Deadpool 2 – Super Duper $@%!#& Cut [2018]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. Mai 2024
Genre: Action / Komödie / Fantasy

Originaltitel: Deadpool 2 – Super Duper Cut
Laufzeit: 134 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David Leitch
Musik: Tyler Bates
Besetzung: Ryan Reynolds, Josh Brolin, Morena Baccarin, Julian Dennison, Zazie Beetz, T. J. Miller, Brianna Hildebrand, Jack Kesy, Leslie Uggams, Karan Soni, Stefan Kapičić (Stimme), Eddie Marsan, Shioli Kutsuna, Randal Reeder, Sala Baker


Kurzinhalt:

Seit zwei Jahren bringt Wade Wilson (Ryan Reynolds) alias Deadpool Schurken des organisierten Verbrechens auf seine unkonventionelle und wenig zimperliche Art zur Strecke. Wiedervereint mit Vanessa (Morena Baccarin), könnte er sich kaum mehr wünschen – bis ein Gangster, den Wade nicht erwischt hat, ihn ausfindig macht und ihm die Person nimmt, die ihm am wichtigsten im Leben ist. Um seinen Lebenswillen beraubt, geht Wade sogar darauf ein, als Colossus (Stefan Kapičić) ihn erneut in das Team der X-Men integrieren will. Zusammen mit Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand) suchen sie ein Heim auf, in dem Mutanten von ihren Fähigkeiten befreit werden sollen und wo der junge Russell (Julian Dennison) droht, den Heimleiter (Eddie Marsan) zu ermorden. Als sich Wade auf die Seite des Jungen stellt, werden beide verhaftet. Doch kaum im Gefängnis angekommen, erscheint der aus der Zukunft stammende Cable (Josh Brolin), der darauf aus ist, Russell zu töten …


Kritik:
In seiner zweiten Spielfilmregiearbeit liefert John Wick [2014]-Produzent David Leitch mehr davon, was Deadpool [2016] bei seinen Fans so erfolgreich gemacht hat. Gleichzeitig baut er jedoch all die Aspekte aus, die den Film derart zäh erscheinen lassen. Insbesondere im nochmals 15 Minuten längeren Super Duper $@%!#& Cut gerät Deadpool 2 zu einer regelrecht langatmigen, auffallend selbstgefälligen Angelegenheit, dass man sich fragen muss, wie die Verantwortlichen so viel Prominenz für Gastauftritte gewinnen konnten, die mitunter nicht einmal zwei Sekunden dauern.

Wie zuvor beginnt die Geschichte gewissermaßen mittendrin und springt dann zurück, wie der beinahe unsterbliche nebst mit Selbstheilungskräften ausgestattete Wade Wilson in diese Situation gekommen ist, ehe die Story fortgesetzt wird. Wie bereits in einer Szene während des Abspanns des letzten Films angekündigt, ist die zeitreisende Comic-Figur Cable Teil der Geschichte. Zwei Jahre lang bekämpft Wade als Deadpool inzwischen bereits das Organisierte Verbrechen, doch ausgerechnet am Jahrestag, als er den Abend mit seiner Freundin Vanessa verbringen will, stürmt ein Gangster, den Wade zuvor nicht eliminieren konnte, in ihre Wohnung und nimmt Wade die Person, die er am meisten liebt. Colossus nimmt den am Boden zerstörten und selbstzerstörerischen Wade mit zu den X-Men und will ihm eine Aufgabe geben. Als X-Men-Trainee begleitet Wade Colossus und Negasonic Teenage Warhead zu einem Einsatz bei einem Umerziehungsheim für Mutanten. Dort droht der Junge Russell, das Heim mit seinen pyrokinetischen Kräften in Schutt und Asche zu legen, doch als Wade erkennt, dass Russell misshandelt wurde, tötet er selbst einen der Wärter. So werden Russell und Wade verhaftet und mit einem Halsband versehen, das ihnen ihre Kräfte nimmt. Kaum in einem speziellen Gefängnis für straffällige Mutanten angekommen, erscheint der aus der Zukunft stammende, kybernetische Soldat Cable, um Russell zu töten.

Dass Cables Story, der den jungen Russell töten will, ehe dieser selbst zum Mörder wird, nicht mehr ist, als eine Abwandlung von Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991], gestehen die Verantwortlichen immerhin selbst ein, indem sich die Figuren unmittelbar an das Publikum richten und Entscheidungen des Drehbuchs selbst in Frage stellen. Bis Cable überhaupt erscheint, vergeht jedoch sehr viel Zeit, in der Filmemacher Leitch seine Aussagen in schier endlos erscheinenden Wiederholungen verdeutlicht. Es ist ein Aspekt, der Deadpool 2 auch im weiteren Verlauf erhalten bleibt. Sei es, dass sich Wade an die Kamera richtet und das Einspielen der passenden Musik fordert, dass in einer unendlich langen Collage gezeigt wird, wie Deadpool unterschiedliche Gangster auf brutale Weise dezimiert, dass er zig Mal versucht, seinem Leben ein Ende zu bereiten, oder dass Russell am Ende dem Direktor des Heims nachjagt und ihn zig Mal auffordert, einen bestimmten Satz zu sagen. Man hat das Gefühl, als wollte der Superhelden-Film jeden Gag, jede Idee, die beim ersten Mal funktioniert, dadurch übertreffen, indem sie bis zur gefühlten Unendlichkeit wiederholt wird.

Versammelt Wade ein Team, das aber nie zum Einsatz kommt, weil es aus schierem Unvermögen (und Pech) grundlegend dezimiert wird, wird nicht nur der letztlich unnötige Castingprozess in epischer Breite gezeigt, sondern auch, was den Teammitglieder bei ihrem gemeinsamen Einsatz widerfährt. Nicht, dass sie im Laufe des Einsatzes ausscheiden, jedes einzelne Ableben findet noch vor Beginn der Mission statt und was beim ersten Mal noch grotesk und amüsant war, soll dann mit jedem brutalen Tod noch „lustiger“ werden. Tatsächlich sind diese Szenen jedoch nicht nur lähmend langatmig, sondern pausieren die eigentliche Hintergrundgeschichte ebenso, wie wenn sich eine tragende Figur vor ihrem Leinwandtod ein halbes dutzendmal für einen weiteren Spruch aufrappelt. Diese Gags wirken zwar improvisiert, aber sie tragen nichts zur Geschichte oder den Figuren bei, sondern ziehen die ohnehin bereits dünn gestreckte Laufzeit nur noch weiter in die Länge.

Hinzu kommen viele Einzeiler und lockere Sprüche, nicht nur von Wade, sondern auch den übrigen Figuren, die allesamt unterstreichen, dass überhaupt rein gar nichts von dem, was hier geschieht, und sei es emotional noch so schmerzhaft, irgendeine Relevanz oder eine dauerhafte Auswirkung besitzt. Am deutlichsten wird das noch durch die Entscheidung des Drehbuchs am Ende, die sich auf alle Ereignisse des Films auswirkt. Das Paradoxon, das sich daraus ergeben würde, lässt Deadpool 2 bequemerweise unter den Tisch fallen.

Wäre es nicht um die fließend inszenierte, wenn auch oftmals sichtbar am Computer entstandene Action, würde Deadpool 2 noch weniger unterhalten, als es dem inhaltlich mäandrierenden Superheldenabenteuer ohnehin nur mäßig gelingt. Diejenigen, die Teil eins für seine überzogene, oftmals in Zeitlupe eingefangenen Actionsequenzen, die Comedy-Sketch-lastigen Dialoge und die vierte Wand durchbrechende Erzählweise zu schätzen wussten, durch die die Absurdität der Geschichte und der Superhelden-Universen im Allgemeinen durch den Kakao gezogen werden soll, finden hier mehr von demselben. Viel mehr. Doch das macht das Gezeigte weder packender, noch überhaupt interessanter. Wie zuvor erscheint das Konzept des Films eher für einen sich selbst referenzierenden, auf einer Metaebene erzählten Kurzfilm geeignet, denn als abendfüllender Spielfilm. Dass dieser nun nochmal eine halbe Stunde länger dauert, merkt man spürbar – besser macht es das Erlebnis aber nicht.


Fazit:
Man kann es Selbstironie bezeichnen, wenn sich Wade beim Finale ans Publikum wendet und verkündet, dass nun ein Kampf zwischen zwei computergenerierten Figuren folgt – ein Kritikpunkt bei vielen Comicverfilmungen – aber anstatt dieses Klischee anschließend zu umschiffen, folgt Filmemacher David Leitch der Genreformel bis hin zu den zig Szenen während des und nach dem Abspann. Es gibt wenige ernsthafte Momente in der Geschichte, die gleichermaßen dünn wie mit Figuren überfrachtet erscheint, von denen kaum welche ausgearbeitet sind. Dass auch die wenigen Augenblicke, die eine Entwicklung in den Personen voranbringen würden, am Ende keinen Bestand haben, macht die Story nur noch unnötiger. Wie zuvor vereint Deadpool 2 – Super Duper $@%!#& Cut so überzogene wie grafische Brutalität mit einstudiert aufgesetztem, verbalen Humor, der sich regelmäßig um Körperöffnungen und Fortpflanzungsorgane dreht. Es sind kalkulierte „Schocks“, wie auch die Obszönitäten mit sexuellem Bezug, die insbesondere in den Vereinigten Staaten schon deshalb witzig sein sollen, weil sie bei so großen Studiofilmen ungewöhnlich sind. Aber anstatt eine interessante, mitreißende Geschichte voran zu bringen, dienen sie dem reinen Selbstzweck, in einer Endlosschleife gefangen, die so absehbar wie ermüdend ist. Für Fans, nicht für solche, die es werden wollen.