Independence Day [1996]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Februar 2016
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Independence Day
Laufzeit: 145 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roland Emmerich
Musik: David Arnold
Darsteller: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum, Mary McDonnell, Judd Hirsch, Robert Loggia, Randy Quaid, Margaret Colin, Vivica A. Fox, James Rebhorn, Harvey Fierstein, Adam Baldwin, Brent Spiner


Kurzinhalt:

Als kurz vor den Feierlichkeiten des amerikanischen Unabhängigkeitstages am 4. Juli riesige Raumschiffe über den Großstädten der Erde erscheinen, gibt es noch Hoffnung, dass die Außerirdischen in Frieden gekommen sind. Doch der Techniker David (Jeff Goldblum) entdeckt in Störungen, die die Aliens in Satellitensignalen verursachen, einen Countdown. Als er mit seiner Erkenntnis nach Washington zu seiner Ex-Frau Constance (Margaret Colin) fährt, die Beraterin des US-Präsidenten Whitmore (Bill Pullman) ist, ist es beinahe schon zu spät. Auch wenn sie evakuiert werden, die Außerirdischen bringen eine nie geahnte Verwüstung auf die Erde. Erst, als der Kampfpilot Hiller (Will Smith) einen Alien nach einem Absturz bergen kann, gibt es Hinweise, mit denen man die Angreifer doch noch zurückschlagen kann ...


Kritik:
Zwei Jahre nach seinem Science Fiction-Hit Stargate [1994] erschafft der deutsche Filmemacher Roland Emmerich den vielleicht patriotischsten aller Alien-Invasions-Filme, der auch noch Independence Day betitelt wurde. Auch nach zwei Jahrzehnten glänzt die technisch aufwändige Produktion durch einen immens hohen Unterhaltungswert, einer einnehmenden Mischung aus dramatischen Szenen und lockeren Sprüchen sowie überraschend vielen guten und einfallsreichen Ideen. Erst zum Ende hin werden die arg abstrus.

Es ist dabei schwer, sich einen Film wie Independence Day heute vorzustellen. Leichtfüßige Unterhaltung mit einer Geschichte, bei der zahlreiche Hauptstädte der Welt dem Erdboden gleichgemacht werden, scheint wie ein Widerspruch in sich. Bilder explodierender und einstürzender Hochhäuser, die damals Horrorszenarien eines Science Fiction-Films waren, haben inzwischen einen traurigen Realitätsbezug gewonnen. Doch schon vor 20 Jahren war es, als hätte ID4, wie Independence Day prägnant bei Fans abgekürzt wurde, nur vom deutschen Regisseur Roland Emmerich auf die Leinwand gebracht werden können. Welcher US-amerikanische Filmemacher hätte es sich schon getraut oder gar trauen dürfen, das Weiße Haus in die Luft zu sprengen?

Die Geschichte kombiniert dabei Elemente althergebrachter Invasions-Stories mit klassischen Katastrophenfilmen. Am 2. Juli erscheint ein riesiges Raumschiff aus dem Schatten des Mondes. Es spalten sich drei Dutzend kleinere Himmelskörper ab, die immer noch jeweils viele Kilometer Durchmesser aufweisen. Sie platzieren sich über den Hauptstädten der Welt, um gezielt angreifen zu können.
Viel mehr muss man über Independence Day an sich nicht wissen. Die Wege führen Figuren aus verschiedenen Teilen der USA zusammen, darunter den Kampfpiloten Captain Hiller, den Fernsehtechniker David und den US-Präsidenten Whitmore, gespielt von Bill Pullman, der eine Ansprache halten darf, die in die Filmgeschichte einging. Und das ist nicht negativ gemeint.

In der ersten Stunde zieht Regisseur Emmerich alle Register, um eine unvorstellbare Bedrohung der gesamten Menschheit spürbar werden zu lassen. Entdeckt David, dass hinter einem Signal, das in den Satellitenverbindungen entdeckt wird, ein Countdown steckt, nimmt die ohnehin schnell erzählte Geschichte zusätzlich Fahrt auf. Handwerklich tadellos und perfekt gemacht, beweist das Drehbuch einen oft unterschätzten Ideenreichtum. Viele Elemente, die nebenbei vorgestellt werden, sind später wichtig, wie die Aliens ihren Angriff koordinieren, ist brillant und das Design der Schiffe und der Aufbau des Erstschlags buchstäblich atemberaubend.

Die zweite Filmhälfte beginnt nicht weniger bedrückend und selbst wenn manche Momente lange absehbar sind, dank der namhaften Darstellerriege gelingen berührende Momente. Emmerich besitzt ein Auge für bleibende Einstellungen, wie wenn die Raumschiffe mit einer brennenden Wolkenfront über den Städten erscheinen, oder sich gigantische Schatten über den bekannten Wahrzeichen breitmachen. Die Feuerwalze, die durch die Städte rollt, ist ebenso unvergessen wie manche Dialogmomente.
Doch es ist, als würde sich Independence Day an einen Punkt manövrieren, da es für die Menschheit keinen Ausweg mehr gibt, so dass die letzte halbe Stunde inhaltlich mit sehr weit hergeholten Zufällen aufwartet und der Pathos immer dicker aufgetragen wird.

Dass das nicht stört, liegt an der fantastisch eingängigen Umsetzung, die immer noch mitreißt und vor allem dank der gesunden, ansteckenden Mischung aus ernsten Momenten und schlagfertigen Sprüchen überzeugt. Auch wenn Stargate origineller sein mag, rundum gelungener ist Roland Emmerichs Independence Day dennoch. Nicht nur der Erfolg zementierte seinen Ruf als "deutscher Spielberg", auch mit der Art und Weise wie er den Film präsentiert, hat er sich das durchaus verdient.


Fazit:
Viele Bilder, die Roland Emmerich hier entwirft, sind so unvergessen wie viele Dialogzeilen. Letzteres ist nicht böse gemeint, ganz im Gegenteil. Die Ansprache des Präsidenten zum internationalen Unabhängigkeitstag vor dem Finale strahlt vor Pathos, ist aber doch prägnant und mitreißend. Viele Filme danach wollten sie kopieren und scheiterten. Independence Day ist ein temporeicher, packender Science Fiction-Film, der in den zerstörerischen Bildern ebenso schwelgt wie er danach die Hoffnung schürt, dass die Menschheit zusammenarbeiten kann, um den gemeinsamen Gegner zu besiegen.
Diese Formel funktioniert immer noch und auch die Trickeffekte haben kaum von ihrem Glanz verloren. Die geniale Musik von David Arnold ohnehin nicht. Dass man mitfiebert, liegt an den zwar einfach gezeichneten, aber charmant von tollen Darstellern verkörperten Figuren. Sie bringen die leichten Momente mit einem Augenzwinkern zur Geltung und erwecken eine Geschichte zum Leben, die trotz der Zerstörung irgendwie unbeschwert erscheint. So etwas ist heute kaum mehr vorzustellen und nicht nur deshalb immer noch sehenswert.