Ein Date zu dritt [1999]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 01. Januar 2004
Genre: KomödieOriginaltitel: Three to Tango
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA / Australien
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Damon Santostefano
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Matthew Perry, Neve Campbell, Dylan McDermott, Oliver Platt, Cylk Cozart, John C. McGinley, Bob Balaban, Deborah Rush
Kurzinhalt:
Oscar Novak (Matthew Perry) und Peter Steinberg (Oliver Platt) sind zwar keine erfolgreichen Architekten, dafür aber wirklich gute. Als sie mit einem sehr großen Auftrag bei dem erfolgreichen Geschäftsmann Charles Newman (Dylan McDermott) sehr weit kommen, wird Oscar mit einer ungewöhnlichen Bitte konfrontiert: Newman, der davon überzeugt ist, Oscar sei schwul, möchte jemanden, der auf seine Geliebte Amy (Neve Campbell) aufpasst, denn seine Ehefrau soll von seiner Liebschaft selbstverständlich nichts erfahren.
Als Oscar der erfolgreiche Abschluss des Architektenauftrags in Aussicht gestellt wird, kann er kaum anders, als Newmans Angebot anzunehmen – nur dass er nicht schwul ist, sondern Peter. Es kommt, wie es kommen muss: Oscar verliebt sich in Amy, die selbstverständlich auch denkt, er sei schwul ...
Kritik:
Man glaubt es gar nicht, welche Ausdrücke sich im viel gerühmten Brockhaus-Lexikon finden; wer sucht, der findet darin auch den Begriff "Screwball-Comedy", der immer wieder in allerlei Munde ist, und unter dem sich viele Zuschauer gar nichts so recht vorstellen können. Dabei kam der Ausdruck bereits in den 1930er und 1940er Jahren auf und wurde später durch Filme wie Is' was, Doc? [1972] erneut wiederbelebt. Jener Film stellt gleichsam die wohl bedeutendste, einfallsreichste und beste Screwball-Komödie unserer Zeit dar.
Entstanden ist der Begriff beim Sport: beim Baseball gibt es einen bestimmten Schlag, den Screwball, der in den 30ern von Carl Hubbell perfektioniert wurde, und bei dem der Ball eine derartige Drehung beim Schlag bekommt, dass er in völlig unerwartete Richtungen geht – ebenso verhält es sich mit einer Screwball-Komödie, die sich völlig anders entwickelt, als man es annehmen würde. Kernpunkte einer solchen Komödie sind dabei bissige, pointierte Dialoge, irrwitzige Szenen, Verwechslungsszenarien und abrupte Wendungen innerhalb der Geschichte.
Grundsätzlich fällt Ein Date zu dritt nicht in diese Kategorie, da man den Verlauf der Geschichte mehr oder weniger vorhersagen kann, wenn man schon Komödien dieser Art gesehen hat. Dennoch ist der Film ein Beispiel einer anscheinend längst vergessenen Komödienart – wer sich die unzähligen Teen-Schmonzetten mit Körperflüssigkeitsklamauk anschaut kann kaum ahnen, dass Komödien einmal aus Wort- und Situationskomik, und nicht aus dem wilden umher-onanieren der Hauptpersonen bestanden.
Doch das Skript von Rodney Patrick Vaccaro und Aline Brosh McKenna besinnt sich erfreulicherweise mehr darauf, die Personen in unmögliche Situationen zu verfrachten, anstatt ihre Hoseninhalte zum Besten zu geben. Zwar ist die Komödie schon auf Grund der Homosexuellen-Thematik alles andere als prüde, doch wird mit dem Thema respekt-, wenngleich auch humorvoll umgegangen. So halten die Macher den Zuschauern gern den Spiegel vor, wenn es um die Akzeptanz der schwulen Mitmenschen angeht, die zwar vordergründig immer akzeptiert werden, aber über die hinterrücks oft getuschelt wird.
Welch eine bornierte Einfältigkeit die Menschen insbesondere bei diesem Thema an den Tag legen ist wirklich verwunderlich und wird hier herrlich parodiert. Sei es, als Oscars Freundeskreis ebenfalls der Meinung ist, er sei homosexuell und einen großen Bogen um ihn machen, oder als Newman Oscar hauptsächlich deshalb den Auftrag geben möchte, um Bonuspunkte bei der Anti-Diffamierungsliga zu sammeln.
Doch eben hier liegt auch ein Problem des Drehbuchs, das mit dem Thema anfangs sehr verspielt umgeht und mehr auf die Situationskomik setzt, sich damit später aber durch ernsthaftere Szenen auch entsprechend ernster auseinander setzt. Denn als Oscar für eine Auszeichnung als "Homosexueller des Jahres" geehrt werden soll, verliert die Leichtfüßigkeit der Story viel von ihrer Unbeschwertheit. Das macht sie inhaltlich nicht schlecht, ganz im Gegenteil, eben die Situation, in die Oscar da gerät ist in der heuchlerischen Welt der Reichen und Schönen gar nicht so absurd, doch von der klamaukartigen Atmosphäre zu Beginn ist da nicht mehr viel übrig geblieben.
So nimmt der Witz des Films von Beginn an bis zur Mitte stetig zu und danach immer weiter ab. Den obligatorischen Tiefpunkt einer jeder Komödie gibt es auch hier, insofern finden sich wirklich alle Zutaten, die einen gelungenen und sehr witzigen Fernsehabend garantieren. Das Skript nutzt insbesondere das komödiantische Talent der Darsteller gekonnt aus, ohne aber das Grundthema der Story aus den Augen zu verlieren. Und eben eine Komödie mit einem kleinen Funken Anspruch, mit einer moralisch wichtigen und richtigen Botschaft sucht man heute leider oft vergebens.
Es ist den Darstellern zu verdanken, dass der Film in seinen knapp 90 Minuten trotz der großteils absehbaren Geschichte nie langweilig wird. Neve Campbell gelingt es gekonnt, ihrem Image als Scream [1996]-Queen zu entkommen, als Geliebte wider Willen kann sie vollends überzeugen und auch die Chemie zwischen ihr und Matthew Perry passt. Der wirkt hier zwar eher wie die Leinwandausgabe seines Seriencharakters Chandler Bing aus Friends [1994-2004] mit seiner etwas tolpatschigen Art und seinem Geschick, sich in verhängnisvolle Situationen zu bringen, doch diese Rolle scheint ihm wie auf den Leib geschneidert, er spielt sie eigentlich nicht.
Dass man als Nebencharakter nicht unterbeschäftigt sein muss zeigt Oliver Platt, der den homosexuellen Architekten hier mit einer Natürlichkeit und ohne die üblichen Klischees verkörpert. Dass er schwul sein soll, merkt man nicht und genau deshalb wirkt es erfrischend realistisch. Seine bissigen Kommentare sorgen dabei immer wieder für Lacher. Dylan McDermott ist den meisten Zuschauern am ehesten durch seine Rolle in der Serie Practice - Die Anwälte [1997-2004] bekannt – doch auch ihm scheint die Rolle des gerissenen und manipulativen Geschäftsmannes Spaß zu machen. Zu beanstanden gibt es am gesamten Cast nichts.
Was die Inszenierung angeht erlaubt sich Regisseur Damon Santostefano keine Fehler, er fängt die Bilder gekonnt ohne Fehltritte ein. Zwar sucht man aus dem Grund einprägsame Kameraperspektiven auch vergebens, doch eine routinierte, saubere Inszenierung ist einer gekünstelt anspruchsvollen immer noch vorzuziehen.
Es verwundert etwas, dass er seither nur wenige Engagements (und dabei kein wirklich einprägsames) hatte.
Die Musik von Graeme Revell bewegt sich genrebedingt auf sehr leichtem, lockerem und unterhaltsamen Niveau, zwar bleibt die Melodie nicht so lange im Gedächtnis wie die der Komödie Keine halben Sachen [2000], aber sie ist dennoch gut gelungen und unterstützt die Atmosphäre des Films tadellos.
Nicht ganz so gut sieht es da bei der Synchronisation von Ein Date zu dritt aus, die zwar alles in allem recht gut gelungen ist, aber an einem Hauptmanko krankt: wieso ist es so schwer, Matthew Perry bei seinen Filmauftritten dieselbe Synchronstimme zu verleihen, wie in Friends?. Hier wird er von Uwe Büschken gesprochen, der seine Sache zwar ganz gut macht, aber eben doch ungewohnt wirkt und Fans im ersten Moment einfach abschreckt.
Gelungen ist unter anderem die Wahl von Thomas Vogt für Dylan McDermott, der in Practice zwar auch von jemand anders gesprochen wird (nämlich Stefan Staudinger – der zusammen mit Thomas Vogt bei Star Trek: Voyager [1995-2001] tätig war), doch Vogt wirkt hier stimmig. Ebenso Stefan Fredrich, der einmal mehr Oliver Platt die Stimme leiht. Veronika Neugebauer vertonte Neve Campbell bereits in den Scream-Filmen, ihre Stimme klingt somit ebenfalls gewohnt.
Inhaltlich ist die Synchronisation nicht schlecht, es ist eben hauptsächlich der fehlende Sprecher von Perry, der Fans stören wird.
Bedauerlich ist bei der gelungenen Komödie nur, dass sie in den USA nur die Hälfte ihrer 20 Millionen Dollar Produktionskosten wieder einspielen konnte. Doch es ist manchmal eben so, dass die guten Filme an den Kassen leer ausgehen. Die Beteiligten können auf ihre Mitarbeit jedenfalls stolz sein und jeder, der sich für knapp 100 Minuten unterhalten lassen möchte, ist mit Ein Date zu dritt gut bedient.
Geliefert wird hervorragende Komödienkost, die in mancher Hinsicht beinahe schon zeitlos wirkt. Die Kernaussage des Films ist dabei eigentlich ganz einfach: Homosexualität ist keine Krankheit, und auch nicht abartig – es ist auch nicht das Produkt einer falschen Erziehung. Es ist einfach ein Teil der Vielfältigkeit der Menschheit, der ebenso akzeptiert und toleriert werden soll, wie alles andere auch. Und die Tatsache, dass viele Menschen heute den Begriff "schwul" immer noch als Schimpfwort oder Beleidigung auffassen ist nicht viel mehr als der Beweis ihrer eigenen Ignoranz und Dummheit.
Fazit:
Hauptsächlich Matthew Perry ist es zu verdanken, dass Ein Date zu dritt eine gelungene, unterhaltsame und immer witzige Komödie geworden ist, deren Situationskomik nie in dem Maße überhandnimmt, dass es unglaubwürdig wirkt. Er mimt den etwas zerstreuten "Schwulen wider Willen" gekonnt und doch mit genügend Zurückhaltung, um nicht in Klischees abzudriften.
Zusammen mit seinen anderen Darstellern und der sauberen Inszenierung ergibt das eine klassisch-moderne kurzweilige Screwball-Komödie mit Charme, Witz – und Moral, wobei letztere allerdings nicht dick aufgetragen, sondern dem Zuschauer unbeschwert mit auf den Weg gegeben wird.