Knight Rider 2000 [1991]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Juni 2024
Genre: Science Fiction / Krimi

Originaltitel: Knight Rider 2000
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1991
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alan J. Levi
Musik: Jan Hammer
Besetzung: David Hasselhoff, Susan Norman, William Daniels (Stimme), Edward Mulhare, Mitch Pileggi, Carmen Argenziano, Megan Butler, Eugene Clark, Lou Beatty Jr., Christine Healy, Chris Bonno, James Doohan, Francis Guinan, Philip Hafer, Stacy Lundgren


Kurzinhalt:

Im Jahr 2000 hat die Welt viele Herausforderungen gemeistert. Überführte Verbrecherinnen und Verbrecher werden in einen Kälteschlaf versetzt, anstatt ins Gefängnis zu müssen, und Handfeuerwaffen sind in der Stadt verboten. Selbst die Polizei ist lediglich mit Ultraschallwaffen ausgestattet, mit denen Verdächtige kurzzeitig bewegungsunfähig gemacht werden. Doch immer mehr alte, an sich zur Vernichtung freigegebene Schusswaffen finden den Weg in die Hände von Kriminellen. Als der Bürgermeister von Thomas J. Watts (Mitch Pileggi) erschossen wird, kann Polizistin Shawn McCormick (Susan Norman) wenigstens die Waffe sicherstellen, doch Watts entkommt. Sie erkennt, dass es sich dabei um eine alte Polizeiwaffe handelt und will auf eigene Faust ermitteln. Währenddessen bieten Devon Miles (Edward Mulhare) und Projektleiter Russell Maddock (Carmen Argenziano) von der Foundation für Recht und Verfassung der Polizei Unterstützung an. Maddock arbeitet an einem Nachfolger des futuristischen Autos K.I.T.T. (William Daniels), dem Knight 4000. Doch das Projekt steckt in Schwierigkeiten, weshalb Devon an den im Ruhestand befindlichen Michael Knight (David Hasselhoff) herantritt und ihn um Hilfe bittet. Michael willigt ein, muss jedoch feststellen, dass K.I.T.T., den er zurücklassen musste, nicht mehr derselbe ist. Gemeinsam beginnen sie ebenfalls mit Nachforschungen und kommen wie McCormick zu dem Schluss, dass die Polizei selbst in die Schwemme an Feuerwaffen verwickelt sein muss …


Kritik:
Nur fünf Jahre nach dem Ende der zwar beliebten, aber seinerzeit doch nicht ausreichend erfolgreichen TV-Serie Knight Rider [1982-1986] versucht Knight Rider 2000, das Konzept zu modernisieren und zukunftsfähig zu machen. Gedacht als Pilotfilm für eine neue Serie, die nie in Produktion ging, gehen die Verantwortlichen ein großes Wagnis ein und beweisen Mut, selbst wenn das Ergebnis insgesamt nicht vollends überzeugen kann. Fans der Serie finden hier einen Abschluss, wenn auch einen bedrückenden.

Endete Knight Rider im Jahr 1986 und spielte auch zu jener Zeit, setzt Knight Rider 2000, wie der Name bereits verrät, im Jahr 2000 ein. Die Foundation für Recht und Verfassung existiert weiterhin, ist aber darum bemüht, als private Organisation staatliche Aufträge zu erhalten. Michael Knight hat sich bereits vor Jahren zur Ruhe gesetzt, Wunderauto K.I.T.T. wurde demontiert, während Faustfeuerwaffen in der Modellstadt San Antonio verboten sind. Selbst die Polizei ist lediglich mit Betäubungspistolen ausgestattet. Doch als immer mehr konventionelle Feuerwaffen illegal den Weg in verbrecherische Hände finden und der Bürgermeister von San Antonio ermordet wird, schlägt die Foundation eine Lösung vor: den Knight 4000. Als Nachfolger zu K.I.T.T. konzipiert, kann der mit viel Hightech ausgestattete Wagen eine mobile Einsatzzentrale darstellen. Doch der Knight 4000 ist selbst als Prototyp unfertig, weshalb Foundation-Leiter Devon Miles Michael Knight um Hilfe bittet. Unterdessen wird die Polizistin Shawn McCormick angeschossen und anschließend aus dem Dienst entlassen. Auf der Suche nach dem Täter bietet sie sich der Foundation an, wo vermutet wird, dass die konventionellen Waffen durch korrupte Polizisten in Umlauf gebracht werden.

Trotz der im Grunde verheißungsvollen Zukunftsvision, die auch in Nachrichtenbeiträgen im Hintergrund gezeichnet wird, mit Waffenverboten, einem auf Kälteschlaf umgestellten Strafvollzug und der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, erzählt Knight Rider 2000 eine deutlich komplexere und auch düstere Geschichte, als Fans der Serie wohl erwarten. Im Kern steht ein Korruptionsfall innerhalb der Polizei, die selbst unter Kolleginnen und Kollegen über Leichen geht, um das Waffenverbot rückgängig zu machen und sich dabei noch zu bereichern. In alledem spielen zwei Figuren im Grunde nur eine untergeordnete Rolle: Michael und K.I.T.T.. Gleichermaßen wäre auch der Knight 4000 entbehrlich, tritt der neue, in rot und schnittig gehaltene Wagen, der nur entfernt an ein Pontiac Banshee Konzeptauto aus dem Jahr 1988 erinnert, doch erst am Ende wirklich auf. K.I.T.T. selbst ist ebenfalls kein wirklicher Bestandteil der Geschichte, wurde Michaels unverzichtbarer Gefährte doch außer Dienst gestellt und wird erst durch Michael wiederbelebt. Da auch die Funktionen des Superautos, das in der Serie nicht nur Überwachungsfunktionen mit sich brachte, sondern sogar dank Turbo Boost über Hindernisse oder Abgründe springen konnte, kaum in Erscheinung treten, fällt es schwer, Knight Rider 2000 als eine tatsächliche Weitererzählung der Geschichte zu verstehen.

Stattdessen sind die Verantwortlichen sichtlich darum bemüht, eine Science Fiction-Welt, einige Jahre in der damaligen Zukunft zu erschaffen, deren positive Seiten ebenso stark wiegen, wie ihre negativen. In gewisser Hinsicht erinnert die sogar an die überzogene Science Fiction-Komödie Demolition Man [1993], ohne jedoch deren gesellschaftliche Untertöne. Während dieser Aspekt insgesamt gut gelungen ist, enttäuschen sowohl die Chemie der beiden Hauptfiguren als auch Jan Hammers musikalische Untermalung. Letztere erinnert zu Beginn der 1990er-Jahre an die Hochzeit von Synthesizer-Soundtracks des vorigen Jahrzehnts, während Susan Norman als die ehemalige Polizistin Shawn McCormick, die ein ähnliches Schicksal wie Michael Knight teilt, insbesondere im Zusammenspiel mit David Hasselhoff unterkühlt erscheint. Dass die Ähnlichkeiten der beiden nie auch nur erwähnt werden, ist eine unverständliche Unterlassung des Drehbuchs. Dementgegen entwickeln die gemeinsamen Momente von Michael und Devon, der erneut von Edward Mulhare verkörpert wird, einen vertrauten Charme, der Fans der Serie sofort für sich einnehmen wird. Sie sind das Highlight von Knight Rider 2000, zusammen mit einem finsteren Mitch Pileggi, kurz, bevor er mit Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002] weit größere Bekanntheit erhalten sollte.

Die Idee der Verantwortlichen, die Fernsehserie Knight Rider in die Zukunft zu transportieren und mit Knight Rider 2000 neue wie alte Zuschauerinnen und Zuschauer anzusprechen, war ein Wagnis, das sich letztlich nicht ausgezahlt hat. Als Fan der früh bereits kultigen Serie würde man sich wünschen, dass sämtliche bekannten Figuren hier nochmals einen Gastauftritt erhalten und ihre Geschichte einen Abschluss findet. In gewisser Weise ist das der Fall, selbst wenn man ihn sich anders vorgestellt hätte. Mit zwei neuen Figuren im Zentrum, Shawn McCormick und Devon Miles’ ruppig auftretendem Partner bei der Foundation, Russell Maddock, soll der Weg für eine neue Serie geebnet werden, deren Konzept doch zu wenig erkennbar ist. Agierte Michael Knight bewusst abseits der herkömmlichen Strafverfolgungsbehörden, wird hier nie deutlich, ob der Knight 4000 als Einsatzfahrzeit für die Polizei in Frage kommt, oder nicht. Man könnte beinahe vermuten, als wäre der TV-Film als eigenständiger Science Fiction-Krimi konzipiert und das bestehende Konzept um Knight Rider nachträglich hinzugefügt worden. Das mag insoweit stimmen, da die beabsichtigte Verfilmung eines inhaltlich anders ausgerichteten Drehbuch in letzter Minute abgebrochen wurde, woraufhin später dieses ausgewählt wurde. Rückblickend gibt es hier gute Ansätze und interessante Ideen, die seither aufgegriffen wurden. Selbst wenn sie hier nicht vollends zusammenpassen wollen.


Fazit:
Insbesondere angesichts des abrupten Serienendes von Knight Rider, das darüber hinaus mit einer der schwächsten Episoden der vierten Staffel aufwartete, wären Fans um einen TV-Film mit den beliebten Figuren durchaus dankbar. Filmemacher Alan J. Levi erzählt jedoch keine klassische Geschichte dieser Charaktere, sondern ist stattdessen um eine Staffelübergabe an neue bemüht, die hier im Rampenlicht stehen. So kommt es, dass sowohl Michael Knight als auch das beliebte Wunderauto K.I.T.T. nicht mehr als große Nebenrollen einnehmen. Die neu etablierten Figuren im Zentrum jedoch bieten nicht nur wenig Vertrautes, sondern entwickeln auch kaum einen eingängigen Charme. Zu abweisend tritt Projektleiter Maddock auf und zu distanziert erscheint Polizistin McCormick. Dass die Story selbst überaus ernst und durchaus komplex erzählt wird, ist kein Kritikpunkt, wohl aber, dass Knight Rider 2000 die bekannte Leichtigkeit der ursprünglichen Serie fehlt, woran auch amüsante Gastauftritte nichts ändern. So mutig die Herangehensweise und so einfallsreich die Zukunftsvision, auch die Umsetzung, die merklich in den späten 1980er-Jahren verhaftet ist, während seit einiger Zeit bereits Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [1987-1994] zeigten, wie überzeugend und fantastisch die Zukunft tatsächlich im TV aussehen kann, wird dem Anspruch kaum gerecht. Das Konzept des Menschen und des Autos im Zentrum spielt hier keine wirkliche Rolle und so bleibt der TV-Film weit hinter den Erwartungen zurück, was auch die beiden Protagonisten im Nachgang zu Protokoll gaben. Trotz der Enttäuschung ist er als Epilog zur Serie für Fans auf Grund der Überlegung, was hätte sein können, dennoch eine Empfehlung.