Blackhat [2015]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. Oktober 2015
Genre: Thriller

Originaltitel: Blackhat
Laufzeit: 133 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Michael Mann
Musik: Harry Gregson-Williams, Atticus Ross, Leopold Ross
Darsteller: Chris Hemsworth, Leehom Wang, Wei Tang, Viola Davis, Holt McCallany, Andy On, Ritchie Coster, Christian Borle, John Ortiz, Yorick van Wageningen


Kurzinhalt:

Als ein unbekannter Hacker rund um den Globus Computersysteme mit verheerenden Folgen manipuliert, beginnt FBI-Agentin Carol Barrett (Viola Davis) eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Captain Chen Dawai (Leehom Wang) einer Cyber-Spezialeinheit. Sein Vorschlag lautet, den inhaftierten Hacker Nick Hathaway (Chris Hemsworth) als Berater hinzuzuziehen, denn was immer der Unbekannte vorhat, es könnte eine globale Katastrophe verursachen. Hathaway kommt zusammen mit der Netzwerkspezialistin Lien (Wei Tang) dem Schurken auf Spur, doch geraten sie dabei ins Visier seiner bis an die Zähne bewaffneten Männer ...


Kritik:
Dass Regisseur Michael Mann mit seinem (Cyber-)Thriller Blackhat ein aktuelles Thema aufgreifen wollte, ist leicht zu erkennen. Auch, dass er den Hackern, die immer wieder in den Schlagzeilen sind, aber nie ein Gesicht bekommen, ein Profil verleihen will. Man kann aber ebenso gut beobachten, dass Mann bei jeder einzelnen Wegstation dorthin scheitert und sieht man sich den Thriller als Gesamtwerk an, kann man kaum glauben, dass derselbe Filmemacher für Perlen wie Heat [1995], Insider [1999] oder Collateral [2004] verantwortlich sein soll.

Die ersten fünf Minuten lassen dabei durchaus Großes vermuten, selbst wenn allzu bildlich geschildert wird, wie Schadsoftware ein Computersystem infiltriert. Zoomt das Bild auf die Schaltelemente der Computer im Nanometerbereich, kann man zumindest den Einfallsreichtum bewundern. Nicht nur, dass hier eine Katastrophe absichtlich herbeigeführt wird, die die größten Befürchtungen in unserer vernetzten Welt zum Leben erweckt, die ersten Minuten sind durchaus temporeich – nur kann der Film hiervon nichts über den Auftakt hinaus retten.

In kürzester Zeit verschafft sich ein Hacker Zugang zu zwei wichtigen Systemen und manipuliert sie. Sowohl das FBI, als auch chinesische Sondereinsatzkräfte sind darauf aus herauszufinden, wer dahintersteckt, zumal keine Forderungen des Hackers eingegangen sind. Zur Hilfe holt man den verurteilten Hacker Nick Hathaway aus dem Gefängnis und verspricht ihm Straffreiheit, wenn er hilft, den Übeltäter zu schnappen. Die Ausgangsidee ist weder neu, noch sonderlich schlau und sieht man, dass Hathaway nicht nur aussieht wie Chris Hemsworth, sondern auch wie er rennen, fliehen, schießen, kämpfen und die Frauen erobern kann, dann fragt man sich doch, ob Blackhat ein sehr realistisches Bild der zahlreichen Hackergruppen auf der Welt zeichnet.

Die Jagd nach dem Urheber der Cyberangriffe führt das Team rund um den Globus und deckt dabei auf, dass der Programmierer kein allein lebender Jugendlicher ist, sondern ein hochgradig skrupelloser Krimineller, der Tausende Menschenleben aufs Spiel setzt, um Profit zu machen. Dass seine Männer schwer bewaffnet sind, versteht sich von selbst und wer bei Michael Mann an den genreprägenden Shootout in Heat denkt, den sollte es freuen, dass es auch hier eine solche Sequenz gibt.
Nur leider hält die nicht einmal ansatzweise, was sie verspricht.

Blackhat ist derart schleppend erzählt, dass die flachen Charakterisierungen, die klischeehaften Dialoge und die scheunentorgroßen Sprünge innerhalb der Geschichte auf erschreckende Art und Weise auffallen. Manns Szenenaufbau erzeugt nie Spannung – dürfen die angeblichen Helden höchstens acht Minuten in einem strahlenverseuchten Raum verbringen, während die Temperatur in ihren Anzügen unaufhörlich steigt und sie einem Hitzschlag immer näher kommen, spult der Filmemacher den Abschnitt in weniger als drei Minuten ab. Von Dramatik keine Spur. Die FBI- und US Marshal-Agenten sind so gut trainiert, dass sie wissentlich in ein Feuergefecht fahren und nach dem Aussteigen auf offener Straße posieren, um erschossen zu werden, anstatt sich in Deckung zu begeben. Die Verhaltensweisen der Figuren ergeben keinen Sinn und statt den Film schnell genug zu erzählen, dass einem so etwas nicht auffällt, kommt der Regisseur nie in Fahrt.

Hinzu kommt Michael Manns Faible für die digitale Aufnahmetechnik, mit der er bereits in Collateral das Nachtleben von Los Angeles in nie gesehene Farben und Bilder gekleidet hat. Seither haben viele Filmemacher diese Technik aufgegriffen – prominentes Beispiels ist James Bond 007 - Skyfall [2012] –, doch gelingt es vielen von ihnen, dennoch ein Filmflair zu erzeugen. In Blackhat ist das manchmal der Fall, viele Nachtaufnahmen der Städte verblüffen mit einem leuchtenden Farbspektrum, aber es kann sein, dass die nächste Aufnahme mit dem bereits in Collateral und Public Enemies [2009] zu sehenden Nachzieheffekt und Schlieren daherkommt, während manche Aufnahmen sogar ruckeln. Es bringt nur auf den Punkt, wie uneinheitlich Blackhat insgesamt ist.


Fazit:
Auch wenn einige Ideen gut sind, keine einzige ist wirklich neu oder überragend dargebracht. Die Darsteller bekommen nichts zu tun, was man insbesondere an der immer brillanten Viola Davis bemerkt, deren Auftritte nichts beitragen. Die Lovestory ist so aufgesetzt wie überflüssig und die Actionmomente in den Schießereien behäbig, in den übrigen so verwackelt und zerfahren umgesetzt, dass einem die Lust am Zusehen vergeht. Einen wirklichen Aufbau bieten sie auch nicht.
Das Drehbuch weiß aus den Figuren nichts zu machen, während die eigentliche Geschichte so viele Lücken aufweist, dass sie einem Flickwerk ähnelt. Mag sein, dass Blackhat ein moderner Thriller mit einem aktuellen Thema sein wollte. Was Regisseur Michael Mann jedoch abliefert, ist nicht nur langweilig und verschenkt, sondern der schwächste Film seiner Karriere – dabei waren die letzten beiden schon weit von seinen besten entfernt.