Breakdown [1997]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Juni 2007
Genre: Thriller

Originaltitel: Breakdown
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Jonathan Mostow
Musik: Basil Poledouris
Darsteller: Kurt Russell, J.T. Walsh, Kathleen Quinlan, M.C. Gainey, Jack Noseworthy, Rex Linn, Ritch Brinkley, Moira Harris, Kim Robillard, Thomas Kopache


Kurzinhalt:
Auf dem Weg nach San Diego, streikt der neu gekaufte Jeep von Jeffrey Taylor (Kurt Russell) und seiner Frau Amy (Kathleen Quinlan). Abgeschnitten von der Zivilisation fährt Amy mit dem Trucker Warren Barr (J.T. Walsh) mit in die nächste kleine Ortschaft, um dort eine Abschleppfirma anzurufen.
Es vergehen Stunden, ehe Jeff, ohne von seiner Frau zu hören, den Wagen selbst wieder in Gang bekommt. Als er Amy an dem vereinbarten Treffpunkt aufsuchen will, ist sie nicht da – und angeblich nie dort gewesen. Schon kurz davor, in Panik zu verfallen, macht sich Jeff auf die Suche im Umkreis und findet den Truckerfahrer Barr. Doch auch als Sheriff Boyd (Rex Linn) dazu stößt, behauptet er, Taylor und seine Frau nie zuvor gesehen zu haben.
Erst wenig später, als er von Unbekannten eingekesselt und gefangen genommen wird, begreift Jeff; seine Frau wurde gekidnappt und sollte er nicht innerhalb von einer Stunde das Lösegeld aus einer nahe gelegenen Bank holen, wird Amy sterben. Ohne die finanziellen Mittel zu besitzen, versucht Jeff, den Spieß umzudrehen – und gefährdet dabei nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Frau ...


Kritik:
Jonathan Mostow war schon mehrere Jahre in Hollywood beschäftigt, als ihm bei einer Fahrt durch Las Vegas mit seiner Ehefrau die Idee zu Breakdown kam. Wenig später verfasste er zusammen mit Autor und Produzent Sam Montgomery das Skript zu seinem ungewöhnlichen Thriller der einige bekannte Elemente miteinander verbindet, und sich trotz allem nicht eindeutig in eine Schublade stecken lässt.
Für Mostow war es die Eintrittskarte in die großen Studios Hollywoods; sein größtes Projekt war dabei Terminator 3 - Rebellion der Maschinen [2003], wofür er viel Kritik einstecken musste. Doch ändert das an seinem ungewöhnlichen Road-Movie nichts, das ähnlich wie Steven Spielbergs Duell [1971] mit den Urängsten eines jeden Autofahrers spielt. Im Falle von Mostows Drehbuch bekommt das Grauen zwar ein Gesicht und eine Agenda, verständlicher oder weniger tragisch wird es dadurch aber nicht.

Die Ausgangslage ist dabei so einfach wie perfide, und beunruhigt eben aus dem Grund, weil sie ein alltägliches Szenario widerspiegelt. Was die Autoren allerdings daraus machen, läuft in eine andere Richtung, als in George Sluizers Spurlos verschwunden [1988] und nimmt zugegebenermaßen ein wenig zu schnell die Züge einer richtigen Entführung an.
Verstörend ist dabei insbesondere, dass ganz und gar nicht absehbar ist, wer alles zu Entführern gehört, und zu sehen, wie sich Jeff Taylor vom zurückhaltenden Ehemann in den verzweifelten Retter und einzigen Hoffnungsschimmer seiner Frau wandelt, ist ebenso packend wie (in Hinblick auf seine Unterlegenheit) deprimierend.
Weitab von den ansonsten heroischen Protagonisten zeichnet das Skript die Bemühungen eines ganz gewöhnlichen Mannes, der in außergewöhnliche Umstände geworfen wird und sich dort nun zurecht finden muss. Mit viel Gespür für die Figuren, sehr pointierten, weil auch in Nebensätzen immer erdrückenden Dialogen und einem sich immer weiter spinnenden Netz aus Verschwörern im tiefsten Nirgendwo der USA, überzeugt das Skript auch beim merklich actionbetonteren Finale, das trotz einer gelungenen Autoverfolgungsjagd an sich den Schwachpunkt des Films darstellt.

Auch die Darsteller scheinen das Potential des Skripts erkannt zu haben, und so geben sich auch Nebendarsteller wie Rex Linn als mobiler Sheriff merklich Mühe, ihre Figuren mit der notwendigen Authentizität zu verkörpern.
So auch Kathleen Quinlan, von der allerdings auf Grund des Themas nur wenig zu sehen ist. Sie macht ihre Sache sehr gut, scheint vor allem an der Seite ihres Drehpartners nicht unterzugehen, sondern kann sich tadellos gegen Kurt Russell behaupten.
Russell kann hier glücklicherweise seine Darbietung aus Flucht aus L.A. [1996] wieder wettmachen, auch wenn er nicht genügend für Star Force Soldier [1998] entschädigt. Weder muskelbepackt, noch als Genie mit Pfadfinderfähigkeiten ausgestattet, mimt der sympathische Darsteller die Rolle des ahnungslosen und zunehmend verängstigten Ehemanns mit einer Überzeugung, dass nie Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bedrohung aufkommen.
Gleichzeitig bietet ihm der leider nur wenig später verstorbene J.T. Walsh als Truckerfahrer und Strippenzieher der Entführung mit einer geradezu diabolischen Ausstrahlung Konkurrenz, die ihm vom ersten Moment vor der Kamera anhaftet, auch wenn man zu jenem Zeitpunkt noch nicht genau definieren kann, weswegen Warren Barr so unsympathisch wirkt. Beide zusammen liefern sich ein gekonntes Katz- und Mausspiel, bei dem die übrigen Darsteller zwar alle gut mitspielen, aber im Endeffekt jeweils im Schatten der drei Protagonisten stehen.
Der Cast wirkt stimmig, und insbesondere in Hinblick darauf, dass es renommierte, wenn auch nicht hochbezahlte Akteure sind, umso professioneller ausgewählt.

Handwerklich verlässt sich Mostow auf seinen Kameramann Douglas Milsome, der zwar bereits bei Robin Hood - König der Diebe [1991] beteiligt war, aber immerhin auch beim vermurksten Erotik-Krimi Body of Evidence [1993] für die Optik verantwortlich war.
Er macht seine Sache hier aber ausgesprochen gut und nutzt interessanterweise die kaum abschätzbaren Weiten der Landschaft, die karge Wüstenvegetation und die grundsätzlich rotstichigen Bilder, um gleichzeitig ein Gefühl des Verlassenseins beim Zuschauer zu erzeugen, wie die Klaustrophobie der gesamten Situation auszudrücken. Der Spagat gelingt und zieht das Publikum noch mehr in den Bann der Geschichte, die immer schneller Fahrt aufnimmt.
Auch die Actionszenen zum Schluss hin sind exzellent fotografiert, Kamera und Schnitt harmonieren sehr gut und wirken nie unstrukturiert oder gekünstelt.

Auch die minimalistische und einprägsame Musik von Altmeister Basil Poledouris, der im letzten Jahr leider einem Krebsleiden erlag, trägt ihr Übriges zur gelungenen Atmosphäre des Films bei.
Fernab von der Imposanz des Conan, der Barbar [1982]-Themas, und auch nicht so heorisch wie bei Starship Troopers [1997], zeichnet sich die Musik durch einige einfache Merkmale aus, die in wiederkehrenden Themen eingearbeitet werden, und immer dann für eine unheimliche Stimmung sorgen, wenn man glaubt, man habe das hinterlistige Spiel der Entführer durchschaut.
Der passende Score verleiht dem Film durch seine unaufdringlichen Melodien ebenso einen dokumentarischen Stil, wie die Inszenierung selbst, die (ohne wackelige Handkameras) immer wieder scheint, als würde der Zuseher dem restlichen Geschehen wie eine weitere Person beiwohnen.

Bei wie vielen Filmen sich Mostows Breakdown bedient, sei außer Acht gelassen, und im Endeffekt ist die Idee auch nicht völlig neu, sondern lediglich aus verschiedenen Quellen zusammen getragen – und entscheidend: Sie ist sehr gut ausgearbeitet.
Statt halbherzig bei anderen Produktionen zu klauen, nimmt der Filmemacher die Gelegenheit war, einen Genremix zu erzählen, der es auf Grund der Alltagssituation in sich hat. Grundsätzlich immer einen Schritt voraus beängstigen die Bösewichte schon deshalb, weil nicht klar ist, um wie viele es sich letztlich handelt, und auch wenn man sich einen guten Ausgang wünscht, die ungeschönte Brutalität, die hier mitunter gezeigt wird, verheißt doch eine ganz andere Auflösung.
So bleibt der Thriller wenn auch nicht unvorhersehbar doch überraschend und markiert einen gelungenen Leinwandeinstand eines handwerklich grundsätzlich überaus talentierten Regisseurs.


Fazit:
Atmosphärisch und durch den Realismus der gesamten Situation beunruhigend, gelingt Jonathan Mostow mit seinem Film ein ebenso spannender, wie beunruhigender Thriller, der sich vor anderen seiner Zunft nicht zu verstecken braucht.
Dank der sehr guten Darsteller und der tadellosen Inszenierung, haftet Breakdown auch nach zehn Jahren noch etwas Zeitloses an, und man darf in gewissem Sinne froh sein, dass die neueste Welle der plumpen Folter-Thriller damals noch nicht zugeschlagen hatte.
Über jenem Genre steht der bedrückende Thriller zweifellos und fesselt insbesondere all diejenigen, die jemals irgendwo im Nirgendwo eine Autopanne hatten.