Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis [1987]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Mai 2004
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Lethal Weapon
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1987
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Richard Donner
Musik: Michael Kamen, Eric Clapton
Darsteller: Mel Gibson, Danny Glover, Gary Busey, Mitch Ryan, Tom Atkins, Darlene Love, Traci Wolfe, Jackie Swanson, Damon Hines, Ebonie Smith


Kurzinhalt:
Sergeant Roger Murtaugh (Danny Glover) ist ein routinierter Cop in Los Angeles. Gerade als er einen Fall übernimmt, bei dem die Tochter seines Vietnam-Kameraden Michael Hunsacker (Tom Atkins) getötet wurde, soll Murtaugh mit einem neuen Partner zusammenarbeiten. Martin Riggs (Mel Gibson), der seit dem Unfalltod seiner Frau als suizidgefährdet gilt, gehörte zu einer kampferprobten Spezialeinheit in Vietnam – jetzt aber ist er ein Mann, der nichts zu verlieren hat.
Das ungleiche Duo, das sich zu Beginn nicht ausstehen kann, findet sich in den Ermittlungen aber im Fadenkreuz von Gangstern wieder, die auch nicht davor zurückschrecken, Murtaughs Familie zu bedrohen. Und auch wenn der Krieg in Vietnam lange schon vorbei sein mag, seine Geister haben mit dem Fall mehr zu tun, als es den Anschein hat ...


Kritik:
Auch wenn die Zahl der produzierten Actionfilme tatsächlich nie abgenommen hat, ihren wirklichen Höhepunkt erlebten sie zweifelsohne in den 1980er Jahren – und machten damit Schauspieler wie Bruce Willis, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger oder auch Mel Gibson zu Ikonen ihrer Zeit. Letzerer wurde durch den apokalyptisch-betonten Thriller Mad Max [1979] in seiner Heimat Australien quasi über Nacht berühmt und eroberte kurz darauf auch die Leinwände rund um den Globus.
Doch einen Fuß in Hollywood bekam er letztlich mit dem ersten Lethal Weapon-Film zu fassen, auch wenn er bis dahin alles andere als unterbeschäftigt gewesen war. Am 3. Januar 1956 in den USA geboren zog seine Familie als er 12 war wieder nach Australien, wo Gibson das "National Institute of Dramatic Arts" besuchte (dabei hatte er diese Karriere nur verfolgt, weil seine Schwester seine Bewerbung ohne sein Wissen losgesandt hatte). Dort teilte er sich sein Zimmer unter anderem mit Geoffrey Rush und fand nach seinem Abschluss Rollen in einigen kleineren Produktionen, ehe ihn Mad Max zum Star machte (dabei wurde Mel Gibson für den Amerikanischen Verleih extra neu synchronisiert).
Noch im selben Jahr mimte er in Tim, wofür er bereits den 'Australischen Oscar' erhielt. Fünf Jahre später feierte er sein US-Debut in Die Bounty [1984], bevor er sich mit Lethal Weapon endgültig einen Platz am Olymp der Hollywood-Akteure sicherte. Seine bisherigen Regiearbeiten Der Mann ohne Gesicht [1993], Braveheart [1995], Die Passion Christi [2004] und auch Apocalypto [2007] brachten ihm nicht nur Preise, sondern auch Anerkennung unter Kollegen ein – für Braveheart, in dem er auch die Hauptrolle spielte, bekam er gar den Oscar.
1995 wurde er gar für die Rolle des James Bond in GoldenEye [1995] in Betracht gezogen, zudem war er der erste australische Darsteller, der für eine Rolle mehr als eine Million US-Dollar Gage bekam. Erhielt er für Mad Max noch 15.000 australische Dollar, waren es für den Science-Fiction-Thriller Signs - Zeichen [2002] 25 Millionen gewesen. Sein Erfolg ermöglichte es ihm auch, eine eigene Produktionsfirma – 'Icon Pictures' – aufzubauen, die sowohl in den USA, als auch in Großbritannien und Australien operiert.

Dass Gibson dabei schon immer Wert darauf legte, keine simplen Rollen zu spielen, sondern komplexe Charaktere verkörpern zu dürfen, sieht man auch an dem eher konventionellen Actionthriller Lethal Weapon, der neben einer thrillerbetonten Story das Buddy-Team-Element bis zu Perfektion ausarbeitet. Wurde selbiges schon viel früher in Filmen wie Nur 48 Stunden [1982] in Angriff genommen, wird die in vielen Filmen angesprochene Hassliebe in Richard Donners Film aber durch eine richtige Freundschaft und Partnerschaft ersetzt, die so natürlich dargebracht wird, dass man sich am Schluss wünscht, man könnte noch mehr Zeit mit den Charakteren verbringen.
Dabei hatte Autor Shane Black wohl auch eher den Buddy-Aspekt im Auge, denn der Thriller kommt zu Beginn eher nebensächlich und holprig in Fahrt. Doch wandelt sich hier das Bild in der zweiten Hälfte des Films, was man dann leider auch dem deutlich gestiegenen Brutalitätsgrad sieht, sowie den eher comichaften Faustkämpfen und Actioneinlagen. Bis dahin baut Black jedoch ein Dreamteam auf, bei dem man buchstäblich zusehen kann, wie sich die Chemie entwickelt.
Dabei könnten die beiden Figuren unterschiedlicher gar nicht sein, was man bereits an den ausgiebigen und äußerst detaillierten Einführungen sieht; Sergeant Murtaugh hat sich neben einer soliden Karriere und vielen Kollegen auch eine Familie aufgebaut, auf die er sichtlich stolz ist. Mehr noch, er bereitet mit jedem Tag seine Pensionierung vor und freut sich auf einen ruhigen Arbeitstag. Dem gegenüber steht der völlig gebrochene Martin Riggs (Gibson), der alles andere als ein Musterheld ist, sondern immer noch am Tod seiner Frau verzweifelt – die beeindruckendste Szene ist hier sein Suizidversuch. Trotz, oder gerade auf Grund seiner Wut ist er wie Murtaugh von Anfang an ein Sympathiecharakter, zu dem man schnell Zugang findet.
Die Beziehung, die sich zwischen dem ungleichen Duo aufbaut wirkt dabei nicht überhastet oder gar unglaubwürdig, vielmehr sind es die Dialoge zwischen den beiden, die das Drehbuch auszeichnen. Die Gespräche wirken natürlich, egal ob sie von Nebencharakteren kommen, oder von den beiden Hauptdarstellern, so dass man jederzeit das Gefühl bekommt, als wären die Figuren aus Fleisch und Blut und ihre Gedanken real. Einziger Negativpunkt sind hier die Bösewichte, die leider gegenüber den beiden Helden äußerst blass bleiben.
Doch ungeachtet der recht langen Einleitung ist Lethal Weapon nie langatmig, und auch die Story wirkt nicht wie als Füller zwischen den Actionszenen fehlplatziert. Stattdessen nimmt sich das Drehbuch immer wieder Zeit für kleine Charaktermomente, wie wenn Riggs und Murtaugh zusammen auf dem Schießstand sind. Shane Blacks Drehbuch, auch wenn es in der zweiten Filmhälfte stark auf einen harten Actionfilm umschwenkt und viel von der eigentlichen Story vermissen lässt, ist wirklich gut geraten. Zwar vermissen manche einen konstanten Spannungsanstieg wie beispielsweise in Stirb langsam [1988], dafür legt das Skript einen soliden Grundstein für erstklassige, realistische und vielschichte Charaktere in einer mit vielen intelligenten Ideen gespickten Story. Vor allem aber ist es die Geburtsstunde des klassischen Buddy-Kinos, wie es seither zwar oft kopiert, aber nie erreicht wurde.

Das entsprechend umzusetzen war Aufgabe der beiden Hauptdarsteller, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und die doch so gut zusammen passen, dass man sie sich kaum in anderen Rollen vorstellen könnte. Mel Gibson hat dabei zwar etwas mehr zu tun, Danny Glover gelingt es aber durch seine Ausstrahlung sowohl die ruhigen Szenen, als auch diejenigen, in denen ihm die Panik beinahe ins Gesicht geschrieben steht, perfekt zum Ausdruck zu bringen. Und eben wenn er kurz davor ist, seine Beherrschung zu verlieren, kann man sich als Zuschauer kaum mehr zusammenreißen – das Gespräch nach dem Springer, den Riggs auf unkonventionelle Weise herunterholt, ist dafür ein Paradebeispiel. Glover bildet hier einen angenehmen Gegenpol zu Gibson, der einen so facettenreichen Charakter verkörpern darf, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Auch die Szenen, in denen er augenscheinlich den durchgeknallten Cop mimt, werden von Gibson "natürlich" dargebracht. Er ist seiner Rolle voll und ganz gewachsen und verleiht ihr durch seine großteils beherrschte Art das nötige Mysteriöse, dass man ihm auch seine knallharten Actioneinlagen ohne weiteres abnimmt. Beide Darsteller sind hier in Topform zu sehen und hatten offenbar auch großen Spaß an ihren Rollen, sowie hinter der Kamera.
Doch auch die übrige Besetzung kann sich sehen lassen, allen voran die Murtaugh-Familie, die mit frischen Gesichtern zusammengestellt wurde und wie aus einem Guss wirkt. Dagegen bleiben die beiden Hauptbösewichte aber recht blass, auch wenn sowohl Mitch Ryan, als auch Gary Busey mehr als nur überzeugend spielen. Insbesondere bei Busey, der in so vielen unterdurchschnittlichen Produktionen mitgewirkt hat, ist es schön, ihn in einer guten Rolle zu sehen. Ryans Rolle ist dagegen zwar noch ein Stück kleiner, aber auch er bringt genügend Engagement mit, um seine Momente ausnutzen zu können.
Zwei Figuren werden hier nur am Rand eingeführt, die aber im weiteren Verlauf der Reihe eine wichtigere Rolle spielen, darunter Steve Kahan, der den Polizeichef Captain Murphy mimt und in Wirklichkeit ein Cousin von Regisseur Donner ist, und die Polizeipsychologin Dr. Stephanie Woods, gespielt von Mary Ellen Trainor. Beide haben hier zwar nur sehr kleine Parts, überzeugen darin aber problemlos.
Insgesamt wirkt der Cast stimmig und es macht Spaß, den Leuten bei der Arbeit zuzusehen.

Inszenatorisch ist Regisseur Richard Donner, der vor seinem Durchbruch mit Das Omen [1976] vor allem im Fernsehen tätig gewesen war, und dem mit Superman [1978] erneut ein Welterfolg gelang, auch hier eine sehr saubere Arbeit gelungen, die mit wenigen Zeitlupen auskommt, dafür aber mit langen Kameraschwenks und einer angenehmen Übersicht aufwarten kann.
Auch in den Actionszenen geht diese nicht verloren, sondern sorgt immer dafür, dass man als Zuschauer die Szenen auskosten kann. Man könnte seine Arbeit mit Kamera und Schnitt beinahe schon als klassisch bezeichnen, und doch fand er sowohl zu Beginn, als auch in der Wüste und beim Finale immer wieder die Zeit, regelrechte Panorama-Aufnahmen einzubauen. Auch die brutalen Szenen werden bei weitem nicht so ausgeschlachtet, wie es in manch anderen Filmen der Fall ist, stattdessen verlässt sich Donner auf seine beiden Hauptdarsteller und gibt ihnen genügend Raum, sowohl ihr schauspielerisches, als auch ihr komödiantisches Potential zu entfalten.
Handwerklich gesehen ist Lethal Weapon ein Beispiel, wie ein Actionfilm aussehen kann, werden die Szenen durch hektische Schnittfolgen nicht hoffnungslos verschnitten. Dass Donner sein Fach beherrscht zeigt er eindrucksvoll, als Zuschauer kann man ihm das nur danken.

Die Wahl der beiden Komponisten mag auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen, denn auch wenn Michael Kamen zuvor schon mit einigen Soundtracks überzeugen konnte (und im darauffolgenden Jahr mit Stirb langsam den Actionscore schlechthin komponieren würde), und Eric Clapton als Sänger und Künstler keiner Erklärung bedarf, verwundert es, diese beiden unterschiedlichen Stilrichtungen zu kombinieren und als einen instrumentalen Score aufzunehmen.
Und doch konnte den Produzenten kein größerer Geniestreich gelingen als dies, denn die Kombination aus Kamens rhythmischem und sehr orchestralen Score, sowie Claptons exzellentem Einsatz von Gitarre und Saxophon, macht die Musik zu Lethal Weapon zu einem so unverwechselbaren Markenzeichen, dass man sie auch nach Jahren noch überall erkennen würde.
Den beiden Musikern gelang eine Symbiose, wie man sie zuvor kaum für möglich gehalten hätte, ihr Soundtrack ist so stimmungsvoll wie rhythmisch, so klassisch wie zeitlos und doch mit einer ganz persönlichen Note, so dass er unverwechselbar mit der Lethal Weapon-Reihe verbunden ist. Zudem ist es ein Score, den man auch ohne Probleme ohne den Film anhören kann – schade nur, dass es gerade zum ersten Film bislang keinen offiziellen Soundtrack gibt.

Was Zuschauer an dem Film abschrecken kann ist der gerade in der zweiten Hälfte wirklich stark gestiegene Brutalitätsgrad, den die FSK ursprünglich auch mit einer "nicht unter 18 Jahren"-Freigabe berücksichtigt hat. Als jedoch 1998 ein Director's Cut veröffentlicht wurde, der all die bisherigen brutalen und auch neue Charakter-Szenen enthielt, gab die FSK den Film nun "ab 16 Jahren" frei – sieht man sich aber gerade die Foltersequenzen beim Finale an, oder der wirklich ausführliche Zweikampf, ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. Der Director's Cut zeigt dabei einige neue Szenen, die hier aber wirklich übergangslos eingebaut wurden und den Film um interessante und gute Momente bereichern. Die ursprünglich gedrehte Einführungsszene, die für Riggs gedacht war, ist auch auf DVD zu sehen, aber (glücklicherweise) nicht in den Film integriert. Man kann Regisseur Donner nur recht geben, wenn er meint, dass diese Szene die Zuschauer eher abgeschreckt hätte.
Gedreht wurde unter anderem auf dem Hollywood Boulevard, der extra für den Film schon Monate vor Weihnachten mit dem traditionellen Weihnachtsschmuck behangen wurde – eine Traumfabrik eben.
Gewidmet ist Lethal Weapon dem Stuntman Dar Robinson, der kurz nach den Dreharbeiten bei einem Stunt ums Leben kam.

Mit 15 Millionen Dollar war Richard Donners Actionthriller auch für jene Zeit ein Schnäppchen – beim dritten Teil bekam Mel Gibson den Betrag als Gage. Gemessen am Einspielergebnis von rund 70 Millionen Dollar war Lethal Weapon kein richtiger Blockbuster und doch immens erfolgreich; vor allem legte er den Grundstein für eine inzwischen legendäre Filmreihe, die stets mit witzigen Sprüchen, mitreißender Action und erstklassigen Charaktermomenten aufwarten konnte.
Actionfans sollten sich diesen Klassiker nicht entgehen lassen, der Buddy-Kino so wie es später oft kopiert wurde, als erster etablierte. Mit einem durchdachten Skript, natürlichen und nachvollziehbaren Charakteren und einer gehörigen Prise Humor gelang Autor Shane Black ein Meilenstein im Genre, ein Klassiker der heute noch so zeitlos wirkt wie vor über 20 Jahren.


Fazit:
Wurde vor der Kamera das Dream-Team Gibson/Glover geboren, trug hinter der Kamera Regisseur Donner sein Übriges dazu bei, um mit Lethal Weapon einen der besten Actionthriller seiner Zeit abzuliefern. Dabei liegt der Schwerpunkt weniger auf dem Thrill, als auf beim Duo, das den Film souverän anführt und so viel Charme besitzt, dass man sich an ihnen kaum satt sehen kann.
Lockere Sprüche am laufenden Band, Actionszenen, die das Prädikat "besonders spannend" wirklich verdient haben, eine unverwechselbare, ausgezeichnete Musik und all das in einem Setting, das trotzdem ernst gehalten ist. So macht Lethal Weapon nicht den Fehler, sich zu ernst zu nehmen, und erzählt trotzdem eine ernst gemeinte Geschichte.
Das ist bestes Action-Kino der 80er-Jahre, zeitlos, frischer und witziger als alles, was in den letzten Jahren in dem Genre im Kino lief.