Eagle Eye - Außer Kontrolle [2008]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 22. Oktober 2008
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: Eagle Eye
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: D.J. Caruso
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Shia LaBeouf, Michelle Monaghan, Rosario Dawson, Michael Chiklis, Anthony Mackie, Ethan Embry, Billy Bob Thornton, Anthony Azizi, Cameron Boyce, Lynn Cohen
Kurzinhalt:
Als Jerry (Shia LaBeouf) eines Abends nach Hause kommt, ist nicht nur sein Bankkonto überraschend gefüllt, sondern in seiner Wohnung lagern genügend Waffen für eine Privatarmee. Dann wird er von einer mysteriösen, namenlosen Frau angerufen, die ihm eine Anleitung zur Flucht bietet, doch Jerry begreift nicht – und wird vom FBI gefasst.
Agent Thomas Morgan (Billy Bob Thornton) schenkt dem Jungen selbstverständlich keinen Glauben, bis Jerry erneut von der Frau kontaktiert wird, die ihm zu einer spektakulären Flucht verhilft. Dabei lernt er Rachel (Michelle Monaghan) kennen, die um das Leben ihres Sohnes bangt und nur deshalb den Anweisungen der Anruferin Folge leistet. Fortan scheint der Weg von Rachel und Jerry in dieselbe Richtung zu führen. Wenn sie sich den Forderungen der Frau am Telefon widersetzen, werden sie bestraft. Was sie von ihnen velangt, scheint dabei jedoch nur selten einen Sinn zu ergeben. Und wenn, dann erkennen sie ihn erst zu spät.
So scheinen sie nur Schachfiguren in einem viel größeren Spiel. Eines, in dem ihr Schicksal ohnehin bereits besiegelt ist ...
Kritik:
Jungdarsteller Shia LaBeouf ist seit I, Robot [2004] und insbesondere dem Thriller Disturbia - Auch Killer haben Nachbarn [2007] (auch unter der Regie von D.J. Caruso) immer häufiger auf der Leinwand zu sehen. Zuerst Transformers [2007], dann Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels [2008] und nun Eagle Eye - Außer Kontrolle. Grundsätzlich profitiert der charismatische Mime von einem natürlichen Jungenhaftigkeit, die ihn für die Rolle des "Normalos" prädestiniert.
All diejenigen, die empfänglich sind für Filme, in denen ganz normale Menschen in außergewöhnliche Situationen gebracht werden, nicht aus Polizisten oder Feuerwehrmännern, sondern auch aus dem Jungen von Nebenan der Held wird, werden an Eagle Eye auch ihre Freude haben. Vorausgesetzt, sie suchen eine packende, mit einem ungeheuren Tempo versehene Geschichte, die zwar durchaus ein Mitdenken seitens des Zuschauers erfordert, aber dennoch ohne Nebenwirkungen bleibt und mit so viel Action angereichert ist, dass man kaum Zeit zum Luft holen bekommt.
Zu verdanken ist dies dem Drehbuch, das wie so oft bei Unterhaltungsfilmen von beinahe einer handvoll Autoren stammt. Ihnen gelingt es, ohne Umschweife eine Geschichte in Gang zu bringen, die erst nach einiger Zeit für die Zuschauer den Bogen zum Beginn des Films schafft, und selbst dann noch einige Überraschungen parat hält. Vorhersehbar ist der Film insofern nur in Bezug darauf, wie er denn ausgehen wird, aber nicht, was bis dahin alles geschieht, beziehungsweise wer den Abspann überhaupt erlebt.
Die Charaktere sind dabei zwar nicht gerade tiefschürfend erörtert, aber auch nicht so platt geschrieben, dass sie unglaubwürdig wären. Das der FBI-Agent Morgan nur so wenig Hintergrund zugeschrieben bekommt, ist tragisch, doch reicht die Erzählung auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Blickwinkeln aus, um über solche Mängel hinweg zu sehen.
Die Story selbst mag dabei zwar sehr abstrus sein, doch ein wenig Kritik am derzeitigen globalen System der Überwachung und Kontrolle, immer stärker gestützt auf Computer und Algorithmen, denen nach wie vor Details entgehen, Intuition fehlt und die doch immer nur diejenigen Fehler machen können, die sie von den Menschen einprogrammiert bekommen haben, blitzt durchaus hervor. Zwar kommt so ein Aspekt im ähnlich gelagerten Der Staatsfeind Nr. 1 [1998] sehr viel deutlicher zum tragen, doch ist ein ernster und zumindest stellenweise realistischer Hintergrund auch in einem Unterhaltungsactionthriller wie Eagle Eye durchaus löblich.
Die mitunter komplexen und lange vorbereiteten Actionmomente zeichnen das Drehbuch aber schließlich ebenso sehr aus, wie die natürlichen Dialoge.
Hiervon profitieren auch die beiden Hauptdarsteller am meisten, denen die lebesnahen Reaktionen und Dialoge leicht über die Lippen kommen.
Dass Shia LaBeouf auch mehr kann als rennen, beweist er unter anderem zu Beginn des Films, wo er auch seine schauspielerischen Qualitäten hervorstellt. Selbstverständlich geht dies wenig später in den zahlreichen Actionszenen unter, doch auch hier macht der junge Schauspieler immer noch eine gute Figur, wirkt authentisch und natürlich.
Ebenso Michelle Monaghan, deren Chemie mit LaBeouf gut harmoniert, die aber in dem Sinne weniger gefordert scheint, als ihr immerhin 10 Jahre jüngerer Kollege. Rosario Dawson und Billy Bob Thornton machen ihre Sache ebenfalls gut, haben aber in dem Sinne zumindest mimisch keine großen Herausforderungen zu meistern:
Diesbezüglich ist selbst Michael Chiklis als charismatischer Verteidigungsminister stärker beansprucht. Sie alle leisten gute Arbeit, wohingegen Gastauftritte wie derjenige von William Sadler den Cast außerdem veredeln und eine überaus gelungene, weil sehr natürliche Besetzung abrunden.
Dass der Film um keine Szene zu lang oder zu kurz erscheint ist ein Verdienst von Regisseur D.J. Caruso und seinem Cutter Jim Page, dem es aber ebenso wenig wie dem polnischen Kameramann Dariusz Wolski (unter anderem die Fluch der Karibik-Trilogie) gelingt, die Action so gut wie nur irgendmöglich in Szene zu setzen. Gerade die an sich erstklassigen Autostunts bei den Verfolgungsjagden werden wackelig und fahrig präsentiert, die Übersicht leidet sowohl unter dem schnellen Schnitt wie unter der Tatsache, dass nie eine Gesamtaufnahme gezeigt wird.
Während Michael Bay selbst in Transformers dies immerhin in detaillierten Zeitlupen und im hellen demonstriert, setzt Caruso sogar bei Nachtaufnahmen mit vielen dunklen Einstellungen auf Nahaufnahmen und wackelige Einstellungen. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.
Davon abgesehen ist die handwerkliche Umsetzung jedoch gut gelungen und leistet sich keine Patzer. Auch die Dialoge sind gut eingefangen und der Erzählfluss des Films bleibt konstant, ohne dass die Szenenkomposition unnatürlich oder aufgesetzt wirken würde.
Ein weiterer Pluspunkt ist die musikalische Untermalung durch Brian Tyler, die sich nicht nur durch schnelle, eingängige Themen auszeichnet, sondern insbesondere dadurch, dass er den Film mit einem permanenten Rhythmus antreibt, ohne dass man den Soundtrack je störend wahrnehmen würde. Was die Themen anbelangt erinnert er mitunter ein wenig an Hans Zimmer oder John Powell, aber auch Anleihen an Tylers eigene Scores wie beispielsweise Die Stunde des Jägers [2003] oder zuletzt Aliens vs. Predator 2 [2007] sind erkennbar.
Dabei sind die ruhigen Themen nicht weniger gelungen und verleihen dem Film eine durchweg gute Atmosphäre, ohne dass sich die Musik je in den Vordergrund drängen würde. Vorhanden ist sie vielmehr unterstützend, dies aber durchweg.
Im englischen Original wird Aria von der Darstellerin Julianne Moore gesprochen.
Die knapp zwei Stunden des High-Tech-Thrillers scheinen nicht deshalb länger zu dauern, weil Eagle Eye langweilig wäre, im Gegenteil. Vielmehr passiert innerhalb der Zeit so viel, finden so viele Schauplatzwechsel statt, dass man das Gefühl bekommt, der Film würde länger dauern.
Eintönig wird dies zum Glück nie, nicht zuletzt, weil die Geschichte genügend Überraschungen parat hält, um das Publikum bei Laune zu halten. Abgesehen von der Grundidee mag die weitergeführte Geschichte mitunter sehr abstrus erscheinen und auch nicht immer in sich logisch, doch dank der gelungenen Action dem gut aufgelegten Schauspielduo LaBeouf / Monaghan und einer gerade heute sehr aktuellen Story stört dies nicht weiter. Was daraus in den Händen von Steven Spielberg geworden wäre, der den Film ursprünglich inszenieren wollte und wie das damalige Skript ausgesehen haben mag, wird man wohl nie erfahren.
Fazit:
Die Kritik am Überwachungsstaat und dem blinden Vertrauen auf immer ausgefeiltere Computersysteme mag im Krawall zwar untergehen, doch dafür gibt es Filme, die sich mit dem Thema taktvoller beschäftigen.
Eagle Eye setzt von der ersten Minute an auf Unterhaltung, die auf Grund der verschachtelten Geschichte durchaus zum Mitdenken anregt, aber trotz der absurden Story nie unfreiwillig komisch erscheint, sondern immer mitreißt. Dank der sympathischen und gut gelaunten Darsteller, dem rasanten Erzähltempo und der zahlreichen gut inszenierten, aber nicht immer ganz ausgenutzten Actionszenen überzeugt D.J. Carusos Thriller von der ersten bis zur letzten Minute.
Überraschend ist allenfalls, dass der Film kein so großes Publikum anzusprechen scheint. Mehr Qualitäten kann ein Actionfilm dabei an sich nicht mitbringen.