Game Night [2018]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Februar 2018
Genre: Komödie / Krimi / Action

Originaltitel: Game Night
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein
Musik: Cliff Martinez
Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Billy Magnussen, Kyle Chandler, Sharon Horgan, Lamorne Morris, Kylie Bunbury, Jesse Plemons, Chelsea Pereti, Danny Huston, Michael C. Hall


Kurzinhalt:

Max (Jason Bateman) und seine Frau Annie (Rachel McAdams) spielen für ihr Leben gern Gesellschaftsspiele. Es ist eine Leidenschaft, die sie zusammengeführt hat und der Wettstreit ist Teil ihres Alltags. Regelmäßig laden sie ihre Freunde Michelle (Kylie Bunbury) und Kevin (Lamorne Morris) sowie Ryan (Billy Magnussen) mit seinen wöchentlich wechselnden Begleiterinnen für einen Spieleabend. Als Max‘ erfolgreicher Bruder Brooks (Kyle Chandler), in dessen Schatten Max seit jeher steht und den er noch nie im Spiel schlagen konnte, anbietet, selbst einen solchen Abend auszurichten, ist die Spannung groß. Brooks erzählt ihnen, dass es sich dabei um eine gespielte Entführung handeln wird und wer den Fall löst, dem winkt ein großer Preis. Als Brooks selbst entführt wird, glauben die Gäste, dass dies Teil des Spiels ist – bis sie bemerken, dass scharf geschossen wird und sich Brooks mit den falschen Leuten eingelassen hat. So könnte der Einsatz – Brooks‘ Leben – nicht größer sein und die Zeit läuft …


Kritik:
Man kann bei Game Night förmlich sehen, wie die sympathische Besetzung und die abstruse Story zusammenpassen. Wie es „Klick“ macht und eine aberwitzige Action-Komödie ergibt – nur dass genau das nie passiert. Trotz der mitunter einfallsreichen und an sich gelungenen Inszenierung von John Francis Daley und Jonathan Goldstein sowie einiger Gags, die unerwartet daherkommen und gerade deshalb zünden, funktioniert das Gezeigte schlichtweg nicht und der Spaß, den die Beteiligten beim Dreh offensichtlich hatten, geht nie auf das Publikum über. Das liegt an der Geschichte selbst, aber auch daran, dass der Erzählfluss in regelmäßigen Abständen vollkommen zum Erliegen kommt.

Dabei klingt es durchaus einleuchtend, aus David Finchers bissigem Thriller The Game [1997] eine temporeiche Verwechslungskomödie zu machen. Dass sich die Macher der vielen Parallelen durchaus bewusst sind, sieht man auch an der augenzwinkernden Umsetzung, die von Filmzitaten und -anlehnungen durchzogen ist. Im Zentrum stehen Max und Annie, die leidenschaftlich gern Gesellschaftsspiele spielen und einen beinahe schon pathologischen Ehrgeiz besitzen. Das Paar veranstaltet regelmäßig Spieleabende mit Freunden, bei denen Max‘ Bruder Brooks ein gern gesehener Gast ist. Brooks ist erfolgreich, überaus wohlhabend – was er Max stets unter die Nase hält – charmant und witzig. Letzteres oft auf Kosten seines Bruders, den er immer wieder vorführt und in peinliche Situationen bringt. Sein Auftreten ist dementsprechend grenzwertig und man fragt sich durchaus, weshalb Max so sehr darum bemüht ist, seinen Bruder endlich bei einem Spieleabend zu schlagen, denn eine sympathische Person ist er nicht.

Als Brooks die Gruppe um Annie, Max und ihre vier Freunde zu einem Abend bei sich einlädt, verspricht er ein Spiel, an das man sich noch lange erinnern wird. Darin soll eine Person entführt werden und die übrigen müssen Rätsel lösen, um sie rechtzeitig zu befreien. Am Ende winkt ein großer Preis.
Als die Show beginnt, ist es Brooks selbst, der gekidnappt wird, und obwohl das Publikum gleich bemerkt, dass seine Entführung kein Scherz ist, genießen die übrigen die Action. Bis sich herausstellt, dass Brooks nicht das Leben führt, das er vorgibt, und ins Visier skrupelloser Schurken geraten ist.

Dabei wird in Game Night ein doppeltes Spiel gespielt, bzw. sogar ein dreifaches. Angesichts der gleichgültigen bis gelangweilten Reaktionen der „Spielteilnehmer“ und insbesondere ihrer Panik, als sie bemerken, dass die Kugeln im Revolver echt sind, könnte das durchaus lustig sein, aber das Drehbuch verheddert sich unnötigerweise in Belanglosigkeiten, die nichts zur eigentlichen Geschichte beitragen und lediglich das Tempo aus der Erzählung nehmen.
Beispielsweise in Form von Michelle und ihrem Mann, mit dem sie seit ihrer Jugend zusammen ist. Zu Beginn des fatalen Abends kommt heraus, dass Michelle in einer Beziehungspause mit jemand anderem zusammen war und ihren Mann lässt das nicht los. Ständig fragt er sie, wer es war; aufgelöst wird diese Nebenhandlung, als weniger als eine Stunde Zeit bleibt, um Brooks aus den Fängen der Bösen zu befreien (nachdem bereits bekannt ist, dass dies kein Spiel mehr ist) und seine „Retter“ in die Villa eines anderen Schurken eingebrochen sind, um ein Fabergé-Ei zu stehlen. Gerade dann, als es im Grunde spannend werden sollte, springen die Regisseure in eine Rückblende und halten das Geschehen sprichwörtlich an.

Solche Momente gibt es leider einige und auch Annies und Max‘ wiederkehrende Gags um die Beweglichkeit seiner Spermien, die Zusammenhänge mit der Tatsache, dass Max immer in Brooks‘ Schatten stand, und der Familienplanung, sind beim dritten (und nicht letzten) Mal schlicht ermüdend.
Dafür sind einige Situationen wie wenn Max im Haus seines beunruhigend auftretenden Nachbarn versucht, dessen kleinen Hund wieder strahlend weiß zu bekommen, oder die „Operation“ einer Schusswunde an Max‘ Arm durch Annie – beides hängt auf aberwitzige Weise zusammen – irrwitzig aufgebaut und den richtigen Sinn für Humor vorausgesetzt zum Schreien komisch. Auch handwerklich gibt es keine Beanstandungen, die Flucht mit dem beinahe befreiten Brooks vor den Bösewichtern, der Diebstahl des Eis, sogar der Beginn des Abspanns, sind einfallsreich inszeniert. Doch immer dann, wenn man hofft, dass die Macher endlich in die Gänge kommen und dies auch durchhalten, bleibt der Film kurz danach wieder stehen. Das wiegen auch die (zu) vielen Story-Wendungen im letzten Drittel oder die nette Szene nach dem Abspann nicht wieder auf. Ein normaler Spieleabend mit Freunden macht in jedem Fall mehr Spaß, als Game Night.


Fazit:
Es ist nicht, dass Game Night gar nicht funktioniert und die Inszenierung selbst, bis hin zum Abspann, ist überaus gelungen. Aber die Gags sind flach und selten, der Erzählrhythmus unbeständig. Um einige tolle Ideen und urkomisch absurde Einfälle ist es schade, aber die vielen inhaltlichen Stopps der Story und die ein/zwei Twists zu viel wiegen am Ende doch schwerer. Für eine Action-Komödie passt schlicht zu wenig zusammen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich das im Vorfeld vielversprechend angehört hat und die durchweg sympathische Besetzung hatte vermutlich auch eine tolle Zeit am Set. Nur leider springt der Spaßfaktor nie dauerhaft von der Leinwand auf das Publikum über.