Happy Deathday 2U [2019]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 13. Februar 2019
Genre: Horror / Thriller / KomödieOriginaltitel: Happy Death Day 2U
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Christopher Landon
Musik: Bear McCreary
Darsteller: Jessica Rothe, Israel Broussard, Phi Vu, Suraj Sharma, Sarah Yarkin, Ruby Modine, Rachel Matthews, Steve Zissis, Charles Aitken, Laura Clifton
Kurzinhalt:
Der Tag von Student Ryan (Phi Vu) könnte nicht schlimmer sein: Er wacht morgens in seinem Auto auf, hört von seinem Kommilitonen Samar (Suraj Sharma), dass es einen Durchbruch bei Ryans Abschlussprojekt auf dem Gebiet der Quantenmechanik gab, doch dann lässt Dekan Bronson (Steve Zissis) das Projekt abschalten. Als wäre das nicht schlimm genug, wird Ryan, während er auf Samar und Mitstudentin Dre (Sarah Yarkin) wartet, von einem Angreifer, der eine Babymaske trägt, ermordet. Aber statt zu sterben, wacht er an demselben Tag wieder auf und erlebt alles noch einmal. Als er Carter (Israel Broussard) und dessen Freundin Tree (Jessica Rothe) davon erzählt, berichtet Tree, dass ihr genau dasselbe passiert war. Die Vermutung liegt nahe, dass Ryans Projekt die Ursache ist. Bei dem Versuch, den Schaden zu beheben, machen sie alles nur noch schlimmer und für Tree beginnt ein ebenso vertrauter wie unbekannter Alptraumtag …
Kritik:
Eine Fortsetzung zu Happy Deathday [2017], dem erfreulich blutarmen Teenie-Slasher, in dem Studentin Tree ihren Todestag wieder und wieder durchlebt, ehe sie herausfindet, wer sie ermordet, scheint ein gewagtes Unterfangen. Wie wollte man die ohnehin absurde Idee, die sich in sich selbst mehrmals wiederholt, wenn schon nicht inhaltlich vernünftig, dann wenigstens interessant weitererzählen? Regisseur Christopher Landon gelingt das in Happy Deathday 2U erstaunlich und unerwartet gut. So gut sogar, dass Fans des unheimlichen Horrors des ersten Teils umso mehr enttäuscht sein werden, dass dieser Aspekt der Story ab der Hälfte quasi keine Rolle mehr spielt.
Dass Happy Deathday 2U einen Science Fiction-Einschlag aufweist, verrät bereits das Studio-Logo zu Beginn, das entsprechend angepasst wurde. Die Geschichte findet wieder bei der Bayfield University statt, nur dass diesmal Ryan zu Beginn aufwacht und am Ende des Tages von einem Mörder mit Babymaske erstochen wird. Ehe es soweit ist, wird seinem Abschlussprojekt auf dem Gebiet der Quantenmechanik von Dekan Bronson buchstäblich der Stecker gezogen. Wer nun aber denkt, dass Ryan die zentrale Figur der Fortsetzung sein würde und sich die Geschichte um die Zeitschleife einfach wiederholt, der irrt. Hauptcharakter ist und bleibt Theresa, genannt „Tree“ – wenn auch mit einem Twist. Was nach der ersten, vollständigen Zeitschleife geschieht, sollte man an sich nicht verraten, um die Überraschungen nicht zu verderben. Denn statt einfach die Idee des ersten Films zu kopieren, wandeln die Filmemacher sie so schnell und so grundlegend ab, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, die Geschichte ist zumindest anfangs nicht vorhersehbar. Sie mag auch vollkommen hanebüchen sein, aber das macht die Reaktionen der Figuren, allen voran die von Jessica Rothe wieder mit einer überzeugenden „ihr wollt mich wohl ver…“-Einstellung gespielten Tree, nicht weniger amüsant. Es ergibt sich aus der Story für Tree, dass sie eine schwere Entscheidung zu treffen hat, die sich bereits früh andeutet, aber der Dramaturgie geschuldet auf das Finale verschoben wird.
Was Happy Deathday 2U von anderen Genrevertretern abhebt ist die Tatsache, dass Regisseur Landon den Horror ernst nimmt, wenn er denn in der Story Oberhand gewinnt. Die unheilvollen Szenen sind durchweg stimmungsvoll inszeniert, während die absurden Abschnitte der Geschichte mit einem entsprechenden Augenzwinkern erzählt werden. Handwerklich ist auch die Fortsetzung tadellos umgesetzt und mit einigen überraschend einfallsreichen Momenten versehen, insbesondere während der Collage von Trees „Lernprozess“. Die Szenen zwischen ihr und Carter gehören, auch wenn es gefühlt merklich weniger als im Vorgänger sind, nach wie vor zu den stärksten und ihre Figuren, obwohl nicht sehr vielschichtig angelegt, bilden einen Ankerpunkt für die arg konstruierte Story. Generell gehen die jungen Erwachsenen stimmig miteinander um und verhalten sich, wie man es im wirklichen Leben – auch angesichts einer solchen Situation – wohl tun würde. Sie sprechen miteinander und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden, anstatt nur weil es das Drehbuch verlangen würde, bestimmte Punkte für sich zu behalten.
Das letzte Drittel setzt merklich mehr auf Emotionen und den Komödienanteil denn auf Grusel oder Spannung. So sehr, dass die Thriller-Story am Ende geradezu verkrampft in den Rest mit eingewoben scheint. Die gefühlsbetonten Szenen sind mitunter, vor allem was die Botschaft betrifft, die dem Publikum mitgegeben wird, etwas dick aufgetragen, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht funktionieren würden. Es gibt einen Moment, der in einem Geburtstagskuchen mündet und gewissermaßen den Höhepunkt von Trees Entwicklung seit dem ersten Film darstellt. Das ist schön und passend und naja, auch berührend.
Ist die erste Stunde stärker und in gewisser Hinsicht einfallsreicher und mutiger als im ersten Film, lässt das Finale mit der Entscheidung, den Horror vollständig aus der Gleichung zu nehmen, merklich Wünsche offen. Betrachtet man jedoch allein den Unterhaltungswert, ist Happy Deathday 2U dennoch ein würdiger Nachfolger zu Teil eins.
Fazit:
Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, wie gut es Filmemacher Christopher Landon in den ersten beiden Akten gelingt, der Idee neue Impulse zu verleihen und sie so amüsant wie einfallsreich zu präsentieren, obwohl sich der Mix aus Horror-Thriller und Und täglich grüßt das Murmeltier [1993] bereits im ersten Film hätte zu Tode laufen müssen, ist es umso erstaunlicher, dass er sich für das Finale beinahe vollständig vom Horror-Aspekt der Geschichte lossagt. Wäre es nicht um die harmonische und erfrischend unverkrampfte Besetzung, die erneut von Jessica Rothe gelungen angeführt wird, würden die vielen Charaktermomente merklich weniger gut funktionieren. Schließlich sind die Figuren dafür nicht facettenreich genug vorgestellt. Aber auch wenn die letzte halbe Stunde etwas enttäuscht, da die Suche nach dem Mörder oder der Mörderin an sich keine Rolle mehr spielt und unnötigerweise mit einem Twist doch noch im Schnelldurchlauf aufgegriffen wird, Happy Deathday 2U ist ein ebenso unterhaltsamer wie im besten Sinne harmloser Filmspaß. Dass man den ersten Teil gesehen haben muss, um ihn zum einen wirklich zu verstehen und zum anderen, um die vielen Anspielungen und die Detailverliebtheit schätzen zu können, zeichnet ihn ebenso aus wie die Selbstironie und das gesunde Selbstbewusstsein um die inhaltlichen Schwächen – und die grundlegende Absurdität.