Don't Be Afraid of the Dark [2010]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 07. Juli 2012
Genre: Horror / Fantasy

Originaltitel: Don't Be Afraid of the Dark
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA / Australien / Mexiko
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Troy Nixey
Musik: Marco Beltrami, Buck Sanders
Darsteller: Bailee Madison, Katie Holmes, Guy Pearce, Jack Thompson, Julia Blake, Nicholas Bell, Eddie Ritchard, Garry McDonald, James Mackay, Lance Drisdale, Libby Gott, Alan Dale, Trudy Hellier


Kurzinhalt:
Die Restaurierung des Blackwood-Anwesens schreitet gut voran. Um das Budget seines Auftraggebers aufzustocken, braucht Alex (Guy Pearce), der zusammen mit seiner Freundin und Innenarchitektin Kim (Katie Holmes) die Renovierung überwacht, gute Publicity. Dass seine achtjährige Tochter Sally (Bailee Madison) nun bei ihm wohnen soll, kommt ihm eigentlich nicht gelegen. Dass sie auf Kim nicht gut zu sprechen ist, macht letzterer zu schaffen.
Da hört Sally nachts Stimmen im Haus, die ihren Namen rufen. Und im Keller entdeckt sie den Zugang zu einem Schacht, aus der die Stimmen zu kommen scheinen. Der Gärtner Harris (Jack Thompson) warnt sie, sich dort nicht aufzuhalten, doch gelingt es ihr, die Abdeckung des Schachts zu öffnen. Damit gewährt sie uralten Kreaturen Einlass ins Haus und der Preis dafür ist hoch, wie sowohl Sally, als auch Kim und Alex bald erfahren müssen ...


Kritik:
Was könnte Furcht einflößender sein, als ein namenloses (und körperloses) Grauen? Dank des tollen Designs wartet der Gruselfilm Don't Be Afraid of the Dark mit einer gelungenen Atmosphäre auf. Doch nachdem wir die seltsamen, im Untergrund lebenden Kreaturen zu Gesicht bekommen, verfliegt ein Teil der Spannung. Bis zum Abspann behält Regisseur Troy Nixey dank der jungen Hauptdarstellerin Bailee Madison die Oberhand, auch wenn es keine wirklichen Überraschungen mehr gibt.

Dabei beweist die Achtjährige eindrucksvoll, dass sie diejenige mit dem besten Instinkt in jenem Anwesen ist. Von ihrer Mutter wird sie zu ihrem Vater Alex abgeschoben, der mit seiner neuen Freundin Kim an der Renovierung eines alten Hauses auf Rhode Island arbeitet. Der frühere Besitzer Blackwood war für seine Einrichtung und seine Gemälde bekannt, ehe er kurz nach dem Tod seines Sohnes spurlos verschwand. Wie lange das genau her ist, erfahren wir nicht, auch wenn man aus dem Prolog mit Kerzenhaltern schließen kann, dass es vor sehr langer Zeit gewesen sein muss. Die Arbeiten an dem Haus gehen gut voran und angesichts der Tatsache, dass Alex dringend Investoren und Publicity braucht, um das Projekt finanzieren zu können, kommt es ihm nicht wirklich gelegen, dass seine Tochter Sally ab sofort bei ihm wohnen soll. Dass sie seiner neuen Freundin Kim gegenüber abweisend ist, kann man nachvollziehen, obwohl sich Katie Holmes als Kim merklich Mühe gibt, als verständnisvolle und einfühlsame Bezugsperson in Sallys Leben aufzutreten.
In beinahe jedem Horrorfilm um ein verwunschenes Haus gibt es einen Punkt, an dem wir uns wünschen würden, dass die betroffenen Personen das Haus einfach verlassen, um dem zu entgehen, was wir auf sie zukommen ahnen. Die meisten dieser Filme verpassen jenen Moment und auch in Don't Be Afraid of the Dark bleiben die Menschen länger, als es gut für sie ist, selbst wenn Sally mit gepacktem Rucksack die Flucht nach vorn antritt. Als sie zuerst bemerkt, dass kleine Wesen in jenem Haus wohnen und sie ihre Freunde werden wollen, ist sie enthusiastisch. Doch dann merkt sie schnell, dass die Kreaturen nichts Gutes im Schilde führen. Ihr Instinkt ist wie bereits erwähnt besser als der ihres Vaters, der ihre Warnungen nicht hören will. Selbst Kim versucht ihn davon zu überzeugen, dass sie gehen müssen. Dass es kein gutes Ende nehmen wird ist abzusehen, auch wenn das Drehbuch von Produzent Guillermo del Toro und Matthew Robbins hier einen nicht sofort absehbaren Weg geht.

Der Grund, weswegen Klassiker wie Poltergeist [1982] auch nach so vielen Jahren noch funktionieren, ist die Tatsache, dass der Horror in jenem Haus nicht durch eine bestimmte Figur personifiziert wird, und wir zum anderen auch am Ende die Gesetze des Fluches verstehen. Don't Be Afraid of the Dark etabliert seltsame Kreaturen, die wir aber sehr früh zu sehen bekommen. Gleichzeitig allerdings ist bis zum Schluss nicht wirklich geklärt, was jene Wesen sind und wie ihre Koexistenz mit den Menschen bislang geregelt war. Der Erklärungsversuch, der wie so oft durch einen Bibliothekar vorgenommen wird, ist bestenfalls lückenhaft. Sieht man ein solches Wesen mit ausgeschlagenen Zähnen, und wie es die Hand um ein kleineres legt, fühlt man sich an den Prolog erinnert, ohne es aber genau zu verstehen.
Die Aggressivität der Kreaturen zu erleben ist schockierend und suchen sie sich nach dem Einzug von Alex, Kim und Sally ihr erstes Opfer aus, wird auch greifbar, in welcher Gefahr die Familie schwebt. Sieht man allerdings ihre Größe und ihre Erscheinung, wirkt das weit weniger bedrohlich, als wenn man nur ihre Schatten zuvor zu Gesicht bekommen hat. Dass wir mitfiebern liegt nicht zuletzt an Hauptfigur Sally, deren Reaktion auf ihre geänderte Umgebung wir ebenso verstehen, wie ihr Interesse an den ungewöhnlichen Freunden. Dass sie nicht bösartig erscheint oder ungezogen macht sie als Sympathieträger auch für ein erwachsenes Publikum ideal und sitzt sie allein in der Badewanne, umzingelt von jenen Wesen, wird ihre Ausweglosigkeit spürbar.

Guillermo del Toro sagte einmal, dass eine lange Kameraeinstellung die Spannung aufbaut und erhält, während ein Schnitt so etwas wie eine Erlösung für das Publikum darstellt. Dass er mit dieser Aussage Recht behält beweisen viele Horrorfilme. Nur weshalb er als Produzent bei Don't Be Afraid of the Dark nicht darauf achtete, dieses Credo stärker umzusetzen, ist schleierhaft. So eindrucksvoll das Setdesign ist, viele Momente hätte man sich spannender gewünscht. Nicht, dass Regisseur Troy Nixey keine gute Inszenierung gelungen wäre. Sie scheint nur nicht immer das Meiste aus den Momenten herauszuholen.


Fazit:
Basierend auf dem TV-Film Gate of Darkness [1973] gibt sich Don't Be Afraid of the Dark für einen modernen Horror-Film erstaunlich unblutig. Dabei ist die gezeigte Brutalität durchaus explizit genug, dass ein kindliches Publikum außen vor bleibt. Diese Blutarmut tut der Erzählung hingegen merklich gut, auch wenn es weiterhin Aspekte gibt, die Wünsche offen lassen. So fehlt beispielsweise eine bessere Erklärung der Mythologie, die zwar angekratzt, aber nicht verständlich dargebracht wird. Auch würde man sich wünschen, dass die unterirdisch lebenden Kreaturen erst später in Erscheinung treten würden, um die Spannung angesichts des Unbekannten aufrecht zu erhalten.
Nichtsdestoweniger bleiben wir am Schicksal von Sally und ihrer Familie interessiert, weil sie keine unnatürlichen Entscheidungen treffen. Auch überzeugt die Umsetzung dank des erstklassigen Looks und der interessanten Perspektiven. Stellt man sich auf einen atmosphärischen Gruselfilm mit spürbarem Fantasy-Faktor ein, wird man auch nicht enttäuscht. Ob es lohnt, die Geschichte dafür aus dem Fernsehen auf die Leinwand zu holen, sei dahingestellt.