C.S.I. – Tatort Las Vegas: "Viva Las Vegas" [2004]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 31. Dezember 2005
Genre: ThrillerOriginaltitel: C.S.I.: "Viva Las Vegas"
Laufzeit: 44 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Danny Cannon
Musik: John M. Keane, The Who (Titel-Thema)
Darsteller: William L. Petersen, Marg Helgenberger, Gary Dourdan, George Eads, Jorja Fox, Eric Szmanda, Robert David Hall, Paul Guilfoyle, David Berman, Wallace Langham, Reiko Aylesworth, Nicholas Lea, Jose Zuniga
Kurzinhalt:
Dem CSI-Team um Abteilungsleiter Gil Grissom (William L. Petersen) steht eine arbeitsreiche Nacht bevor; während er zusammen mit Greg Sanders (Eric Szmanda) den Mord in einem Nachtclub untersucht, haben es Sara Sidle (Jorja Fox) und Nick Stokes (George Eads) mit einem seltsamen Fund in der Nähe der vermeintlichen Militäreinrichtung Area-51 zu tun. Unterdessen sieht sich Warrick Brown (Gary Dourdan) einem augenscheinlichen Selbstmord gegenüber, obwohl das Opfer seine Taschen zur Abreise gepackt hat und Catherine Willows (Marg Helgenberger) muss einen Fall um eine offensichtlich brutal getötete junge Frau lösen – dabei schwört der Tatverdächtige, dessen Kleidung in Blut getränkt ist, er sei neben der Ermordeten aufgewacht.
Eine Zerreissprobe ist die Schicht auch für die neue Mitarbeiterin im Team Chandra Morre (Reiko Aylesworth), die Greg Sanders' Platz im DNA-Labor einnimmt.
Kritik:
Eine alte Weisheit lautet, dass man aufhören sollte, wenn es am besten ist – dies scheinen sich auch die Macher von C.S.I. zu sagen, die regelmäßig mit überaus starken Episoden die Staffel beenden, und den Zuschauern damit die Wartezeit bis zur nächsten Season entsprechend schwer machen. Dass die Staffelpremieren zudem alles andere als schlecht, aber für gewöhnlich deutlich schwächer sind, als die übrigen Episoden, ist außerdem ein ungeschriebenes Fakt.
Ähnlich verhält es sich bei der Episode "Viva Las Vegas", die von Danny Cannon und Carol Mendelsohn geschrieben wurde und für Kenner der Serie und ihrer Hintergründe einige interessante und witzige Momente bereithält.
So dürfte als erstes auffallen, dass nach langer Zeit einmal wieder sehr viele Fälle behandelt werden, wofür C.S.I. zu Beginn vor fünf Jahren einige Kritik hinnehmen musste. Damals gingen die Macher den notwendigen Schritt von den vielen Fällen weg, und konzentrierten sich nach den ersten Episoden auf wenige, dafür komplexere Tatorte, mit vier Fällen hatte man es aber schon lange nicht mehr zu tun.
Der witzigste Kommentar der Episode stammt allerdings von den beiden Darstellern Jorja Fox und George Eads, die sich in einer kleinen Szenen darüber unterhalten, wer denn nun zu spät gekommen sei – beide wurden vom Sender CBS zu Beginn der Dreharbeiten jener Staffel gefeuert, weil sie darauf spekuliert hatten, durch ein Fernbleiben vom Drehort ihre höheren Gagenforderungen durchsetzen zu können. Wenige Tage später wurden sie allerdings wieder eingestellt (ohne Gagenerhöhung).
Die Idee, das bekannte C.S.I.-Team aus der Sicht eines Neuankömmlings zu beschreiben, ist zudem sehr gelungen, rückt das skurrile Team in ein etwas anderes Licht und erhält trotz der sehr ernsten Fälle (die außerdem einige Überraschungen bereit halten) den Humor bei, den Kenner der Serie zu schätzen gelernt haben. Dass außerdem, zumindest in einem kurzen Moment, ein Handlungselement aus der vorangegangenen Staffel um Sara Sidle wieder aufgegriffen wurde, spricht für die Autoren, die die Hintergründe der Figuren in dieser Staffel mehr einbinden wollen.
Mit zwei weiteren Serien im CSI-Universum wird sich weisen, wie die Macher von C.S.I. die Zuschauer weiterhin vor die Fernseher locken wollen, Eric Szmanda alias Greg Sanders nun aber mit Gil Grissom an den Tatort zu schicken, dürfte aber wie hier auf jeden Fall für interessante Szenen sorgen.
So ist das Skript der beiden Autoren zwar auf Grund der Fülle an Fällen etwas hektisch geraten, alles in allem überzeugen aber sowohl die unterschiedlichen und überraschenden Tatorte samt Auflösung, sowie die natürlichen und gewohnten Charakterzeichnungen – zwar kommen nicht alle in gleichem Maße zum Zug, und wie gewohnt endet die Episode gerade dann, wenn man sich etwas mehr Zeit mit den Figuren wünschen würde, aber alles in allem ist die Vorlage gut gelungen und bietet einen soliden Einstand in eine neue Staffel um das Ermittlerteam.
Dass es hinter den Kulissen mehr oder weniger turbulent zugegangen ist, merkt man den Darstellerleistungen glücklicherweise nicht an, wobei sich die Autoren zurecht weiter auf die beiden Hauptdarsteller William L. Petersen und Marg Helgenberger konzentrieren, wobei Petersen zu Beginn der Dreharbeiten unter Herzproblemen litt.
Beide spielen ihre Figuren gewohnt solide, wobei Helgenberger gerade in den letzten Minuten ihre stärksten Momente auskosten darf und ihr Fall insgesamt am stärksten beleuchtet wird; William Petersen hat im Staffelauftakt zwar recht wenig zu tun, überzeugt aber gerade durch seine ruhige Ausstrahlung, die Fans in den vergangenen Jahren zu schätzen lernten. Es wäre ein Jammer, würde die Serie ohne den Hauptdarsteller vorgesetzt – immerhin will dieser die Serie bald möglichst verlassen, allerdings ist er vertraglich zu zwei weiteren Jahren verpflichtet.
Gary Dourdan stand in der vorangegangenen vierten Staffel ebenfalls im Mittelpunkt einiger Episoden und bewies dort eindrucksvoll, dass er der Verantwortung gewachsen ist – auch in der jetzigen fünften Staffel stehen für ihn wohl einige Veränderungen an. Er macht seine Sache gut, auch wenn sein Fall ein wenig zu kurz kommt.
George Eads und Jorja Fox dürfen zwar den unterhaltsamsten Krimi in dieser Episode lösen, kommen abgesehen davon aber gemeinsam kaum zum Zug – immerhin dürfen beide einen überaus einprägsamen Auftritt in der Episode genießen.
Ebenso Eric Szmanda, der nach wie vor den einfachsten Zugang für die Zuschauer zum C.S.I.-Team darstellt; ihn bei seinem Einsatz mit Grissom zu begleiten ist überaus lehrreich und auch seine Szenen mit Gastdarstellerin Reiko Aylesworth (24 [seit 2001]) gehören zu den unterhaltsamsten der Episode.
Aylesworth hat wie Gastakteur Nicholas Lea zwar wenig zu tun, dafür aber einige wirklich gute Szenen, die einem als Zuseher auch im Gedächtnis bleiben. Wenig zu tun hat hingegen ebenfalls Robert David Hall als Gerichtsmediziner Robbins; der Darsteller, der bei einem Unfall vor über 25 Jahren schwere Verbrennungen erlitt und dem beide Beine amputiert werden mussten, sieht sich selbst in Hollywood als Ausnahme, wenn es um das Verhalten der Studios gegenüber Darstellern mit körperlichen Behinderungen geht – "wenn man die Vielseitigkeit unterstützt, und man der Meinung ist, dass Serien ein Bild dessen widergeben sollen, wie Amerika tatsächlich aussieht, dann müssen Darsteller mit Behinderungen in diese Gleichung eingerechnet werden", so Hall. Auch er hatte in der vorangegangenen Staffel einige sehr gute Episoden und man kann hoffen, dass die Autoren ihn auch in diesem Jahr zum Zug kommen lassen.
Selbiges gilt für David Berman (der hier nicht nur den assistierenden Pathologen mimt, sondern hinter der Kamera für Nachforschungen zu den gezeigten Fällen zuständig ist) und Wallace Langham, die nur sehr kurz zu sehen sind – auch Paul Guilfoyle, der in der letzten Staffel mehr von seinem Können zeigen durfte, ist hier nur in wenigen Szenen zu sehen.
Der Cast ist wie gewohnt sehr gut ausgewählt und auch die Nebendarsteller machen ihre Sache gut; als Zuschauer darf man dennoch offen, dass die Autoren in dieser Staffel wie angekündigt die Figuren genauer beleuchten wollen, und ihren Charakteren damit mehr Tiefe verleihen.
Dass Regisseur, Co-Autor und Produzent Danny Cannon sein Handwerk versteht, hat er schon in zahlreichen Episoden von C.S.I. und auch der Spin-off-Serie CSI: Miami [seit 2002] bewiesen – "Viva Las Vegas" ist hier keine Ausnahme; neben interessanten Kameraperspektiven, gekonnt eingebauten Zeitlupen, und dem geschickten Einsatz von Farbfiltern, erwartet den Zuschauer vor allem eine interessante, weil auf den verschiedenen Ebenen der darauffolgenden Ermittlungen stattfindende Anfangs-Collage, die zwar im ersten Moment etwas wirr erscheint, aber im Rückblick auf die Episode doch sehr gekonnt zusammen gestellt ist.
Dass die Tatorte wieder ansprechend und mit einem nicht zu leugnenden Hang zum Realismus eingefangen sind, war nicht anders zu erwarten und weder Kamera, noch Schnitt enttäuschen – auch wenn ein paar wenige, eingestreute Einstellungen, die unverkennbar an den Matrix [1999]-Stil erinnern, ein wenig unpassend wirken.
Musikalisch gibt es von Komponist John M. Keane ebenfalls gewohnte Klänge zu hören, die eingestreuten, gesungenen Lieder passen wie gewohnt zu den Szenen-Zusammenstellungen – gut gelungen ist jedoch vor allem die Musik bei Sara Sidles erstem Auftritt, wobei der Cue zugegebenermaßen äußerst kurz geraten ist.
Die atmosphärische Untermalung der Episode bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau und dürfte Stammzuschauer deshalb nicht überraschen.
Freuen darf man sich als Fan jedoch – als Ausblick – auf das 85-minütige Staffelfinale der aktuellen fünften Staffel, das von Hollywood-Regisseur und C.S.I.-Fan Quentin Tarantino inszeniert wurde und auch nach einer Idee von ihm entstand. Mit Traumquoten von 30 Millionen Zuschauern konnte sich die Serie damit verständlicherweise wieder auf Platz 1 positionieren. Und auch wenn noch Monate vergehen werden, ehe der TV-Film hierzulande über die Bildschirme flimmert, die Produzenten der Serie haben sich den Erfolg von CSI: Miami offensichtlich zu Herzen genommen, und wollen in dieser Staffel das Privatleben der Figuren weiter in den Mittelpunkt rücken – dabei dürfte die erste Überraschung am Ende von "Viva Las Vegas" für einige Zuschauer wirklich unerwartet daher kommen und für die restliche Staffel Vieles verheißen.
Fazit:
Kaum eine US-Serie erfreut sich derart großer Beliebtheit, wie C.S.I., das trotz zweier Ableger immer noch zu den meistgesehenen Formaten der Woche gehört – auch in Deutschland ist das CSI-Universum bei Zuschauern äußerst beliebt.
Dass es den Machern nach der Sommerpause ohne Umschweife gelingt, in das bekannte Flair der Serie einzutauchen, ist ihnen hoch anzurechnen und in der Tat haben sich die beiden Autoren für den Staffelauftakt einige sehr interessante Fälle ausgesucht, die dank der soliden Inszenierung von Regisseur Danny Cannon auch ansprechend dargebracht werden.
Zwar kommen die Akteure hier noch ein wenig kurz, doch verspricht die Premiere der neuen Season auch für die kommenden Episoden beste Unterhaltung auf gewohnt hochwertigem Niveau; was die jetzige Staffel für die Zuschauer bereithält lässt sich zwar nur erahnen, mit "Viva Las Vegas" legen die Produzenten jedoch nicht nur einen wirklich guten Start vor, sondern legen gleichzeitig den Grundstein für einige überaus sehenswerte Handlungsstränge, die auch im Laufe der nächsten 24 Episoden weiter ausgebaut werden.