Hulk [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Juli 2003
Genre: Science Fiction / Action / Drama

Originaltitel: Hulk
Laufzeit: 138 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ang Lee
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Eric Bana, Jennifer Connelly, Sam Elliott, Josh Lucas, Nick Nolte, Paul Kersey, Cara Buono


Kurzinhalt:
Bei seiner Arbeit für das US-Militär führte Wissenschaftler Dr. David Banner (Nick Nolte) auch Versuche an sich selbst durch, doch keiner davon war erfolgreich. Allerdings vererbte er seine genetischen Veränderungen an Sohn Bruce (Eric Bana) weiter. Als David Banner erkannte, welche Gefahren von der Mutation ausgingen, wollte er einschreiten und stürzte dabei seine gesamte Familie ins Unglück. Der damals vierjährige Bruce wurde von seinen Eltern getrennt, verdrängte alle Erinnerungen an diese Zeit und wuchs bei Pflegeeltern auf.
Knapp 30 Jahre später ist er selbst Wissenschaftler und arbeitet mit seiner Ex-Lebensgefährtin Betty Ross (Jennifer Connelly) an einem Experiment, als es zu einem Unfall kommt. Bruce wird einer eigentlich tödlichen Dosis Gammastrahlung ausgesetzt, woraufhin die ruhenden Gene, die ihm sein Vater vererbte, aktiviert werden. Das lässt ihn zwar die Strahlung überleben, allerdings verwandelt sich Bruce fortan, sobald er wütend wird, zu einem knapp fünf Meter großen, grünen, muskelbepackten und gewalttätigen Wesen – dem Hulk.
Ein solcher Riese bleibt natürlich nicht lange unbeobachtet und so möchte das Militär, darunter Bettys Vater General Ross (Sam Elliott), Bruces neue Fähigkeiten für sich nutzen. Bettys Ex-Freund Talbot (Josh Lucas), der für das Militär arbeitet, sieht darin ebenfalls eine Goldgrube, doch diese "Bevormundung" macht den Hulk nur noch wütender.


Kritik:
In den letzten Jahren wurde ein Begriff immer wieder bei Filmproduktionen benutzt, den die meisten Zuschauer fast unbewusst ins Vokabular übernommen haben: Der "Digitale Schauspieler". Ob nun digital oder virtuell, ansich handelt es sich dabei immer um dasselbe, eine/n Darsteller/in, der/die nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern aus dem Computer stammt.
Anfang und Mitte der 90er war damit ansich meist ein richtiger Schauspieler gemeint, der in besonders gefährlichen oder heiklen Szenen, durch ein Modell aus Bits und Bytes ersetzt und gedoubelt wurde. Gelang den Filmemachern ein fließender Übergang, fiel der Unterschied nicht oder zumindest kaum auf. Erst Ende der 90er, und besonders im Jahr 2002 kamen digitale Charaktere im Film richtig in Mode.
Dabei gab es den ersten schon knapp 20 Jahre früher: Das Bit in Tron [1982] markiert womöglich den ersten CGI-Nebencharakter in einem Film, und auch wenn es nicht viel mehr als ja und nein sagen durfte, war es dennoch ein Meilenstein der Filmgeschichte und bereitete den Pfad für die heutigen Pixelmonster.
Salonfähig wurde die digitale Technik erst mit Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991], Regisseur James Cameron schuf zusammen mit George Lucas' Effekte-Schmiede Industrial Light & Magic (ILM) eine Technik – das "Morphen", das ansich bereits für Abyss - Abgrund des Todes [1989] entwickelt worden war –, die seither zwar oft kopiert und sicherlich auch verbessert wurde, aber nie wieder so überraschend wirkte; nicht ohne Grund staunten damals die Zuschauer reihenweise Bauklötze über den aus flüssigem Metall bestehenden T-1000 (Robert Patrick).
Eine Weiterentwicklung konnte man schon ein Jahr später in Der Tod steht ihr gut [1992] sehen und erst Recht, als die Dinosaurier 1993 und 1997 in den Jurassic Park-Filmen über die Leinwand tobten. Doch bei all den Filmen waren meist echte Darsteller an Ort und Stelle, spielten die Szenen mit und wurden erst später durch das CGI-Pendant ersetzt.
So auch der unbeliebte Jar Jar Binks in Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung [1999], dessen Integration in die realen Landschaften und Umgebungen – das kann man trotz aller Vorbehalte zugeben – sehr gut gelungen ist, meist sogar übergangslos.
Einen Rückschritt gab es diesbezüglich in Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger [2002], bei dem nicht nur zahlreiche Charaktere am Computer entstanden (und nicht vorher am Set durch Darsteller repräsentiert wurden), sondern auch viele Hintergründe. Die Folge war, dass nun die realen Menschen vor dem CGI-Hintergrund aufgesetzt und "künstlich" wirkten.
Den bisherigen Höhepunkt der computergenerierten Charaktere gab es allerdings ebenfalls 2002 zu sehen, in Der Herr der Ringe: Die zwei Türme : das Wesen Gollum wurde vollständig am Computer animiert, wobei die Bewegungen, sogar die Mimik, von dem Darsteller Andy Serkis gespielt, und anschließend auf die Computerfigur übertragen wurden. Nie zuvor gelang den Machern eine solch perfekte Kombination von Realaufnahmen und Computereffekten; Gestik und Mimik sind beispiellos und markieren zweifelsohne das letzte Stadium vor einem wahrhaft digitalen Darsteller.

Die Macher von Hulk aus dem Effektehaus ILM rühmten sich vor Kinostart damit, dass sie "in manchen Szenen fast die Qualität von Gollum" erreichten.
Nicht nur, dass es ansich kein Ziel sein sollte, 'beinahe' so gut wie die Konkurrenz zu sein (sondern besser), die Bemerkung ist in Anbetracht des grünen Gummiballes, sowie einiger seiner Bewegungen eher unfreiwillig komisch.

Ansich begann das Leid der heutigen Kinogänger bereits 1998 mit Blade, als dieser Vampir-Action-Film nämlich trotz der hohen Altersfreigabe ein Erfolg wurde, hatte das Comic-Haus Marvel, bei dem Blade beheimatet ist, bereits schon "Grün" gerochen: Die grünen Dollarnoten.
Danach wurden systematisch alle möglichen Comic-Helden für eine Kinovermarktung vorbereitet, als erstes X-Men [2000], ebenfalls ein Erfolg, anschließend Spider-Man [2002], der erfolgreichste Comic-Film seit langem – und seither hieven die Marvelgeier jeden Helden auf die Leinwand, den sie sich jemals ausgedacht haben.
Zusammen mit den anderen Comic-Studios sind knapp ein Dutzend Verfilmungen für die nächsten zwei Jahre angesetzt – dabei zeigen die Zuschauerzahlen von X2 – X-Men 2 [2003], Daredevil [2003] und Hulk, dass die Comic-Welle wieder am Abebben ist. Ein ähnliches Phänomen war Anfang der 90er Jahre zu sehen. Nach dem Erfolg von Batman [1989] begann nämlich schon damals der Krieg um die Comic-Verfilmungen.
Doch nachdem Filme wie Der Punisher [1989] und Captain America [1991] zu imageschädigenden Flops wurden, wandten sich die Comic-Firmen dem Fernsehen zu und bombardierten hilflose Kinder vor der Mattscheibe mit den ewig gleichen Serien. Allein zu Spider-Man gab es seit 1967 sechs verschiedene TV-Serien – ein Schelm, wer den Comic-Häusern Profitgier vorwirft.

Stan Lee, Erfinder und ausführender Produzent des Hulk meinte in einem Interview, dass er sich bisher eigentlich nicht vorstellen konnte, seinen grünen Helden jemals verfilmt zu sehen.

Vielleicht wäre es anders auch besser gewesen. Die meisten Zuschauer teilen seine Meinung über die "grandiose Umsetzung" jedenfalls nicht unbedingt. Das 130 Millionen Dollar hohe Budget spielte der Film in den ersten Wochen, in denen er lief, gerade so ein, von einem Erfolg kann man also wirklich nicht sprechen. Durchwachsene Kritiken und stark sinkende Zuschauerzahlen nach ohnehin eher schwachem Einstieg lassen erahnen, dass Regisseur Ang Lee mit seiner Umsetzung des Stoffes kein Glanzstück gelungen ist – doch das ist zum Großteil nicht einmal seine Schuld.

Das Skript von James Schamus beginnt dabei wirklich vielversprechend: Der Prolog des Films, zusammen mit dem einprägsamen Vorspann, zählt zu den besten Einführungen eines Comic-Films überhaupt (Spider-Man nicht mitgerechnet, da die Verwandlung des Spinnenmannes in "Echtzeit" geschieht und nicht als Rückblende gezeigt wird); die Dynamik, die sich durch die Szenen von Beginn an entwickelt, ist enorm und stimmt den Zuschauer gut auf den Film ein.
Wenn das Geschehen in die Jetzt-Zeit verlagert wird, widmet sich das Drehbuch der Charaktereinführung, was durchaus überzeugen kann. Während allerdings zu Bruce Banner Einiges gesagt und erklärt wird, ist seine Kollegin und Ex-Freundin, Betty Ross, eine sehr eindimensionale Figur, deren Motive, familiäre Hintergründe und Beziehung zu Bruce nicht deutlich werden. Zwar bekommt man immer wieder gesagt, dass die beiden einst ein Paar waren; wann und ob die Beziehung mit einem Knall auseinander ging, wird aber nicht verraten. Auch wie sie nun mit der Situation umgehen, dass sie nicht mehr zusammen sind, aber noch zusammen arbeiten, bleibt im Dunkeln. Ein paar Mal blitzt so etwas wie Chemie zwischen den beiden auf, doch aus dem Funken wird nicht einmal eine kleine Flamme.
Trotz der Einführung entwickeln sich die Charaktere während des Filmes nicht weiter, im Falle von Eric Banas Bruce Banner eine Unverständlichkeit: In Sekunden hat er akzeptiert, dass er der "Hulk" wird – genauso urplötzlich taucht der Ausdruck im Film einmal auf – und dass sein leiblicher Vater wieder da ist. Dies geht nicht nur zu schnell, sondern auch zu reibungslos. Am Ende des Films steht er – bis auf die Erkenntnis, dass er sich nicht aufregen sollte – genau an demselben Punkt wie zu Beginn.
Im Gegensatz dazu ist die Beziehung zwischen Betty und ihrem Vater nichts weiter, als ein lauwarmer Aufguss des Hauptthemas mit Bruce und David; nur dass Bettys Beziehung zum General keinen Anfang, keinen Schluss und lediglich einen kleinen Höhepunkt zugeschrieben bekommt. Man weiß schlicht zu wenig, um mit Betty mitfühlen zu können, wenn sie im Restaurant beim Gespräch mit dem Militäroffizier, der ihr Vater sein soll, in Tränen ausbricht. Diesen Kind-Vater-Konflikt zweimal in einem Film präsentiert zu sehen, wirkt aufgesetzt und unnütz, zumal keinerlei neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Die Hauptgeschichte um den Hulk benötigt einige Zeit, um in die Gänge zu kommen, gerade im Mittelteil wiederholt sich das Schema der Szenen allzu oft; anschließend folgt die Action demselben Muster: Der Hulk wird wütend und haut alles in Trümmer, was ihm in den Weg kommt. Dabei wechseln zwar die Schauplätze, die Story treibt das Ganze aber nicht voran.
Hinzu kommen noch Geistesblitze der Autoren, wie ein 500 Kilogramm schwerer Hulk, der auf einem militärischen Kampfflieger als blinder Passagier mitfliegt und beinahe in den Weltraum geschleudert wird, oder eine Szene, in der der Hulk die Spitze einer scharfen Rakete abbeißt und wieder ausspuckt – im Comic mag das noch funktionieren, als Film wirkt es eher unfreiwillig komisch, ist ansich aber nicht zum Lachen.
Zum Schluss hin wird das Ganze noch mit dem Klischee des durchgedrehten Wissenschaftlers garniert, der (welch Überraschung!) nichts weniger als die Weltherrschaft anstrebt; dabei begibt sich das Skript buchstäblich in Sphären, die jenseits von Gut und Böse liegen, gleichzeitig aber immer noch krampfhaft auf Anspruch getrimmt sind und selbst den geneigtesten Zuseher ermüden.
Die Ausgangslage des Drehbuchs ist nicht schlecht, die Ausführung mag sich auch an der Comic-Vorlage orientieren, doch im Endeffekt bewahrt es den Film nicht davor, unglaubwürdig und gekünstelt durch das Fehlen von wahrer Unterhaltung zu scheitern.

Die Darsteller, die sich die Produzenten ausgesucht haben, sind eigentlich nicht schlecht, mit Eric Bana fand man ein unverbrauchtes Gesicht, und er ist grundsätzlich immer sympathisch. Doch sein etwas konturloser Auftritt zu Beginn des Films ändert sich im weiteren Verlauf leider nicht, was vermutlich daran liegt, dass er zu selten zu sehen ist und der große grüne Hulk keine große Ähnlichkeit mit ihm besitzt.
Erfreulich gut aufgelegt zeigt sich Sam Elliott, der als Bettys Vater einen Bösewicht wider Willen mimt und einiges zu tun bekommt. Allerdings hören sich seine Dialogzeilen beinahe alle gleich an und sein Filmcharakter scheint in einer Poker-Face-Situation festzusitzen. Ebenso ergeht es Josh Lucas, der als Talbot ohnehin nur einen Mini-Auftritt zu absolvieren hat und darin völlig farblos erscheint.
Nick Nolte stieß relativ spät zur Produktion, und seine Rolle ist nicht besonders groß; allerdings hat er den inhaltlichen Verfall des Skripts wohl erkannt, denn am Anfang mimt er David Banner mit deutlich mehr Elan, als beim Finale.
Die größte Enttäuschung des Films ist jedoch Jennifer Connelly. Wurde sie letztes Jahr noch mit dem Oscar für ihre Arbeit in A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn [2001] ausgezeichnet, gibt sie sich hier so lustlos wie selten. Möglicherweise hat sie erkannt, dass sie nicht viel mehr als eine große Nebenrolle ausfüllen darf. Dass sie eine gute Darstellerin ist, hat sie schon oft bewiesen, auch in Dark City [1998]. In Hulk schien sie aber nur ihren Gehaltscheck im Auge gehabt zu haben. Es ist großteils Jennifer Connelly zuzuschreiben, dass sich zwischen ihr und Eric Bana keinerlei Chemie aufbaut; Bana spielt seinem Filmcharakter entsprechend einen zurückhaltenden, schüchternen Wissenschaftler. Leider vermag es Jennifer Connelly nicht, hier einen interessanten Gegenpol zu bieten. Lediglich in einer Szene, in der sie mit dem Hubschrauber zum wütenden Hulk in San Francisco gebracht wird, kann sie wirklich überzeugen – vielleicht weil sie dort die reale Verwüstung am Set sehen konnte, anstatt sich alles nur vorstellen zu müssen.
Erwähnenswert ist darüber hinaus Paul Kersey, der als junger Nick Nolte im Film zu sehen ist. Er passt sehr gut in die Rolle bemüht sich mit Erfolg.

Obwohl Regisseur Ang Lee bisher dafür bekannt war, dass er die Darsteller hervorragend durch seine Werke führen und atemberaubende Bilder abliefern kann, hat er sich hier offensichtlich eher auf die Inszenierung ansich verlassen.
Bereits in Der Eissturm [1997] bewies er ein unglaubliches Gespür für Szenenaufbau, Dramaturgie und unterschwellige psychologische Tiefe, kombiniert mit Bildern, die aus den alltäglichsten Szenarien wunderschöne Gemälde zaubern konnten. Ähnliches versucht er ebenfalls bei Hulk, ohne aber in auch nur einer Szene an die Klasse seiner bisherigen Filme anschließen zu können.
Kamera- und Schnittarbeit sind tadellos, wobei man anmerken sollte, dass auch die Action gut eingefangen wurde.
Lees Idee mit der comicartigen Bild-im-Bild-Technik, die zuvor unter anderem von Brian De Palma in Carrie – Des Satans jüngste Tochter [1976] eingesetzt wurde, ist dabei für manchen allerdings sicher gewöhnungsbedürftig. Ähnlich einem Comic zeigen sich in Hulk hin und wieder mehrere Bilder in einem Bild, dabei können sowohl die Größe unterschiedlich sein, als auch Überblendungen und Zooms zwischen den Bildern stattfinden. Prinzipiell unterstützt dieses Stilmittel den Comic-Charakter des Films und baut in ruhigen Szenen durchaus Spannung auf, da man immer bemüht ist, auf alle Bilder zu achten, um sich kein Detail entgehen zu lassen.
Doch gerade in Actionsequenzen wirkt diese Technik hin und wieder störend, da man als Zuschauer versucht, alles Gezeigte zu erkennen und am Schluss doch nur die Hälfte mitbekommen hat. In jenen Szenen wird aber auch deutlich, dass die gezeigten Bilder der einzelnen Ausschnitte gut geschnitten und fotografiert sind.

Bereits vor Kinostart musste der grüne, computergenerierte Hulk Einiges an Spott einstecken: Vergleiche mit einem "Shrek auf Steroiden" wurden laut.
Im Film sieht der Hulk jedoch in vielen Fällen gut aus, wobei man nicht umhin kann, zwei Klassen von Spezialeffekten zu beobachten. Entweder der Hulk ist samt Mimik in ruhigen Sequenzen sehr gelungen, oder nur mittlerer Durchschnitt.
Wenn er hingegen in voller Aktion ist – also rennt, springt oder mit den Fäusten auf den Boden schlägt – muss man beinahe unwillkürlich lachen. Dies liegt zum großen Teil daran, dass die Bewegungen für den angeblich knapp eine halbe Tonne schweren Muskelprotz schlicht zu schnell und zu flüssig sind. Aus dem Stand hüpft er circa einen Kilometer hoch und mehrere Kilometer weit – während der großen Actionsequenz in der Wüste entwickelt er dadurch beinahe die Fähigkeit zu fliegen und wackelt dabei noch leicht mit Händen und Füßen. Selbst die treusten Fans müssen angesichts dieser Bilder unglaubwürdig den Kopf geschüttelt haben. In einem Trash-Film mag man das noch akzeptieren können, aber die Macher nehmen sich hier wirklich ernst.
Der Vergleich mit Shrek hinkt sicherlich, trotzdem sieht der Hulk bisweilen wie ein amoklaufender grüner Gummiball aus. Wieso alle seine Kleidungsstücke reißen, seine Hose sich dabei allerdings als unvorstellbar dehnbar erweist, erklärt der Film im übrigen auch nicht.
Die Spezialeffekte sehen bei Nacht deutlich besser aus, als bei Tag, was zur Folge hat, dass Hulks Kampf gegen drei genmutierte Hunde eher ein Fest für die Ohren, als für das Auge ist, denn bei der pechschwarzen Nacht erkennt man schlicht nicht viel. Hält man sich vor Augen, dass man ansonsten einen riesigen, mutierten Pudel zu Gesicht bekommen würde, sowie zwei seiner Freunde – die Hunde wurden von Ang Lees Sohn entworfen –, ist es vielleicht auch besser so.
Beim eigentlichen Finale lässt die Qualität der Spezialeffekte im Übrigen stark zu wünschen übrig, bis auf bunte Wolken gibt es nicht viel zu sehen. Man wird den Eindruck nicht los, dass den Machern doch das Geld ausgegangen ist.
Der CGI-Hulk selbst ist ein schwieriges Thema: Sein Aussehen – selbst die giftgrüne Farbe – ist ansich nicht schlecht, auch wenn man das Gefühl hat, als würde sich die Farbe im Film mehrmals ändern. Seine Mimik und Gestik kann ebenfalls überzeugen, aber abgesehen von seinem Gesicht wirkt seine restliche Haut detailarm. Zu glatt, zu perfekt und zu gleichmäßig. Sein Gesicht überrascht in den ruhigen Szenen mit bebenden Wangen, oder wenn er auf dem Kampfflieger (ohne auf den zweifelhaften Inhalt der Szene einzugehen!) wegen Luftmangels die Augen verdreht. Es ist schwer zu beschreiben, was den Hulk im Gegensatz zu Gollum als überzeugenden digitalen Darsteller disqualifiziert. Wenn man seine Farbe einmal außer Acht lässt, fällt aber Eines auf: Er ist zu ebenmäßig, zu symmetrisch.
Es scheint, als wären seine Bewegungen, wenn er in der Wüste wie der Wind rennt, immer dieselben, sein Arm fährt immer gleich weit nach vorne, dann wieder nach hinten. Es fehlen die Unregelmäßigkeiten in seinem Bewegungen, ebenso in seinem Gesicht. Man hat das Gefühl, dass die Macher nur eine Gesichts- und Körperhälfte entwarfen und sie dann auf die andere Seite gespiegelt haben. Dabei ist von Natur aus kein Gesicht vollkommen ebenmäßig – bei Hulk schon. Da er im Film zudem quasi unverwundbar ist, gibt es auch keine Verletzungen, die man als Charakteristika eines richtigen Darstellers akzeptieren könnte.
Das deklassiert die Figur als digitalen Pixelzombie; seelenlos und als richtiger Darsteller nicht überzeugend.
Hinzu kommt, dass Ang Lee selbst die Vorlage für die Mimik und Gestik des grünen Riesen lieferte – nicht Darsteller Eric Bana. Kein Wunder also, dass der Hulk mit seinem irdischen Dr.-Jekyll-Äquivalent keinerlei Ähnlichkeit hat. Deshalb sind Bruce Banner und Hulk eher zwei eigenständige Charaktere, anstatt Hulk ein Teil der Banner-Persönlichkeit.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Spezialeffekte zwar nicht schlecht sind, aber bei weitem keine bahnbrechenden Neuerungen oder Verbesserungen bringen, und aus diesem Grund nach den großspurigen Ankündigungen zweifellos enttäuschen.

Anders verhält es sich da mit der Musik von Danny Elfman.
Der Mann für's Skurrile wurde vor allem durch seine musikalische Untermalung von Tim-Burton-Filmen wie Batman oder Mars Attacks! [1996] bekannt; dabei vertonte er seit 1980 über 100 Filme – und kam zu Hulk erst sehr spät dazu. Der erste Score stammte aus der Feder von Mychael Danna, der zuvor schon mit Ang Lee bei Der Eissturm zusammen gearbeitet hatte; sein Soundtrack gefiel den Produzenten jedoch nicht und sie beauftragten Elfman, einen neuen zu schreiben.
Und der hat es in sich: Mit einem hervorragenden Thema, eingängig und doch komplex gelingt Elfman schon zum Vorspann eine hervorragende Note, die den Film begleitet und sich tadellos an das Geschehen angleicht. Sein Score ist wahrhaft beeindruckend und eine Empfehlung für Soundtrack-Fans, insgesamt ist er sogar besser gelungen als derjenige zu Spider-Man.
Einzig in zwei Szenen wirkt die Musik fehl am Platz. Wenn zum Beispiel in der Wüste ein choraler Gesang wie aus "1001 Nacht" erklingt, ist der zwar nicht schlecht, im Gegenteil; nur passt er nicht zum Geschehen und stilistisch nicht zum Rest des Scores – vermutlich ist das Danna zu "verdanken", von dem ein paar Stücke ebenfalls im Film zu hören sein sollen. In dieser Sequenz zum Leidwesen der Zuhörer.

Auch zu Hulk gibt es wieder zahlreiche Anekdoten und Gags für Fans der Comics, so ist Stan Lee selbst im Film zu Beginn zu sehen, wenn er das BioTech-Institut verlässt, und auch Lou Ferrigno, in der TV-Serie als Der unglaubliche Hulk [1978-1982] zu sehen gewesen, hat einen Gastauftritt als Sicherheitschef.
Übrigens war schon in den 1990er Jahren ein Hulk-Film geplant, damals mit Johnny Depp in der Hauptrolle, doch aus dem Projekt wurde nichts; Ang Lee wollte als Bruce Banner hingegen Billy Crudup (Almost Famous – Fast berühmt [2000]) verpflichten, der lehnte das Rollenangebot jedoch ab.
Fans können sich zudem an einigen Anspielungen erfreuen, wenn Bruces Vater von den Gammastrahlen getroffen wird und die Reaktion darauf an den "Absorbing Man" aus den Comics erinnert – ebenso wenn er später in das Stromkabel beißt, was an "Zzzaxx" erinnern soll.
Stan Lee erzählte im Vorfeld des Filmes einmal mehr, wieso sein Comic-Hulk letztendlich grün geworden ist, zu Anfang war er nämlich grau; doch es war schwer, diese Farbe gleichmäßig beim Druck auf Papier zu bannen und so wurde daraus ein grüner Hulk, bis dahin eine unbekannte Farbe bei Comic-Helden.

Und das ist es auch, was man als Zuschauer am ehesten nach dem Kinobesuch sagt: "Grün. Und sonst?"
Leider nicht viel, denn der grüne Riesenwackelpudding ist der Hauptgrund, wieso der Film nicht funktioniert. Die Animation und die Computereffekte sind dabei nicht so schlecht, dass man lieber wegsehen wollte, aber ein alles zerstörender, durch die Lüfte segelnder, amöbendämlicher und unverwundbarer CGI-Waldmeister überzeugt einfach nicht. Man hat zu keiner Sekunde das Gefühl, als wäre die Figur ein richtiger Darsteller aus Fleisch und Blut – wenn er dann noch einer wärmegesteuerten Rakete den Kopf abbeißt, ist es bis zum Kopfschütteln ohnehin nicht mehr weit.
Aber auch die Geschichte hätte im Mittelteil straffer erzählt werden sollen, das Finale womöglich ganz gestrichen oder umgeschrieben.


Fazit:
Der grüne Hauptdarsteller ist sicher dafür verantwortlich, dass man das Gefühl nicht los wird, man würde sich einen "künstlichen" Film ansehen.
Die realen Schauspieler können ebenfalls nicht wirklich überzeugen, am wenigsten Jennifer Connelly, die nach dem Oscar nun wohl unbedingt eine Goldene Himbeere ergattern möchte.
Ohne Charisma präsentieren sich die Charaktere, und das psychologische Gebrabbel bemüht sich letztlich vergebens, dem Ganzen Tiefe zu verleihen. Dabei spielt sich der Verdrängungskomplex auf Vorabend-Serien-Niveau ab, und vernachlässigt das, was auch bei Hulk als Film hätte Vorrang haben sollen: den Unterhaltungswert.
Denn so sehr Ang Lees Portrait des Wutkolosses auch darum bemüht ist, den Comicfans treu zu sein und gleichzeitig einen eigenständigen Beitrag zur Comic-Verfilmungs-Flut zu liefern, er ist einfach nicht überraschend genug.
Dafür ist die Inszenierung bisweilen so originell wie makellos gelungen, was den Film mit Mühe und Not über den Durchschnitt rettet – man kann dennoch auf die Video-/DVD-Veröffentlichung warten, anstatt Geld für den Kinobesuch auszugeben.