Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück [2001]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. Februar 2004
Genre: Komödie / LiebesfilmOriginaltitel: Bridget Jones's Diary
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: Großbritannien / Frankreich
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Sharon Maguire
Musik: Patrick Doyle
Darsteller: Renée Zellweger, Gemma Jones, Celia Imrie, Jim Broadbent, Colin Firth, Charmian May, Hugh Grant
Kurzinhalt:
Bridget Jones (Renée Zellweger) teilt das Leid von Millionen Frauen: in den Dreißigern angekommen ist sie auf der Suche nach Mr. Right, ihrem Traummann. Gegen den Frust raucht und trinkt sie, und isst so viel, bis sie sich wieder für zu dick hält. Heimlich verknallt ist sie in ihren Chef Daniel Cleaver (Hugh Grant), für den Frauen aber nicht viel mehr als Spielzeuge zu sein scheinen.
In der Tat schafft Bridget es auch, sich Daniel zu angeln, und es geht augenscheinlich in ihrem Leben bergauf. Doch dann muss sie erkennen, dass es Daniel nicht ernst ist, dafür aber Mark Darcy (Colin Firth), den Bridget schon seit ihrer Kindheit kennt. Die beiden hatten nicht den besten Start, und als Daniel sie betrügt, geht ihr Leben wieder vor die Hunde, zumal auch ihre Eltern sich getrennt haben ...
Kritik:
Mehr als 10 Kilogramm nahm Renée Zellweger für ihre Rolle der Bridget Jones zu. Dass sie als gebürtige Texanerin die Rolle der poshen Engländerin überhaupt bekam, hat viele schon vewundert, für ihre gekonnte Darstellerleistung wurde sie aber mit einer Oscarnominierung ausgezeichnet.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Romans avancierte dieser zum Kultobjekt seiner Zielgruppe: Singlefrauen in den 30ern, oder aber unglücklich verheiratete Damen in denselben Jahren. So erging es auch dem Film, der inzwischen als Kultkomödie gehandelt wird und von den Leiden der jungen Bridget erzählt, der es auch partout nicht in den Kopf gehen will, dass ihr Chef, mit dem sie eine Beziehung hat, ihr auf die Frage "liebst Du mich" nur deshalb nicht antwortet, weil er es eben nicht tut.
So mag zwar die pauschale Verurteilung des männlichen Geschlechts für das kollektive Unglücklichsein der Frauen als bester Lösungsansatz der Misere herhalten, ganz so einfach macht es sich die Autorin Helen Fielding aber glücklicherweise nicht.
Auch wenn viele Zuschauer dies als einer der Hauptaspekte sehen und Colin Firth als Ritter in schimmernder Rüstung, verbirgt sich hinter der eingeschüchterten Bridget doch mehr als ein Opfer der Gesellschaft, vielmehr ist sie Portrait einer Generation, die lange auf der Suche nach ihrem Traumprinzen ist, ehe sie erkennt, dass dieser nicht unbedingt ihrem Idealbild entsprechen muss, sondern sich in den alltäglichsten Menschen verstecken kann.
Das reine Äußere, in diesem Fall von Hugh Grant verkörpert, wiegt eben bei weitem nicht so schwer wie jemand, der einen so akzeptiert, wie man ist. Bis Bridget dies aber erkennt, vergeht im Film viel Zeit, Zeit die mancher Zuschauer mit der Frage füllt: kennen wir das nicht schon?
In der Tat, wer sich die Zutaten der Filmumsetzung ansieht, wird sich frappierend an die US-Serie Ally McBeal [1997-2002] erinnert fühlen, gleichwohl Ally alias Calista Flockhart eher wie eine Nobelausführung von Bridget erscheinen mag. Beide Charaktere sind recht erfolgreich in ihrem Beruf, dafür chronisch unerfolgreich bei ihren Liebesbeziehungen. Beide versuchen sich mit Tagträumen über Wasser zu halten und spielen in Gedanken des öfteren durch, wie die Leute auf eine ehrliche Antwort reagieren würden, ehe sie sich in peinlichen Situationen derart erniedrigen, dass das bisschen Selbstachtung und Stolz, das sie noch besitzen in einen Briefumschlag passt.
In Bridget Jones's Diary wirkt dies aber glücklicherweise nicht derart übertrieben, so dass man der Story durchaus mehr Realitätsnähe zusprechen kann. Das Drehbuch benützt allerdings dieselben Stilmittel, angefangen von den peinlichen Situationen, die teilweise schon derart abstrus geraten sind, dass viele Zuschauer nur deshalb darüber lachen, weil ihnen selbst so etwas nie passieren könnte, bis zu den ständigen Selbstgesprächen und der allgemeinen Tolpatschigkeit, die nur durch die eigene Unsicherheit noch übertroffen wird.
Was das in den knapp 100 Minuten ergibt ist ein deutlich überzeichnetes Bild eines Typus Mensch, der die Schuld an der eigenen Unzufriedenheit sehr lange bei anderen Menschen sucht, bis er erkennt, dass er sein Leben selbst in die Hand nehmen muss.
Doch als wäre die Figur von Bridget nicht schon überzeichnet, ist es der Verlauf bis zum Happy End ebenso, was durch das kitschig-klischeehafte Setting auch noch entsprechend eingerahmt wird.
Das Drehbuch schafft es dabei zwar in comichafter Art und Weise, Bridgets Charakter vorzustellen und auch auszubauen, eine richtige Entwicklung findet aber erst nach 60 Minuten statt, als sie erkennt, dass sie auch auf eigenen Beinen stehen kann. Die anderen Personen im Film entsprechen den üblichen Klischees, angefangen von Karrieremann Daniel, der Bridget nur als Aperitif missbraucht, und das männliche Opfer seiner eigenen Gutmütigkeit Mark Darcy. Auch die zerstrittenen Eltern von Bridget dürfen nicht fehlen, die sich am Ende doch wieder vertragen. Wenn man sich diese Ansammlung an Klischees aber ansieht vermisst man eines als Zuschauer eindeutig: den Wink mit dem Zaunpfahl, dass diese Beschreibungen eigentlich als Parodie angesiedelt sind.
Statt die Ausgangssituation als bissige Komödie auszubauen begnügt sich das Skript mit den üblich peinlichen Auftritten von Bridget Jones, die aber großteils nach demselben Prinzip ablaufen, die Story selbst tritt dabei zu lang auf der Stelle, ohne wirklich voran zu kommen, oder zumindest eine grobe Richtung einzuschlagen.
Zumindest wird dies durch eine wirklich witzige Prügelei wieder aufgelockert, ehe Bridget im sicheren Hafen landet.
Alles in allem macht das Drehbuch aber einen eher zwiespältigen Eindruck, gleichwohl dasselbe Rezept auf Grund der detailreicheren Beschreibung ihrer Gefühlsweilt deutlich besser in Romanform funktionieren mag.
Die Darsteller leisten dabei eine durchweg gute Arbeit, Zellweger gibt sich besonders bei ihrem britischen Akzent in der Originalfassung Mühe und überzeugt sowohl in den peinlichen, als auch in den Szenen, in denen sie die Initiative ergreift.
Colin Firth wirkt mit seiner ruhigen Art beinahe schon zu "gut", ehe er in der handfesten Auseinandersetzung auch noch seine Muskeln spielen lassen darf – insgesamt macht er aber einen sehr sympathischen Eindruck und bringt die typisch englische Art seiner Filmfigur gut zum Ausdruck.
Ein Highlight ist zweifelsohne Hugh Grant, der hier einmal nicht als sympathisches Opfer dargestellt wird, sondern der eigentliche böse Junge ist, der seine Mitmenschen für sich ausnutzt. Die Rolle scheint ihm sichtlich Spaß gemacht zu haben.
So ergeht es auch dem Rest der Besetzung, die es teilweise sichtlich genießt, die typische Englischen Eigenschaften (das allgemeine Unwohlsein bei peinlichen Situationen) gekonnt vorzuführen.
Die Inszenierung bewegt sich auf einem deutlich höheren Niveau, als es bei normalen Komödien der Fall ist, dank interessanter Kamerafahrten und Schnittfolgen gelingt der Regisseurin eine gute Umsetzung, die auch mit den entsprechenden Schauplätzen aufwarten kann.
Hier wäre kaum etwas besser zu machen gewesen.
Ebenso wie bei der musikalischen Untermalung, die sich dezent im Hintergrund hält, aber doch genügend Stimmung aufkommen lässt.
Die Erkenntnis nach knapp 100 Minuten mit Bridget Jones ist eher ernüchternd, zwar leisten Regisseurin und die Darsteller eine durchweg gute Arbeit, was der Komödie aber fehlt ist irgend ein frisches, neues Element. Weder die Gesellschaftskritik, noch die Lovestory selbst bieten Überraschungen oder können einen mitreißen.
Das mag für Menschen, die sich eben in den Lebenssituationen befinden anders aussehen, als reiner Zuschauer fühlt man sich bei Bridget Jones aber um die eigentliche Aussage des Films betrogen.
Als englische Ausgabe von Ally McBeal funktioniert der Film zwar tadellos, doch wie beim totgelaufenen Serienkonzept werden in den eineinhalb Stunden Film dieselben Schwächen deutlich.
Fazit:
Als Gesellschaftssatire zu seicht, als Liebeskomödie zu wenig auf das eigentliche Thema fixiert, gibt sich Bridget Jones am ehesten als eine halbherzige Charakterisierung eines bestimmten Typs Frau – doch anstatt hier einen richtigen Lösungsansatz zu bieten und Bridget ihr Leben selbst in den Griff bekommen zu lassen, verliert sich das Skript in sich ständig wiederholenden Peinlichkeiten, die zwar ganz nett anzusehen sind und auch einige wirkliche Lacher beherbergen, die aber keinesfalls ein erneutes Anschauen rechtfertigen und die ohnehin zu kurz gekommene Charakterentwicklung erklären würden.
Nett, wenn auch nicht wichtig.