Ich - Einfach unverbesserlich 2 [2013]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Juli 2013
Genre: Animation / Komödie / Action

Originaltitel: Despicable Me 2
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Musik: Heitor Pereira, Pharrell Williams
Stimmen: Steve Carell (Oliver Rohrbeck), Kristen Wiig (Martina Hill), Benjamin Bratt (Erich Räuker), Miranda Cosgrove (Marie Christin Morgenstern), Elsie Fisher (Sarah Kunze), Dana Gaier (Zalina Sanchez), Russell Brand (Peter Groeger), Steve Coogan (Thomas Danneberg), Ken Jeong (Axel Malzacher), Moises Arias (Sebastian Kluckert), Nasim Pedrad (Marion Musiol)


Kurzinhalt:
Grus (Steve Carell / Oliver Rohrbeck) Versuch, als ehrenwerter Bürger zu leben, scheint aufzugehen, wären da nicht die misslungenen Versuche, Marmelade und Süßigkeiten von Dr. Nefario (Russell Brand / Peter Groeger) herstellen zu lassen. Seine drei Adoptivtöchter Margo (Miranda Cosgrove / Marie Christin Morgenstern), Edith (Dana Gaier / Zalina Sanchez) und Agnes (Elsie Fisher / Sarah Kunze) halten ihn genügend auf Trab. Doch dann wird Gru von Lucy Wilde (Kristen Wiig / Martina Hill), Agentin der AVL (Anti-Verbrecher-Liga) angesprochen. Ihr Vorgesetzter, Silas Ramspopo (Steve Coogan / Thomas Danneberg), möchte Gru rekrutieren, um ein gestohlenes, geheimes Forschungslabor wiederzufinden.
Spuren führen in ein Einkaufszentrum in der Nähe von Grus Haus. Und auch wenn er zuerst ablehnt, die Aussicht, endlich wieder Action und Abenteuer zu erleben, sind einfach zu groß. Er vermutet den Restaurant-Besitzer Eduardo (Benjamin Bratt / Erich Räuker) hinter dem Diebstahl, hauptsächlich, weil Margo sich in dessen Sohn Antonio (Moises Arias / Sebastian Kluckert) verknallt hat. Weswegen das Geheimlabor überhaupt gestohlen wurde, wird nicht nur Gru, sondern auch seine gelbe Armee der Minions noch beschäftigen ...


Kritik:
Im Fazit zu Ich - Einfach unverbesserlich [2010] schrieb ich vor knapp zweieinhalb Jahren, man könne dem Film fehlenden Tiefgang vorwerfen. Entsprechend muss ich mich beim zweiten Teil fragen, wie es hier um den Tiefgang bestimmt ist. Wir bekommen das Kindheitstrauma von Ex-Schurke Gru gezeigt, der in seiner Vaterrolle ganz aufgeht, erleben, wie er und seine Adoptivtochter Margo sich jeweils verlieben und sehen, wie oberflächlich die Versuche sind, wahre Gefühle mit Dating-Tricks erzwingen zu wollen. Insofern kann man durchaus sagen, dass Ich - Einfach unverbesserlich 2 mehr zu bieten hat, auch wenn all das oft wie Füllmaterial zwischen den eigentlichen Highlights erscheint. Die beziehen sich auf die wahren Stars des Films: Die Armee der gelben Minions, die diesmal mehr zu tun bekommt und nicht erst am Ende im Take That-Outfit den anderen die Show stiehlt.

Ob das junge Zielpublikum diese Anspielung überhaupt versteht – ebenso wie viele andere – sei dahingestellt. Sieht man sich aber an, dass auch Wochen nach Kinostart die Säle gut gefüllt sind, und das vornehmlich mit Erwachsenen ohne deren Nachwuchs, ist auch erkennbar, wen die Animationskomödie alles anspricht.
Die Story selbst richtet sich dabei eher an die jüngeren Zuseher. Gru, der das Superschurken-Cape an den Nagel gehängt hat, lässt nichts unversucht, seine drei Adoptivtöchter glücklich zu machen und hält sich erfolgreich aus allen Schwierigkeiten heraus. Aber nachdem eine geheime Forschungsstation entführt wurde (ja, die komplette Station!), wird er von der Anti-Verbrecher-Liga rekrutiert, den oder die Verantwortlichen ausfindig zu machen, die in einem Einkaufszentrum vermutet werden. So abstrus sich die Zusammenhänge anhören mögen, sind sie auch. Aber allein durch die schier unendliche Anzahl von Grus kleinen, gelben Helfern, den Minions, die ihn quasi auf Schritt und Tritt in den aberwitzigsten Kostümen begleiten, hat man kaum Zeit, darüber nachzudenken. Wer der Meinung ist, er habe in den zahlreichen Trailern zum Film schon alle Gags gesehen, der irrt erfreulicherweise gewaltig. Interessant ist, dass die Vorschau auch den größten Coup der Filmemacher nicht zeigt.

Wie macht man eine Geschichte, in der es im weiteren Sinn um nichts weniger als die Vernichtung der Menschheit geht, für die Kleinen interessant und erzählt sie vor allem kindgerecht? Die unfreiwilligen Helfer des Bösewichts als lilane, pelzige Monster zu tarnen, ist eine geniale Idee. Sie sind sofort als böse erkennbar, aber nicht so abschreckend, dass sich das Zielpublikum vor ihnen fürchtet. Und selten war ein Huhn so penetrant böse wie hier.

Hört man sich all das an, klingt es absurd und kaum vorstellbar, es ist den Regisseuren Pierre Coffin und Chris Renaud zu verdanken, dass es dennoch funktioniert. Nicht nur, dass ihnen die Figuren wichtig sind, sie stellen Grus Assistentin Lucy Wilde bei der Verbrecherjagd auch so vor, dass sie im Team sofort willkommen ist. Den Minions, die sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, außer mehr Persönlichkeit auch Namen zu geben, rundet das durchweg gelungene Komplettpaket von Ich - Einfach unverbesserlich 2 ab.

In Bezug auf die Technik sind wir an einem Punkt angekommen, dass sich die Filme der großen Studios ohnehin in kaum einem Punkt nachstehen. Zwar scheinen die Charaktere und auch die Umwelt comicartiger, als in vielen anderen Animationsfilmen der letzten Zeit, allerdings macht gerade das den Charme der Figuren aus. Die Action ist für Kinder passend und nie so schnell geschnitten, dass man ihr nicht folgen könnte. Selbst das 3D ist interessant eingesetzt. Tiefenwirkung gibt es ebenso wie den gelegentlichen Pop-Effekt, der einem ins Auge springt. Auch wenn es zu den putzigen Charakteren nichts beiträgt, es ist ein nettes Gimmick, wenn man den Aufpreis nicht scheut.


Fazit:
Auch wenn sein Leben als unbescholtener Bürger nicht gerade aufregend ist, Grus drei Töchter sind ihm zu wichtig, als dass er sie in Gefahr bringen möchte, indem er rückfällig wird. Stattdessen kommt das Abenteuer zu ihm. Einerseits durch den Auftrag, für die Anti-Verbrecher-Liga zu arbeiten, andererseits in Form von Lucy Wilde, die sein Leben auf den Kopf stellt. Ich - Einfach unverbesserlich 2 bietet zwar eine einfache Story, schmückt sie aber mit Figuren, die einem ans Herz wachsen. Von der knuffigen Agnes ganz zu schweigen.
Die animierte Abenteuerkomödie ist tadellos auf ihr junges Zielpublikum zugeschnitten, birgt aber für die älteren Zuschauer viele Gags und Anspielungen – und das im Minutentakt. Die gelungene, liebevolle Umsetzung stiehlt den letzten Pixar-Filmen nicht nur was den Charme angeht die Krone, sondern auch als rundum gelungene Familienunterhaltung, bei der alle Altersgruppen mitunter über unterschiedliche Witze lachen können. Nicht zuletzt sind die Minions eine so urkomische Naturgewalt, dass sie fast unschlagbar sind.