Beautiful Disaster [2023]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 6. April 2023
Genre: Liebesfilm / Komödie

Originaltitel: Beautiful Disaster
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roger Kumble
Musik: Sam Ewing
Besetzung: Virginia Gardner, Dylan Sprouse, Libe Barer, Austin North, Michael Cudlitz, Brian Austin Green, Rob Estes, Neil Bishop, Autumn Reeser, Samuel Larsen, Declan Michael Laird, Manal El-Feitury, Jack Hesketh, Trevor Van Uden, Akshay Kumar, Micky Dartford, Tihomir Vinchev


Kurzinhalt:

Ihr Vater Mick (Brian Austin Green) hat Abby (Virginia Gardner) nicht nur alles über das Pokern beigebracht, weshalb sie schon im Kindesalter eine Berühmtheit in Las Vegas wurde. Er hat auch ein Spielproblem und regelmäßig Schulden, weshalb Abby sich nach der Schule lossagt, um zu studieren. Kaum angekommen, trifft sie auf den Mitstudenten Travis (Dylan Sprouse), der sich mit illegalen Boxkämpfen etwas dazuverdient. Auch wenn sie sich beide zueinander hingezogen fühlen, Abby würde es nie zugeben. Dennoch verbringen sie auch durch die gemeinsamen Freunde America (Libe Barer), die mit Travis’ Cousin Shelpey (Austin North) zusammen ist, Zeit miteinander. Als Abby eine Wette verliert, muss sie einen Monat lang in Travis’ WG-Zimmer mit einziehen. Das sorgt für noch mehr Spannungen, aber Abbys Vergangenheit holt sie ein und gefährdet auch ihre Zukunftspläne …


Kritik:
Es ist leicht, Liebesschmonzetten wie die After-Reihe oder Perfect Addiction [2023] für ihre plakative Darstellung und die seichten Storys zu belächeln. Einfacher, als sie für ihren mitunter zynischen Inhalt zu kritisieren, wenn die weiblichen Hauptfiguren demanzipiert werden. Doch es ist erstaunlich schwer, sich unterhaltsam über sie lustig zu machen, was selbst Filmemacher Roger Kumble in Beautiful Disaster feststellen muss. Dabei mutet die Geschichte an, als wäre sie eine Wiederholung der vorgenannten – und ist doch überraschenderweise mehr eine Satire derselben.

Dass der Filmemacher nicht nur für den überaus mäßigen After Truth [2020], sondern auch für die beißende Gesellschaftssatire Eiskalte Engel [1999] verantwortlich zeichnet, schimmert zwar gelegentlich durch, doch ist der dargestellte Humor hier weniger entblätternd, denn plump. Erzählt wird die Geschichte von Abby Abernathy, die von ihrem spielsüchtigen Vater Mick in Las Vegas ausreißt, um in Sacramento zu studieren. Mick hat Abby von klein auf an Kartenspiele herangeführt und ihr Talent hat sie berühmt gemacht, doch die Sucht ihres Vaters hat sie immer wieder in den Abgrund gezogen. An der Universität wohnt sie mit ihrer Freundin America zusammen, die sie am ersten Abend zu einem illegalen Boxkampf mitnimmt, bei dem Abby auf den Kämpfer Travis trifft und sich Hals über Kopf verknallt. Gleichzeitig kann sie sich mit Travis’ immens selbstbewusstem Auftreten, der sie immer „Täubchen“ nennt, nicht anfreunden und will auf Distanz bleiben. Dass Abby Travis ständig sagt, dass sie nie Sex haben werden, macht die Situation und ihre Gespräche nicht einfacher. Zumal Abby eine Wette verliert und einen Monat lang in Travis’ WG-Zimmer mit einziehen soll.

Die spätpubertierende Kabbelei und die Beziehung, die sich daraus entwickelt, wäre im Grunde bereits genug Story für eine solche Art Film, doch Beautiful Disaster ergänzt dies um eine Nebenhandlung zu Abbys Vater, die in einem vollkommen aufgesetzten Finale mündet. Das Ergebnis ist eine Geschichte, die sich einerseits über die bedeutungsschwangeren Dialoge, den Herzschmerz und die gegenpoligen Gefühlswelten von Young-Adult-Liebesromanzen lustig macht, aber an anderer Stelle geradezu ernst genommen werden will, wenn die Story Wendungen präsentiert, die selbst in einem solchen Kontext wie absehbare Klischees klingen. Massiert Abby im Schlaf Travis’ erwachendes Gemächt – das darüber hinaus tierische Geräusche von sich gibt – oder wird beim Liebesspiel in Las Vegas ein Hotelzimmer zerlegt, dann kann dies aber schlicht nicht ernst gemeint sein. Oder doch?

Es gibt einige Situationen, die bei Beautiful Disaster tatsächlich für Lacher sorgen, und das durchaus beabsichtigt. Aber wenn die von der 27jährigen Virginia Gardner gespielte Abby behauptet, eine noch nicht volljährige Studentin (also wenigstens 21 Jahre jung) zu sein und auf den noch deutlich älteren Parker an der Universität trifft, dann ist das schlicht nicht glaubwürdig und konstruiert darüber hinaus ein Liebesdreieck, das letztendlich ohnehin keine Rolle spielt. Ebenso wie die Bezeichnung des illegalen Boxkampfs in einer Arena namens „Der Circle“, der mehrmals erwähnt wird, aber nur anfangs überhaupt zu sehen ist. Dabei erscheint der Umgang zwischen Abby und Travis so gestellt wie weltfremd, ihre Dialoge bewusst anzüglich, ohne irgendeinen Inhalt. Was Abby an Travis überhaupt interessiert (außer Muskeln und Tattoos), wird überhaupt nicht klar, ebenso wenig, was beide an der Universität überhaupt studieren sollen. Der gesamte Hintergrund der Figuren ist nicht viel mehr als eine Leinwand, vor der zwei junge, attraktive Menschen ein Gefühlschaos spielen sollen, während sich deren Chemie aber nie auf das Publikum überträgt.

Dass die Konflikte, die dabei entstehen, nach wenigen Momenten wieder aufgelöst werden, oder allein dadurch entstehen, dass eine Person etwas sieht und ohne nachzudenken davonstürmt, anstatt mit der anderen zu sprechen, macht das Gezeigte nicht mitreißender. Immerhin funktionieren die amüsanten Momente besser, ziehen Klischees wie das Liebesspiel unter der Dusche durch den Kakao und sind mit sichtlich Augenzwinkern präsentiert. Das verleiht Beautiful Disaster als Genrefilm durchaus eine eigene Identität, aber es macht es umso schwerer einzuordnen, was für eine Art Film Regisseur Kumble tatsächlich erzählen will. Als Hintergrundbeschallung ohne Tiefgang eignet sich das in bestimmten Lebenslagen sicherlich und ist in manchen Momenten amüsanter als erwartet.


Fazit:
Das letzte Drittel der Geschichte nimmt einen Umweg, der die Figuren im Grunde kaum voranbringt, dafür aber künstlich eine Spannung kreiert, die ohnehin nie packt. Mag sein, dass dies in der bereits abgedrehten Fortsetzung aufgegriffen wird, doch das ändert nichts am bestehenden Finale. Alles in allem erzählt Regisseur Roger Kumble einen Film, über den man sich eher amüsiert, als mit ihm. Doch von der geradezu aufwühlend passiven Ausrichtung der weiblichen Hauptfigur in den After-Filmen ist er immerhin weit entfernt. Als Komödie funktioniert Beautiful Disaster besser, denn als Liebesfilm mit zahmen Teenie-Erotikspitzen, was auch daran liegt, dass Virginia Gardner und Dylan Sprouse als die beiden Stars im Zentrum keine Chemie miteinander entwickeln und meist mit geradezu blankem Gesichtsausdruck in Szene gesetzt sind. Ihre Handlungen sollen mehr für sich sprechen, doch das macht das vermeintliche Gefühlschaos nicht greifbarer. Dass sich die Erzählung nicht zu ernst nimmt, tut ihr merklich gut, selbst wenn die Klischees und die verkrampften Dialoge überwiegen. Nimmt man den Film jedoch als anspruchslose Unterhaltung, kann man sich in der richtigen Stimmung durchaus unterhalten lassen. Und das ist doch recht unerwartet.