Love Hurts – Liebe tut weh [2025]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Februar 2025
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Love Hurts
Laufzeit: 83 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Jonathan Eusebio
Musik: Dominic Lewis
Besetzung: Ke Huy Quan, Ariana DeBose, Daniel Wu, Mustafa Shakir, Lio Tipton, Marshawn Lynch, André Eriksen, Rhys Darby, Sean Astin, Cam Gigandet


Kurzinhalt:

Nicht nur, dass Marvin Gable (Ke Huy Quan) ein überaus erfolgreicher Immobilienmakler ist, er liebt seine Arbeit von Herzen und fühlt sich, als sei er endlich dort angekommen. Dabei holt ihn seine Vergangenheit ein, als seine Mitarbeiterin Ashley (Lio Tipton) ihm aus der Post einen Umschlag übergibt, der von Rose (Ariana DeBose) stammt. Rose hatte einst, wie Marvin, für seinen Bruder Alvin (Daniel Wu) gearbeitet, der als Gangster gefürchtet ist. Marvin war sein bester und tödlichster Spezialist, bis er sich zurückgezogen hatte. An sich sollte er Rose für Alvin töten, doch Marvin, heimlich in Rose verliebt, konnte es nicht tun und nun ist sie zurück. Alvin, darauf aus, Rose in die Finger zu bekommen, setzt nicht nur über seine rechte Hand Merlo (Cam Gigandet) King (Marshawn Lynch) und Otis (André Eriksen) auf Marvin an, um herauszufinden, wo sich Rose aufhält, sondern auch „The Raven“ (Mustafa Shakir). Währenddessen sucht Rose tatsächlich Marvins Hilfe, denn nur mit ihm kann sie sich das Leben zurückholen, das sie aufgeben musste …


Kritik:
Die Actionkomödie Love Hurts – Liebe tut weh, Regiedebüt von Stunt-Spezialist Jonathan Eusebio, besitzt dank Ke Huy Quan in der Hauptrolle so viel Potential, dass es umso mehr enttäuscht, wenn nichts hiervon wirklich funktioniert, bevor es letztlich sogar in sich zusammenfällt. Die Story um einen Auftragskiller, der nach seinem Ausstieg wieder in sein altes Leben hineingezogen wird, will mit Humor punkten. Doch das scheitert nicht nur daran, dass die Besetzung keine Chemie miteinander entwickelt. Wenigstens finden Genrefans kurzweilige Unterhaltung.

Die tatsächliche Story, die immer wieder von Erzählungen verschiedener Figuren aus dem Off begleitet wird, in denen diese dem Publikum vermitteln wollen, was in ihnen vorgeht, ist bedeutend schlichter, als selbst die kurze Laufzeit von merklich weniger als eineinhalb Stunden (mit langsamem Abspann) vermuten lässt. Darin könnte Marvin Gable kaum glücklicher sein. Der Immobilienmakler liebt seinen Job und hat sogar gerade erst einen Preis für seine Arbeit erhalten. Beliebt bei Kund- wie Nachbarschaft, würde niemand vermuten, dass Marvin noch vor nicht allzu langer Zeit für seinen Bruder Alvin, genannt „Knuckles“, die Drecksarbeit erledigte. Knuckles ist ein berüchtigter Gangster, der damals Auftragsmörder Marvin anwies, seine rechte Hand Rose zu töten, die Geld von ihm gestohlen haben soll. Doch Marvin, heimlich verliebt in Rose, konnte es nicht tun und ließ sie laufen. Marvin hat sich seither abgesetzt und führt ein ihn erfüllendes Leben, bis er, wie sein Bruder, eine Valentinstagskarte von Rose erhält, die ihr Leben zurück will. Knuckles ist freilich nicht erbaut, dass Rose noch lebt und lässt seine Schläger auf Marvin los. Der ahnt nicht, was Rose plant und dass sie damals nur ein Sündenbock gewesen ist.

Love Hurts hält nicht lange damit zurück, worum es Regisseur Eusebio tatsächlich geht. Unvermittelt wird Marvin in seinem Büro von Knuckles’ Schergen The Raven heimgesucht. Wie auch beim nächsten Kampf in seinem Haus, wo zwei weitere Bösewichte auf ihn warten, muss Marvin eine Menge Schläge einstecken und kann sich weniger durch seine körperliche Überlegenheit, als durch seinen Einfallsreichtum mit verfügbaren Haushaltsgegenständen gegen die Angreifer wehren. Die Momente sind auch tempo- und abwechslungsreich umgesetzt. Leider können die nachfolgenden nur nicht mithalten. Das liegt nicht an der überaus sehenswerten Stuntarbeit, die zahlreiche, mitunter schmerzhaft aussehende Momente bereithält. Es ist vielmehr, dass man dies in den vergangenen Jahren in Filmen wie Nobody [2021] oder der John Wick-Reihe bereits gesehen hat. Beide Vorlagen sind Love Hurts auch nicht unähnlich, mit dem Unterschied, dass letzterer bedeutend mehr Wert auf den Humor legt.

So kommt es, dass sich die beiden Schläger King und Otis beständig über Otis’ Beziehungsprobleme unterhalten, oder sich Marvins Mitarbeiterin Ashley in den poetischen The Raven verliebt. Was sich unterhaltsam anhört, nimmt durch die aufgesetzten Kommentare und erzwungenen lockeren Sprüche, die mitunter auch eingesprochen werden, ohne dass die Gesichter zu sehen sind, so dass es den Anschein hat, als wären sie nachträglich eingefügt worden, spürbar Tempo aus der Erzählung. Dass man wenig mit den Figuren mitfiebert, liegt auch daran, dass man kaum etwas über Roses früheres Leben erfährt, von Knuckles Geschäften ganz zu schweigen. Zwar gibt es einen Moment, in dem auch er zeigt, wie böse er wirklich ist, doch wirkt dies ebenso aufgesetzt wie die gezeigte Gewalt überzogen dargestellt ist. Die Brutalität soll hier Teil der Unterhaltung sein, dabei wäre es beispielsweise bedeutend lustiger, Marvin dabei zuzusehen, wie er versucht, die Situationen gewaltfrei zu lösen. Dass er sich selbst und seiner ursprünglichen Überzeugung seine Arbeit betreffend nicht treu bleibt, passt ebenfalls kaum zum Charakter der Figur.

In der Action durchaus intensiv und mitunter sogar einfallsreich in Szene gesetzt, plätschert was dazwischen geschieht, spürbar zäh vor sich hin. Die vielen Stimmen aus dem Off unterstreichen dabei nur, wie wenig ausgearbeitet die eigentliche Story ist, die sich so zu erklären versucht. Überzeugen kann das nicht und als reine Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum, fühlt man sich doch an zahlreiche andere Genrevertreter erinnert, die deutlich mehr mitreißen konnten. Während Hauptdarsteller Ke Huy Quan derart sympathisch auftritt, dass man sich selbst dann an seiner Seite wähnt, wenn man über seine Vergangenheit aufgeklärt wird, wird keine andere Figur tatsächlich vertieft und auch das Zusammenspiel mit Ariana DeBose, deren Rose meist gelangweilt oder amüsiert, aber nie um ihr Leben kämpfend auftritt, erscheint gekünstelt und erzwungen. In Anbetracht der handwerklich soliden Umsetzung ist das wirklich schade.


Fazit:
Filmemacher Jonathan Eusebio beweist ein solch gutes Gespür für die Dynamik der Kampfchoreografie, dass der unfreiwillig in sein früheres Leben zurückgezogene Marvin buchstäblich davon durch die Gegend geworfen wird. Die Szenen sind schnell und doch übersichtlich umgesetzt, stellenweise mit einer Wucht, als würde es das Publikum selbst treffen. Aber nicht nur, dass vieles davon bekannt vorkommt, zum Ende präsentiert die Story eine vermummte, anonyme Kleinarmee, durch die sich Marvin prügeln muss, wie man sie bereits zig Mal gesehen hat. Die papierdünne Story legt dabei merklich wenig Wert darauf, die übrigen Figuren zu vertiefen, so dass ihr Schicksal gar nicht interessiert. Eine spürbare Chemie entwickelt sich nicht einmal zwischen Marvin und Rose. Trotz der gut inszenierten Actionszenen gerät Love Hurts – Liebe tut weh daher nie packend und ist auffallend selten lustig, was den erzwungen und einstudiert klingenden Dialogen geschuldet ist. Genrefans finden hier kurzfristige Unterhaltung, wie man sie aber eher im Streaming-Angebot vermuten würde.