Bowfingers große Nummer [1999]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 05. November 2002
Genre: KomödieOriginaltitel: Bowfinger
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 6
Regie: Frank Oz
Musik: David Newman
Darsteller: Steve Martin, Eddie Murphy, Heather Graham, Christine Baranski, Jamie Kennedy
Kurzinhalt:
Hollywood: Die Stadt, in der Menschen zu Stars werden und Stars zu Psychiater-Junkies. Produzent Bobby Bowfinger (Steve Martin) versucht hier, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und träumt davon, endlich einen großen Hit zu landen, der ihn in eine Liga mit Legenden wie Steven Spielberg bringen würde.
Eines Tages bekommt er ein Drehbuch, in dem er den Durchbruch sieht. Bowfinger setzt alles daran, seinen Independent-Film umzusetzen. Die Geldgeber wären bereit, den Streifen zu finanzieren, wenn der etwas paranoide Filmstar Kit Ramsey (Eddie Murphy) darin mitspielen würde. Doch der hat die Nase voll vom Hollywood-Einerlei. Daher ersinnt Bowfinger einen Plan: Er will die Szenen des Films im echten Leben so stellen, dass Ramsey, ohne es zu wissen, mit seinen anderen "Co-Stars", Carol (Christine Baranski) und Daisy (Heather Graham), vor einer versteckten Kamera agiert. Auf Dauer kann das nur schiefgehen.
Kritik:
Wenn Hollywood sich selbst parodiert, endet das im allgemeinen auf zwei Arten: entweder der Film verkommt zu einer Selbstbeweihräucherung, oder aber das Gezeigte ist so abstrus und unrealistisch, dass man als Zuschauer lieber wegsehen würde.
Bowfingers große Nummer liegt irgendwo dazwischen, tendiert aber zu letzterem.
Die Story ist schnell und unkompliziert. Der eigentliche Reiz des Films liegt in den Situationen selbst. Wenn der an Außerirdische glaubende Ramsey ständig mit Szenen aus dem gestellten Film konfrontiert wird, in dem er als Kämpfer gegen Aliens agieren soll, dann erzeugt der arme Charakter beim Zuschauer wirklich Mitleid – und lustig ist's darüber hinaus. Auch die Anspielungen auf die Karrierefrau Daisy (Heather Graham), die sich buchstäblich in die Chefetage schläft, sind sehr gut gelungen.
Doch dass keiner der Beteiligten auf den von Bowfinger eingefädelten Schwindel kommt, ist derart konstruiert, und die Doppelrolle von Eddie Murphy völlig überflüssig, so dass nach einem interessanten Start lange Zeit nur Leerlauf folgt, bis man sich am Schluss fragt "war's das?".
Das Drehbuch ist sicherlich nicht anspruchslos, schon bei den Seitenhieben auf Scientology muss man einfach bewandert genug sein, um so viele Bösartigkeiten entdecken zu können, wie Autor und Hauptdarsteller Steve Martin hat einfließen lassen. Doch dem Drehbuch fehlt der letzte Schliff Zynismus und Vielschichtigkeit, um mit wirklich bissigen Komödien mithalten zu können.
Abgesehen davon kommt der Film über die Ausgangslage mit dem Filmstar wider Willen nie hinaus. Es entwickelt sich nichts, weder die Charaktere, noch die Story. Vor allem findet das Drehbuch nicht den Mut, zu einem gewagteren Schluss, stattdessen wird das Ende versöhnlich und hollywood-like gezeigt, mit einer Schlussszene, die aufgesetzter nicht sein könnte.
Dabei ist das Ensemble, das für den Film eingeladen wurde, wirklich bemerkenswert. Steve Martin spielt wie gewohnt gut, auch wenn er in anderen Rollen schon witziger war. Christine Baranski und Heather Graham können ebenfalls überzeugen – und als neurotischer Star ist Eddie Murphy mit Sicherheit der beste Darsteller im Film. Doch als er dann in seiner Doppelrolle auf die Leinwand kommt, und seine "Haupt"rolle immer weiter in der Versenkung verschwindet, verliert die Geschichte immer mehr an Reiz.
Wieso gerade Eddie Murphy stets in mehreren Rollen in einem Film zu sehen sein muss, ist mir schleierhaft. Eben diese Doppelbesetzungen sind es, die viele Komödien für mich unerträglich machen. In Bowfinger scheint es, als hätte der Autor hier einen Rettungsanker ausgeworfen, weil er mit der ursprünglichen Idee einfach keine neuen Szenen und Einfälle mehr hatte.
Zwar spielt Murphy in der anderen Rolle ebenfalls mit Elan, überflüssig war es dennoch – und als Kit Ramsey (nahe am Nervenzusammenbruch) gefiel er mir auch deutlich besser.
Handwerklich gibt es an dem Film ansich nichts auszusetzen, Kamera, Schnitt und Musik sind ordentlich und fallen nicht negativ auf. Auch die Ausstattung und die gesamte Atmosphäre des Films kann überzeugen.
Die Stars waren da, das Geld auch, allerdings wirkt diese Satire wie die Weichspülvariante einer bittersüßen Komödie, auf den Mainstream zugeschnitten eben. Kein Wunder also, dass der Film seine Kosten gut eingespielt hat – denn im Ernst: wer will schon wissen, wie es in der Traumfabrik tatsächlich zugeht?
Fazit:
Es ist sehr schade, dass das Drehbuch letztendlich nicht das aus den Darstellern herausholen kann, was sie eigentlich zu leisten in der Lage wären. Eddie Murphy kann in einer seiner beiden Rollen wirklich überzeugen. Als Darsteller, der immer näher an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben wird, ist er sehr gut und macht Bowfinger überhaupt erst erträglich.
Für eine ernstzunehmende Satire ist der Film, wie viele Hollywood-Satiren zu überdreht, zu unglaubwürdig und zu hanebüchen. Vor allem der völlig aufgesetzte Schluss bleibt in Erinnerung – und das nicht zum Vorteil.