Godzilla II: King of the Monsters [2019]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Mai 2019
Genre: Fantasy / Action

Originaltitel: Godzilla: King of the Monsters
Laufzeit: 131 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Dougherty
Musik: Bear McCreary
Darsteller: Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Ziyi Zhang, Bradley Whitford, Sally Hawkins, Charles Dance, Thomas Middleditch, Aisha Hinds, O’Shea Jackson Jr., David Strathairn, Anthony Ramos, Elizabeth Ludlow


Kurzinhalt:

In den Jahren, seitdem die riesige Kreatur Godzilla San Francisco verwüstet hat, wurden mehr als ein Dutzend weitere dieser „Titanen“ entdeckt. Die nicht mehr so geheime Organisation Monarch hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Weg zu finden, sie zu kontrollieren. Nachdem der Wissenschaftlerin Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) ein Durchbruch gelingt, werden sie und ihre Tochter Madison (Millie Bobby Brown) aus einer Monarch-Einrichtung in China entführt, zusammen mit dem Gerät, das die Kreaturen steuern könnte. Wie Emmas entfremdeter Mann Mark (Kyle Chandler) erfährt, steckt hinter der Aktion ein Terrorist namens Jonah Alan (Charles Dance), der die Titanen freisetzen will, um der Erde ihre natürliche Ordnung zurückzugeben. Zusammen mit Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe) jagen sie Jonah hinterher, um ihn aufzuhalten. Als der das vielleicht mächtigste Titan-Wesen Ghidorah befreit, ist laut Serizawa Godzilla die einzige Hoffnung der Menschen – denn der Wissenschaftler vermutet, dass die gigantische Kreatur den Menschen an sich wohl gesonnen ist …


Kritik:
Kann man Gareth Edwards' Godzilla [2014] nicht zu unrecht vorhalten, dass der Film lange mit seinem Titel gebenden Monster geizt und auf Grund der ernsten Herangehensweise den Spaß-Faktor vermissen lässt, schafft Filmemacher Michael Dougherty in Godzilla II: King of the Monsters zumindest bei erstem Punkt Abhilfe. Doch die im selben MonsterVerse wie Kong: Skull Island [2017] angesiedelte Fortsetzung nimmt sich erneut zu ernst, präsentiert dabei zu viele Klischees und verlangt von seinem Publikum gleichzeitig, Vieles schlicht zu akzeptieren, was gar nicht ernst gemeint sein kann.

Dass dieses Mal bedeutend mehr der so genannten „Titanen“, riesige Kreaturen, die seit ewigen Zeiten in einer Art Tiefschlaf ruhten, ehe ehe sie nun weitreichende Verwüstung über den Planeten bringen, mit von der Partie sind, ergibt sich bereits aus dem Titel des Films. Einer jedoch ist geradezu prominent abwesend, wobei der Abspann andeutet, dass sich die geplante Fortsetzung damit beschäftigen wird. Dass die Geschichte selbst recht dünn ist, scheinen auch die Macher zu erkennen und versuchen, sie mit allerlei Erklärungen „gehaltvoller“ zu machen. Doch viele der Dialoge ergeben ebenso wie die Handlungen der Figuren nur wenig Sinn.
Im Zentrum steht einmal mehr die Geheimorganisation Monarch, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die mehr als ein Dutzend Titanen zu finden, zu überwachen – und mit Hilfe eines Geräts ebenso, sie zu kontrollieren. So stellt Godzilla II zu Beginn die Wissenschaftlerin Emma Russell vor, die Godzillas Angriff auf San Francisco im Jahr 2014 zusammen mit ihrem Mann Mark und den beiden Kindern erlebt hat. Ihre Tochter Madison begleitet sie bei ihrer streng geheimen Erforschung eines neu entdeckten Titanen, einfach, weil King of the Monsters diese Art Film ist, in der Eltern ihre Kinder zu streng geheimen Forschungsprojekten mitnehmen dürfen und sich der Nachwuchs selbst mit hochkomplexen Geräten, die für die Forschung notwendig sind, bestens auskennt. Am Ende soll Madison vermutlich schlicht als Identifikationsfigur für das entsprechende Zielpublikum dienen.

Doch die Monarch-Einrichtung in China, in der die gigantische Larve des Titanen Mothra geboren wird, wird von dem Öko-Terroristen Jonah Alan angegriffen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die natürliche Ordnung wiederherzustellen, indem er die Titanen die Erde verwüsten lässt. Wem das nicht logisch erscheint, sollte um Godzilla II einen großen Bogen machen, denn dies ist in der Tat die einzige Motivation der Schurken. Dabei sollte das grundlegende Problem, dass wenn diese Wesen frei auf der Erde wandeln und alles von Menschen erbaute in Schutt und Asche legen, am Ende keine Welt mehr übrig sein wird, in der die Menschen noch leben können, nicht nur – und nicht einzig – von Mark erkannt werden. Der wird hinzugezogen, weil sein Frau und Tochter von Jonah entführt werden und Mark Monarch helfen soll, einen Weg zu entwickeln, die Titanen zu kontrollieren, wie Emma es kann.

King of the Monsters springt von Kontinent zu Kontinent, wo verschiedene Monarch-Einrichtungen und -Bunker verschiedene Titanen überwachen, die jedoch allesamt freigesetzt werden. Am Ende führt das, keine Spoiler, in eine amerikanische Großstadt, die bei Ankunft der Helden bereits überflutet und vollkommen verwüstet ist. Wie all das geschehen ist, verrät Regisseur Dougherty nicht. Es soll wohl nur als ein Hintergrund von vielen dienen. Immerhin muss bei einem Monster-Film viel kaputt gehen und hier nimmt das auf Grund der schieren Größe der Titanen Ausmaße an, dass allein beim Eintreffen zweier dieser Geschöpfe kein Hochhaus mehr stehen bleibt.
Dies ermöglicht dem Filmemacher zwar, tolle Bilder zu komponieren, deren Perspektiven ein episches Flair besitzen und den buchstäblichen Weltuntergang stimmungsvoll zum Ausdruck zu bringen. Auch die Größe dieser Titanen lassen sie erkennen. Aber die Optik täuscht nicht über die inhaltlichen Schwächen hinweg.

Die Figuren wirken allesamt wie eindimensionale Abziehbilder, was auch die Darstellerinnen und Darsteller nicht zu überspielen vermögen. Der bereits aus dem ersten Film bekannte Ken Watanabe soll beispielsweise einige so überzogene Dialoge vortragen, dass diese unfreiwillig komisch klingen. Vera Farmiga vermag ihrer Figur keine Tiefe zu verleihen, auch, weil ihre Motivation nie verständlich wird, und in der Rolle des Terroristen Jonah Alan hat Charles Dance außer einem grimmigen Blick nichts zu bieten. Was ihn antreibt, wird nicht einmal angesprochen und urplötzlich verschwindet er aus der Geschichte. Sein Schicksal wird erst in der Szene nach dem Abspann geklärt. Ein wirklicher Lichtblick ist hingegen Kyle Chandler, der sichtbar in die Rolle investiert ist, und einen menschlichen Ankerpunkt für die immerwährende Zerstörungsorgie bietet. Selbst bekannte Nebendarsteller wie Sally Hawkins oder David Strathairn haben schlicht gar nichts zu tun.

Die Zerstörung der Welt ist in Godzilla II: King of the Monsters handwerklich nicht schlecht in Szene gesetzt, doch auf Grund der ständig verfälschten Farben und der gigantischen Verwüstung wirken die Bilder nie real. Auch die pseudo-dokumentarischen Zooms auf die Monster bei den Actionmomenten sind fehl am Platz. Der größte Kritikpunkt ist jedoch, dass der Fortsetzung eine Leichtigkeit fehlt, die all das relativieren würde. Beim Finale, bei dem mehrere Monster in Aktion treten, gibt es Einfälle im Kampf zwischen Godzilla und dem dreiköpfigen, drachenartigen Wesen Ghidorah, die derart überzogen sind, dass man sie nicht ernst nehmen kann. Doch abgesehen von einigen Sprüchen, behält die Fortsetzung den ernsten Ton von Godzilla bei. Als richtiger Katastrophenfilm mit den Titanen als kataklysmische Ereignisse wäre sie jedoch schlicht lächerlich.


Fazit:
Dass bei einem Monster-Film die menschlichen Figuren lediglich Beiwerk sind, ist keine Überraschung und auch kein Vorwurf. Aber mit vielen Dialogen versuchen die Autoren, viele Erklärung zu liefern, die jedoch keinen Sinn ergeben. Mit einer versunkenen Stadt, mehr als einem Dutzend Monster und den zahlreichen Schauplätzen scheinen sie überdies alles in einen Film packen zu wollen, was irgendwie damit zu tun hat, anstatt sich auf eine packende Geschichte zu konzentrieren. Wie es ihnen dabei gelingt, so viele Klischees zu versammeln, ist in der Tat eine Überraschung. Konnte man dem vorigen Teil noch vorwerfen, dass er hinsichtlich der Monster zu wenig zu bieten hatte, entfesselt Michael Dougherty hier ein wahres Inferno. Trotz der gelungenen Optik und der unheilvollen Bilder unterstreicht er dabei jedoch, dass riesige Monster-Action allein noch keinen mitreißenden Monster-Film ausmacht. Godzilla II: King of the Monsters ist nie langweilig, aber auch nie packend. Insoweit ist er als blanke Unterhaltung nicht schlecht, aber auch nicht großartig. Würde man das Gezeigte nüchtern annehmen, würde einem der Spaß beim Zusehen vergehen. Allein deshalb hätte die Fortsetzung merklich davon profitiert, sich mit den absurden Ideen und vielen Klischees nicht so ernst zu nehmen.