Kampf der Titanen [2010]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 20. September 2010
Genre: Fantasy / ActionOriginaltitel: Clash of the Titans
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Louis Leterrier
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Sam Worthington, Liam Neeson, Ralph Fiennes, Jason Flemyng, Gemma Arterton, Alexa Davalos, Tine Stapelfeldt, Mads Mikkelsen, Luke Evans, Izabella Miko, Liam Cunningham, Hans Matheson, Ashraf Barhom, Mouloud Achour, Pete Postlethwaite, Elizabeth McGovern, Alexander Siddig
Kurzinhalt:
Der Fischer Spyros (Pete Postlethwaite) findet eines Nachts auf See einen Sarg mit einer toten Frau und einem kleinen Jungen. Er zieht ihn bei sich auf und eines Tages, als Perseus (Sam Worthington) ein junger Mann geworden ist, muss dieser mit ansehen, wie Spyros, seine Frau und Tochter beim Racheakt des Gottes Hades (Ralph Fiennes) getötet werden. Dabei waren sie an der Schandtat gegen die Götter gar nicht beteiligt. Um die treulosen Menschen wieder zum Anbeten ihrer Götter zu bewegen, immerhin hatte Zeus (Liam Neeson) die Menschen überhaupt erst erschaffen, soll Hades sie das Fürchten lehren.
Er stellt die Bürger der Stadt Argos vor die Wahl, ihre Stadt in wenigen Tagen zu zerstören, oder die Königstochter Andromeda (Alexa Davalos) als Opfer dargebracht zu bekommen. Gegen das Ungeheuer, das Hades entfesseln will, muss es eine Waffe geben, und so macht sich der Halbgott Perseus zusammen mit einem Trupp Soldaten auf, diese zu finden. Dabei stellt ihnen Hades grausame Kreaturen in den Weg, doch die geheimnisvolle Io (Gemma Arterton) unterstützt Perseus und beobachtet ihn auf Schritt und Tritt ...
Kritik:
Die Neufassung von Kampf der Titanen besitzt alles, was einen heutigen Hollywood-Hit ausmacht: bekannte, namhafte und sympathische Darsteller, eine fantasylastige, actionreiche und einfach gestrickte Geschichte und genügend Spezialeffekte, um ein Videospiel damit zu füllen. Was dem Remake jedoch fehlt, ist auch nur der Hauch einer neuartigen Idee, oder irgendein Moment, der überrascht. Davon einmal abgesehen, besitzen weder die Akteure, noch die Machart des Films jenen trashigen Charme, der das Original von 1981 auch heutzutage noch Fans verklärte Blicke abluchst.
Sam Worthingtons Perseus ist ein Halbgott in einer Welt, in der sich die Menschen immer mehr von den Göttern abwenden. Sie zerstören deren Tempel und Statuen und strafen die Götter mit der einzigen Waffe, die ihnen zur Verfügung steht: Ignoranz. Denn wenn niemand an einen Gott glaubt, woher soll dieser dann seine Kraft beziehen? Zeus, routiniert und ebenso unterfordert verkörpert von Liam Neeson, geht darum auf einen Vorschlag seines in die Unterwelt verbannten Halbbruders Hades ein, der die Menschen mit Furcht und Schrecken zurück zu den Göttern treiben will. Darum lässt Hades grausige Gestalten auf die Menschen los und fordert in der Hafenstadt Argos die Königstochter in wenigen Tagen als Blutopfer, sonst würde die Stadt von einem Monstrum zerstört. Es liegt, wie könnte es anders sein, an Perseus, herauszufinden wie dem Monster der Garaus gemacht werden kann. Dafür zieht er mit einem Trupp furchtloser Soldaten los in unwirtliche Gefilde und begegnet auf seiner Wanderung Hades Legionen und grausamen Gestalten. Dass diese nicht notwendigerweise der griechischen Mythologie entsprungen sein müssen, merkt man dem Film recht schnell an. Auch legt Kampf der Titanen keinen großen Wert auf eine realistische Darstellung jener Zeit, sondern opfert solche Ansätze mühelos einer geradlinigen Unterhaltung, die sich durch schnelle Schnitte und übertriebene Actioneinlagen auszeichnet. Immerhin versucht Regisseur Louis Leterrier nicht, aus seiner Fantasystory mehr zu machen, als sie sein kann.
So gestaltet er seine jugendfreie Tour durch zahlreiche Landschaften bis hin zur Unterwelt, spickt die Wegestationen mit seltsamen Kreaturen, Riesenskorpionen und Medusa selbst, bis der Film am Schluss genau in diejenige Bahn einlenkt, die man erwartet hatte. Kampf der Titanen überzeugt mit soliden Spezialeffekten, die aber allesamt nichts bieten, was man nicht bereits gesehen hat. Auch offenbaren die Kampfszenen keine neuen Einblicke, sondern sind im Gegenteil trotz des Ambientes so zahm gehalten, dass ein Moment, in dem der entstellte Calibos einen Soldaten buchstäblich in Stücke reißt, vollkommen unpassend erscheint. Die eingängige aber oberflächliche Musikuntermalung von Ramin Djawadi sorgt zwar beim Zusehen für Stimmung, doch bietet der Score weder neue Impulse, noch wirkt er episch genug, um dem göttlichen Einschlag der Geschichte gerecht zu werden. Die Darsteller scheinen sich der unwirklichen Thematik durchaus bewusst zu sein und zeigen gerade genug Engagement, um ihre eindimensionalen Figuren zum Leben zu erwecken. Am überzeugendsten gelingt dies Gemma Arterton, die neben Sam Worthington am meisten in Erinnerung bleibt. Aber auch Mads Mikkelsen leistet gute Arbeit, ebenso wie Alexa Davalos. Schwierig bleibt die Darbietung von Ralph Fiennes, der jedoch eher unter seiner blassen Rolle leidet.
Wer sich bei Leterriers Neuerzählung von Kampf der Titanen auf einen simplen, in seiner Art effektiven Fanatsyfilm einlässt, der jedoch außer Déjà-vus kaum Neues zu bieten hat, der wird sich knapp zwei Stunden mäßig unterhalten lassen können. Dank der Beteiligten ist dies zumindest nett anzusehen, wenn auch nicht außergewöhnlich packend. Wer außerdem auf knappe Bekleidungen hofft, wird überdies enttäuscht werden. Ebenso wie all diejenigen, die mit irgendeiner Überraschung gerechnet hätten. Letztlich bleibt die Tatsache, dass Clash of the Titans, so der Originaltitel, in keiner Weise überrascht, auch die größte Überraschung.
Fazit:
Sieht man sich den immerhin 29 Jahre alten Originalfilm an, fallen so viele Dinge auf, die nicht funktionieren, und doch bleibt ein trashiger Charme, der vor allem diejenigen heimsuchen wird, die den Film in ihren Kindertagen gesehen haben. Die inhaltlich nur stellenweise verwandte Neuverfilmung von Louis Leterrier macht so Vieles davon besser, büßt jedoch dabei jeglichen Charme ein. Kampf der Titanen ist ein durchweg solide gemachter Fantasy-Action-Film, der mit ordentlichen Effekten, einer eingängigen Musik, einem genügend hohen Tempo und entsprechend motivierten Darstellern überzeugt, deren Sympathiewerte über dem Charisma ihrer Filmfiguren liegen.
Nur bietet der Film gar keinen neuen Impuls in irgendeinem Bereich und erinnert vielmehr an eine Wiederverwertung bekannter Ideen, denn an ein innovatives Fantasyabenteuer. Wer sich auf ein unterhaltsames, aber unwichtiges Wiedersehen mit alten Bekannten und Altbekanntem einstellt, wird auf seine Kosten kommen. Wer mehr erwartet, sollte zu den Filmen greifen, von denen sich Kampf der Titanen "inspirieren" ließ.