Knight Rider 2010 [1994]

Wertung: 1 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Juni 2024
Genre: Science Fiction

Originaltitel: Knight Rider 2010
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1993
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Sam Pillsbury
Musik: Tim Truman
Besetzung: Richard Joseph Paul, Hudson Leick, Michael Beach, Brion James, Mark Pellegrino, Jim Cody Williams, Don McManus, Nicky Katt, Badja Djola, Una Damon, Kimberly Guerrero, Betty Matwick


Kurzinhalt:

In der Zukunft herrscht außerhalb der großen Städte, die mit einer Kuppel überdeckt sind, grundsätzlich das Gesetz des Stärkeren, selbst wenn U.S. Marshals wie Will McQueen (Michael Beach) versuchen, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten. In dieser Welt ist Wills Bruder Jake (Richard Joseph Paul) einer der erfolgreichsten Menschenschmuggler und bringt diejenigen, die ein Leben in der Sicherheit der großen Städte suchen, über die Grenze von Mexiko in die Vereinigten Staaten, vorbei an bewaffneten Wachtürmen und den marodierenden Banden. Nachdem Jake von Will verhaftet wurde, lehnt dieser den Vorschlag ab, als Fahrer für die Polizei zu arbeiten, wird jedoch von Hannah Tyrie (Hudson Leick) aus dem Gefängnis freigekauft. Als Gegenleistung soll Jake für Hannas Boss Jared (Brion James) arbeiten, doch als Jake erfährt, worin dieser verwickelt ist, weigert er sich. So setzt Jared seinen Schergen Robert Lee (Mark Pellegrino) nicht auf Jake selbst, sondern seinen Vater Zeke (Badja Djola) an …


Kritik:
Der Fernsehfilm Knight Rider 2010, der bei Universal Studios als Pilotfilm einer neuen Serie gedacht war, die nie in Produktion ging, wartet mit vielen Ideen auf, ohne jedoch ein tragfähiges Konzept zu präsentieren, wie diese zusammenpassen sollen. Das betrifft auch den Titel, der Fans der Serie suggeriert, dass die Geschichte hier mit ihr verbunden ist. Doch dem ist nicht so, selbst wenn sich zwei Elemente der beliebten Serie wiederfinden. Der Rest ist mitunter krude und geradezu hoffnungslose Science Fiction.

Nach dem Serienende von Knight Rider [1982-1986] schloss der Spielfilm Knight Rider 2000 [1991] inhaltlich wenigstens grob daran an und präsentierte eine im Grunde utopische Zukunftsvision der Jahrtausendwende, in der zumindest entfernt einmal mehr das Motto der Serie aufgegriffen wurde, dass eine Person mit ihrem futuristischen Auto etwas verändern kann. Knight Rider 2010 setzt in einer apokalyptischen Dystopie einer nicht näher beschriebenen Zukunft an. Ein sicheres Leben ist lediglich in großen Städten wie Los Angeles garantiert, deren Verheißung mit einem Schimmern der Kuppel weit sichtbar ist, die sie abdeckt. Außerhalb dieser Grenzen versuchen U.S. Marshals so etwas wie Recht und Gesetz aufrecht zu erhalten. Jake McQueen ist in dieser Zeit ein Menschenschmuggler, der zahlungswillige Kunden aus Mexiko über die mit Laserschussanlagen schwer bewachte Grenze in die USA bringt. Mit seinem Monster-Truck, mit dem er durch die Barrikaden prescht, hat er sich einen Ruf erarbeitet und transportiert auch, ohne es zu Wissen, Menschen, die für den Organhandel in die USA gebracht werden. Von seinem Bruder Will, der selbst ein U.S. Marshal ist, gefangen genommen, lehnt Jake es ab, auf der Seite des Gesetzes als Fahrer zu arbeiten. Stattdessen wird er von Hannah Tyrie aus dem Gefängnis geholt, die für den einflussreichen Jared und seine breit aufgestellte Chrysalis Corporation arbeitet. Sie soll Jake anwerben, um mit seiner Erfahrung überzeugende Virtual Reality-Spiele zu programmieren. Doch als Jakes und Wills Vater Zeke in der seit Jahren in Auflösung befindlichen Stadt Zion ermordet wird, entschließt sich Jake, zusammen mit dem Schrotthändler Dean ein Auto zu bauen, um sich zu rächen. Verantwortlich ist niemand geringeres als Robert Lee, einer von Jareds kybernetisch aufgewerteten Schergen.

Die schiere Ausgangslage mit riesigen Städten, der kargen Einöde außerhalb, in der es kaum Ressourcen gibt, einflussreichen Industrien, Organhandel und mit Maschinenteilen verbesserten oder nur so überlebensfähigen Menschen, erinnert sicht- und spürbar an prägende Hollywood-Filme wie Mad Max [1979], Blade Runner [1982] und Judge Dredd [1995]. Aber während diese Science Fiction-Filme ihre Konzepte vollends entwickeln und eine in sich geschlossene Welt vorstellen, wirft Regisseur Sam Pillsbury in Knight Rider 2010 so viele Ideen zusammen, dass nicht zu übersehen ist, wie wenig sie zusammenpassen. Das Virtual Reality-Element ist zwar für einen einzelnen Aspekt der Geschichte erforderlich, der außerdem im Zusammenhang mit dem Titel steht, greifbar oder in den Rest der Story eingewoben, ist er aber nicht. Welches Ziel der Schurke Jared überhaupt verfolgt, wird ebenfalls nie deutlich und dafür, dass sein Handlanger Robert Lee mit seinen kybernetischen Verbesserungen vorgestellt wird, hat dieser Teil der Handlung keine Auswirkungen, weder darauf, was mit ihm geschieht, noch was er später tut.

Vor allem fragen sich Fans von Knight Rider berechtigterweise, was Knight Rider 2010 mit der ursprünglichen Idee der TV-Serie um Wunderauto K.I.T.T., Michael Knight und die Foundation für Recht und Verfassung zu tun hat. Nun, tatsächlich herzlich wenig.
Es hilft hierbei zu wissen, dass das Drehbuch, das letztlich John Leekley zugeschrieben wird, Berichten zufolge zahlreich überarbeitet wurde. So war ursprünglich offenbar nicht nur eine stärkere Verzahnung mit Verweisen auf Michel Knight, die Foundation und K.I.T.T. gedacht gewesen, der Spielfilm selbst hatte auch eine gänzlich andere inhaltliche Ausrichtung. Ob dies letztlich einen Unterschied gemacht hätte, sei dahingestellt und Fans der Serie können Knight Rider 2010, der ursprünglich unter dem Titel Metal Force – Apokalypse in L.A. in Deutschland veröffentlicht wurde, getrost ausblenden.

Das fällt auch deshalb leicht, da nicht nur die Geschichte wenig überzeugen kann, die handwerkliche Umsetzung ist ebenso im besten Fall enttäuschend. Nicht nur sind die Beschränkungen des Budgets an vielen Stellen offensichtlich, was sich an den Trickeffekten, den Kulissen und sogar den Kostümen bemerkbar macht. Die Dialoge klingen inhaltlich mitunter so absurd, wie sie hölzern vorgetragen werden. Kommt am Ende schließlich Jakes neuer Wagen zum Einsatz, vermag auch die Action nicht zu überzeugen. Kein einzelner Aspekt von Knight Rider 2010 scheint dem gerecht zu werden, was die Verantwortlichen sich selbst vorgenommen haben.


Fazit:
Nach einer Stunde greift das Drehbuch zwei Elemente auf, die zumindest entfernt an das Konzept von Knight Rider erinnern. Was zuvor geschieht und was folgt, erinnert an eine bunte Mischung dystopischer Science Fiction-Storys, der einerseits das Budget fehlt, um eine überzeugende Welt zu erschaffen, die zum anderen aber auch keine Figuren und Ideen vorstellt, denen man auf Abenteuern in dieser Welt folgen wollte. Die damals bereits mehr als zehn Jahre alte TV-Serie hatte als Ausgangspunkt, dass ein Mann abseits des Gesetzes helfen kann, wenn die offiziellen Wege nicht zum Ziel führen, unterstützt von seinem futuristischen Auto. In Knight Rider 2010 ist hiervon kaum etwas übrig geblieben, wobei die trostlose Zukunftsvision weder ein Mahnmal darstellt, wohin die Entwicklungen auf der Welt führen können – wozu Science Fiction durchaus dienen kann –, noch eine Idee vermittelt, wie Jake McQueen mit seinem Auto zu einer besseren Welt beitragen soll. Dem zuzusehen, ist geradezu deprimierend und nicht nur in Anbetracht der wenig überzeugenden Dialoge zu keinem Moment auch nur ansatzweise spannend. Für ein unterhaltsames Trash-Fest nimmt sich der Fernsehfilm jedoch merklich zu ernst. Dass hieraus, entgegen der ursprünglichen Absicht, keine neue Serie entstanden ist, ist keine Überraschung – und vermutlich auch ein Segen.