Der König der Löwen [1994]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. November 2014
Genre: Animationsfilm / FantasyOriginaltitel: The Lion King
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1994
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Roger Allers, Rob Minkoff
Musik: Hans Zimmer
Stimmen: Jonathan Taylor Thomas (Julius Jellinek), Matthew Broderick (Frank-Lorenz Engel), James Earl Jones (Wolfgang Kühne), Jeremy Irons (Thomas Fritsch), Moira Kelly (Alexandra Wilcke), Niketa Calame (Magdalena Turba), Ernie Sabella (Rainer Basedow), Nathan Lane (Ilja Richter), Robert Guillaume (Joachim Kemmer), Rowan Atkinson (Eberhard Prüter), Whoopi Goldberg (Hella von Sinnen), Cheech Marin (Frank Lenart)
Kurzinhalt:
Löwenkönig Mufasa (James Earl Jones / Wolfgang Kühne) ist der unangefochtene Herrscher in Afrika. Zur Geburt seines Sohnes Simba (Jonathan Taylor Thomas / Julius Jellinek) haben sich alle Tiere am Königsfelsen versammelt. Sehr zum Missfallen von Mufasas Bruder Scar (Jeremy Irons / Thomas Fritsch), der sich als rechtmäßigen König sieht. Mit Simba scheinen alle Hoffnungen auf den Thron unerreichbar. Darum fasst er einen Plan, für den er auch die Hyänen um Shenzi (Whoopi Goldberg / Hella von Sinnen) verpflichtet.
Scar reißt die Macht an sich, doch statt Simba zu töten, vertreiben die Hyänen den jungen Löwen nur. Er findet Zuflucht bei Timon (Nathan Lane / Ilja Richter) und Pumbaa (Ernie Sabella / Rainer Basedow). Bei ihnen wächst Simba (Matthew Broderick / Frank-Lorenz Engel) heran und als er durch seine Freundin Nala (Moira Kelly / Alexandra Wilcke) erfährt, dass Scar das Königreich verwüstet, muss sich Simba entscheiden, ob er weiter vor seinem Schicksal davonläuft, oder sich seinem Platz im Kreislauf des Lebens stellt ...
Kritik:
Der Erfolg von Der König der Löwen spiegelt sich nicht zuletzt in mehreren Fortsetzungen, Fernsehserien, dem Musical und dem unzählbaren Merchandising wider. Auch 20 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung versetzt einen das Zeichentrickabenteuer in die Zeit, da man es zum ersten Mal gesehen hat. Vielleicht ist es die Erinnerung daran, die den Film besser erscheinen lässt, als er ist. Der König der Löwen als modernen Disney-Klassiker zu bezeichnen, ist dabei keine Übertreibung, doch erscheint er erzwungener als die beiden Titel, die davor kamen.
Mit Arielle, die Meerjungfrau [1989] gelang den Geschichtenerzählern ein liebevoll detailliertes und lustiges Abenteuer. Die Schöne und das Biest [1991] ist eine zeitlose Liebesgeschichte mit ansteckendem Charme. Beide sind einmalig in ihrem Genre. Bereits die Zeichnungen bei Der König der Löwen erinnern stark an Disneys Das Dschungelbuch [1967] und auch inhaltlich gibt es viele Parallelen. Die Story beginnt mit dem "Ewigen Kreis" (der Kreislauf des Lebens), bei dem alle Tiere im Königreich des Löwen Mufasa ihm seine Aufwartung machen zur Geburt seines ersten Sohnes Simba. Es ist ein wortloser, fünf Minuten dauernder Auftakt, der so viel Anmut und Energie besitzt, nicht zuletzt durch Elton Johns mitreißende Musik, dass der Film sich schwer tut, daran anzuknüpfen. Der König der Löwen erzählt wie zuvor die Story mit gesungenen Liedern, von denen hier neben dem Titellied vor allem "Can You Feel The Love Tonight" in Erinnerung bleibt. Die übrigen Songs stören das Geschehen eher, zumal sich währenddessen auch der Stil der Zeichnungen verändert. Aus den schwelgerischen Landschaften Afrikas werden dann große, bunte oder bemusterte Flächen mit kantigen Tieren. Das mag künstlerischer Anspruch sein und afrikanische Zeichenstilrichtungen imitieren, es passt jedoch schlicht nicht zum Rest.
Mufasas Bruder Scar ist seit langem auf den Thron aus, der nun mit Simba jedoch endgültig unerreichbar scheint. So schmiedet er mit den Hyänen einen Pakt und einen Plan, wie er Vater und Sohn loswerden kann. Dass er in seinem Solo als sinnbildlicher Hammer vor einem Sichelmond emporsteigt, nachdem seine Untertanen zuvor wie die Armeen der kommunistischen Regime marschiert waren, vervollständigt das Bild des hollywoodtypischen Schurken, der den rechtschaffenen Herrscher der freien Welt hinterhältig angreifen will. Ob in einem kindgerechten Disney-Film Werbung für Politik betrieben werden muss, sei dahingestellt.
Im Exil angekommen, trifft Simba auf das Erdmännchen Timon und das Warzenschwein Pumbaa, die ihn bei sich aufnehmen. Nach dem eingängigen Song "Hakuna Matata" überspringt die Geschichte einen großen Zeitraum, in dem Simba heranwächst, während Scar das Königreich in den Ruin regiert. So charismatisch die Figur von Scar gelungen ist, so blass sind einerseits seine Helfer die Hyänen, aber auch Simba, der kaum an Profil gewinnt. Insofern ist ihr unausweichlicher Kampf um die Herrschaft im Königreich unfair, da man sich insgeheim wünscht, Scar würde gewinnen.
Überhaupt scheint es, als wären die Filmemacher weniger an den Figuren oder der Geschichte interessiert, die vollkommen schnörkellos geradlinig erzählt ist, als vielmehr an der Präsentation derselben. Die überzeugt nicht zuletzt auf der Blu-ray-Veröffentlichung durch eine kaum dagewesene Bildschärfe, leuchtende Farben und einen tollen Sound, bei dem auch Hans Zimmers mitunter überraschend sanfter Score zur Geltung kommt. Dass die deutschen Songs klingen, als wären sie von englischen Sängern mit stark konstruierten deutschen Texten gesungen worden, kann man dem Film nicht zum Vorwurf machen, es passt jedoch zur äußerst durchwachsenen Synchronisation, bei der einzig Thomas Fritsch als deutscher Sprecher zu Jeremy Irons in Erinnerung bleibt.
Ähnlich verhält es sich mit Der König der Löwen allgemein. Während sich zwei Lieder als Ohrwürmer entpuppen, bei denen man unweigerlich dem Takt folgt, verblassen die meisten anderen wie die eher dürftige Geschichte. Dank des Flairs und einiger Highlights ist er zwar ein moderner Klassiker, aber kein Meisterwerk.
Fazit:
Die Eröffnung ist so atmosphärisch und mitreißend, dass man leicht vergisst, wie wenig der Film hiervon bis zum Ende bewahrt. Die Geschichte ist für die jungen Zuschauer nicht zu düster erzählt und kommt ohne wirkliche Überraschungen daher. Die traurigen Momente werden im Nu durch lustige Songs überbrückt und auch die bösen Hyänen gackern und kichern so viel, dass sie nicht wirklich böse sind.
Das macht den Film leicht zugänglich und die Oberflächlichkeit machen die Filmemacher durch die drolligen Figuren und die einladende Landschaft wieder wett. Auch die Musik, deren Songs bis auf zwei Ausnahmen stark an die letzten Disney-Zeichentrickfilme erinnern, gefällt bei Der König der Löwen. Schade ist nur, dass die Story dem nicht Rechnung trägt, auch wenn das Zielpublikum das kaum bemerken wird. Sieht man sich allerdings die Klassiker an, die diesem hier vorausgehen, fehlt es ihm schlicht an Herz.