Enter the Matrix [2003]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Juni 2003
Genre: Action / Science Fiction

Originaltitel: Enter the Matrix
Spielzeit: ca. 7-9 Stunden
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
USK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Andy & Larry Wachowski
Musik: Don Davis
Darsteller / Originalstimmen: Jada Pinkett Smith, Anthony Wong, Lachy Hulme, Mary Alice, Randall Duk Kim, Sing Ngai, Monica Bellucci, Hugo Weaving, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Keanu Reeves, Harold Perrineau Jr., Adrian Rayment, Neil Rayment, Steve Vella, Lambert Wilson


Kurzinhalt:
Aus einer Mitteilung der Osiris-Besatzung geht hervor, dass die Maschinen sich den Weg zur letzten freien Menschen-Stadt Zion bahnen; dem Bewohnern bleibt wenig Zeit, um einen Widerstand zu organisieren und die Maschinen aufzuhalten.
Der Spieler übernimmt die Rolle von Niobe (Jada Pinkett Smith) oder von Ghost (Anthony Wong), und muss zuerst in den Besitz der Informationen der Osiris gelangen und anschließend alles daran setzen, die Maschinen aufzuhalten.
Denn Neos (Keanu Reeves), Trinitys (Carrie-Anne Moss) und Morpheus' (Laurence Fishburne) Handlungen sind nur ein Teil des großen Planes.
Parallel zur Filmhandlung von Matrix: Reloaded verläuft Enter the Matrix und versetzt Sie aktiv in die Rolle eines Rebellen.


Kritik:
Allerdings –und das versteht sich eigentlich von selbst – wirklich Einfluss auf den Ausgang hat man bei dem Spiel nicht, immerhin findet die Geschichte innerhalb der Handlung der beiden Matrix -Fortsetzungen statt, und man kann in Enter the Matrix nur Episoden, die nicht in den Filmen gezeigt werden, nachspielen. Verschiedene Schluss-Szenarien sind somit nicht möglich, ein linearer Spielverlauf vorgeschrieben.
Aber halt – ein Stirnrunzeln bei den Lesern dieser Kritik ist ansich vorprogrammiert ... ja, Sie befinden sich nach wie vor auf einer Web-Seite, die sich mit Filmkritiken beschäftigt, allerdings ist Enter the Matrix ein untrennbar mit dem Kinofilm Matrix: Reloaded verknüpfter Teil des Matrix-Universums, der Ereignisse behandelt, auf die im Film als verstanden zurückgegriffen wird – und anders herum.
Um Ihnen eine bestmögliche Einschätzung des Matrix-Universums zu bieten, haben wir uns deshalb entschlossen, Enter the Matrix durchzuspielen und Ihnen unsere Eindrücke zu schildern.
Dass wir in dieser Review auch Inhalte vorwegnehmen, versteht sich von selbst, immerhin wollen wir die Spiel-Handlung auch denjenigen nahebringen, die sich nicht mit dem Spiel beschäftigen können, oder wollen.

Zunächst aber dennoch kurz zur Technik des Spieletitels, der zeitgleich mit Matrix: Reloaded veröffentlicht wurde, und für den die Macher separat eine Stunde Material gedreht haben, das nur dort verfügbar sein wird.
Wir hatten das Vergnügen, Enter the Matrix auf der derzeit leistungsfähigsten Konsole spielen zu können, Microsofts Xbox, denn wie Fachmagazine einheitlich festgestellt haben, ist der Titel dort in seiner ganzen "Pracht" zu bewundern. Während die Konsolenportierungen auf den GameCube und die PlayStation2 unter schweren Leistungseinbrüchen zu kämpfen haben, und somit Ruckler und Aussetzer an der Tagesordnung sind, leidet die PC-Version unter einem enormen Hunger in Bezug auf die Hardware, was ansich für das Gebotene nicht notwendig sein sollte. Grafisch findet sich in dem Spiel aus dem Hause Shiny (MDK [1997]) nichts, was einen vom Hocker reißen würde. Zwar sind die Charaktere im Spiel den Vorbildern, also den Darstellern, nachempfunden, aber der Rest ist eher ernüchternd. Während die Hauptfiguren tatsächlich Ähnlichkeit mit ihren Filmpendants haben und die Animationen ihrer Bewegungen butterweich über den Bildschirm gleiten, gibt sich der Hintergrund als ein verwaschenes und eintöniges, viereckiges Textur-Einerlei, das sich nicht nur von Level zu Level, sondern besonders innerhalb derselben ständig wiederholt. Im "Postamt" zu Beginn fällt dies noch nicht so stark ins Gewicht, wenn man jedoch am Flughafen immer dieselben Räume mit anderen Nummern vor sich sieht, wird man rasch eines Besseren belehrt. Der grafisch beste Level, das Chateau, ist dabei unverständlicherweise auch mit einer der kürzesten. Wer schon von den Innenleveln enttäuscht ist, sollte besser beide Augen zudrücken, wenn Niobe oder Ghost im Auto Platz nehmen. Nicht nur, dass die Wagenmodelle jeder Beschreibung spotten, die Fahrphysik und die Umgebungsgrafik sind darüber hinaus schlechter als vor fünf Jahren.
Dagegen kann der Sound vollends überzeugen: Die Originaldarsteller übernehmen ihre entsprechenden Sprechrollen, es wurde die Original-Filmmusik übernommen und auch die Geräusche sind dieselben. Wenn man also gegen eine Horde Agenten oder Polizisten antritt, scheppert es aus allen Boxen, und das in glasklarem Ton, auf der Xbox sogar mit Dolby-Digital-5.1-Raumklang. Leider scheinen manche Geräusche aus unerfindlichen Gründen zu fehlen; so vermisst man das Klirren der Patronenhülsen, wenn diese auf den Boden fallen, und in manchen Gesprächen und Situationen wirkt der Sound unvollständig. Auch die Hintergrund-Geräusche, beispielsweise in der Stadt, wurden bisweilen nicht richtig implementiert.
Ein Highlight des Spiels sollen verständlicherweise die Nahkämpfe darstellen, denn mittels Motion-Capturing wurden Bewegungen der Darsteller 1:1 ins Spiel übernommen. So kann man dank einer Fokus- bzw. Zeitlupen-Funktion, die die Spielezeit verlangsamt, wie Neo oder Trinity ein Dutzend Meter weit springen, oder an Wänden entlang laufen. Schläge und Tritte sehen ebenfalls sehr realistisch aus und machen einen durchdachten Eindruck. Doch selbst hier gibt es eine Kehrseite der Medallie, denn obwohl viele Animationen grandios aussehen, bekommen bei anderen selbst die ernstesten Menschen einen Lachanfall: Versuchen Sie mal an einem Rohr entlangzuhangeln oder eine Leiter hochzuklettern – die daraus resultierenden staksigen Bewegungen wirken eher unfreiwillig komisch. So etwas sollte heute eigentlich nicht mehr vorkommen. Von Motion-Capturing ist in solchen Fällen keine Spur zu erkennen. In diesem Zusammenhang tritt noch ein entscheidender Nachteil auf: Da man auf einem Spielecontroller nur eine bestimmte Anzahl von Knöpfen und Tasten zur Verfügung hat, und die Macher des Spiels die Handhabung so einfach wie möglich halten wollten, laufen beinahe alle Bewegungen automatisch ab. Man sagt der Spielefigur nur, dass man schlagen, treten oder entwaffnen möchte, und das Spiel entscheidet selbst, welcher der angeblich Hunderten von Moves ausgeführt wird. Dadurch ist es zwangsläufig nicht möglich, eine Bewegung zu Demonstrationszwecken zu wiederholen oder mehrere Bewegungen zu Combos zu kombinieren.
Die Steuerung kann unter Umständen ebenfalls zu einem Problem werden. Selbst für große Hände ist es mit dem Standard-Xbox-Controller äußerst schwierig, manche Aktionen ohne Verrenkungen auszuführen; mit dem empfohlenen (kleineren) S-Controller, lässt sich das Spiel allerdings im wahrsten Sinne des Wortes in den Griff bekommen lässt.
Weit schlimmer als die Steuerung ist die Kameraführung, die nicht nur einige Macken hat, sondern sich zu einem richtigen Ärgernis ausweitet. Eine freie Rundum-Sicht gibt es nicht, man kann dem Charakter lediglich die Richtung vorgeben, in die man gehen möchte. Das macht manche Szenen verzwickter als nötig, besonders wenn man sich auf dem Baugerüst eines Wolkenkratzers befindet und nicht nach unten sehen kann – bisweilen verhakt sich die Kamera auch in Wänden, oder sobald man manche Gegner hinter einem Pfosten kampfunfähig schlagen möchte, sieht man nur den grauen Pfosten, die Charaktere selbst werden dabei verdeckt. In einigen Situationen versuchen die Macher dann ein Beat-'Em-Up ähnliches Flair aufkommen zu lassen und schalten auf fest vorgegebene Kameraperspektiven um; aus dramaturgischen Zwecken wechselt auch mal die Perspektive abrupt – der Spieler verliert in solchen Fällen für eine Sekunde die Übersicht und ist in der nächsten oft schon tot.
Die integrierte Fokus-Funktion ist in der Tat ein Riesenspaß, wenn man sie das erste Mal einsetzt: Der Spieler kann schießen und kämpfen, radschlagend den Kugeln ausweichen und gleichzeitig Gegner auf's Korn nehmen – allerdings verliert diese "coole" Technik im weiteren Spielverlauf viel von seinem Reiz, da man nach einer Weile schlicht gesättigt ist. Die Fokus-Funktion ist im Übrigen nicht so vielseitig, wie beispielsweise die Bullet-Time-Kamera im Film, eine Rundum-Fahrt in Zeitlupe gibt es nicht, es läuft einfach alles nur langsamer ab.
Einer der gravierendsten Kritikpunkte besteht darin, dass der Spieler – obwohl er viele interessante Dinge vorbereiten kann und Vorarbeit für tolle Action-Szenarien leistet – in den meisten Fällen für einen Großteil der Action gar nicht selbst verantwortlich ist. Ein Beispiel: Man läuft auf einem Steg entlang und muss mit aktivierter Fokusfunktion losspringen, um durch die einige Meter entfernte Glaswand zu stürzen. Doch sobald man während des Laufs einen bestimmten Punkt erreicht hat, übernimmt das Spiel und man sieht seinen Charakter lediglich die entsprechende Aktion ausführen. Um die eigentliche Belohnung, eine solche Bewegung geschafft zu haben, fühlt man sich dadurch betrogen. Leider treten solche Situationen sehr häufig auf.
In Bezug auf das Gameplay an sich kann leider ebenfalls nichts Nennenswertes berichtet werden, denn es gibt nicht mehr zu tun, als alles und jeden in dem jeweiligen Raum niederzustrecken. Dabei ist es vollkommen egal, ob man Passanten über den Haufen schießt, oder nur die bösen Jungs. Enter the Matrix bestraft den Spieler für solche Fehler nicht bestraft, wer noch steht hat Ihren Tritt noch nicht kennengelernt. Hier hätte etwas mehr Differenziertheit gerade in den Leveln ohne Agenten gut getan, schon allein um den Spielspaß zu erhöhen. Denn mehr als Schlagen und Treten gibt es nicht. Zu Beginn einer Mission wird einem gesagt, man solle irgendwohin gehen und bis man dort ist, gilt es, die Feinde zu dezimieren. Verschiedene Wege tauchen nicht auf, in aller Regel ist nur ein Pfad möglich, dem man folgen muss. Wer also Abwechslungsreichtum sucht, ist hier einfach an der falschen Adresse.
Prinzipiell könnte man Enter the Matrix schlicht als das Moorhuhn der Beat-'Em-Ups- und Ballerspiele bezeichnen.

Was das Spiel aber auszeichnen soll, ist der Inhalt, der eng mit dem Kinofilm Matrix: Reloaded verknüpft ist, Storybestandteile aufgreift, Handlungsstränge weiterführt und auch den Weg für Kommendes bereitet.
Enter the Matrix beginnt damit, dass Captain Niobe und ihre Crew die letzte Übertragung der Osiris (aus Der letzte Flug der Osiris, einem Kurzfilm der Animatrix [2003]) empfangen und anschließend versuchen, an das in Osiris abgeworfene Päckchen heranzukommen, um zu erfahren, wie es um die Menschheit bestellt ist.
Ist dies erst einmal geschafft, wird Zion unterrichtet und die übrigen Captains, zu denen auch Morpheus zählt, zu einem Treffen einberufen, das im zweiten Matrix-Film stattfindet. Wie das Treffen organisiert wird, zeigt Enter the Matrix, ebenso, was mit den Beteiligten passiert, wenn Agenten die Versammlung beenden.
Im Schloss des Merowingers erfährt man, dass dieser sich Vampire im Keller hält und seine Persephone (Monica Bellucci) gerne jeden küssen würde, dem sie begegnet. Anschließend gilt es, den Zwillingen zu entkommen und Morpheus bei der Freeway-Verfolgungsjagd zu unterstützen.
Nun folgt der interessanteste Abschnitt, in dem Niobe und Ghost ins Kraftwerk einbrechen – diese actionreiche Mission hätte als Film durchaus eine 20-minütige Sequenz abgeben können, die – sofern ordentlich gefilmt – deutlich vielversprechender gewesen wäre, als manche tatsächlich im Film enthaltene Action-Szene. Als Level innerhalb des Spieles hingegen wirkt die Rennerei durch die ewig gleichen Korridore und das Beseitigen derselben SWAT-Teams auf Dauer schlicht langweilig. Als wäre das nicht genug, bekommt man nach erfolgreichem Abschluss einen nur zweisekündigen Ausschnitt der Explosion des Kraftwerks gezeigt – wer mehr möchte, muss sich Matrix: Reloaded ansehen. Einmal mehr fühlt sich der Spieler um eine angemessene Belohnung für seine Mühen betrogen.
Im Anschluss kämpft man gegen Agent Smith höchstpersönlich, wobei immer noch nicht klar wird, wie er überhaupt in den Korridor des Schlüsselmachers kam. Wenn er sich an Niobes Fersen heftet, beginnt der härteste Teil des Spiels – schade nur, dass die Spielefigur von Agent Smith kaum Ähnlichkeit mit dem Darsteller hat und obendrein so kläglich animiert ist, dass man beinahe Mitleid für ihn empfindet.
Ist auch das überstanden, muss man sich als Pilot oder Bordschütze der Logos, des Raumschiffes von Captain Niobe, versuchen und unzählige anstürmende Wächter abwehren. Die Grafik im Tunnel ist bei weitem kein Fest für die Augen, der Level selbst aber nicht allzu schwer, und wenn die Logos funktionsunfähig am Boden liegt (die Story des Spiels wird wohl im dritten Film aufgelöst), bekommt der Spieler zumindest einen Teaser zu Matrix: Revolutions [2003] zu sehen.

Anhand dieser Inhaltsbeschreibung wird eines schon deutlich: Ohne die beiden Filme Matrix: Reloaded und Matrix: Revolutions ist das Spiel unverständlich und ansich wertlos – umgekehrt besitzt der Film unnötige Sprünge und Storylöcher, wenn man ihn lösgelöst vom Spiel betrachtet. Es wird beispielsweise erst in Enter the Matrix wirklich klar, dass der von Agent Smith übernommene Rebell für das Scheitern des Gegenangriffs der Menschen gegen die Maschinen verantwortlich ist. Andererseits sieht man im Spiel nur, wie sich die Captains in der Kanalisation versammeln, und nach einem Schnitt das Treffen wieder aufgelöst wird – was besprochen wurde, zeigt nur der Film; Spieler ohne Kenntnis der Filme gehen leer aus.
Niobe bekommt im Spiel mehr Hintergrund verliehen und darf sich sogar mit dem Orakel unterhalten. Dabei sieht man nun Mary Alice bei ihrem Debüt in der Filmreihe, da Gloria Foster während der Dreharbeiten zum zweiten Film leider verstarb und ihre Rolle im Spiel und im dritten Teil ersetzt werden musste.
Im Gespräch mit dem Orakel deuten sich ebenfalls mögliche zukünftige Ereignisse an, ebenso wie ein zwielichtiger Mann Niobe im Tunnel verrät, dass das letzte Zion nur 72 Stunden Widerstand geleistet hat – der Charakter wird im dritten Film wieder vorkommen.
Als Spiel allein betrachtet funktioniert Enter the Matrix nicht, es besitzt weder Anfang, noch Ende – in Verbindung zum Film bekommt man zwar einige zusätzliche Informationen vermittelt, doch ob dies die Investition von 50 Euro lohnt, erscheint fraglich. Denn die Spieldauer beträgt magere sieben bis zehn Stunden, und auch der Wiederspielwert ist aufgrund der linearen Handlung mehr als dürftig.
Manche Nebenhandlungen wirken allerdings, trotz des Zusammenspiels zwischen Film und Spiel, unnötig in die Länge gezogen und umständlich. Es wäre problemlos möglich gewesen, dies letztendlich doch in den zweiten Film zu integrieren, ohne die tatsächlich wichtige Handlung zu beschneiden.

Für die Sprechrollen und die neu gedrehten Szenen wurden die Original-Darsteller vor Mikrofon und Kamera gezerrt – in der deutschen Version finden sich die korrekten deutschen Synchronsprecher.
Dabei fällt allerdings auf, dass Jada Pinkett Smith keine richtige Lust zu haben scheint, sie agiert müde und langsam, ohne Elan – das schlägt sich auch im Voice-Acting nieder, das insbesondere bei ihr enttäuschend geraten ist. Selbst in Szenen, in denen sie erschrocken oder verängstigt klingen soll, hört man nicht mehr als gelangweilten, auf cool getrimmten Dialog aus den Boxen klirren.
Etwas mehr Mühe gibt sich Anthony Wong als Ghost, der im Film so gut wie gar nichts zu tun hat, hier aber in den Mittelpunkt rückt.
Lachy Hulme als Operator des Schiffs Sparks ist hingegen in den emotionsgeladenen Szenen ebenfalls eine Enttäuschung, er klingt mitunter schon unfreiwillig komisch. Ihn hätte man sich durchaus sparen können.
Nicht wirklich überzeugen kann auch Mary Alice als das Orakel – im Gegensatz zu Sing Ngai als ihr Bodyguard, obwohl sein Auftritt nicht größer ist, als im Film.
Der Schlüsselmacher wird erneut von Randall Duk Kim verkörpert, der seine Rolle ebenso gut absolviert, wie in Matrix: Reloaded; sein Schlussdialog hat im Hinblick auf den Film aber einen sauren Beigeschmack.
Monica Bellucci hat im Spiel beinahe mehr zu tun, als im Film, vielschichtiger macht das ihren Charakter jedoch nicht.
Hugo Weaving darf als Agent Smith ebenfalls einen Auftritt wagen, obgleich er gut spielt, hätte man sich einfach mehr von ihm gewünscht.

Nicht weiter verwunderlich ist eigentlich, dass die meisten Filmszenen, die für das Spiel gedreht wurden, aus Dialogen bestehen, immerhin wären richtige Actions- und Spezial-Effekt-Szenen teurer geworden. Leider können diese Gespräche in Bezug auf die Inszenierung her nicht wirklich überzeugen, was am offensichtlichsten bei Persephones Auftritt wird. Es mögen die Originalschauplätze und -darsteller gewesen sein, aber der Produktionsaufwand war eben doch niedriger, als bei den Filmen.
Kamera und Schnitt wirken grobschlächtig und lieblos, für die Vorbereitung der Szenen nahmen sich die Macher keine Zeit.
Positiv hervorzuheben ist dagegen die Musik. Sie kann nach wie vor überzeugen, stammt sie doch aus der Filmvorlage selbst.

Was am Ende bleibt, ist das angeblich teuerste Videospiel aller Zeiten (schon aufgrund der horrenden Lizenzgebühren), das sich innerhalb eines Monats weltweit knapp 2,5 Millionen Mal verkauft hat. Die Hersteller konnten also den unzähligen negativen Kritiken aus den Reihen der Spielemagazine fröhlich entgegenlachen.
Doch wer sich die Zeit nimmt, Enter the Matrix zu spielen, wird viele der von den Fachzeitschriften aufgeworfenen Probleme bestätigen können: Die Gegner-KI ist nicht wirklich intelligent, die veraltete Grafik wie ein Schlag ins Auge und das Gameplay selbst so simpel, dass sogar Sackhüpfen wie eine olympische Disziplin anmutet.
Hartgesottene Matrix-Fans wird es freilich nicht stören, und das Interessante am Titel ist verständlicherweise, dass Film und Spiel Hand in Hand gehen. Doch was ergibt sich daraus in letzter Konsequenz? Die Art und Weise, wie die zusätzliche Handlung im Spiel präsentiert wird, ist unter der Würde des Zuschauers – und auch der Macher –, und der Film selbst wirkt wie ein auf Krampf beschnittenes Werk, das zu Marketingzwecken seines Unterhaltungswertes und seiner Komplexität beraubt wurde.
Es ist ansich nicht übertrieben zu sagen, dass die Macher mit diesen Konzept sowohl den Kinozuschauern, als auch den Spielefans den Spaß an der jeweiligen Materie verdorben haben: Beim Spielen wünscht man sich so oft, dass diese oder jene Sequenz besser vernünftig im Film umgesetzt worden wäre, und im Film fragt man sich immer wieder, warum ein wichtiger Handlungsbogen nur den Videospielern vorbehalten sein soll.
Die Wachowski-Brüder mögen so zwar einen Merchandise-Geniestreich aus dem Hut gezaubert haben, am Ende ging der Schuss für die eingeschworene Fangemeinde, die (zumindest bezüglich des ersten Films) überwiegend aus älteren Zuschauern jenseits der Volljährigkeitsgrenze besteht, gründlich ins Leere.


Fazit:
Der Sound ist top, und ab und zu kommt tatsächlich Film-Flair auf, doch es helfen weder die Darsteller, noch die Musik, wenn das Spiel selbst wie ein dreidimensionaler Moorhuhn-Klon wirkt, der nicht im geringsten abwechslungsreich geriet, und dessen Story in sich nicht schlüssig ist, und auch keinen Abschluss bietet.
Die Grafik ist von vorgestern, die Spielsdauer zu kurz, und die zusätzlichen Film-Szenen wirken bei weitem nicht so lebendig, wie in Matrix: Reloaded.
Einige interessante Handlungsstränge werden nur im Spiel fortgesetzt und ausgearbeitet, wer diese Stories aber unbedingt nachspielen möchte, sollte sich das Spiel lediglich über's Wochenende aus der Videothek ausleihen. Geübte Spieler haben den Titel in weniger als zehn Stunden durchgezockt und dabei eine Menge Geld gespart.
Vielleicht erbarmen sich die Macher ja und packen die Stunde ergänzendes Videomaterial auf eine zukünftige DVD-Veröffentlichung von Matrix: Reloaded beziehungsweise Revolutions. Hoffen hat bekanntlich noch nie geschadet.