Fifty Shades of Grey - Befreite Lust [2018]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Februar 2018
Genre: Liebesfilm / Drama / Thriller

Originaltitel: Fifty Shades Freed
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: James Foley
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Arielle Kebbel, Kim Basinger, Tyler Hoechlin, Marcia Gay Harden, Max Martini, Eric Johnson, Luke Grimes, Callum Keith Rennie, Rita Ora, Eloise Mumford


Kurzinhalt:

Nach der Hochzeit mit Multimilliardär Christian Grey (Jamie Dornan) könnte Anastasia (Dakota Johnson) an sich glücklicher nicht sein, wäre ihr Ehemann, dessen Vorliebe für BDSM nicht nur ihn, sondern auch ihre gemeinsame Beziehung prägt, nicht nach wie vor so kontrollierend und krankhaft eifersüchtig. Dabei ist seine Sorge mitunter durchaus berechtigt, wird seine Familie doch von dem rachsüchtigen Jack Hyde (Eric Johnson) erpresst. Wieder in Seattle angekommen, schwelgen die Frischvermählten im Luxus, bis eine unerwartete Wendung bei der Familienplanung ihr junges Glück gefährdet. Und auch trotz der Bodyguards, die Christian engagiert hat, findet Jack eine Möglichkeit, zu Anastasia zu gelangen. So sieht sich das Paar wieder gefährlichen Prüfungen gegenüber …


Kritik:
Mit Befreite Lust steuert die Fifty Shades of Grey-Reihe nach eigenen Worten ihrem – zumindest vorläufigen – Höhepunkt entgegen. So ergibt es sich, dass man nach den ersten 10 Minuten den dritten Song zu hören bekommt, der den gezeigten Personen und Umgebungen das passende Ambiente eines Musikvideos verleiht, die zweite Sex-Szene angedeutet ist und man nicht den letzten Dialog hört, bei dem man sich mit den Augen rollend fragen muss, wer um alles in der Welt so etwas zu Papier, geschweige denn auf die Leinwand bringt. Oder kurzum: Auch beim dritten Teil bleibt alles beim Alten.

Hätten die Filmemacher dabei die ersten Minuten dieses Films an das Ende des Vorgängers Gefährliche Liebe [2017] angefügt (was ein Leichtes gewesen wäre, immerhin wurden die Filme hintereinander gedreht), dann hätte die Geschichte der beiden zentralen Figuren nach dem letzten Teil mühelos enden können. Noch während des Vorspanns heiratet hier das einstige Mauerblümchen Anastasia Steele den schwerreichen und gleichermaßen übermenschlich ausgestatteten Christian Grey, seines Zeichens Vorsitzender eines Firmenimperiums und gebrochene Figur mit klassischen Charakterzügen eines Kontrollsüchtigen und einer Vorliebe für Fesselspielchen, bei denen ihm dadurch Lust beschert wird, dass er Macht über seine Unterworfene ausüben kann, ihre Bedürfnisse seinen aber untergeordnet bleiben. Mit der Hochzeit könnte ihre von Millionen Lesern verschlungene Liebesgeschichte ein Happy End gefunden haben, wären da nicht aus dem vorangegangenen Film einige lose Enden in Form von Jack Hyde, der Anastasia bedrängt hatte, woraufhin Christian das Verlagshaus, in dem er arbeitete, aufkaufte und ihn feuern ließ. Jack schwor Rache und bringt hier nun eine noch persönlichere Verbindung zu Christian mit.

Spielt er zu Beginn durchaus noch eine gewisse „Rolle“ für die Geschichte, findet die Figur erneut über weite Strecken keine Erwähnung mehr, um passend zum Finale schließlich wieder aus dem sprichwörtlichen Drehbuch-Hut gezaubert zu werden.
Was dazwischen geschieht, beschreibt zum gefühlt hundertsten Male die Beziehung zwischen Ana und Christian, ohne große Variation. Sowohl innerhalb des Films als auch im direkten Vergleich mit den letzten. Die Dynamik bleibt die gleiche wie zuvor, was bedeutet, dass Ana keinen eigenen Willen besitzt. Dies geht sogar so weit, dass sie von der Haushälterin gefragt wird, ob sie etwas möchte, was Anastasia verneint. Fragt die Haushälterin jedoch nach, „Eine Tasse Tee vielleicht?“, nimmt Anastasia das Angebot doch an. Erschwerend kommt hinzu, dass die junge Frau so naiv ist, dass sie die Spitzen ihrer Kollegin Liz hinsichtlich Anas Beförderung im Verlagshaus in Abwesenheit gar nicht bemerkt.

Fans von Fifty Shades of Grey interessiert dabei verständlicherweise am ehesten, ob Befreite Lust neue Einblicke in das verruchte Intimleben der beiden Hauptfiguren gewährt. Aber auch hier ist alles wie immer: Beim Sex tut Anastasia nur, was ihrem Frischvermählten gefällt. Ihre ganze Beziehung scheint darauf zu basieren und widersetzt sich Ana, wird sie von Christian bestraft, der sich sogar an ihr rächt, als ihr Ungehorsam ihm zu viel wird. Welche Möglichkeit sie schließlich hat, ihn wieder milde zu stimmen, wird wohl niemanden überraschen. Erstaunlich ist eher, wer eine solche Beziehung als so erstrebenswert ansieht, dass man sie auf die große Leinwand bringen muss.
Nach dem Familienglück zu zweit kommt es – kein Wortwitz beabsichtigt – wie es kommen muss. Obwohl Christians Reaktion in Anbetracht seiner eigenen, traumatischen Kindheit mehr als absehbar ist, ist das eigentliche Problem an diesem Story-Twist, dass all das nicht wirklich interessiert.

Die Figuren bleiben so oberflächlich, ihr Leben im Luxus so belanglos mit Ausflügen, Opernbesuchen, Spaziergängen und dergleichen konstant inhaltsleer, dass nicht einmal die Bedrohung, die von Jack nach seiner Rückkehr den Eindruck erweckt, hier würde etwas auf dem Spiel stehen. Mit einem aufgesetzt wilden Blick erscheint der gehörnte Ex-Chef eher lächerlich und wird Anastasia zum Finale hin in die Offensive gezwungen, läuft diese Entwicklung ihrem sonstigen Auftreten derart zuwider, dass die Situation nur noch abstruser und unglaubwürdiger wirkt. Überraschungen sucht man hier vergeblich. Welche Frau beispielsweise mit Jack gemeinsame Sache macht, um das glückliche Paar zu tyrannisieren, kann man nicht einmal im Pikkolo-Nebel übersehen. Soll beim Finale Spannung aufkommen, wird die Situation in einem Augenaufschlag wieder aufgelöst.

Ehe man sich versieht, ist Befreite Lust dann auch schon wieder vorbei. Blickt man auf die drei Teile zurück, macht Christian darin durchaus so etwas wie eine Entwicklung durch, während die weibliche Figur, aus deren Sicht all das geschildert wird, auf der Stelle tritt. Gestelzt klingende Einzeiler wie „ich sollte öfter ungehorsam sein“ ziehen sich auch durch diesen Teil und es spricht im Grunde Bände, wenn selbst das – überwiegend weibliche – Publikum, das bereitwillig die Vorstellung aufsuchte in Erwartung an einen neuen Fifty Shades of Grey-Film, mit dem vielleicht am Sonntagnachmittag dem Alltag entfliehen könnte, in Gelächter ausbricht, wenn es eigentlich ernst auf der Leinwand wird.
Das ist zumindest eine Möglichkeit, das Gezeigte zu ertragen.


Fazit:
Hört man im Zusammenhang mit Fifty Shades of Grey immer wieder den Begriff „Phänomen“, klingt das bedeutender, als es im Grunde ist. Auch der dritte Teil der Reihe ist handwerklich solide gemacht und überzeugt mit einer durchaus aufwendigen Ausstattung. Den überschwänglichen Luxus, beispielsweise in Aspen oder Paris, aber auch den gezeigten, exklusiven Landschaften, der Kleidung oder Architektur, das Gefühl eines Lebens im Überfluss, fängt Regisseur James Foley gelungen, wenn auch nie spannend ein. Trotz der Hochglanzbilder bleiben die porträtierten Figuren weiterhin eindimensional und vorhersehbar. Das Bild der unterwürfigen Frau ohne eigene Meinung ist und bleibt eine Beleidigung und sollte kein Vorbild sein, ist jedoch kein Merkmal, das den dritten Teil allein ausmacht.
Man kann kann es auch so formulieren: Befreite Lust steht den vorhergehenden Fifty Shades of Grey-Filmen in nichts nach. Was das für sich genommen aussagt und ob es einem persönlich ausreicht, sich dasselbe Thema mit genau denselben Zutaten zum zweiten Mal aufgewärmt anzusehen, muss eine jede bzw. ein jeder für sich entscheiden. Wenn man dies überhaupt so sagen kann, erschienen die „pikanten“ Szenen im vorigen Teil, Gefährliche Liebe, prickelnder inszeniert. So bleibt das Gefühl, als hätte man den Höhepunkt an sich bereits hinter sich. Immerhin gibt es neben den vielen hölzernen auch einen kurzen, wirklich witzigen Dialog, der sich auf die speziellen Vorlieben des Paares bezieht. Der wird eher in Erinnerung bleiben als der Rest ihrer Geschichte.