Black Gold [2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 06. Januar 2012
Genre: Unterhaltung / Liebesgeschichte / ActionOriginaltitel: Black Gold
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: Frankreich / Italien / Katar
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Jean-Jacques Annaud
Musik: James Horner
Darsteller: Tahar Rahim, Mark Strong, Antonio Banderas, Freida Pinto, Riz Ahmed, Jamal Awar, Lotfi Dziri, Eriq Ebouaney, Mostafa Gaafar, Akin Gazi, Ziad Ghaoui, Corey Johnson, Liya Kebede
Kurzinhalt:
In Arabien zu Beginn der 1930er Jahre unterliegt Amar, Sultan von Salmaah (Mark Strong) dem Emir von Hobeika, Nesib (Antonio Banderas), in einem blutigen Kampf der beiden Fürstentümer. Wie es Sitte ist, überlässt Amar seine beiden jungen Söhne Saleeh (Akin Gazi) und Auda (Tahar Rahim) Nesib, der schwört, sie als seine eigenen aufzuziehen. Teil des Friedensabkommens ist, dass das Land zwischen ihren Reichen, der Gelbe Gürtel, niemandem gehören soll.
Viele Jahre später kommt ein Amerikaner (Corey Johnson) zu Nesib und unterbreitet ihm, im Gelben Gürtel große Erdölvorkommen entdeckt zu haben. Es würde für Nesib und sein Volk Geld im Überfluss und mit dem Wohlstand auch ein besseres Leben bedeuten. Doch dafür müsste der Friedensvertrag zwischen ihm und Amar aufgekündigt werden. Der weigert sich allerdings, so dass Nesib nur die Möglichkeit sieht, seine eigene Tochter Leyla (Freida Pinto) mit Auda zu verheiraten. Amar lässt sich so allerdings nicht austricksen, sondern es lieber auf einen Krieg mit Nesib ankommen. Dieser wird von den Amerikanern jedoch mit modernsten Waffen ausgestattet. In alledem wird sich Auda bewähren müssen – für die eine oder die andere Seite ...
Kritik:
Es mag durchaus ein Publikum geben für Black Gold. Selbst angesichts dessen, wie Jean-Jacques Annaud seinen arabischen Ölrauschepos erzählt. Es fällt nur schwer, sich selbiges genau vorzustellen. Das liegt nicht daran, dass die Geschichte nicht erzählenswert wäre, nur bleibt der Eindruck, dass nicht nur alle Versatzstücke sehr bekannt vorkommen, sondern wenn schon, dann besser hätten umgesetzt werden können. Dass sich Produzent Tarak Ben Ammar, der sich dreißig Jahre lang bemühte, bei den Studios Interesse für den Roman Der schwarze Durst [1959] von Autor Hans Ruesch zu wecken, hier einen Lebenstraum erfüllt, sei auch unbestritten. Man kann auch erkennen, dass sich die Filmemacher von Klassikern wie Lawrence von Arabien [1962] inspirieren ließen. Doch gelingt es Black Gold nur stellenweise, uns für die Figuren oder gar die Geschichte jener Glaubensgemeinschaft zu interessieren, und wenn hier und da durchaus ein merkenswerter Satz fällt, dessen Bedeutung gelungen ist, finden sich dazwischen viele Dialoge, deren Inhalt man besser nicht wiederholen sollte.
Die Geschichte beginnt in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit einem Friedensabkommen zwischen den Stammesfürsten Nesib, Emir von Hobeika (Antonio Banderas) und Amar, Sultan von Salmaah (Mark Strong). Amar hat die blutige Schlacht verloren und übergibt seine beiden jungen Söhne Saleeh und Auda Nesib als Geiseln, um einen weiteren Konflikt zu verhindern. Dieser verspricht, sie wie seine eigenen Kinder großzuziehen. Das Land zwischen ihren beiden Reichen, das der Gelbe Gürtel genannt wird, soll von niemandem angetastet werden – als Pufferzone. Viele Jahre später jedoch kommt ein Abgesandter einer amerikanischen Ölfirma zu Nesib, der auf Grund der schlechten gesundheitlichen Bedingungen in seinem Land seine Frau bei der Geburt eines seiner Kinder verloren hat, und unterbreitet ihm, dass im Gelben Gürtel große Ölvorkommen lagern sollen, die ihn und sein Fürstentum reich machen werden. Als Nesib mit Amar über eine Aufhebung ihres Friedensvertrages verhandeln will, lehnt dieser ab und droht mit einem Angriff, sollte Nesib die Amerikaner nicht abziehen, die dort schon mit Bohrungen begonnen haben.
Es klingt im ersten Moment, als würde Black Gold in den etwas mehr als zwei Stunden viel erzählen, zumal sich später dazu Schlachten und neue Friedensverhandlungen gesellen. Doch gestaltet Regisseur Annaud seine Erzählung mehr zäh als packend. Wir sehen einen erwachsen gewordenen Auda, der im Verlauf des Films vom Bücherwurm zum geborenen Anführer einer zufällig zusammen gestellten Armee heranreift, sich wechselseitig auf der Seite Nesibs und Amars sieht. Und wir begegnen Nesibs Tochter Leyla, die später mit Auda zwangsverheiratet wird, um das einstige Friedensabkommen nichtig werden zu lassen. Außerdem werden viele der kleineren Stämme in jener Region vorgestellt, die sich entweder akribisch an ihre Auslegung der Schriften des Korans halten, oder aber für ihre eigenen Glaubensüberzeugungen auftreten. Ein Entwicklungsprozess gibt es keinem der beiden Lager, und auch Auda scheint von seinen Erlebnissen kaum etwas in seine persönliche Weltanschauung zu übernehmen.
Black Gold gibt sich Mühe, beiden Seiten des Konflikts ein Gesicht zu verleihen und dessen Standpunkte vorzubringen. Einerseits Emir Nesib, der das Gold des Westens nicht nur akzeptiert, um selbst reich zu werden, sondern weil er die Lebensbedingungen für sein Volk verbessern will. Bildung, Gesundheit, Elektrizität – er folgt Idealen, die zwar irgendwann wieder in Vergessenheit geraten, insbesondere, weil erzkonservative Stammesmitglieder eine Besinnung auf die Grundbedürfnisse verlangen, aber wir sehen, dass er etwas bewirken möchte. Ebenso wie Amar, der sich gegen die Geschenke des Westens stemmt, weil er befürchtet, dass diese Fremden nicht wieder gehen werden. Die Zersplitterung jener Region wird deutlich, nicht nur in Teilen, die an Traditionen festhalten, oder offen zukunftsorientiert handeln, sondern auch innerhalb der religiösen Gemeinschaft mit mehr oder weniger radikalen Ansichten.
Diese Aussagen trifft Jean-Jacques Annaud beinahe nebenbei, wartet aber gleichzeitig mit einer Liebesgeschichte auf, die kein Klischee auslässt, präsentiert Dialoge, die klingen, als wenn ein Hollywood-Drehbuchautor eine Geschichte aus 1001er Nacht erzählen wollte. Insgesamt ist es nicht nur allzeit vorhersehbar, sondern wirkt schlicht nicht glaubwürdig. Des rühmlichen Ansatzes und des sichtlichen Aufwands zum Trotz.
Fazit:
Je weiter die Geschichte voranschreitet, aus Prinz Auda ein Kämpfer wird, der seinen Vater stolz machen kann, umso schwerer wird es zu sagen, worauf Black Gold eigentlich hinsteuert. Die Story entwickelt sich absehbar, aber augenscheinlich eher zufällig weiter, ein Ziel scheint es nicht zu geben. Wäre es eine Erzählung um den Aufstieg Audas an die Spitze seines Fürstentums, erleben wir zu viel aus der Sicht anderer Figuren. Ginge es um die Entdeckung des Öls in jener Region, sehen wir mehr, was nichts damit zu tun hat, aber davon beeinflusst wurde. Jean-Jacques Annaud gelingt es nicht einmal, malerische Bilder in jener Region einzufangen. Die Landschaftsaufnahmen beschränken sich auf zu wenige, sich wiederholende Eindrücke, während die Kämpfe immer wieder kurze Schockmomente aufzeigen, aber insgesamt nicht packen.
Das ist letztlich umso tragischer, als dass die Geschichte nicht uninteressant ist und auch namhafte, talentierte Darsteller gefunden wurden. Wenn ihnen allerdings nichts gegeben wird, womit sie spielen können, sind selbst die besten Absichten vergebens. Hierfür Zuseher zu interessieren, wenn es nicht als Mehrteiler im Free-TV präsentiert wird, dürfte für Black Gold schwierig werden. Und das zu Recht.