Men in Black 3 [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 20. Juni 2012
Genre: Science Fiction / Action / KomödieOriginaltitel: Men in Black 3
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Barry Sonnenfeld
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Will Smith, Tommy Lee Jones, Josh Brolin, Jemaine Clement, Emma Thompson, Michael Stuhlbarg, Mike Colter, Nicole Scherzinger, Michael Chernus, Alice Eve, David Rasche, Keone Young, Bill Hader, Cayen Martin
Kurzinhalt:
Vor 40 Jahren hat Agent K (Tommy Lee Jones) das Alien Boris die Bestie (Jemaine Clement) gestellt und verhaftet – und bereut bis heute, dass er nicht anders entschieden hat, als er die Wahl hatte. Die Verbitterung kann sein Partner Agent J (Will Smith) nicht verstehen, doch was auf dem Spiel steht wird klar, als Boris aus dem Gefängnis ausbricht und Rache an K schwört. Dabei hat er einen äußerst perfiden Plan: Statt K zu töten, reist Boris in die Vergangenheit zurück, um zu verhindern, dass der jüngere K (Josh Brolin) den jüngeren Boris überhaupt verhaftet. Als J bemerkt, dass etwas nicht stimmt, scheint er der einzige zu sein, der Agent K vermisst und überhaupt kannte. Einzig seine Vorgesetzte, Agent O (Emma Thompson) erinnert sich an K, der aber vor 40 Jahren bei der misslungenen Verhaftung von Boris getötet wurde.
Darum reist J ebenfalls ins Jahr 1969, um K zu retten und Boris aufzuhalten. Dabei geschieht in jener Zeit etwas noch viel wichtigeres als die Mondlandung: Das Alien Griffin (Michael Stuhlbarg) möchte der Erde ein Geschenk machen, ohne das sie in der Zukunft schutzlos ausgeliefert wäre. Auch dies möchte Boris verhindern. Es steht also nicht nur die Zukunft von Agent K auf dem Spiel, sondern die der ganzen Welt ...
Kritik:
Wer hätte gedacht, dass das Team um Regisseur Barry Sonnenfeld 15 Jahre brauchen würde, um aus der Idee der "Men in Black" einen ernstzunehmenden, gelungenen Unterhaltungsfilm zu machen, bei dem uns die Charaktere mehr interessieren als die ausgefallenen Aliens? Beinahe unbemerkt haben sich die Trailer von Men in Black 3 in die Kinos geschlichen, ehe urplötzlich der Filmstart angesagt war. Nach dem enttäuschenden zweiten Teil der Reihe war die Vorfreude nicht besonders groß und auch die Vorschau versprach keine großartige Besserung. Wieso das Studio ausgerechnet dem besten der bisher drei Filme die schwächste Promotion zukommen lässt ist schleierhaft. Fans der ersten Stunde sollten sich allerdings vorsehen: Von dem übertriebenen Humor von Men in Black [1997] ist nur in weniger als einer Handvoll Szenen etwas zu spüren – und die sind überdies die schwächsten im Film.
Stattdessen setzt Autor Etan Cohen (Madagascar 2 [2008]) die Stimmung bereits in den ersten Minuten, in denen wir dem skrupellosen Alien Boris begegnen. Er hat eine Rechnung mit Agent K zu begleichen und wenn man sieht, wie ein seltsames, skorpionähnliches Wesen sich in einer Öffnung seiner Handfläche vergräbt und tödliche Stacheln schießen kann, ahnt man, dass K es nicht leicht haben wird. Doch Boris hat viel Fieseres im Sinn. Er will K aus der Zeit auslöschen, verhindern, dass er 1969 von K gestellt wird und 40 Jahre lang in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Doch wenn K in der Geschichte fehlt, fehlt auch alles, was er bewirkt hat – und so sieht sich sein Partner J, der sich als einziger daran erinnert, dass es K überhaupt gegeben hat, damit konfrontiert, dass die Erde vor einer Invasion steht. Und die einzige Möglichkeit das zu verhindern ist es, in der Zeit zurückzureisen, um 1969 zu verhindern, dass K von dem ebenfalls aus der Zukunft stammenden Boris getötet wird.
Zeitreisen haben immer etwas an sich, das bei Zuschauern zu Kopfschmerzen führt. Insofern tut Men in Black 3 gut daran, nicht zu viel zu erklären, auch wenn wir das Gefühl bekommen, dass bei Js buchstäblichem Zeitsprung er tatsächlich bis an den Anfang der Zeit zurück geht und dann soweit nach vorne springt, wie er möchte (immerhin sehen wir kurz Dinosaurier und sogar Wall Street-Broker, die 1929 ebenfalls auf dem Weg nach unten waren). 1969 angekommen hat J nicht viel Zeit, sollte K nach Möglichkeit gar nicht über den Weg laufen, aber trotzdem Boris aufhalten.
Ist es der Filmreihe bis dahin nie gelungen, die Figuren wirklich interessant zu machen, schafft es das Drehbuch hier, dass uns ihr Schicksal interessiert. Bereits zuvor, wenn J aus seinem Partner herausbekommen möchte, wie er so kalt und zynisch geworden ist, darauf aber keine Antwort bekommt. Dass J die Reise in die Vergangenheit antritt verdeutlicht, wie wichtig ihm sein Partner ist. Und was wir dort über ihn erfahren, lässt ihn uns verstehen. In den letzten 10 Minuten fügen sich dabei Puzzlestücke zusammen, die so vor 15 Jahren vielleicht beabsichtigt gewesen waren, die aber trotzdem passen und dabei beide Charaktere betreffen.
Damit dieses Kunststück gelingen kann musste es möglich sein, dass Agent K von zwei verschiedenen Darstellern gleichermaßen zum Leben erweckt würde. Josh Brolin, der zwar keine 40 Jahre jünger ist als Tommy Lee Jones, brilliert hier in einer so subtilen und umfassenden Personifizierung von seinem Kollegen, dass man nach wenigen Minuten davon überzeugt ist, eine jüngere Version von Agent K vor sich zu haben. Sei es die verhaltene Mimik (bis hin zur hochgezogenen Augenbraue), die Bewegungen oder aber die knappen, pointierten One-Liner. Schaffen es viele Darsteller, die Darbietung eines anderen zu kopieren, eignet er sich hier den dargestellten Charakter vollständig an.
Dies scheint auch Will Smith zu beflügeln, der deutlich agiler wirkt als noch vor 10 Jahren im letzten Film. Eine sehr interessante Rolle fällt Michael Stuhlbarg zu, der als interdimensionales Wesen Griffin für das philosophische Sahnehäubchen verantwortlich ist. Hier findet das Drehbuch einen guten Ansatz für ein Verständnis der verschiedenen Möglichkeiten, die das Universum bietet.
Wie viele andere Filme wurde auch Men in Black 3 nachträglich in 3D konvertiert, um zumindest so die Ticketpreise nochmals künstlich anzuheben. Wirklich notwendig ist die dritte Dimension zwar weder für die Geschichte, noch die Inszenierung, aber immerhin zeigt Regisseur Sonnenfeld genügend Abschnitte bei Tageslicht, um zumindest für ausreichend Helligkeit zu sorgen.
Nicht nur dank der perfekt in Szene gesetzten und authentischen Welt im Jahr 1969 gelingt dem dritten Film um die blitzdingsende Geheimorganisation eine wirkliche Überraschung. Die Figuren sind es, dank derer wir wissen wollen, wie die Geschichte weitergeht. Es wäre traurig, sollte dies das letzte Abenteuer der Agenten J und K gewesen sein. Nach 15 Jahren scheinen sie endlich zu ihrer Form gefunden zu haben.
Fazit:
Wird mit einem Alien-Kopf Bowling gespielt, erinnert das ein wenig an den übertriebenen Humor aus Men in Black. Doch diese Momente scheinen nicht ganz mit dem ernsteren Ansatz zusammen zu passen, den das Drehbuch hier vorgibt. Es stand zwar in den letzten beiden Filmen jeweils das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel, nun aber sehen wir zum ersten Mal die Auswirkungen und es gibt genügend Aliens, die nicht wieder aufstehen, wenn sie von den Kanonen der Agenten getroffen wurden. Men in Black 3 schlägt auch beim Humor einen anderen Weg ein und lässt viele Andeutungen und subtile Witze in den Abschnitt im Jahr 1969 einfließen. Dies mag daran liegen, weil auch die Zuschauer des ersten Teils älter geworden sind, und man dem Rechnung tragen wollte.
Vor allem aber konzentriert sich das Skript mehr auf die Charaktere, rückt die Agenten K und J in den Mittelpunkt und schlägt erfreulicherweise am Ende eine Brücke, die man so nicht hat kommen sehen. Das ist gelungen, witzig und temporeich; gleichzeitig tadellos gemacht und erfrischend gespielt. Auch wenn es mit der unverkrampften Unbeschwertheit von damals nicht viel gemeinsam hat, mit dem dritten Film sind die Men in Black endlich in Top-Form.