Broken City [2013]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 15. Februar 2014
Genre: ThrillerOriginaltitel: Broken City
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Allen Hughes
Musik: Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne
Darsteller: Mark Wahlberg, Russell Crowe, Catherine Zeta-Jones, Jeffrey Wright, Barry Pepper, Kyle Chandler, Alona Tal, Natalie Martinez, Michael Beach, James Ransone, Griffin Dunne, Odessa Sykes
Kurzinhalt:
Sieben Jahre nachdem Polizist Billy Taggart (Mark Wahlberg) seine Marke abgeben musste, wird er vom Bürgermeister Hostetler (Russell Crowe) angerufen. Kurz vor seiner Wiederwahl beauftragt er Billy herauszufinden, mit wem ihn seine Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) betrügt. Er fürchtet, dass wenn allein die Tatsache an die Presse gelangen würde, sein Wahlerfolg gefährdet wäre. Billy beginnt zu ermitteln und findet wenig später den Wahlkampfmanager Paul Andrews (Kyle Chandler), der für Hostetlers Widersacher Jack Valliant (Barry Pepper) arbeitet, bei Cathleen.
Sie spricht Billy auf seinen Beschattungsauftrag an und sagt ihm, dass es um mehr ginge, als er ahnt. Auch, dass er nur benutzt würde. Als wenig später eine Leiche auftaucht, hat es den Anschein, als würde sie Recht behalten. Zumal eine Verbindung zwischen dem Bürgermeister und Sam Lancaster (Griffin Dunne), dem eine Abrissfirma gehört und der auf einen Großauftrag von der Stadt hofft, immer deutlicher wird ...
Kritik:
Das Drehbuch zu Broken City von Erstlingsautor Brian Tucker wartet mit beinahe einem Dutzend Figuren auf, die im Lauf der Geschichte alle etwas zu tun bekommen. Sieht man sich die Verstrickungen hinter dem Komplott um den in Ungnade gefallenen Polizisten Billy Taggart an, könnte man meinen, der Film basiere auf einem Roman oder einer Mini-Serie. Doch so interessant das Geflecht auch ist, die Auflösung, die lange angekündigt wird, hält der langen Vorbereitung nicht Stand.
Die Hintergrundgeschichte um die Privatisierung von Sozialwohnungen, die Gerüchten zufolge nach dem Verkauf der Stadt an eine Investmentgruppe abgerissen und durch hochpreisige Wohnanlagen ersetzt werden sollen, ist durchaus brisant und bedauerlicherweise auch realistisch. Dabei verspricht der New Yorker Bürgermeister Hostetler – düster, aber mit wenig Feuer gespielt von Russell Crowe – dass es den Menschen dort nach dem Verkauf besser gehen würde, als zuvor. Dass nur so notwendige Sanierungen vorgenommen werden könnten und der neue Eigentümer sich an zuvor geschlossene Verträge halten müsse. Dass dieses Projekt ausgerechnet zur Zeit seiner Wiederwahl in die Medien gelangen musste, ist für ihn überaus ungünstig. Sein Konkurrent Jack Valliant hofft, dass Hostetler dadurch angreifbar ist, doch Valliants Wahlkampfmanager Andrews glaubt, nur mit fairen Mitteln gegen den amtierenden Bürgermeister gewinnen zu können.
Kurz vor der Wahl engagiert Hostetler den Privatdetektiv Taggart, der sieben Jahre zuvor den Polizeidienst quittieren musste, auch wenn die Anklage gegen ihn wegen Mordes bei der Dienstausübung, abgewiesen worden war. Er soll herausfinden, mit wem Hostetlers Frau Cathleen fremdgeht. Als wären dies nicht schon genügend Aufhänger für eine Thrillerstory, stellt Broken City mit der aufstrebenden Schauspielerin Natalie Billys Freundin vor, deren Schwester vor sieben Jahren vergewaltigt und ermordet wurde – Billy hatte den Täter damals erschossen und eben darüber seinen Job verloren. Außerdem ist er trockener Alkoholiker und seit vielen Jahren clean. Der Titel des Films könnte ebenso gut "Kaputter Billy" lauten.
Dass der scheinbar ehrenwerte Bürgermeister mehr im Schilde führt als er zugibt, ist von Beginn an absehbar. Mit wem seine Frau ihn allerdings betrügt und wie bereits in den sieben Jahre zurückliegenden Fall der Polizei Commissioner Fairbanks verwickelt ist, bleibt lange Zeit im Unklaren. Je tiefer Billy gräbt, als eine Leiche entdeckt wird, umso undurchsichtiger werden bestimmte Teile des Puzzles, während sich andere – das Wohnprojekt – nur bestätigen. Dem Drehbuch gelingt es, das Interesse dadurch hoch zu halten, dass Billy immer wieder angekündigt wird "Da ist noch mehr.", auch wenn ihm niemand genau sagen will, was.
Doch je weiter der Privatdetektiv und seine Assistentin Katy in das Komplott verwickelt werden, umso mehr vergisst der Thriller die Nebenhandlung um Billys Freundin Natalie, die urplötzlich nicht mehr da ist. Für die Rahmenhandlung mag sie dabei zwar notwendig sein, doch hätte sich das auch anders lösen und somit eine letztlich unnötige Figur einsparen lassen. Dann würde Broken City allerdings um eine angedeutete Liebesszene erleichtert, die Billy zurück in den Alkohol treibt.
Es scheint eine Gesetzmäßigkeit, dass je weiter oben im Wolkenkratzer der Macht man sich umsieht, man niemanden mehr findet, der eine weiße Weste besitzt. Insofern ist an den Figuren, die das Drehbuch zeichnet vermutlich mehr dran, als man glaubt. Doch Regisseur Allen Hughes, der seinen Thriller in tadellose, aber im Vergleich zu früheren Werken wie From Hell [2001] oder The Book of Eli [2010] wenig originelle Bilder kleidet, fehlt es hier an einer Figur, mit der man mitfiebert. Billys Abhängigkeiten machen ihn ebenso wenig sympathisch wie seine Vergangenheit, die vom Prolog weg wie ein Damoklesschwert über ihm schwebt. So bleibt man stets unbeteiligter Zuschauer dabei, wie der Sumpf aus Mauschelei und Intrigen Stück für Stück freigelegt wird. Packend ist das leider nicht.
Fazit:
Je häufiger Billy Taggart und mit ihm man selbst gesagt bekommt, dass hinter alledem viel mehr stecken würde, als der bloße Verkauf der Sozialwohnsiedlung, steigt die Erwartungshaltung. Und man fragt sich, weswegen Billy niemanden fragt, was das denn sei. Kommt die Auflösung, ist sie angesichts des Hypes im Vorfeld eine Enttäuschung, wenn auch zumindest nicht unrealistisch. Der Thriller stellt viele Figuren vor, die später allesamt nochmals in Erscheinung treten. Nur hätte man dies komprimieren und so vielleicht auch mitreißender machen können.
Die Darsteller, angeführt von Mitproduzent Mark Wahlberg, geben sich engagiert, sind aber bei weitem nicht so gefordert wie in anderen Rollen. Dass der häufig unterschätzte Barry Pepper zur Randfigur verkommt, ist bedauerlich. Das Komplott und die Verflechtungen, die Broken City hier seziert, sind alle glaubwürdig, ebenso wie das Schicksal der Figuren. Würde ihre Geschichte nur dichter und mitreißender erzählt werden.