Escape Room [2019]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. September 2021
Genre: Horror / Thriller

Originaltitel: Escape Room
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA / Südafrika
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Adam Robitel
Musik: John Carey, Brian Tyler
Besetzung: Taylor Russell, Logan Miller, Jay Ellis, Tyler Labine, Deborah Ann Woll, Nik Dodani, Yorick van Wageningen, Cornelius Geaney Jr., Russell Crous, Bart Fouche, Jessica Sutton


Kurzinhalt:

Eigentlich hat sich die introvertierte Studentin Zoey (Taylor Russell) darauf eingestellt, Thanksgiving allein auf dem Campus zu verbringen, doch dann erhält sie ein Paket ihres Professors, in dem sich ein kleiner Würfel befindet. Der Würfel ist, wie sich herausstellt, eine Rätselbox, die, als Zoey sie löst, eine Einladungskarte der Firma Minos offenbart. Zoey hat sich den Zugang zu einem Escape Room-Rätsel verdient, bei dem ein Preisgeld von 10.000 Dollar wartet. Im Wartezimmer von Minos trifft Zoey auf Ben (Logan Miller), Jason (Jay Ellis), Amanda (Deborah Ann Woll), Mike (Tyler Labine) und Danny (Nik Dodani), die ebenfalls ein solches Paket erhalten haben. Während sie noch überlegen, welche Art Escape Room sie erwartet, müssen sie feststellen, dass das Spiel bereits begonnen hat und die einzige Möglichkeit, zu entkommen, ist das Spiel zu besiegen. Die Rätsel, die es zu lösen gilt, sind nicht nur schwierig, sondern sogar tödlich, und die Teilnehmenden wurden offenbar nicht zufällig ausgewählt …


Kritik:
Adam Robitels Escape Room ist keineswegs der erste Film, der sich der Thematik der „Escape Room“-Rätselspiele annimmt, bei denen man in einen Raum eingeschlossen wird, und in einer bestimmten Zeit durch das Lösen von Rätseln den Weg heraus finden muss. Der Horrorfilm überzeugt allerdings sowohl durch seinen Einfallsreichtum als auch durch die gesamte Präsentation, die in vielen Momenten positiv überrascht. Wäre es nicht um das letzte Filmdrittel, wäre dies ein durchweg solider Genrefilm.

Von den insgesamt sechs Personen, die sich auf Grund einer sehr speziellen Einladung in einem verlassen scheinenden Gebäudekomplex einfinden, werden nur drei im Voraus näher vorgestellt. Eine von ihnen ist die Studentin Zoey, die sich lieber in ihre Bücher vergräbt, als dass sie dem partyreichen Studentenleben frönt. Ein anderer ist Ben, der an einem Alkoholproblem leidet. Auch der erfolgreiche Jason erhält eines Tages einen Quader mit dem Symbol der Firma Minos. Der unscheinbare Würfel ist selbst ein Rätsel, das, wenn es gelöst wird, eine Einladungskarte preisgibt. Sie alle werden zur Teilnahme an einem Escape Room eingeladen und wer die dort gestellten Rätsel löst, erhält 10.000 Dollar Preisgeld. Das Preisgeld wollen sich auch die Veteranin Amanda, der junge Danny und der Trucker Mike sichern. Während sie im Wartezimmer sitzen und sich unterhalten, ahnen sie nicht, dass das Spiel bereits begonnen hat. Und dass die Rätsel allesamt absolut tödlich sind.

Escape Room offenbart bei den einzelnen Räumen, welche die Teilnehmenden überstehen müssen, bedeutend mehr Finesse, als man im ersten Moment vermuten würde, insbesondere, weil die Dialoge diesen Feinschliff nicht erfahren haben. So kristallisiert sich im Lauf der Geschichte heraus, dass alle sechs jeweils ein traumatisches Ereignis überstanden haben und jeder Raum spiegelt ein solches Erlebnis wider. Nicht nur, dass die jeweiligen Fallen lebensgefährlich sind, die Figuren werden auch noch mit ihren schlimmsten Erlebnissen konfrontiert – es lässt den Games Master, der im Hintergrund die Fäden zieht, nur noch perfider erscheinen. Die Fallen und Rätsel selbst laden zumindest in manchen Momenten durchaus zum Miträtseln und Mitfiebern ein, insbesondere für all diejenigen, die sich bereits aus den mitunter sehr abstrakt konzipierten, wirklichen Escape Rooms befreit haben. Ein Raum, der sich stückweise als ein riesiger Heißluftofen entpuppt, eine auf dem Kopf stehende Billard-Bar oder ein Zimmer, das in sich zusammengeschoben wird und die Teilnehmenden zu zerquetschen droht, sind zumindest meistens nachvollziehbar und clever aufgebaut. Auch beweist Filmemacher Robitel in zahlreichen Momenten ein Gespür für interessante Perspektiven und durchaus spannende Szenenkompositionen.

Damit das Publikum im Bilde ist, was in den Figuren vorgeht und mit welchen Rätseln sie sich beschäftigen, lässt sie das Drehbuch viele ihrer Gedanken aussprechen, egal, ob jemand in der Nähe ist, oder nicht. In zahllosen Einstellungen, in denen die Charaktere an sich um ihr Leben kämpfen, klingen diese Dialoge allerdings wenig natürlich, sondern vielmehr so, als sollte unbedingt vermittelt werden, was gerade oder als nächstes geschieht. Es ist ein kleiner Makel, der vor allem im letzten Drittel spürbar auffälliger wird, wenn Escape Room geradezu bemüht ist, nicht nur der abstrakten Gefahr der gesamten Situation ein menschliches Gesicht zu verleihen, sondern auch eine Fortsetzung vorzubereiten, die früher oder später zum altbekannten Problem des Genres führt: Denn wenn es keine Chance gibt, den Bösewichten zu entkommen, oder sie gar zu besiegen, wieso sollte man dann mit den Heldinnen und Helden überhaupt mitfiebern?

Auch wenn den Charakteren auf Grund der Art der Rätsel keine Zeit bleibt, über das „Warum“ nachzudenken, stellt sich verständlicherweise irgendwann die Frage, wer hinter den tödlichen Escape Rooms steckt, und wieso. Dies klärt das Drehbuch zu Beginn des Finales auf die plumpste Art und Weise auf, indem sich der letzten Person, die an dem „Spiel“ teilnimmt, der Games Master vorstellt und die Motivation hinter dem Spiel erklärt. Nicht nur, dass die für die Escape Rooms verantwortliche Firma Minos damit ein Gesicht bekommt, es wird ein personifizierter Widersacher vorgestellt, der bis dahin keine Rolle spielte. Dem Publikum auf diese Weise geballt sämtliche Informationen zu liefern, wirkt darüber hinaus regelrecht billig.

Sieht man über diese Schwächen hinweg, bietet Escape Room für Genrefans teils einfallsreiche und handwerklich solide gemachte Horror-Unterhaltung. Was die Unvorhersehbarkeit der zu bewältigenden Fallen anbelangt oder das zugrundeliegende Mysterium an sich, kann Adam Robitels Film zwar nicht mit dem Klassiker Cube [1997] mithalten. Als durchaus spannender Genrefilm jedoch, sind Interessierte hier durchaus gut aufgehoben.


Fazit:
Die Idee hinter Escape Room klingt nicht nur in Hinblick auf die wirklichen Abenteuerräume, die sich großer Beliebtheit erfreuen, durchaus bekannt. Dank der stimmigen Besetzung gestaltet Filmemacher Adam Robitel das Gezeigte allerdings nicht nur leicht zugänglich, sondern kleidet die Szenen in einfallsreiche Bilder, die teilweise für spürbar Spannung sorgen. Welche Figuren die perfiden Fallen am längsten überstehen, ist leicht zu erraten und die Charaktere könnten durchweg facettenreicher ausgearbeitet sein. Doch stehen hier mehr die unterschiedlichen Räume und Rätsel im Vordergrund, die allesamt gut zur Geltung kommen. Für Fans des Genres ist das durchaus gelungen und lässt in dem Design erahnen, dass die Verantwortlichen mehr Hintergrund vorbereitet haben, als sie hier zeigen. Das ist sichtlich unterhaltsam, im letzten Drittel aber zu sehr bemüht, sowohl Erklärungen zu liefern, die gar nicht notwendig sind, gleichzeitig aber auch eine unausweichlich scheinende Fortsetzung einzuläuten. Hier hätte der Produktion weniger spürbar gutgetan.