Borderlands [2024]

Wertung: 1 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. August 2024
Genre: Action / Fantasy / Komödie

Originaltitel: Borderlands
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Eli Roth
Musik: Steve Jablonsky
Besetzung: Cate Blanchett, Kevin Hart, Jack Black (Chris Tall), Ariana Greenblatt, Jamie Lee Curtis, Florian Munteanu, Edgar Ramírez, Janina Gavankar, Gina Gershon, Haley Bennett, Bobby Lee, Olivier Richters, Cheyenne Jackson, Charles Babalola, Benjamin Byron Davis, Steven Boyer, Ryann Redmond, Harry Ford


Kurzinhalt:

Die Eridianer, eine uralte, vermeintlich ausgestorbene Rasse außerirdischer Wesen, hinterließen Fragmente im Universum. Technologie, ohne die selbst die interstellare Raumfahrt kaum vorstellbar wäre. Ihre größte Hinterlassenschaft soll sich in einer Kammer auf dem Planeten Pandora befinden. Was dies ist, ist ebenso ein Geheimnis, wie der Ort der Kammer, die noch nie jemand gefunden hat, selbst wenn es sogenannte Kammer-Jäger in Scharen auf den Planeten zieht, wo sie sich auf der Suche nach dem vermeintlichen Schatz bitter bekämpfen. Dorthin muss Kopfgeldjägerin Lilith (Cate Blanchett) zurückkehren, die die Tochter des einflussreichen Atlas (Edgar Ramírez) finden soll. Tiny Tina (Ariana Greenblatt) wurde von dem Soldaten Roland (Kevin Hart) aus Atlas’ Privatarmee entführt. Auf Pandora angekommen, findet Lilith nicht nur die beiden, sondern auch den plappernden Roboter Claptrap (Jack Black / Chris Tall) und den Kämpfer Krieg (Florian Munteanu), der es sich zum Ziel gesetzt hat, Tiny Tina zu beschützen. Aber nicht nur, dass sich Lilith alsbald Fragen über die wahre Natur ihres Auftrags stellen muss, als sie auf die Kammer-Forscherin Dr. Tannis (Jamie Lee Curtis) treffen, muss sich Lilith auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen …


Kritik:
Jeder Film findet sein Publikum. Wenn nichts über seinen Erfolg gewiss ist, dann zumindest das. Bei der Verfilmung einer der erfolgreichsten Videospielserien aller Zeiten scheinen die Verantwortlichen um Filmemacher Eli Roth jedoch den Gegenbeweis antreten zu wollen. Borderlands ist ein gleichermaßen zusammengeschustert wie uninspiriert erscheinendes Werk, dass es in der Tat schwerfällt, sich vorzustellen, wer hiervon angesprochen werden soll. Das Gelegenheitspublikum wird es vermutlich nicht sein.

Dass dieses seine Schwierigkeit beim Einstieg in die zusammengeklaubte Science Fiction-Story haben könnte, scheinen die Filmschaffenden wohl erwartet zu haben und lassen die Geschichte daher von der (aus unerfindlichen Gründen) von Cate Blanchett gespielten Kopfgeldjägerin Lilith aus dem Off erzählen. Sie wurde auf Pandora geboren, einem schmutzigen und brutalen Planeten, auf dem verschiedene Fraktionen seit langem nach einer verschollenen Kammer suchen, in der die Eridianer ungeahnte, technologische Schätze hinterlassen haben sollen. Die Eridianer sind eine uralte, inzwischen verschwundene Rasse von den Weltraum bereisenden Wesen, deren Errungenschaften und Technologie die Menschheit seit jeher vorangebracht haben. Die Legende besagt, dass eines Tages eine Tochter der Eridianer kommen werde, die Kammer zu entdecken. Widerwillig kehrt Lilith nach Pandora zurück, als der einflussreiche Atlas sie anheuert, seine Tochter Tiny Tina zu finden. Tina wurde von dem auf eigene Faust operierenden, aus Atlas’ Privatarmee Crimson Lance stammenden Soldaten Roland entführt. Auf Pandora wird Lilith von dem unentwegt plappernden Roboter Claptrap empfangen, der aus unerfindlichen Gründen auf sie programmiert ist. Gemeinsam finden sie Tina und Rowland, neben dem „Psycho“ Krieg, ein Kämpfer, der alles tun würde, um Tina zu beschützen. Doch Lilith muss erkennen, dass Atlas ihr seine wahren Absichten verschwiegen hat. Und dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss.

Die Truppe sich ständig kabbelnder Außenseiter, die sich im Lauf ihres Abenteuers zusammenraufen muss, um am Ende ein gemeinsames Ziel zu erreichen, selbst wenn sie für gewöhnlich lediglich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, erinnert nicht von ungefähr an Guardians of the Galaxy [2014]. Da nicht zuletzt das erfolgreiche Comic-Franchise andere Geschichten als Vorbild hat, kann man diesen Umstand Borderlands kaum zum Vorwurf machen. Wohl aber, dass es Filmemacher Roth, der auch am Drehbuch mitschrieb, nicht gelingt, seinen Figuren irgendeine Art von Chemie oder Ausstrahlung zu verleihen. Stattdessen werfen die Verantwortlichen mit bekannten Floskeln um sich, die ein ausschweifendes Universum suggerieren sollen, ohne dass diese Elemente aber tatsächlich zusammenpassen wollen, oder überhaupt einen Sinn ergeben. Weshalb Atlas eine so einflussreiche Figur ist? Wird womöglich erwähnt, spielt aber nie eine Rolle und die Information bleibt auch nicht haften. Welche unterschiedlichen Gruppen auf Pandora nach der sagenumwobenen Kammer suchen? Vollkommen unwichtig. Stattdessen werden Lilith und die anderen unentwegt von einer Gruppe Crimson Lance-Soldaten unter der Leitung von Commander Knoxx von einer Actionszene zur nächsten gejagt. Knoxx ist als Figur derart verschenkt, dass ihr letzter Moment gleichermaßen einem Schlag ins Gesicht der Darstellerin wie des Publikums gleicht.

Bis es soweit ist, wartet Borderlands mit vielen Schiessereien auf und einer Autoverfolgungsjagd, die zwar temporeich geschnitten sind, aber so wenig tatsächliches Tempo entwickeln, dass man zunehmend davon gelangweilt zurückbleibt. Man kann noch darüber hinwegsehen, dass die Figuren wie Gummibälle durch die Luft fliegen, oder dass die Heldinnen und Helden mit jedem Schuss treffen, während die Horden gesichtsloser Widersacher zu den schlechtesten Schützen der Galaxis gehören. Doch dass diese unbestritten lauten Sequenzen so zäh und einfallslos aufgebaut sind, ist nicht zu übersehen. Oder zu überhören, denn wie in vielen Videospielen kommentieren die Figuren jeden Moment und jede Aktion mit einem Einzeiler, für den man sich in vielen Augenblicken am liebsten fremdschämen möchte. Die Dialoge zählen zu den grottigsten, die es seit langem bei einem so teuren Studiofilm im Kino zu hören hab. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit „Das war eine hirnpürierte Idee, aber sie hat funktioniert“. Oder „Gibt es irgendeinen Fluchtweg, bei dem man nicht in Müll baden muss?“ – „Nö!“. Was sich wie eine Parodie auf schlechte Texte mit verkrampften Jugendsprachanleihen anhört, ist hier tatsächlich ernsthaft witzig gemeint. Im Ergebnis kommt man entweder aus dem Kopfschütteln, oder dem Augenrollen kaum heraus.

Worauf die eigentliche Story hinausläuft, ergibt wenigstens für all diejenigen keinen Sinn, die mit der Videospielreihe nicht vertraut sind. Darüber hinaus entwickelt weder das Finale, noch was die Heldinnen und Helden darin zu erreichen suchen, irgendein emotionales Gewicht. Es ist nicht mehr als eine Aneinanderreihung allzu offensichtlicher Trickeffekte, die nichts auslösen und denen die Besetzung geradezu gelangweilt beiwohnt. Wie wenig die Darstellerinnen und Darsteller zu den Figuren passen wollen, sieht man bereits daran, dass wer vermutet, Kevin Hart wäre für den Humor der Fantasy-Action-Komödie verantwortlich, sich irrt. Sein Roland ist womöglich noch die ernsthafteste Figur, während Claptrap mit einer akustischen Dauerbeschallung ebenso die Nerven des Publikums beansprucht, wie Blanchett und Jamie Lee Curtis bereits ob ihrer schieren Beteiligung für Verwunderung sorgen. Was sie alle hierher geführt hat, darüber lässt sich nur mutmaßen. Weshalb Borderlands, abgedreht bereit 2021, zwei Jahre lang in der Schublade des Produktionsstudios schlummerte, ehe man Produzent Tim Miller mit Nachdrehs beauftragte, um den Film offenbar in einen veröffentlichungsfähigen Zustand zu bringen, überrascht indes nicht. Nicht nur dem ursprünglichen Drehbuchautor, der seinen Namen streichen ließ, wäre es wohl lieber gewesen, der Film wäre in der Schublade geblieben.


Fazit:
Man könnte erklären, dass der Planet Pandora, auf dem die Geschichte spielt, deshalb wie eine Mischung aus einer Einöde und einem Müllplaneten im Kriegszustand aussieht, da die verschiedenen Fraktionen auf der Suche nach den Artefakten der Eridianer die Welt seit Generationen in Schutt und Asche legen. Doch beschäftigt sich das Drehbuch überhaupt nicht damit, tatsächlich eine erzählerische Welt aufzubauen. Als Science Fiction eignet sich das daher ebenso wenig, wie als Komödie, wenn bei einer Laufzeit von mehr als eineinhalb Stunden überhaupt kein Gag zünden will. Kommt hinzu, dass die Action statt packend nur öde und langatmig präsentiert wird, wird die Videospielverfilmung keinem der selbst gesteckten Ansprüche gerecht. Die bestenfalls einfallslosen, mitunter aber auch grauenvollen Dialoge sorgen schließlich dafür, dass die Figuren keinen Charme und keine Chemie miteinander entwickeln. All dies macht Borderlands zu einer zähen wie erzwungenen, nie lustigen, uninspirierten Angelegenheit, dass man nicht einmal das Gefühl bekommt, die Besetzung hätte ihren Spaß gehabt. Man möchte es ihnen wünschen, denn dem Publikum ist das definitiv nicht vergönnt. Traurig.