Hard Rain [1998]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. November 2020
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Hard Rain
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien / Dänemark / Frankreich / Japan / Neuseeland / Deutschland / Australien
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Mikael Salomon
Musik: Christopher Young
Besetzung: Christian Slater, Morgan Freeman, Minnie Driver, Randy Quaid, Edward Asner, Michael A. Goorjian, Dann Florek, Ricky Harris, Mark Rolston, Peter Murnik, Wayne Duvall, Richard Dysart, Betty White


Kurzinhalt:

Ein schwerer Regensturm hat die Stadt Huntingburg unter Wasser gesetzt. Der Sheriff (Randy Quaid) und seine Deputies überwachen die Evakuierung, während Charlie (Edward Asner) und Tom (Christian Slater) mit ihrem Geldtransporter die Bargeldbestände der Bank eingesammelt haben. Auf ihrem Weg aus der Stadt heraus stecken sie in den Wassermassen fest und sehen sich dem Räuber Jim (Morgan Freeman) und seinen Helfern gegenüber. Ihr Ziel sind die drei Millionen Dollar in dem Transporter, die Tom jedoch in Sicherheit bringen kann. Ausgerüstet mit Booten und Jetskis, machen Jim und seine Mitstreiter Jagd auf Tom, der nach einem Zusammenprall mit Karen (Minnie Driver) im Büro des Sheriffs landet. Bald wir klar, dass Jim nicht die einzige Gefahr ist, der sich Tom gegenübersieht. Zu allem Überfluss droht der Damm zu brechen und die Stadt von einer Flutwelle überrollt zu werden …


Kritik:
Basierend auf einem Drehbuch von Speed [1994]-Autor Graham Yost, dessen Vorlage für Speed 2 - Cruise Control [1997] nur mäßig überzeugen konnte, fühlt sich der schnörkellose Thriller Hard Rain an, als würde man das letzte Drittel eines Filmes sehen, das auf eineinhalb Stunden ausgedehnt wird. Das heißt nicht, dass Filmemacher Mikael Salomon kein stellenweise spannender Genrevertreter gelungen wäre. Im Gegenteil, denkt man nicht zu sehr darüber nach, ist der überflutete Western sogar durchaus unterhaltsam. Nur in sich stimmig erscheint er nicht.

Das mag auch daran liegen, dass die in Anbetracht der zur damaligen Zeit erneut populär gewordenen Katastrophenfilme wie Dante’s Peak [1997] das Studio dazu verleiteten, den eigentlich nur „Die Flut“ betitelten Film etwas anders anzulegen. Darin stranden zwei Angestellte einer Geldtransportfirma, darunter der von Christian Slater gespielte Tom, mit ihrem gepanzerten Fahrzeug inmitten eines Jahrhunderthochwassers in der Stadt Huntingburg. Die ist in Anbetracht der drohenden Überflutung evakuiert, abgesehen von vier Gaunern, die die drei Millionen Dollar aus dem Geldtransporter stehlen wollen. Tom versteckt das Geld und so beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel vor einer hochdramatischen Kulisse, während der Wasserpegel kontinuierlich steigt. Dass die wenigen übrigen Figuren, wie die Restauratorin Karen oder der abgewählte Sheriff mit seinen zwei Deputies, im Verlauf der Geschichte ebenso eine Rolle spielen werden, wie der Dieb Jim mit seinen drei Gehilfen, ist dabei früh absehbar.

Das wäre auch kein Kritikpunkt, wären die Figuren in einer Art und Weise greifbar, dass ihr Schicksal interessieren würde. Doch über sie alle erfährt man derart wenig, dass es teilweise schwerfällt, sich gar ihre Namen zu merken. Eine Entwicklung erfahren die Charaktere entsprechend ebenfalls nicht und dass viele von ihnen eigene Ziele verfolgen, wird niemanden überraschen. Erfreulich ist immerhin, dass die von Minnie Driver verkörperte Karen nicht die klischeehaft weibliche Nebenrolle übernimmt, die regelmäßig gerettet werden muss. Vielmehr ist sie es, die dem Helden aus der Klemme hilft. Mehrmals.
Dagegen erscheinen die Schurken beinahe identitätslos, angeführt von einem wie immer charismatischen Morgan Freeman, der für einen wirklichen Bösewicht zu harmlos agiert, und keinen wirklichen Gefallen an der Rolle gefunden zu haben scheint.

Womöglich war ihm aber auch nur bewusst, in welcher Art Film er sich hier wiederfindet. Von der reinen Grundidee her ist Hard Rain alles andere als anspruchsvoll. Ohne Umschweife beginnt der Film in einem Moment, in dem das Hochwasser die Stadt bereits überflutet hat. Die einzige Frage, die hier im Raum steht ist, ob der Damm die Wassermassen wird halten können. Anders formuliert, die Gefahr, in der alle noch anwesenden Personen schweben, ist ohnehin so groß, dass sie kaum mehr beherrschbar ist. Vor diesem Hintergrund eine Jagd auf Tom zu eröffnen, um an das Geld zu gelangen, das er versteckt hat, fühlt sich an wie der eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen soll. Doch eine wirklich Steigerung der Grundspannung ist dadurch kaum mehr möglich. So sieht man zwar zu, wie Tom vor den Bösewichtern flieht, er sich in einer Schule versteckt und die Schurken auf Jetskis die unter Wasser stehenden Gänge entlang brausen, packender als wenn Tom das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht, ist dies aber nicht.

Filmemacher Mikael Salomon hat merklich Mühe, die ohnehin unglaubwürdige und übertriebene Situation hinsichtlich der Gefahr für seine Figuren noch zu steigern. Die Actionmomente wie die Verfolgungsjagd mit den Jetskis sind zwar ordentlich inszeniert, zumal man in erstaunlich vielen Momenten sieht, dass die Darsteller selbst am Steuer sitzen, doch ist ihr Verlauf durchweg absehbar und einfallsreiche Momente sind selten darunter. Handwerklich wäre Hard Rain ein überaus unspektakulärer Film, wäre es nicht um die Grundidee an sich und wie überzeugend sie dargebracht ist.
Zwar sind insbesondere beim Staudamm die Trickeffekte offensichtlich, doch die überflutete Stadt, die einzelnen, unter Wasser stehenden Gebäude und Straßenzüge, auf denen die Boote unterwegs sind, all das sieht schlicht beeindruckend aus. Der Aufwand, der für die Sets betrieben wurde, ist ebenso sichtbar, wie die Dreharbeiten für die Beteiligten anstrengend gewesen sein müssen – im Trockenen sitzt hier tatsächlich so gut wie nie irgendjemand. In Anbetracht dessen ist es umso bedauerlicher, dass abseits des nicht zu leugnenden Unterhaltungswerts keine Momente in Hard Rain vorhanden sind, die wirklich in Erinnerung bleiben. Als anspruchsloser Action-Thriller vor dem Hintergrund eines Katastrophenfilms, eignet sich das immer noch, wenn das denn ausreicht.


Fazit:
In seinem eingängigen und hörenswert temporeichen Score unterstreicht Komponist Christopher Young die Western-Themen, die Mikael Salomon hier auf die Leinwand bringt: In einer beinahe verlassenen Stadt stehen sich Gut und Böse nach einem gescheiterten Raub gegenüber. Nur, dass die Stadt diesmal unter Wasser steht. Ein Gefühl für diese Stadt erhält das Publikum jedoch ebenso wenig, wie für die Figuren. Erstere ist zu Beginn bereits überflutet und letztere sind am Ende die gleichen wie zu Beginn. Eine Entwicklung dazwischen gibt es in beiden Fällen nicht. Dies versucht Hard Rain mit einer Menge an Action wieder aufzuwiegen und tatsächlich ist der Film durchaus temporeich erzählt. Nur steigert sich die anfängliche Bedrohung kaum und offenbaren die Figuren hier ihre wahre Natur, tappt das Skript von einer Klischeefalle in die nächste. Denkt man darüber nicht nach, kann man immerhin ordentlich unterhalten werden. Im Vergleich zu vielen anderen Action- oder Katastrophenfilmen jenes Jahres, ist Hard Rain aber in der Idee ebenso wenig kreativ wie hinsichtlich der Ausführung. Ganz egal, wie beeindruckend und spektakulär die Sets ganz unbestritten sind.