Die Addams Family 2 [2021]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 5. November 2021
Genre: Animation / KomödieOriginaltitel: The Addams Family 2
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Greg Tiernan, Conrad Vernon, Laura Brousseau, Kevin Pavlovic
Musik: Jeff Danna, Mychael Danna
Stimmen: Oscar Isaac (Alexander Doering), Charlize Theron (Kathrin Fröhlich), Chloë Grace Moretz (Luisa Wietzorek), Nick Kroll (Michael Iwannek), Javon Walton (Oliver Szerkus), Bette Midler (Joseline Gassen), Conrad Vernon, Bill Hader (Tommy Morgenstern), Wallace Shawn (Werner Böhnke), Snoop Dogg
Kurzinhalt:
Die Tochter von Gomez (Oscar Isaac / Alexander Doering) und Morticia (Charlize Theron / Kathrin Fröhlich) Addams, Wednesday (Chloë Grace Moretz / Luisa Wietzorek), fühlt sich fehl am Platz in ihrer Familie. Ihr Bruder Pugsley (Javon Walton / Oliver Szerkus) lässt sich von Onkel Fester (Nick Kroll / Michael Iwannek) Tipps im Umgang mit Mädchen geben, während ihre Eltern ihre außergewöhnliche Intelligenz ebenso wenig zu schätzen wissen, wie die übrigen, ganz normalen Menschen. Um die Stimmung aufzuheitern, plant Gomez einen Road Trip durch die USA mit der ganzen Familie, doch der Ausflug wird von dem Anwalt Mr. Mustela (Wallace Shawn / Werner Böhnke) gestört, dessen Klient Cyrus Strange (Bill Hader / Tommy Morgenstern) behauptet, Wednesday wäre bei der Geburt vertauscht worden. Tatsächlich gesteht Fester, dass er damals auf der Geburtenstation einiges durcheinandergebracht hat und ein DNA-Test scheint zu belegen, dass Wednesday nicht bei ihrer richtigen Familie aufgewachsen ist …
Kritik:
Bei allen Schwächen konnte man dem Animationsfilm Die Addams Family [2019] wenigstens zugute halten, dass die Verantwortlichen in ihrer wenig subtilen Geschichte ein paar Aussagen verbargen, die das Publikum mitnehmen konnte. In Die Addams Family 2 machen sich die aus dem ersten Teil bekannten Regisseure diese Arbeit nicht. Anstatt die Figuren zu vertiefen, oder eine Story mit einer Bedeutung zu erzählen, wirkt die Fortsetzung wie ein bunter Kaugummi, der trotz künstlicher Geschmacksstoffe doch den Hunger nicht stillt.
Befasste sich der erste Teil mit der Familie Addams insgesamt, steht hier die ebenso intelligente wie diabolische Tochter von Morticia und Gomez im Zentrum: Wednesday. Sie fühlt sich selbst in ihrer kaum als „normal“ zu bezeichnenden Familie als Außenseiterin und darüber hinaus nicht anerkannt für ihre Genialität. Um sie aufzuheitern, plant Gomez einen Road Trip der ganzen Familie, quer durch die Vereinigten Staaten, während seine Mutter zuhause eine große Party feiert. Der Trip steht jedoch unter keinem guten Stern, da die Familie vor Abfahrt von einem Anwalt aufgesucht wird, der behauptet, Wednesday wäre womöglich als Baby im Krankenhaus vertauscht worden und gar keine Addams. Anstatt sich damit zu beschäftigen, ergreifen Morticia und Gomez mit den Kindern die Flucht, wobei ihnen der Anwalt auf den Fersen bleibt. Die Reise in Die Addams Family 2 führt unter anderem zu den Niagarafällen, nach Miami, dem Grand Canyon oder Sleepy Hollow. Lange genug, dass etwas passieren kann, bleibt die Familie ohnehin nicht an einem Ort, abgesehen natürlich von zahlreichen kleineren Katastrophen.
Worauf die Geschichte zusteuert, ist keine große Überraschung und auch wie sich das letzte Drittel entwickelt, wird ein älteres Publikum von Weitem kommen sehen, selbst wenn es inhaltlich dürftig und im Kern hanebüchener Blödsinn ist. Was dabei am meisten verwundert ist die Tatsache, es kaum nennenswerte Nebenhandlungen gibt, die auch irgendeine Bedeutung hätten. Zwar gibt es Onkel Fester, der sich langsam in ein Tier verwandelt, und auch Vetter Itt, der hier eine größere Rolle zu spielen scheint, nur hat er schließlich nichts zu tun. Sicher, er fährt Jet-Ski, fliegt viel durch die Luft und tanzt, aber einen Grund, dass er Teil der Story ist, gibt es nicht. Außer, dass Kinder lachen, wenn sie ihn sehen, weil er wie ein Haarknäuel aussieht. Sohn Pugsley mag sich für Mädchen interessieren, wirklich voran bringt das seine Figur aber auch nicht.
Die Addams Family 2 setzt auf den düster anmutenden Humor, der davon ausgeht, dass die Familie überall, wo sie auftaucht, für Schrecken sorgt, selbst wenn sie gar nichts tut. Schienen ihre Auswahl an Farben und Kleidung, ihre verschrobenen Geschmäcker allgemein, im ersten Film aber noch stellenweise amüsant und sorgten dafür, dass man sich mit ihnen gerade auf Grund ihres Andersseins solidarisierte, nutzt sich der morbide Humor für alltägliche Dinge, die hier durch schaurige Ausdrücke der Addams-Familie ausgetauscht werden, wenigstens für Erwachsene sehr schnell ab.
Das Aussehen des Films ist wie zuvor eine Mischung aus stark überzeichneten Figuren und überraschenderweise gar nicht so unnatürlichen Hintergründen. So wirken die Charaktere zwar gelegentlich wie ein Fremdkörper in der Szenerie, aber der eigenwillige Look kann an sich durchaus gefallen. Es gibt sogar einige Einstellungen, in denen beispielsweise das Wasser oder Regentropfen besonders eindrucksvoll aussehen. Dass das sehr junge Zielpublikum hier angesprochen wird, liegt aber wohl eher an der oftmals sehr bunten Präsentation und den Musikeinlagen. Denn wie in vielen an Kinder gerichteten Animationsfilmen üblich, wird bei Die Addams Family 2 ein paar Mal gesungen und öfter noch getanzt. Auch das ist inhaltlich nicht notwendig und bringt die Geschichte überhaupt gar nicht vorwärts, aber gerade Kinder können sich unterhalten lassen.
An die richtet sich auch ganz eindeutig der Humor, der bis auf einige wenige Wortwitze aus Slapstick besteht, den man so lange kommen sieht, dass er nicht wirklich witzig ist, wenn es dann eintritt. Vor allem ganz junge Zuschauerinnen und Zuschauer mögen sich darüber amüsieren, doch es unterstreicht den Eindruck, als hätten sich die Verantwortlichen einfach keine Mühe geben wollen. Zumindest ist das der Eindruck, der am Ende bleibt.
Fazit:
Sieht man mitten im Film – und relativ geballt innerhalb von 15 Minuten – mehrere Anspielungen an Stephen Kings Shining [1977], Carrie [1974] oder einen Wegweiser, der zum Overlook Hotel oder nach Haddonfield (Halloween) führt, drängt sich der Eindruck auf, die Verantwortlichen wollten Witze integrieren, die sich an die Erwachsenen im Publikum richten, denn Kinder werden die Verweise nicht erkennen oder verstehen. Was sie sehr wohl hätten verstehen können, wären Aussagen, die sich bei der Story um Wednesday, die womöglich gar nicht der Addams Familie angehört, aufdrängen würden. Beispielsweise die Botschaft, dass Familie nicht voraussetzt, dass man blutsverwandt ist. Doch diese Themen greifen die Regisseure gar nicht erst auf. Stattdessen präsentieren sie in einer stellenweise durchaus gelungenen Optik, die aber nicht mit „großen“ Animationsfilmen mithalten kann, im besten Fall seichte Unterhaltung für ein ganz junges Publikum. Mag sein, dass dies nie bösartig gemeint ist, aber nicht nur, dass es hier noch weniger zu entdecken gibt, als im ersten Film, es kommt nie Tempo in der Erzählung auf, obwohl immer wieder was geschieht, und es fehlt vor allem an Charme und Herz. Schade.