Madagascar 3: Flucht durch Europa [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 01. Juni 2013
Genre: Animation / KomödieOriginaltitel: Madagascar 3: Europe's Most Wanted
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Eric Darnell, Tom McGrath, Conrad Vernon
Musik: Hans Zimmer
Stimmen: Ben Stiller (Jan Josef Liefers), Chris Rock (Rick Kavanian), David Schwimmer (Bastian Pastewka), Jada Pinkett Smith (Claudia Urbschat-Mingues), Sacha Baron Cohen (Stefan Gossler), Tom McGrath (Michael Beck), Frances McDormand (Susanne Pätzold), Jessica Chastain (Iris Artajo), Bryan Cranston (Ingo Albrecht), Martin Short (Luigi Fantino)
Kurzinhalt:
Einige Zeit ist vergangen, seit die Pinguine unter der Leitung des Skipper (Tom McGrath / Michael Beck) die emigrierten New Yorker Zootiere Alex (Ben Stiller / Jan Josef Liefers), Marty (Chris Rock / Rick Kavanian), Gloria (Jada Pinkett Smith / Claudia Urbschat-Mingues) und Melman (David Schwimmer / Bastian Pastewka) in Afrika zurückgelassen haben. Inzwischen plagt insbesondere Alex die Angst, dass sie nie wieder nach Hause kommen werden. So suchen sie die Pinguine in Monte Carlo auf, um sie zu überreden, sie zurück nach New York zu bringen. Doch im Glücksspielparadies angekommen, wird die Tierfängerin Chantel DuBois (Frances McDormand / Susanne Pätzold) auf die Truppe aufmerksam, die noch einen Löwen in ihre Sammlung erlegter Tiere aufnehmen will.
Auf der Flucht vor DuBois verstecken sich die Zootiere, darunter auch die Lemuren um König Julien (Sacha Baron Cohen / Stefan Gossler), bei dem Wanderzirkus, dessen größte Attraktion der misstrauische Tiger Vitaly (Bryan Cranston / Ingo Albrecht) ist. Sollte ein amerikanischer Promoter vom Zirkus überzeugt sein, könnten sie sogar mit ihm nach New York zurückkommen. Doch dafür müssen sie das Vertrauen von Vitaly, der Jaguardame Gia (Jessica Chastain / Iris Artajo) und dem Seelöwen Stefano (Martin Short / Luigi Fantino) gewinnen ...
Kritik:
Immer wieder hört oder liest man davon, dass Kinder, die zum ersten Mal eine lebende Kuh sehen, ihre Eltern fragen, wieso sie nicht lila ist wie in der Werbung. In Zukunft könnte es auch vorkommen, dass Kinder beim ersten Zirkusbesuch nach Madagascar 3: Flucht durch Europa fragen, wieso die Tiere nicht auf schwebenden Neonplattformen umhertanzen und warum die Elefanten nicht pink angemalt durch die Lüfte gleiten. DreamWorks neuestes Abenteuer um die ausgebüchsten Zootiere ist bunt und laut, aber gleichzeitig schon erschreckend hohl.
Der Film setzt einige Zeit nach dem letzten Teil an und offensichtlich sind Löwe Alex, Zebra Marty, Nilpferddame Gloria und Giraffe Melman immer noch in Afrika, während sich die durchtriebenen Pinguine nach Monte Carlo abgesetzt haben, um im Spielkasino ihr Glück zu suchen. Um endlich wieder nach New York zu kommen, entschließen sie sich, zu den Pinguinen zu schwimmen – weshalb sie nicht gleich nach New York schwimmen, ist ebenso unwichtig, wie woher sie die Ausrüstung für den Trip bekommen haben. Im Spielkasino angekommen, scheinen die dort anwesenden Menschen nicht sehr angetan von der Wildtierinvasion und rufen die Tierfängerin Chantel DuBois zu Hilfe. Sie wird die Truppe bis zum Schluss verfolgen, ebenso wie die Lemuren König Julien, Maurice und Mort, die nun noch nerviger sind als je zuvor.
Bereits die ersten zwanzig Minuten fühlen sich zumindest für Erwachsene wie eine halbe Ewigkeit an, die Geschwindigkeit der Szenenwechsel und der abstrusen Ideen so rasend, als wollten die Filmemacher eine Episode der ewig actiongeladenen Animationsserie um die Pinguine erzählen. Dabei wiederholen sich sämtliche, vorhersehbaren Witze mindestens dreimal kurz hintereinander, was das Zielpublikum jedoch nicht davon abhalten wird, jedes Mal zu lachen.
Auf der Flucht vor DuBois kommen die Tiere bei einem Wanderzirkus unter, der seine besten Zeiten allerdings schon hinter sich hat. Angelpunkt des Zirkus sind der Tiger Vitaly, Jaguardame Gia und Seelöwe Stefano. Größte Hoffnung von Alex & Co. ist ein amerikanischer Sponsor, der einen Auftritt des Zirkus in Großbritannien beobachten will, um ihn dann gegebenenfalls in die USA einzuladen. So zeigt Madagascar 3, wie die Neuankömmlinge den "alten Hasen" neue Tricks beibringen, um den Sponsor zu beeindrucken. Dass sie dabei gleichzeitig eine neue Familie kennenlernen, soll wohl den familienfreundlichen Unterton des Films unterstreichen.
Doch bekommt das Zielpublikum tatsächlich einen richtigen Eindruck vom Zirkus, wenn hier gezeigt wird, wie sich die Tiere gegenseitig Kunststücke beibringen? Wenn sie fröhlich und freundlich lächeln, während sie durch brennende Reifen hüpfen und ihr Publikum mit Attraktionen wie auf Rädern fahrende Bären beeindrucken? In Wirklichkeit sind viele Zirkusse in die Kritik geraten, weil die Tiere mit grausamen Maßnahmen dazu gezwungen wurden, Tricks nachzuahmen.
Bereiten die Filmemacher sowohl den Zirkusauftritt in London, wie auch das Finale vor, entfernen sie sich außerdem vollständig von allem, was die Reihe bisher mit der wirklichen Welt verbunden hat. Im unendlich hohen Zirkuszelt fliegen die Tiere durch bunte Arenen, tanzen auf Laserstrahlen, die lediglich einen kunterbunten visuellen Reiz bieten sollen, aber in keinster Weise Sinn ergeben.
Worauf Madagascar 3 eigentlich ausgelegt ist, sieht man auch in der 2D-Fassung. Und das nicht nur beim Finale: In jeder Szene des Animationsfilms rasen oder fliegen Elemente auf den Zuschauer zu – zusammen mit den bunten Farben und dem grellen Humor werden Kinder somit begeistert sein. Die etwas älteren und auch die erwachsenen Zuschauer aber werden sich fragen, was all das überhaupt soll.
Fazit:
Am ehesten lässt sich Madagascar 3: Flucht durch Europa mit einem visuell eingefangenen Zuckerschock vergleichen. Exzessiv bunt und erzählt, als hätten die Filmemacher den Finger auf dem "Vorspulen"-Knopf festgeklebt, gibt es durchaus eine Handvoll Gags, die sich an Erwachsene richten. Doch die in dem Reizgewitter ausfindig zu machen, ist schon eine Kunst. Die zweifelhafte Aussage, die dem Zielpublikum bezüglich des Lebens der Tiere im Zirkus mit auf den Weg gegeben wird, ist dagegen durchaus erkennbar.
Auf die Figuren kommt es nicht an, auf eine Geschichte ebenso wenig, die sich eingangs noch irgendwo finden lässt, aber auf halbem Weg vollkommen über Bord geworfen wird, um die aufdringlichen 3D-Effekte unterzubringen und das so grell wie möglich umgesetzte Szenario in den Mittelpunkt zu rücken. Im letzten Drittel erinnert dies an ein überlanges Musikvideo, doch darin einen wertvollen Kinderfilm zu vermuten, ist ebenso übertrieben, wie Fast Food im Kindermenü als gesund anzupreisen. Immerhin bietet der Trailer schon die sehenswertesten Gags.