutlich mehr fähig gewesen wären.
Sehr ungewöhnlich, aber angenehm erfrischend ist die leichte Musik von Basil Poledouris und die gesungen Songs - meist Oldies - die den anfänglichen Charme des Films bis zum Schluss musikalisch untermalen, jedoch über die Drehbuchschwächen nicht hinwegtäuschen können.
Fazit:
Mickey Blue Eyes ist eine nette Komödie, die man guten Gewissens im Fernsehen anschauen kann. Sie wäre zwar zu deutlich mehr fähig gewesen, wenn der Spaßfaktor des Films nach der ersten Stunde nicht immer mehr abgenommen hätte, aber es gibt deutlich schlechtere Filme in dem Genre.
Reine Nervensache [1999] empfand ich als flotter und witziger, gleichwohl jener Film am Ende in genau die entgegengesetzte Richtung ging und ein viel zu überdrehtes Finale präsentierte. Irgendwie blieb der zündende Höhepunkt am Ende von Mickey Blue Eyes aus und auch die Chaossituationen, in denen Grant zu Anfang steckte, konnten beim Finale leider nur zur Hälfte erreicht werden. So ist Mickey Blue Eyes (der Name kommt erst im zweiten Teil des Films überhaupt zustande) ein guter Unterhaltunsfilm, nicht weniger und leider auch nicht mehr.