Frankenweenie [2012]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. März 2015
Genre: Animation / Fantasy / Komödie / Horror

Originaltitel: Frankenweenie
Laufzeit: 87 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Stimmen: Catherine O'Hara (Melanie Manstein, Farina Brock), Martin Short (Jakob Riedl, Alexander Duda, Benedikt Gutjan), Martin Landau (Erich Ludwig), Charlie Tahan (Niklas Münnighoff), Atticus Shaffer (Alexandros Chlupsa), Winona Ryder (Laura Maire)


Kurzinhalt:

Victor (Charlie Tahan / Niklas Münnighoff) ist ein Einzelgänger, nicht weil er viel seltsamer wäre als seine Mitschüler, sondern einfach, weil er es gerne ist. Sein bester Freund ist sein Hund Sparky. Als dieser bei einem Unfall sein Leben verliert, ist Victor untröstlich. Bis ihn der Unterricht des bei Eltern unbeliebten Wissenschaftslehrers Mr. Rzykruski (Martin Landau / Erich Ludwig) auf eine Idee bringt. Was, wenn es Victor gelingt, Sparky mit einem Blitzschlag wiederzubeleben? Gesagt, getan, doch Sparkys Wiederauferstehung bleibt nicht unentdeckt. Wenig später steht Victors Mitschüler Edgar (Atticus Shaffer / Alexandros Chlupsa) vor seiner Tür und verlangt, dass er einen toten Fisch wiederbelebt, um ihn bei dem Schülerwettbewerb vorzustellen ...


Kritik:
Tim Burtons
Frankenweenie ist eine herrlich verschrobene Fantasy-Mär um wahre Freundschaft, bevölkert mit unnachahmlich skurrilen Figuren und einem einzigartigen Design. Die Story ist eine Hommage an zahlreiche Horrorklassiker –doch sie trägt den Film nur im ersten Drittel. Was danach folgt, zieht die interessante Idee auf eineinhalb Stunden, ohne dass die Figuren interessant genug wären, um mit ihnen mitzufiebern. Für einen modernen Klassiker ist das zu wenig, für einen Fanfilm zu viel.

Dass Burton nach beinahe 30 Jahren ausgerechnet das Projekt bei Disney in Angriff nehmen durfte, nach dem sich das Studio ursprünglich von ihm getrennt hatte, ist durchaus verblüffend. Bereits 1984 entstand Frankenweenie als knapp halbstündiger Kurzfilm, der inhaltlich die erste halbe Stunde und die letzten Minuten der Neuauflage vereint. Lange wollte Filmemacher Tim Burton diese Geschichte neu erzählen. Dass er sich dafür entscheidet, sie in Schwarz-Weiß zu halten und mit Hilfe von Stop-Motion im Gegensatz zur heute üblichen Computeranimation, zeugt bereits von seinem Respekt vor Filmgrößen wie Ray Harryhausen.

Dass der Nachname des jungen Victor, der seinen bei einem Unfall verstorbenen Hund Sparky mit Elektrizität zurück ins Leben holt, Frankenstein ist, ist dabei der offensichtlichste Bezug zum Genreklassiker. Es finden sich in Frankenweenie noch sehr, sehr viele. Allein die Grabsteine auf dem Haustierfriedhof bieten unvorstellbar viele Verweise, von dem, was im Laufe des Films geschieht, ganz abgesehen.
Im Gegensatz zu Frankensteins Monster, wendet sich Sparky nach seiner Wiederbelebung nicht gegen Victor, auch wenn er sichtlich gezeichnet von seinen Erlebnissen ist. Allerdings bleibt der von den Toten zurückgekehrte Hund nicht unentdeckt und wenig später versuchen sich Victors Mitschüler an der Technik, um beim kommenden Wissenschaftswettbewerb an der Schule gewinnen zu können.

Sie treten damit Ereignisse los, die gekonnt an große Monsterfilmklassiker erinnern, ohne sie zu parodieren. Dass Burton dabei sowohl die Perspektiven, als auch den Blue-Screen-Look übernimmt, spricht ebenso für ihn wie das grundsätzliche Design des Films. Dieser ist so faszinierend detailreich und stimmig, dabei doch so entrückt und grandios stilvoll, dass man sich ihm und der skurrilen Atmosphäre in Frankenweenie kaum entziehen kann. Hinzu kommt ein perfekt angepasster Score von Danny Elfman, der besser kaum sein könnte.

Aber wie ParaNorman [2012] im selben Jahr, überzeugt auch Frankenweenie handwerklich mehr als inhaltlich. Man erfährt zu wenig über Victor, um mit ihm mitfühlen zu können, wenn er Sparky so sehr vermisst, dass er ihn sogar entgegen der Natur wiederbeleben will. Das mag auch daran liegen, dass der Einzelgänger Victor nur ein seltsamer Junge einer ganzen Welt voll seltsamer Figuren ist. Er sticht somit nicht wirklich aus der Masse heraus. Man kann leicht erkennen, wie gut die Geschichte als Kurzfilmepisode funktioniert. Der Mittelteil um den Schulwettbewerb packt schon deshalb nicht, da die übrigen Schüler im Vergleich zu Victor noch weniger ausgearbeitet sind. Für einen abendfüllenden Spielfilm setzt man sich selbst zu wenig in der Story ein.


Fazit:
Trotz der Schwarz-Weiß-Optik und den vielen Anspielungen an bekannte Horrorfilm-Klassiker, ist Frankenweenie nie so düster, wie es die Filmvorschau einen Glauben macht. Das ist einerseits erfreulich, andererseits passen Elemente wie der versöhnliche Schluss, der dem Film im übrigen auch eine seltsame Aussage verleiht, nicht zum Rest der Erzählung. Die überzeugt in den ersten 30 Minuten, ehe das Geschehen durch eine Verlagerung auf Victors Mitschüler unnötig in die Länge gezogen wird.
Was Tim Burton bleibt ist ein fantastischer, schwelgerischer Look, bei dem sogar die Verteilung von Helligkeit und Schatten als Hommage an die Klassiker zu sehen ist. Das plastische, verschrobene Aussehen wartet mit den obligatorischen 3D-pop-out Effekten auf, die schon in der 2D-Version unnötig gekünstelt erscheinen. Künstlerisch ist das beeindruckend und aufwendig, die Atmosphäre überaus gelungen. Nur die Story bietet leider kein Gerüst, das all dies die gesamte Laufzeit über halten könnte.