Die Legende des Zorro [2005]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. November 2005
Genre: Unterhaltung / Action

Originaltitel: The Legend of Zorro
Laufzeit: 129 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Martin Campbell
Musik: James Horner
Darsteller: Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones, Adrian Alonso, Rufus Sewell, Nick Chinlund, Shuler Hensley, Tony Amendola, Mauricio Bonet, Fernando Becerril, Pedro Armendáriz Jr., Alberto Reyes, Julio Oscar Mechoso


Kurzinhalt:
Zehn Jahre sind vergangen, seit Alejandro de la Vega (Antonio Banderas) die Maske des Zorro umband, um gegen Ungerechtigkeit und Verbrechen zu kämpfen. Nach wie vor ist die Familie, seine Frau Elena (Catherine Zeta-Jones) und sein Sohn Joaquin (Adrian Alonso) das Wichtigste in seinem Leben – und nach wie vor scheint er nicht in der Lage, den Umhang dauerhaft abzulegen, um mehr Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn zu verbringen.
Nach einem Streit zieht de la Vega in ein Hotel in die Stadt – schon wenige Tage später erhält er von Elenas Anwalt die Scheidungspapiere. Empört willigt er ein, in der Überzeugung, sie würde ihren Fehler alsbald erkennen. Was er jedoch nicht weiß ist, dass Elena vom Geheimdienst der USA, die die anstehende Eingliederung Kaliforniens in die Vereinigten Staaten von Amerika besorgt verfolgen, rekrutiert wurde, einen ihren Jugendfreude, den Grafen Armand (Rufus Sewell) auszuspionieren. Der soll einer geheimen Bruderschaft angehören, die einen Anschlag auf die vereinigten Staaten von Amerika verüben möchte.
Über den Kriminellen McGivens (Nick Chinlund) kommt auch Zorro auf die Spur von Armands Machenschaften, der viel Größeres im Schilde führt, als de la Vega ahnt ...


Kritik:
Hollywood hat seit jeher den Drang, sich Nationalhelden aus aller Herrenländer einzuverleiben, um sie gewinnbringend im eigenen Land und international zu vermarkten. Mit Robin Hood - König der Diebe [1991] gelang dies vor über 10 Jahren sehr erfolgreich – mit dem als indirekten Nachfolger anvisierten Die drei Musketiere [1993] allerdings weit weniger. Umso überraschter war das Studio TriStar, als die moderne Erzählung des fiktiven spanischen Helden Zorro, der im spanischen Teil Kaliforniens gegen die korrupten Gouverneure und ihre Schergen für das Volk kämpft, in Die Maske des Zorro [1998] weltweit ein Erfolg wurde. Mit Antonio Banderas hatte man zudem einen sympathischen und charismatischen Mimen für die Rolle der Hauptfigur Alejandro de la Vega gefunden; ansich ist es eher verwunderlich, dass eine Fortsetzung ganze sieben Jahre dauerte. Dies ist allerdings auf die beteiligten Hauptdarsteller zurück zu führen, die dem Projekt lange eine Absage erteilten, ehe man sich vor wenigen Jahren entschloss, die Maske erneut umzubinden (der ausbleibende Erfolg bei anderen Projekten scheint dabei nur marginal eine Rolle gespielt zu haben).
So machte sich erneut Martin Campbell mit einem Stab von vier Autoren daran, ein neues Kapitel aus dem Leben des Don zu erzählen, der nach wie vor für Gerechtigkeit kämpft und dessen Identität nicht einmal seinem Sohn bekannt ist. Doch handelte Die Maske des Zorro neben einer geschickt verpackten Liebesgeschichte vor allem von einer glaubhaften, weil zeitgemäßen, ernsten und doch komplexen Thrillerstory, tauschen die Autoren all jene Aspekte bei Die Legende des Zorro durch einen Comic-Superhelden samt Sidekick, eine Menge unglaubwürdiger und offensichtlich computerunterstützter Stunts, sowie ein überlanges Drehbuch aus, das zwar im Ansatz ebenfalls eine ernste Story besitzt, diesen Kern aber so lange abschleift, bis kaum mehr etwas davon übrig bleibt.

Vor sieben Jahren war Die Maske des Zorro der bis dahin größte Erfolg für die Waliserin Catherine Zeta-Jones, die inzwischen, knapp ein Dutzend Produktionen später, zu den gefragtesten Aktricen Hollywoods gehört. War sie damals als Darstellerin nicht in der Lage, auf Kommando eine Träne zu produzieren, so dass für ihre Szene der Computer herangezogen werden musste, bewies sie in den Folgejahren mit Filmen wie Traffic – Die Macht des Kartells [2000], dass sie durchaus in der Lage ist, eine anspruchsvolle und emotionale Rolle zu meistern. Leider wird ihr aber genau das nicht vom Drehbuch bei Die Legende des Zorro abverlangt, stattdessen darf sie sich mimisch getrost ausruhen, wenngleich ihr körperlicher Einsatz in den übertriebenen Kämpfen hin und wieder wenigstens gefordert ist. So bleibt Zeta-Jones weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, agiert aber immerhin souverän, wenn auch nicht übermäßig motiviert.
Etwas anders sieht es bei Antonio Banderas aus, der zwar engagiert erscheint, aber ebenfalls kaum gefordert wird. Das verschmitzte Lächeln, das ihn im Vorgängerfilm auszeichnete, scheint zwar auf der Strecke geblieben zu sein, und ihm scheinen die Momente mit Zorros Pferd Tornado ebenso zu missfallen, wie all denjenigen, die sich an die bedeutend realistischere Gestaltung der "Beziehung" in Teil eins erinnern. Er macht seine Sache jedoch durchweg gut und gehört zu den seltenen Glanzlichtern der Produktion.
Als Bösewicht scheint Rufus Sewell, der in Dark City [1998] eine erinnernswerte Darbietung bot, allerdings chronisch falsch besetzt. Ihm gelingt weder die Überheblichkeit, die seiner Figur anhaften soll, noch wirkt sein Größenwahn glaubhaft vorgetragen. Stattdessen bleibt er Banderas nicht nur mimisch, sondern auch an Charisma weit unterlegen.
Nick Chinlund gibt sich zwar Mühe, dies als durchtriebener Gauner ein wenig auszugleichen, da er Zorro in den direkten Konfrontationen stets benachteiligt ist, scheint auch er als starker Gegenpart nicht zur Geltung zu kommen.
Ein schwieriges Thema sind grundsätzlich Kinddarsteller in Hollywood-Produktionen, die gerade in Familienfilmen selten kindgerechte Rollen verkörpern dürfen, und die in ihren Handlungen stark übertrieben scheinen. Gelang das den Machern von Die Mumie kehrt zurück [2001] noch recht gut, exerziert Die Legende des Zorro, wie man es großteils nicht machen sollte. Einerseits macht Adrian Alonso seine Sache zwar gut und versprüht all jene Jungenhaftigkeit, die Banderas seit Die Maske des Zorro abgelegt zu haben scheint, doch andererseits wirkt er gerade in den witzigen Szenen unnötig überdreht und wenig glaubhaft.
Die Besetzung hinterlässt insgesamt einen sehr zwiespältigen Eindruck, denn auch wenn Banderas mit seiner Darbietung für vieles Entschädigt – und wie schon vor sieben Jahren scheint ihm die Rolle schlicht auf den Leib geschrieben – die übrigen Beteiligten haben entweder nur wenig zu tun, oder verfallen auf Grund der Vorlage schnell in alte Klischees, die ihren Figuren zusätzlich schaden. Mit denselben Darstellern wäre ohne weiteres ein bedeutend besseres Werk möglich gewesen, hätte man ihre Möglichkeiten nur ausgereizt.

Jene Aufgabe obliegt ansich dem Drehbuch, das zuerst von den beiden Autoren Ted Elliott und Terry Rossio (Fluch der Karibik [2003]) verfasst wurde, ehe sich das Studio umentschied, und die Ausgangsidee von Roberto Orci und Alex Kurtzman (Die Insel [2005], Alias – Die Agentin [seit 2001]) neu verfassen ließ.
Wem die offensichtlich witzig-gemeinten Änderungen des Originalkonzepts von Die Maske des Zorro zu verdanken sind, lässt sich nur schwer sagen, wer allerdings mit einer ähnlich realistischen Ausführung der Story rechnet, wird enttäuscht werden.
Statt Zorro im Film wie im realen Leben 10 Jahre altern zu lassen, scheint der Zahn der Zeit an Alejandro de la Vega nicht genagt zu haben, im Gegenteil: inzwischen hüpft Zorro im Stile von Spider-Man [2002] meterweit durch die Luft, scheint unverwundbar und erachtet es auch als wichtiger, seine Gegner dauerhaft zu beschäftigen, anstatt brenzlige Situationen wirklich zu lösen. Anders kann man es sich nicht erklären, wenn Zorro gegen eine Übermacht von einem halben Dutzend Männer kämpft, jenen aber meist nur einen Klaps auf den Po gibt, anstatt seinen Degen einzusetzen. Es mag sein, dass dies vom Studio gewollt war, um dem Film in den USA eine kinderfreundliche Altersfreigabe zu sichern (dort ist er schon für Kinder ab 6 Jahren freigegeben), es scheint aber schlicht nicht realistisch und gegenüber dem Verhalten des Helden im ersten Teil vollkommen atypisch. Auf Grund dieser Entscheidung fallen viele Auseinandersetzungen nicht mehr in die Kategorie Schwertkampf, denn statt sich mit den Degen zu duellieren, wird häufig geschubst, geprügelt und mit allen möglichen anderen Utensilien umgeworfen.
Gerade diese Aspekte des Skripts stehen aber im Gegensatz zur zwar gekünstelten aber immerhin ernsten Spionage-Geschichte, die in manchen Belangen schon James Bond'sche Ausmaße annimmt. Die Story selbst ist dabei wirklich nicht schlecht, kommt aber auf Grund des Umweges mit Elenas Rekrutierung derart schleppend in Gang, dass man im Rückblick feststellen muss, in den ersten 30 Minuten hätte man ohne weiteres die Hälfte entfernen können – kein Wunder also scheint Die Maske des Zorro deutlich länger, als er tatsächlich ist. Auch die Dialoge wirken bei weitem nicht mehr in dem Maße der Zeit, in der der Film spielt angemessen, von den pointierten Dialogen und den teils hintersinnigen Gesprächen des ersten Films ganz zu schweigen.
Die Ausgangsidee besitzt Potential, und kann prinzipiell auch gefallen, die Durchführung allerdings wirkt unausgegoren und gekünstelt witzig, lang getreten und doch wenig koherent, von den lange angekündigten Wendungen und Überraschungen ganz abgesehen.

Regisseur Martin Campbell bewies nicht erst mit Die Maske des Zorro, dass er ein überaus routinierter Filmemacher ist, sogar sein Neubeginn für das Spionage-Franchise James Bond 007 - GoldenEye [1995] überzeugt durch eine sehr gelungene handwerkliche Umsetzung; auch Vertical Limit [2000] untermauert diesen Eindruck gekonnt. Doch scheint Campbell bei Die Legende des Zorro wie bei GoldenEye das Budget im Weg gestanden zu haben. Anders kann man sich nicht erklären, weswegen hier beinahe alle computerunterstützten Einstellungen als solche zu erkennen sind, vom wirklich erschreckend billig wirkenden Modell des Zuges beim Finale einmal ganz abgesehen (das zur Überraschung vieler Kritiker aus der Miniaturwerkstatt des WETA Workshops stammt, welche bei den Der Herr der Ringe [2001-2003]-Filmen ausgezeichnete Arbeit leisteten).
Sieht man von diesen Beschränkungen einmal ab, überzeugt Campbell erneut mit einem routinierten Handwerk, das bisweilen erstklassige Landschaftsaufnahmen hervorbringt, und auch in den Actionszenen genügend Übersicht bietet.
Handwerklich gibt es, bis auf den zu niedrigen Produktionsstandard (immerhin war die Fortsetzung 20 Millionen Dollar billiger, als der erste Film vor sieben Jahren – und die Hauptdarsteller nun mit Sicherheit bedeutend kostspieliger), nichts auszusetzen.

Auch musikalisch bleibt alles beim Alten, Komponist James Horner genießt den erneuten Besuch bei de la Vega sichtlich, verwöhnt den Zuschauer nicht nur mit bekannten Melodien aus dem ersten Film, sondern bindet auch neue Themen mit ein.
Herausgekommen ist eindurchweg unterhaltsamer und passender Score, der einige wahre Fanfaren-Stücke bietet, und doch dem spanischen Kern der Story gerecht wird.

Was am Schluss bleibt ist sehr schwer einzuschätzen; zum einen bleibt Die Legende des Zorro weit hinter dem Vorgänger Die Maske des Zorro zurück, sowohl im Bezug auf den Inhalt, als auch die tadellose Durchführung, zum anderen bietet Regisseur Martin Campbell jedoch immerhin eine durchgängige, wenn auch nicht immer stimmige Actionunterhaltung mit einem gut gelaunten Antonio Banderas in der Hauptrolle, der die gesteigerten Fähigkeiten seiner Figur auch zu genießen scheint.
Schade nur, dass im Endeffekt die Charaktere viel weniger zur Geltung kommen, und die witzigen Momente so erzwungen scheinen, dass man oft nicht weiß, ob man lachen soll, oder sich für die Beteiligten schämen müsste. Doch die Mängel sind zum größten Teil am Skript zu suchen, wohingegen die Umsetzung überwiegend gefallen kann, wären da nicht die allzu offensichtlichen Spezialeffekte, die gerade beim Finale derart überhand nehmen, dass man vollständig den Bezug zur ohnehin unrealistischen Szene verliert.
Dass das Zorro-Universum Raum für neue Abenteuer bietet, beweist die Story eindrucksvoll, auch wenn es bei weitem nicht so Agenten-lastig sein müsste – doch wenn man die Erwartungen, die die Beteiligten vor sieben Jahren selbst aufgestellt haben nicht einmal im Ansatz erfüllen kann, sollte man sich vielleicht doch im Voraus überlegen, ob eine filmische Umsetzung dann überhaupt ratsam ist.


Fazit:
Kaum jemand hätte bei Die Maske des Zorro damit gerechnet, dass den Machern international ein so großer Erfolg gelingen würde – wieso man am bewährten Konzept dann bei der lange herbeigesehnten Fortsetzung so vieles ändern musste, wird ein Rätsel bleiben: aus der glaubwürdigen Story mit einem realen Hintergrund ist hier ein Spionage-Abenteuer mit einem Superheld geworden, der ohne weiteres einem Comic entsprungen sein könnte. Dazu garniert das Skript neben einem Sprüche klopfenden Helfer ein Pferd mit allzu menschlichen Eigenschaften und einen Bösewicht, der es mit dem Helden nicht einmal im entferntesten aufnehmen kann.
Dass die Beteiligten ihren Spaß hatten, sei unbestritten, insbesondere Antonio Banderas scheint seine Rolle genossen zu haben und wirkt dabei einsam auf weiter Flur; Catherine Zeta-Jones scheint hoffnungslos unterfordert und wirkt in den künstlichen Bildern beim Finale umso fehlplatzierter. Von den durchschnittlichen bis unterdurchschnittlichen Spezialeffekten abgesehen kleidet Regisseur Campbell seinen durchweg unterhaltsamen Film in routinierte Bilder, die jedoch nicht darüber hinweg täuschen können, dass sich Die Legende des Zorro an ein einfacher gestricktes Publikum mit einer viel geringeren Erwartungshaltung richtet, als der Vorgänger. Wer einen sehr guten, zeitgemäßen Action-Liebesfilm vor berauschender Kulisse erwartet, wird enttäuscht – stattdessen liefern die Macher einen unterhaltsamen, weitgehend inhaltsleeren, selten charmanten 08/15-Sommerfilm, dessen einziger Bonus in der Hauptfigur liegt. Das ist weder überragend, noch notwendig, bedenkt man, dass der bedeutend bessere erste Teil schon vor sieben Jahren bewies, wozu der maskierte Schurkenjäger fähig ist.