Knight Rider: „Michael Knight/Wie alles begann“ [1982]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. Februar 2023
Genre: Action / Krimi / Unterhaltung

Originaltitel: Knight Rider: „Knight of the Phoenix“
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1982
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Daniel Haller
Musik: Stu Phillips
Besetzung: David Hasselhoff, William Daniels (Gottfried Kramer), Edward Mulhare, Phyllis Davis, Pamela Susan Shoop, Richard Basehart, Lance LeGault, Noel Conlon, Michael D. Roberts, Bert Rosario, Richard Anderson, Vince Edwards, Ed Gilbert, Shawn Ora Engemann


Kurzinhalt:

Bei einem Einsatz, bei dem er eine Industriespionage untersuchen soll, wird Polizist Michael Long (David Hasselhoff) angeschossen und schwer verletzt, sein Partner sogar gerötet. Der einflussreiche und todkranke Philanthrop Wilton Knight (Richard Basehart) rettet Long und engagiert Ärzte, dessen durch die Verletzung stark entstelltes Gesicht wiederherzustellen. Knight hofft, Michael für die Umsetzung seines Herzensprojekts zu gewinnen. Während die von ihm gegründete Stiftung, deren Leitung Wiltons Vertrauter Devon Miles (Edward Mulhare) übernimmt, sich für Recht und Verfassung engagiert, soll ein einzelner Mann diejenigen Missionen erfüllen und sich für den Schutz von Unschuldigen einsetzen, wenn die offiziellen Kanäle dazu nicht in der Lage sind. An der Seite dieses Mannes steht ein hochmodernes Auto, ausgestattet mit Technik der Zukunft und beinahe unzerstörbar – K.I.T.T. (William Daniels / Gottfried Kramer). Anfangs wenig überzeugt, nimmt Long die Identität von Michael Knight an und macht sich mit K.I.T.T. auf, Tanya Walker (Phyllis Davis) und Fred Wilson (Vince Edwards) das Handwerk zu legen, die sich mit dem Technologieunternehmen Comtron und dessen Geschäftsführer bereits ein neues Opfer ausgesucht haben …


Kritik:
„Er kommt – Knight Rider – Ein Auto, ein Computer, ein Mann. Knight Rider – Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht.“ Auch nach 40 Jahren zaubert allein der Begleittext, der während des Vorspanns der insgesamt 90 Episoden der TV-Serie Knight Rider eingesprochen wird (abzüglich des Pilotfilms) denjenigen, die sich damals von den Geschichten um ein sprechendes Auto und den Fahrer Michael Knight haben mitreißen lassen, ein Lächeln ins Gesicht. Wie alles begann setzt den eigentlichen Star der Show bereits gelungen in Szene und eine passende Stimmung für die folgenden Abenteuer.

Erfunden von Glen A. Larson, der zahlreiche Serienhits der 1970er- und 80er-Jahre ins Leben rief, darunter Kampfstern Galactica [1978-1980], Buck Rogers [1979-1981], Quincy [1976-1983], Ein Colt für alle Fälle [1981-1986] oder Magnum [1980-1988], wartet Knight Rider bereits beim Pilotfilm in Spielfilmlänge mit dem Charme vieler TV-Serien jener Zeit auf. Die Geschichte selbst ist dabei im Kern durchaus ernst, aber mit Wortwitz und durch bewusst überzogene Komik aufgelockert. Das Ergebnis ist eine Stimmung, die sich an ein breites Publikum richtet und weniger durch ausgefeilte Charakterzeichnungen gefällt, als durch die Präsentation.
Im Zentrum der Story steht der ehemalige Polizist Michael Long, der bei einem Undercover-Einsatz lebensgefährlich verletzt und von dem einflussreichen wie weitsichtigen Wilton Knight gerettet wird. Da Michaels Verletzung sein Gesicht betraf, lässt Knight dem Patienten ein anderes Gesicht rekonstruieren. Offiziell ist Michael Long tot, so dass Michael mit dem neuen Nachnamen Knight die Aufgabe erfüllen kann, die Wilton vorgesehen hat. Seine Stiftung, die „Foundation für Recht und Verfassung“, bemüht sich auf offiziellem Weg, Vieles in der Welt zu verbessern. Doch dort, wo man mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommt, soll Michael agieren, zusammen mit einem neuen Partner: K.I.T.T..

K.I.T.T. (auch einfach KITT genannt), ist eine Abkürzung für „Knight Industries Two Thousand“ und beschreibt ein Auto, das seiner Zeit mindestens 20 Jahre voraus ist. Dank der verbauten Mikroprozessoren kann es denken, ist mit Funktionen und Sensoren ausgestattet, hat Zugang zu Datenbanken und ein Sprachmodul, mit dem es sich mit Michael unterhalten kann. In vielerlei Hinsicht hat Knight Rider wenn schon nicht die nahe Zukunft des Automobils vorweggenommen, dann doch wenigstens maßgeblich inspiriert, bis hin zu einem Lenkrad, das an eine Flugzeugsteuerung erinnert, die heute in namhaften Elektroautos sogar verbaut wird. K.I.T.T. ist der Star der Show, der lange Zeit in Wie alles begann gar nicht zu sehen ist. Der speziell veränderte, 1982 Pontiac Firebird Trans Am hat nicht nur einen Großteil des damaligen Publikums in den Bann gezogen, sondern nachhaltig beflügelt. Es ist eine Faszination, die auch heute noch funktioniert, wenn man sich mit den grundlegenden Gegebenheiten der Geschichte anfreundet – oder abfindet.

Zusammen mit K.I.T.T. macht sich Michael Knight auf, die Personen dingfest zu machen, die seinen Partner ermordeten und ihn als tot zurückließen. Der Weg führt sie ins Silicon Valley, wo der Rausch der Mikrochips in vollem Gange ist. Im Kern erzählt Wie alles begann einen Krimi um Industriespionage, die aber nie wirklich vertieft wird und letztlich so oberflächlich bleibt, wie die Vorstellung des Potentials der Prozessortechnik, die für die breite Öffentlichkeit damals kaum ein Begriff war. Erwartungsgemäß nimmt sich der Pilotfilm Zeit, seine zentralen Figuren vorzustellen, neben Michael und seinem Auto auch Wiltons Vertrauten, Devon Miles, der die Foundation künftig leiten wird. Die später von Patricia McPherson gespielte Ingenieurin Dr. Bonnie Barstow existiert noch nicht und Nebenfiguren wie die von der Bösewichtin der Geschichte verdrängte Maggie und ihr Sohn Buddy, derer sich Michael annimmt, nehmen zwar spürbar Raum ein, spielen aber letztlich keine wirkliche Rolle. Es sind Figuren, die ein junges Publikum ansprechen und wenn sich Buddy auf K.I.T.T.s Beifahrersitz wiederfindet und beginnt, Knöpfe zu drücken, um die Funktionen des Wunderautos auszuprobieren, dann spricht er jungen Zuschauerinnen und Zuschauern damit aus der Seele.

Inhaltlich bleibt Wie alles begann spürbar oberflächlich und hinter seinen Möglichkeiten zurück, doch das ändert kaum etwas am Unterhaltungswert, den Knight Rider aus anderen Bereichen zieht. Einerseits aus der grundlegenden Präsentation, der etwas Unbeschwertes anhaftet, so dass selbst die Gehilfen der Schurken nicht wirklich böse erscheinen. Auch der offenkundig eingestreute Humor tut hier sein Übriges, bis hin zu den Wortgefechten zwischen Michael und K.I.T.T. oder Michael und Devon. Was aber einen ungeheuren Reiz der Serie ausmacht, ist der Fantasie anregende Star im Zentrum. Mit einem „intelligenten“ Auto, das denkt, spricht und eigenständig fahren kann, stellt die Serie eine mögliche Zukunft des Automobils vor und verbindet dies mit Science Fiction-Elementen wie dem unzerstörbaren Chassis, Sensoren wie Radar und Richtmikrofonen, über die K.I.T.T. verfügt, oder Fantasy-Aspekten wie dem Turbo-Boost, durch den das Auto sogar „springen“ kann. Es sind Ideen, deren Machbarkeit damals bereits verblüfften, deren Greifbarkeit faszinierte, oder deren überzogene Umsetzung schlicht amüsierte. Vor allem aber machen sie die Serie und ihre Grundidee nahbar und zugänglich, für Technik-Fans wie solche, die damit nichts anzufangen wissen, gleichermaßen.

Aus heutiger Sicht mögen insbesondere ältere Zuschauerinnen und Zuschauer darüber abschätzig schmunzeln, zum einen, da man mit sprechender Technik in der Hosentasche oder am Handgelenk (was hier ebenfalls vorweggenommen wird), Künstlicher Intelligenz und persönlichen, digitalen Assistenten verwöhnt ist. Oder weil es schlicht absurd und weit hergeholt erscheint. Nicht nur aus Sicht eines sechsjährigen Kindes jedoch, ist K.I.T.T. immer noch ein wahnsinnig cooles Auto – und chic obendrein.

Blickt man mit über 40 Jahren Abstand jedoch auch auf den Pilotfilm zurück, werden die zahlreichen Defizite der Umsetzung offensichtlich, wobei hier nicht gemeint ist, dass Michael Long anfangs von einem anderen Darsteller verkörpert wird, ehe kurz vor dem fatalen Schuss auf ihn ein vollkommen im Schatten liegender David Hasselhoff zu sehen ist. Vielmehr sind es Details, die dank der besser aufgelösten Präsentation sichtbar werden. Dass oftmals die Stuntfahrer zu sehen sind, Keile, die für die Stuntfahrten verwendet werden, im Bild erkennbar bleiben, offenkundige Schnittfehler oder die Wiederholung von Szenenübergängen nur kaschieren, dass die Show trotz des Aufwands mit einem knappen Budget umgesetzt wurde. Dennoch lässt sich darüber leichter hinwegsehen, als darüber, dass die Story selbst kaum in Fahrt kommt und weder die Bösewichtin, noch die gestohlenen Industriegeheimnisse letztlich interessieren. Auch Maggie und ihr Sohn spielen schließlich keine große Rolle und über Hauptfigur Michael Knight erfährt man kaum etwas. Anstatt hierauf, konzentrieren sich die Verantwortlich darauf, das Konzept von Knight Rider als Serie zu etablieren. Das ist zwar bedauerlich für die Ansätze, die hier schlummern, aber nicht nur in Anbetracht der vier Staffeln, die folgen, hat es ganz offenbar funktioniert.


Fazit:
Selbst wenn der große Reiz der Serie auch im Pilotfilm bereits vom Auto der Zukunft, K.I.T.T., ausgeht, es ist dennoch Michael Knights Geschichte, die hier erzählt wird. Mit dieser Rolle ist David Hasselhoff untrennbar verbunden, und letztlich hat er ebenso zum Erfolg der Show beigetragen, wie anders herum. Das trifft auch auf das Design des schwarzen Wunderautos zu, das modern, sportlich und doch zurückhaltend anmutet, durchbrochen von dem wandernden, pulsierenden Licht im vorderen Teil der Motorhaube. Es verrät nicht nur, dass es hier mehr zu entdecken gibt, als man auf den ersten Blick erahnen mag, es steht wie bei dem gleichen Licht der Zylonen in Kampfstern Galactica für ein Zeichen der Intelligenz und des Lebens in einem scheinbar leblosen Objekt, ganz wie ein Herzschlag. K.I.T.T.s Design wirkt ebenso stimmig wie die grundlegende Ausrichtung der Serie, so dass die Figuren am Ende des Pilotfilms ihren Platz soweit gefunden haben, um neue Abenteuer zu bestreiten. In dieser Beziehung ist Wie alles begann durchaus gelungen, selbst wenn die eigentliche Geschichte ebenso wie die Nebenfiguren kaum entwickelt sind. Der Atmosphäre wird dafür mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mit der leichtfüßigen Erzählung weckt Knight Rider nicht nur das Interesse eines Technik-affinen Publikums, sondern all derjenigen, die sich an Michael Knights Stelle, bzw. wenigstens seiner Seite in diesem Gefährt der Zukunft wiederfinden wollen. Diese Begeisterung für das Mögliche ist es, die immer noch fasziniert und die Vieles vergessen macht, das beim genauen Hinsehen enttäuschen würde.