Kings of Hollywood [2020]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Juni 2021
Genre: Komödie / Krimi

Originaltitel: The Comeback Trail
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: George Gallo
Musik: Aldo Shllaku
Besetzung: Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Sheryl Lee Ralph, Eddie Griffin, Chris Mullinax, Patrick Muldoon, Julie Lott


Kurzinhalt:

Hollywood im Jahr 1974. Produzent Max Barber (Robert De Niro) zeichnet meist für wenig anspruchsvolle Filme verantwortlich, was auch seinem Neffen Walter (Zach Braff), der mit ihm arbeitet, zunehmend zusetzt. Dabei hält Max die Rechte an dem vielleicht besten Drehbuch überhaupt, für dessen Umsetzung ihm jedoch das Geld fehlt. Als sich sein letzter Film als völliger Flop entpuppt, steckt Max in der Klemme, denn das Budget hatte er sich von dem wenig zimperlichen Reggie Fontaine (Morgan Freeman) geliehen. Der gibt ihm nur drei Tage Zeit, ihm sein Geld zurückzuzahlen und so ersinnt Max nach einem einschneidenden Erlebnis bei dem aufstrebenden Jungproduzenten James Moore (Emile Hirsch) einen Plan. Er will den betagten Star seines nächsten Films hoch versichern und wenn dieser den ersten Drehtag nicht überlebt, ist Max ein gemachter Mann. In dem ehemaligen Western-Schauspieler Duke Montana (Tommy Lee Jones) findet Max seine Idealbesetzung, zumal Duke seinem Leben an sich ein Ende setzen möchte. Doch Duke zu beseitigen, stellt sich als schwerer heraus, als Max geahnt hatte. Nicht nur, dass Fontaine Max weiter im Nacken sitzt, Duke scheint durch sein spätes Comeback auch seinen Lebenswillen wiedergefunden zu haben …


Kritik:
Es gibt nur wenige Fälle, in denen es Hollywood-Produktionen gelingt, einen sehenswert satirischen Blick auf die Traumfabrik zu werfen. George Gallos Remake des Films The Comeback Trail [1982] bestätigt diese Regel auf wenig charmante Art und Weise. Mit bekannten Stars besetzt, bringt Kings of Hollywood alles mit, was es brauchen würde, eine bissige Komödie über den Schaffensprozess hinter der Kamera zu werfen. Das Ergebnis ist so flach, dass man im Grunde mit dem Abspann beginnen sollte.

Nicht nur, weil dort die Musik im Hintergrund durchaus gelungen ist, sondern weil darin der Trailer für eine Trash-Produktion zu sehen ist, die im Laufe des Films mehrmals genannt wird. Diese Vorschau zu Killer Nonnen spiegelt erstaunlich gut das Niveau von Kings of Hollywood wider und wer hier nicht lacht, wird die zähen 100 Minuten zuvor ebenfalls kaum eine Miene verziehen.
Es ist das Jahr 1974 in Hollywood, wo der drittklassige Filmproduzent Max Barber, gespielt von Robert De Niro, vor einem (weiteren) Fiasko steht. Sein vorgenannter Film ist gerade in die Kinos gekommen, doch es werden keine Tickets verkauft. Dafür sammeln sich Kirchenvertretungen vor den Lichtspielhäusern zum Protest. Max’ großes Problem dabei ist die Tatsache, dass die Produktionskosten des Films von seinem Investor gestemmt wurden, Reggie Fontaine, der wenig zimperlich ist, wenn es darum geht, sein Geld wiederzubeschaffen. Oder wenigstens Max stattdessen an den Kragen zu gehen. So hat Max nur 72 Stunden, um 350.000 $ aufzutreiben. Sein Trumpf ist das Drehbuch zu dem noch nicht realisierten Film „Paradise“, an dem Produzent James Moore sehr interessiert ist. Doch einen möglichen Deal lässt Max ins Wasser fallen, denn er hat einen neuen Plan: Er will so tun, als würde er einen neuen Film drehen und sein Star soll am ersten Drehtag das Zeitliche segnen, so dass er die Versicherungssumme einstreichen kann.

Max ist damit das Abziehbild eines gewissenlosen Filmproduzenten, der seine Seele – und anderer Leute Leben – verkaufen würde, um sein Traumprojekt umsetzen zu können. Den Humor zieht Kings of Hollywood daraus, dass der Star, den sich Max für den vorzeitigen Abgang ausgesucht hat, niemand geringeres als der suizidgefährdete, ehemalige Western-Star Duke Montana ist. Der findet an dem Dreh und seiner Möglichkeit auf sein spätes Comeback nicht nur Gefallen, er ist auch erstaunlich schwer tot zu bekommen. So wenden sich viele von Max eingefädelten, tödlichen Situationen, wie Explosionen oder ein wilder Bulle, letztlich gegen ihn selbst. Man könnte vermuten, dass so irgendwann ein Lernprozess bei dem Produzenten einsetzt, oder Duke seinen Lebenswillen wirklich wiederfindet. Doch alles Potential, das sich Filmemacher Gallo bietet, bleibt ungenutzt. Nicht einmal die blutjunge Regisseurin, die Max nur deshalb anheuern könnte, weil er vermutet, dass sie über den ersten Tag nicht hinauskommen muss und an deren Talent er ohnehin nicht glaubt, nur um irgendwann überrascht festzustellen, dass sie einen guten Film inszeniert, wird entsprechend genutzt.

Stattdessen lamentiert Max höchst theatralisch ausufernd und völlig überzeichnet ständig sein eigenes, selbst geschaffenes Leid, während sein Neffe Walter, mit dem er zusammenarbeitet, außer einfältigen Kommentaren nichts beisteuern darf. Keine einzige Weisheit. Über Duke erfährt man lange Zeit zu wenig, als dass die Satire durch ihn ein wirkliches Herz bekommen würde. Gleichzeitig gerät sie auch nie zynisch genug, so dass ihr gleichzeitig jeglicher Biss fehlt. Anstatt einen bösen Kommentare auf manche Filmschaffenden der Traumfabrik zu formulieren, der subtil und nachhaltig wirkt, werden die vermeintlich witzigen Momente so offen und im erzählerischen Verlauf weit absehbar abgespult, dass sie schlicht nicht witzig klingen. Wenn man die Pointe eines jeden Witzes, den Ausgang einer jeden absurden Situation kennt, wie soll man dann noch lachen?

Treffen sich Max und sein konkurrierender Produzent James Moore am roten Teppich wieder, ist dies symptomatisch für weite Strecken des Films. Inhaltlich wird hier nichts wichtiges gesagt, ihr Schlagabtausch sowie derjenige von Fontaine ist derart unnötig und nichtssagend, dass man sich fragen muss, weshalb die Szene überhaupt im Film enthalten ist. Denn als wäre das viele verschenkte Potential von Kings of Hollywood nicht bereits ärgerlich genug, ist die Hollywood-Satire zudem unvorstellbar langatmig, so dass jede Szene dreimal länger scheint, als sie hätte sein müssen. Zu sehen, wie schnell sich Filmemacher George Gallo hier in einer Abwärtsspirale nach unten bewegt, wäre beinahe faszinierend, wäre es nicht so enttäuschend.


Fazit:
Von der namhaften Besetzung gelingt es einzig Tommy Lee Jones, mehr aus seiner Figur zu machen, als das eindimensionale Drehbuch ihm zugesteht. Morgan Freeman vermag dies ebenfalls, bis sich seine Rolle im letzten Drittel spürbar wandelt. Die vielen Anspielungen an vergangene Hollywood-Filme helfen nicht darüber hinweg, dass es Filmemacher George Gallo nicht vermag, aus der amüsant klingenden Idee einer schwarzhumorigen Komödie auch etwas Witziges zu zaubern. So gibt es nur wenige Momente, in denen die Satire erkennen lässt, was man aus der Ausgangslage um einen alternden Star mit viel zu Bereuen, der eine Chance auf ein spätes Comeback erhält, und einen Produzenten, der alles unternehmen würde, um zu Geld zu kommen, hätte machen können. Mit aufgedunsenen, inhaltsleeren Szenen ist Kings of Hollywood ein unspannender, filmischer Beinahe-Totalausfall, bei dem die an sich tolle Besetzung bis auf wenige Momente nichts zu tun bekommt. Völlig uninspiriert, erinnert das am ehesten daran, als würden sich die Die nackte Kanone [1988]-Macher an einer Quentin Tarantino-Hollywood-Hommage wie Once Upon a Time In... Hollywood [2019] versuchen. Das klingt wenig verheißungsvoll und das ist es leider auch nicht.