Futurama: Bender's Big Score! [2007]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. März 2008
Genre: Animation / Komödie / Science Fiction

Originaltitel: Futurama: Bender's Big Score
Laufzeit: 84 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Dwayne Carey-Hill
Musik: Christopher Tyng
Originalstimmen: Billy West, Katey Sagal, John Di Maggio, Tress MacNeille, Maurice LaMarche, Phil LaMarr, Lauren Tom, David Herman, Dawnn Lewis, Kath Soucie, Frank Welker, Coolio, Al Gore, Mark Hamill


Kurzinhalt:
Wie Professor Hubert J. Farnsworth (Billy West) seinen Angestellten der Lieferfirma "Planet Express" mitteilt, wurde ihr Vertrag vor zwei Jahren aufgelöst – sie sind alle arbeitslos; und im nächsten Moment doch wieder eingestellt! Um das gebührend zu feiern wird Limbo getanzt, wobei Hermes (Phil LaMarr) allerdings seinen Kopf verliert. Im Kopfmuseum bandelt Leela (Katey Sagal) mit dem Mitarbeiter Lars (Billy West) an. Fry (Billy West), der im 20. Jahrhundert tiefgefroren wurde und an sich ein Urahne Farnsworths ist, ist geknickt und scheint seit Jahren in Leela verliebt.
Die erste Lieferung bringt die Crew des "Planet Express" zum Nackt-Strand-Planet, wo sie von einer Gruppe nudistischer Aliens zur Unterzeichnung einer Petition gebracht werden. Über die mitgelieferten E-Mail-Adressen verschaffen sich die nackten Spammer Zugang zu ihren Daten und übernehmen in Kürze "Planet Express". Mehr noch, die drei Nudisten eignen sich in Kürze die ganze Welt an und kommen auch einem Tattoo auf Frys Hintern auf die Schliche. Darin versteckt sich der Code für eine Zeitkapsel – so nutzen die Spammer einen Gehorsamkeitsvirus bei Bender (John Di Maggio), um ihn zu zwingen, mit der Zeitkapsel alle möglichen Schätze aus der Vergangenheit zu stehlen.
Als Fry, durch Leelas Gefühle Lars gegenüber enttäuscht, die Chance nutzt, mit der Kapsel ins 21. Jahrhundert zurück zu kommen. Daraufhin setzen die drei nudistischen Spammer Bender auf Fry an. Seine Mission: Fry in der Vergangenheit zu töten ...


Kritik:
Es muss den Studiobossen sicherlich ein Dorn im Auge sein, dass sie zwar über die Sendungen ihrer Station entscheiden können – aber letztlich nicht, was darin gezeigt wird. Als Matt Groening, der Vater der Simpsons, seine neue Serie Futurama [1999-2003] endlich produzieren durfte, strotzten die Episoden der gelben Kleinstadtbewohner vor sarkastischen Witzen und bösem Humor auch gegenüber dem Sender Fox, der die Serie ja ausstrahlte. Auch die bösartigen Bemerkungen gegen die Administration Bush, der Fox sehr wohlwollend gegenüber gestellt ist, trugen nicht zur Beliebtheit Groenings beim Sender bei.
Futurama war, so meinte er selbst einmal, schon immer sein Traumprojekt gewesen. Umso trauriger war es dann, dass die Serie immer weniger Zuschauer fesseln konnte. Dies lag großteils an der unverständlichen Ausstrahlungspolitik beim Sender Fox, der die Serie immer wieder verschob, ausfallen ließ oder überraschend Folgen sendete. Man musste in den USA in der Tat Glück haben, um tatsächlich bei einer Folge einzuschalten. Diesen Zuschauerschwund nahm man bei Fox als Anlass, die Serie nicht weiter zu verlängern. Sie wurde nicht wirklich eingestellt, nur wurden keine neuen Episoden mehr bestellt.
Die Enttäuschung der Fans war groß; ebenso wie die Verkaufszahlen der DVD-Boxen. Und auch als Wiederholungen der Serie auf dem "Cartoon Network" zu sehen waren, mussten die Studioleiter erstaunt feststellen, dass Futurama ein zweiter Frühling beschert wurde. Nach dem "Cartoon Network" erwarb "Comedy Central" in den USA die Rechte an den Episoden – für einen der höchsten Beträge, die der Sender bislang ausgab. Gleichzeitig wurde mit Fox vereinbart, dass neue Episoden produziert werden könnten. Diese werden als vier DVD-Filme veröffentlicht und später pro Film in je vier Episoden aufgeteilt, die mit zusätzlichen Szenen ergänzt und als eigenständige Geschichte vermarktet werden sollen. Mit Bender's Big Score! ist nun der erste dieser Filme erschienen und bietet Fans der Reihe die Möglichkeit, sich einmal mehr ins dritte Jahrtausend zu flüchten, um dem Lieferservice "Planet Express" bei der Arbeit zuzusehen.

Dass viele der Originalautoren wieder für die DVD-Filme gewonnen werden konnte, tut dem Film merklich gut, zumal nicht nur die sarkastischen Bemerkungen zu Beginn über den Sender Fox und die Einstellung der Serie zwei Jahre zuvor für Lacher gut sind, sondern auch beinahe alle Figuren erneut auftreten dürfen, die auch alle etwas zu tun bekommen.
Zwar scheint ein eineinhalb Stunden langer Futurama-Film ebenso wie ein ebenso langer Simpsons-Ableger etwas viel Zeit im witzigen Zeichentrickuniversum, doch ist es hier, wie beim Simpsons-Kinofilm, eindeutig die Geschichte, die den Zuschauer für sich gewinnt. Zu Beginn scheint die Story um die galaktischen Spammer und ihre Übernahme der Weltherrschaft schon grotesk genug, zusammen mit der Lovestory um Lars und Leela ist aber auch für die Fans der Reihe gesorgt, die sich fragten, ob Fry und Leela je ein Paar werden könnten. Nicht zuletzt bekommt auch Hermes als körperloser Kopf etwas zu tun.
Die vielen Handlungsstränge und auch die Erzählweise derselben machen ohne Zweifel den Eindruck eines etwas zusammen gewürfelten Konzepts und die Story selbst scheint auch verworrener und mit den vielen Zeitsprüngen auch sich wiederholender, als sie hätte sein müssen. Doch sind es die letzten fünf Minuten, die der Story deutlich mehr Tiefe verleihen und auch belegen, dass die Autoren sich bei der Geschichte weit mehr dachten, als man zunächst angenommen hätte. Zwar ist der Ausklang nicht ganz so ernst und melancholisch geraten wie bei einer der besten Episoden, "Das Glück des Philip J. Fry", aber dennoch hintergründig und damit gelungen.

Unabdingbar für einen Wiedereinstieg in die Serie und den Charme derselben sind die vertrauten Stimmen der verschiedenen Charaktere.
Umso besser, dass alle Hauptsprecher wieder mit dabei sind, angeführt von Billy West, der gleich in sechs verschiedenen Rollen zu hören ist – und diese wie gewohnt hervorragend meistert. Auch Katey Sagal macht ihre Sache gewohnt gut und wird von John Di Maggio passend ergänzt.
Tress MacNeille und Maurice LaMarche sind nur selten zu hören, scheinen aber so motiviert wie eh und je. Ebenso wie Phil LaMarr und Lauren Tom.
Für Zuschauer der englischen Version interessant sind die Gastauftritte von Rapper Coolio, Star Wars-Darsteller Mark Hamill und dem ehemaligen Präsidentschaftsanwärter und inzwischen Nobelpreisträger Al Gore, der sich hier selbst spricht.

Technisch hat sich in den letzten Jahren zwar nicht viel verändert, doch scheinen die Hintergründe und die Figuren selbst ein wenig aufwändiger gestaltet. Computerunterstützte Kamerafahrten sind häufiger zu sehen, ebenso wie subtile Unterstützungen durch 3D-Technik wie das Hitzewabern von Raumschifftriebwerken oder aber die Schlussschlacht um den Erdorbit. Auch die Zeitblase macht einen hervorragenden Eindruck – zumal alle 3D-Effekte stilistisch nahtlos in die Serie eingefügt werden, ohne dass sie groß auffallen würden.
Hier hatte Futurama früher schon einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Simpsons, bei denen die 3D-Animationen auffälliger waren. Dieser Vorteil ist hier erneut zu sehen.

Auch die musikalische Begleitung durch Christopher Tyng enttäuscht nicht – ob die zwei Musicaleinlagen allerdings notwendig waren, seit dahingestellt. Sicherlich liegt dies in der Tradition der Weihnachtsepisoden bei Futurama, es scheint aber nicht so recht zu passen, zumal die Zeitsprünge innerhalb der Episode ein wenig verwirrend erscheinen.
Die verschiedenen Themen der Serie werden gewohnt sicher vorgetragen und auch interessant abgewandelt.

Was nach knapp 90 Minuten bleibt ist ein durchweg gelungener Einstand im Videoregal, mit dem die Crew hinter den Zeichnungen die Fans der Serie ohne Umschweife wieder in das bekannte Flair hineinzieht. Kenntnis der Serie ist allerdings Pflicht, und sei es nur, um die ganzen versteckten Anspielungen auch zu verstehen.
Matt Groening hat den Sprung zum TV-Film seiner Serie erfolgreich vollzogen, auch wenn die nächste Geschichte gerne weniger verwirrend, dafür aber komplexer ausfallen darf. Was bei Bender's Big Score! viele Fans enttäuschen wird, ist die Tatsache, dass Bender selbst nur recht wenig zu tun bekommt. Hauptaugenmerk liegt bei diesem Futurama-Abenteuer auf Leela und Fry. Und erfreulicherweise kommen beide Figuren auch ein wenig voran.
Für Fans ein Muss – und ein willkommenes Wiedersehen.


Fazit:
Jahre hat es gedauert, ehe aus den Gerüchten und Ankündigungen der Macher und des Senders Fox endlich etwas wurde, mit dem Fans sich auch selbst ein Geschenk machen können. Dass mindestens drei weitere Filme noch folgen werden, tröstet über die Tatsache hinweg, dass Futurama auch in den 20 Minuten langen Episoden mitunter mehr Humor und Lacher unterbringen konnte, als Bender's Big Score! bietet. Nicht alle Gags zünden, aber viele und viel wichtiger noch: genug.
Technisch ausgefeilter als die Episoden der Fernsehserie, haben sich anscheinend auch die Autoren entwickelt und präsentieren hier eine zwar verwirrende, letztlich aber sehr durchdachte Geschichte mit einer hintersinnigen Aussage. Den Sprechern und Autoren ist es zu verdanken, dass der erste DVD-Film mit der "Planet Express"-Crew funktioniert. Und man darf sich auf weitere Abenteuer freuen. Vielleicht kommen diese dann auch in Sachen Humor an die Höhepunkte der Serie heran.