Jackie Chans Erstschlag [1996]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Februar 2003
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Jing cha gu shi IV: Jian dan ren wu
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA / Hong Kong
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Stanley Tong
Musik: J. Peter Robinson (US-Fassung), Nathan Wang (Original-Fassung)
Darsteller: Jackie Chan, Jackson Liu, Annie Wu, Bill Tung, Yuri Petrov, Nonna Grishayeva


Kurzinhalt:
Jackson Tsui (Jackson Liu) verkauft Kernmaterial an die Russen, Hong-Kong-Polizist Jackie Chan Ka Kui (Jackie Chan) soll ihn schnappen und den Deal verhindern.
Doch dafür muss er zuerst herausfinden, wer hinter dem Schmuggel steckt, und dann gilt es auch noch, Tsuis Schwester Annie (Annie Wu) von Zeit zu Zeit zu retten.


Kritik:
Kaum ein asiatischer Filmstar hat sich so schnell weltweit eine Fangemeinde aufbauen können wie Jackie Chan, und kaum einer konnte diese über einen so langen Zeitraum halten.
Bekannt geworden durch seine aberwitzigen Stunts, die er alle selbst ausführt (teils mit erheblichen köperlichen Schmerzen und Verletzungen verbunden) und durch seine in den 90ern meist ironischen Stories ist Jackie Chan ein Name geworden, der sich vermarkten lässt, auch wenn die deutschen oder amerikanischen Zuschauerzahlen manchmal etwas anderes sagen.
Doch eines muss sich der Hong Kong-Star bei all seiner Körperbeherrschung gefallen lassen: wirklich abwechslungsreich sind seine Filme nicht.

Jackie Chans Erstschlag war der vierte und bislang letzte Teil seiner Police Story-Reihe, die bei seinen Fans Kultstatus genießt. Mit einer ordentlichen Prise Ironie nimmt der Film das James Bond-Genre auf die Schippe und präsentiert einen Agenten wider Willen, der an exotischen Schauplätzen die Bösen jagen muss, ohne dabei allerdings allzu sehr von den gutaussehenden Frauen abgelenkt zu werden.
Das Drehbuch versucht, gerade zu Beginn des Films, einige Klischees der Bond-Filme vorzuführen, beziehungsweise sie im letzten Moment gekonnt zu umschiffen, aber nachdem in den ersten 15 Minuten beinahe die gesamte Story erzählt wird (und kein einziger Schlagabtausch zwischen Jackie und den Bösewichtern stattfindet), bleibt für die nächste Stunde leider nicht mehr viel übrig. Dafür gibt es den bekannten Slapstick-Humor und einige witzige Sprüche.

Darstellerische Superleistungen sind erwartungsgemäß nicht eingetreten, aber auch wenn sich die Darbietungen in künstlerischen Grenzen halten, gibt es doch keine Totalausfälle. Die deutsche Synchronisation ist wie gewohnt unterdurchschnittlich und versucht den ohnehin nicht gerade gelungenen Dialogen mit lustlosen Sprechern noch eins drauf zu setzen.
Jackie selbst wirkt gut gelaunt schien bei vielen Szenen wirklich Spaß gehabt zu haben, doch obwohl der Film den Eindruck erweckt, als würde er aus der Reihe der typischen Actionfilme des Martial-Arts-Akrobaten ausbrechen wollen, läuft es letztendlich doch auf dasselbe heraus.

Ein zweischneidiges Schwert sind Kamera und Schnitt, die besonders zu Beginn und bei den anfänglichen Schneestunts keinerlei Übersicht bieten und die ansich guten Stunts derart schlecht in Szene setzen, dass dem Zuschauer das Zusehen keinen Spaß macht.
In der Mitte, besonders beim zurecht legendären Kampf mit einer Leiter, ist die Kameraarbeit allerdings ganz gut, wenn auch nicht herausragend.
Beim Finale wendet sich das Blatt erneut und schnelle Schnitte lösen ruhige Kamerapositionen ab, ohne Sinn und Verstand. Das letzendliche Ende geht keine zwei Minuten, ist wirr geschnitten und zudem nicht besonders originell.

Die Musik gleicht sich dem Geschehen mehr oder weniger positiv an, von Synthesizergeklimper bis zu einer bondähnlichen Melodie ist alles da, nur leider zu monoton und zu konfus.

Die Stuntideen sind in aller Regel gelungen, aber mit Krampf-Handkamera mitunter nicht wirklich gut eingefangen; allerdings ist die Story selbst so nebensächlich, dass man sie auch ganz hätte weglassen können. Ein paar Szenen, insbesondere die erwähnte Leiter-Kampfsequenz, sind nicht nur toll choreographiert, sondern schlicht sehenswert. So agil, so einfallsreich war Jackie Chan im gesamten Mr. Nice Guy [1997] nicht.

Und doch können die netten Kampfeinlagen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der restliche Film zu schnell erzählt ist und zu wenig Substanz bietet. Der Slapstick-Humor ist oftmals fehl am Platz und wäre da nicht zusätzlich die Idee, einen Unterwasser-Handkampf in einem Haifischbecken zu zeigen (nicht immer gut gefilmt, aber mit einigen interessanten Ideen), dann hätte der Film sicherlich weniger Punkte bekommen.
Ein paar Szenen reichen eben nicht aus, um einen Film attraktiv zu machen, da ändert selbst Jackie Chan nichts daran.
Auch wenn die Kernfangemeinde Chans amerikanischen Filme wie Rush Hour [1998] oder Shang-High Noon [2000] zu seinen schwächsten Produktionen zählt, der Masse an Zuschauern gefällt es – vermutlich, weil die Kampfszenen gut inszeniert sind und vor allem in eine (zugegebenermaßen dürftige) Rahmenhandlung eingebettet werden.
So bleibt Erstschlag für Fans ein Muss, alle anderen können – müssen aber nicht – einschalten, obwohl es nicht viel Neues zu sehen gibt.


Fazit:
Wenn man den wuseligen Jackie Chan auf der Leinwand in seinen asiatischen Filmen sieht, hat man immer das Gefühl, er stünde kurz vor dem Herzinfarkt;: zu gehetzt, zu schnell und ohne Atempause läuft alles ab.
Bei diesem Film ist es ähnlich, die eigentliche Geschichte ist schneller erzählt als ein Zwillingspaar niesen kann, die Actionszenen sind dabei mehr oder weniger durchschnittlich inszeniert und bis auf Jackies Akrobatikeinlagen ist der Rest ohnehin nebensächlich.
Klischees am laufenden Band, die Kampfszenen könnte man ebenso gut in ein "Best of" von Jackie Chans Werken aufnehmen, oder gegen eine X-beliebige seiner anderen Filme austauschen.