Faster [2010]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 05. September 2011
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: Faster
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe
Regie: George Tillman Jr.
Musik: Clint Mansell
Darsteller: Dwayne Johnson, Billy Bob Thornton, Carla Gugino, Oliver Jackson-Cohen, Maggie Grace, Moon Bloodgood, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Annie Corley, Tom Berenger, Xander Berkeley, Matt Gerald, John Cirigliano, Jonna Walsh, Michael Irby, Mike Epps, Sidney S. Liufau
Kurzinhalt:
Er ist noch nicht recht aus dem Gefängnis entlassen, da beginnt der Fahrer (Dwayne Johnson) auch schon zu rennen. Er hat eine Rechnung zu begleichen und kann gar nicht schnell genug damit anfangen. So betritt er wenig später ein Bürogebäude, richtet eine Waffe auf einen Mann und feuert. Die Polizistin Cicero (Carla Gugino) wird auf den Fall angesetzt und erhält unverhofft Unterstützung von einem weiteren Cop (Billy Bob Thornton).
Unterdessen hat der Fahrer sein nächstes Ziel ausgemacht, doch wird er dabei von einem ihm unbekannten Killer (Oliver Jackson-Cohen) überrascht, der ihn aufs Korn nimmt. Der Killer wurde dabei von jemandem engagiert, der befürchtet, selbst auf der Todesliste des Fahrers zu stehen. Je enger der Fahrer seine Kreise um seine nächsten Opfer zieht, umso enger zieht sich die Schlinge des Killers um seinen eigenen Hals. Und auch Cicero scheint ihm dicht auf den Fersen ...
Kritik:
Faster ist ein Film, dem man den Titel als Aufforderung immer wieder zurufen möchte, denn wirklich temporeich ist er nicht geraten. Dafür sorgen aber nicht etwa die zahlreichen Zeitlupenaufnahmen von Autos, die sich im Kreis drehen, oder Hauptfiguren, die auf eine Konfrontation zusteuern und darum in ominösen Perspektiven eingefangen werden. Vielmehr ist es die Story, deren Clou man bereits nach den ersten 15 Minuten aufgelöst hat, und die zwischen den einzelnen Shootouts und Verfolgungsjagden des Fahrers viel Leerlauf aufweist. Darin spielen sich Nebenhandlungen ab, die uns nicht interessieren, auch wenn die meisten Figuren nicht unsympathisch sind – was bei einem Auftragskiller eigentlich einen Widerspruch in sich darstellen sollte.
Der Film beginnt damit, wie der Fahrer in seiner Gefängniszelle auf und ab geht. Er kann den Moment kaum erwarten, an dem er freigelassen wird. Als Ansporn für seine Unrast dient ein Bild, auf dem er mit einem anderen Mann zu sehen ist – wir vermuten sein Bruder, und behalten damit auch Recht. Auch die mahnenden Worte des Gefängnisleiters, der zu seiner Entlassung ein paar Sätze sagt, scheint er nicht zu hören. Der Fahrer ist getrieben und findet nach seiner Entlassung einen Wagen, eine Waffe und eine Akte mit einem Namen darin. Was er damit vorhat, können wir durch die Kombination der Gegenstände erraten, auch wenn seine Motivation vorerst im Dunkeln bleibt.
Doch wenn man sich die verschiedenen Optionen ansieht, weshalb der wortkarge Fahrer tut, was er tut, bleibt nicht viel übrig: entweder sein Bruder wird irgendwo gefangen gehalten und er zu seiner Tat erpresst, oder aber er will sich für Etwas, das ihm angetan wurde, rächen. Wenn wir schließlich erfahren, was geschehen ist, neigen wir dazu, den Fahrer in seinem Tun zu unterstützen, auch wenn Faster trotz der Aufmachung und des Looks nicht über andere Rachethriller hinauswächst. Was ihm hilft ist Dwayne Johnson, der als Fahrer nicht nur von irgendetwas angetrieben erscheint, sondern der hinter seiner Fassade durchaus verletzt wirkt. Er sucht die Person auf seiner Liste auf, erschießt sie, und fährt zur nächsten. Die Gewalt, die er anwendet, wird nicht zelebriert, bestimmte Filme jener Art lassen ihre Opfer zu Unterhaltungszwecken leiden – der Fahrer ist effizient und schnell, worüber man beinahe vergessen kann, dass was er tut immer noch Unrecht ist.
Auf den ersten Mord wird die Polizistin Cicero angesetzt, die unerwartet von dem drogenabhängigen Cop unterstützt wird. Dass die beiden einander kennen, wird angedeutet, aber nicht ausgeführt. Und spätestens, wenn ein unbekannter Anrufer einen jungen Auftragskiller engagiert, um den Fahrer auszuschalten (aus Angst, dass er selbst ein Ziel sein könnte), wissen wir, wer dahintersteckt. Allzu viele Optionen gibt es ja nicht.
Wie vieles andere ist auch der Killer stilisiert, praktiziert Yoga, fährt Traumautos und hat eine Frau an seiner Seite, die seine Arbeit als aufregend empfindet. Er könnte einem Model-Contest entsprungen sein, ist makellos gekleidet und redet, als wäre er ein wiedergeborener spiritueller Führer mit zwei Lebensspannen als Erfahrungsschatz. All das könnte ihn zu einem Furcht einflößenden Widersacher machen, und zu einer Gefahr für den Fahrer, wenn wir denn wüssten, wozu der Killer fähig ist. Doch alles, was wir sehen ist, dass er den Fahrer nicht zur Strecke bringen kann – einen Beweis für sein Können bleibt Faster schuldig. Darum weiß man nicht, ob man bei den Szenen zwischen ihm und seiner baldigen Angetrauten nun gelangweilt zusehen, oder amüsiert wegsehen soll, wirklich wichtig sind sie nämlich nicht.
Durch solche augenscheinlichen Charaktermomente ziehen sich die etwas mehr als eineinhalb Stunden merklich, obwohl die meisten Autofahrer hier mit Vollgas unterwegs sind. Die Motoren heulen auf, die Waffen donnern, während die Kugeln der versierten Schützen ihr Ziel verfehlen, und wenn man die vielen Leerlaufmomente nutzt, sich über die Story Gedanken zu machen, fällt einem nicht nur die fragwürdige Moral der Figuren auf, sondern die Löcher darin ebenso. Das ist handwerklich nicht wirklich packend umgesetzt, selbst wenn der Stil mit Zeitlupen und Farbfiltern beabsichtigt an die 1970er Jahre erinnert. Von den Darstellern trägt Dwayne Johnson mit seiner Präsenz seine Szenen mühelos, während Billy Bob Thornton sich als das herausstellt, was er in solchen Filmen meistens ist. Carla Gugino, Moon Bloodgood und Maggie Grace sind allesamt nicht sehr gefordert, während Oliver Jackson-Cohen als überreicher Auftragskiller mit Faible für Meditationsübungen scheint, als hätte er sich in die falsche Produktion verlaufen. Mit Ausnahme des Fahrers agieren darüber hinaus alle so, dass man ihnen nahelegen möchte, sie sollten doch einfach etwas schneller spielen. Und sei es nur dem Titel wegen.
Fazit:
Nach den überraschend langen 90 Minuten entpuppt sich Faster als geradliniger, vorhersehbarer Actionfilm im Stil der 70er- und 80er-Jahre, dessen cooler, schwüler Look nicht über die dünne Story, die flachen Charaktere oder die noch flacheren Dialoge hinweghelfen kann. Wer auf rasante Action steht ist hier ebenso falsch, wie wer auf intelligente Thrillerkost Wert legt. Von der zweifelhaften Selbstjustiz ganz abgesehen.
Stattdessen bekommen wir einen durchaus charismatischen Fahrer gezeigt, der seinem Ziel immer Stück für Stück näher kommt, während sich die Menschen um ihn herum dazwischen über allerlei Nebensächlichkeiten unterhalten. Der Drahtzieher um den Killer ist sofort ausgemacht, auch wenn man die Zusammenhänge noch nicht versteht. Und wer zumindest auf halsbrecherische Verfolgungsjagden hofft, wird auch hier lange suchen müssen. So ist Faster was der Titel vermuten ließe zu allerletzt.